Der Isettaschrauber (eBook)
244 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7534-4858-9 (ISBN)
Ralf Heiligtag, Jahrgang 1958, ist Diplom-Ingenieur der Fachrichtung Maschinenbau. Mit 17 Jahren erwarb er seine erste Isetta, mit 18 seinen BMW 600, mit dem er seither über 120.000 km zurückgelegt hat. Daher kennt er an den BMW-Kleinwagen aus der Wirtschaftswunderzeit jedes Einzelteil beim Vornamen. Sein beruflicher Werdegang führte ihn über Positionen in Konstruktion, Verkauf und Marketing in die Geschäftsleitung mehrerer Unternehmen der chemischen Industrie. Neben dem Beruf pflegte er seit mehr als 45 Jahren sein Hobby Oldtimertechnik.
Vorwort
Die Buchreihe „Der Isettaschrauber“ wurde geschaffen für die Freunde, Liebhaber, Besitzer, Sammler und vor allem für die Fahrer der BMW Isetta, des BMW 600 und des BMW 700 aus den Baujahren 1955 bis 1965. Vor Ihnen liegt der erste Band in zweiter Auflage; er wurde aufgrund von Anregungen aus der Leserschaft gegenüber der Erstauflage etwas erweitert. Die Bände 2 und 3 sind 2020 erschienen, Band 4 im Jahr 2021.
Die lückenhafte Modellpolitik der Bayerischen Motoren Werke AG in den fünfziger Jahren ...
... die aus einem fehlenden Mittelklasseautomobil resultierende finanzielle Schieflage, welche 1959 ihren Höhepunkt fand und das Unternehmen beinahe zum Übernahmekandidaten werden ließ ...
... die Genialität des italienisch-unkonventionellen Isetta-Konzepts, der Mythos von der Kühlschranktür, die Skurrilität des BMW 600, die verlustreichen Achtzylindermodelle, der Erfolg des BMW 700 als „Rettungswagen“ bis zum Erscheinen des BMW 1500 ...
... dieses vielstrophige Lied ist schon so oft gesungen worden, dass wir hier nicht auch noch darin einzustimmen brauchen. Die bereits auf dem Markt erhältlichen Bücher beschreiben hinreichend die Geschichte der angesprochenen Fahrzeuge und geben Auskunft über deren Entwicklungshistorie, Stückzahlen, Ausstattungsvarianten, Baujahre und Unterscheidungsmerkmale. Doch kaum eines dieser Werke - mit Ausnahme von John Jensens Isetta Restoration von 1991 / 2007, das es ausschließlich in englischer Sprache gibt, und von Dieter Weidenbrücks Motorreparaturanleitung von 1982 - schildert bisher Instandsetzungs- und Verbesserungsarbeiten, die über die seinerzeit vom Hersteller BMW herausgegebenen Reparaturanleitungen hinausgehen.
In diesem Buch geht es um Themen, die heutige Besitzer und Fahrer von Isetta & Co. kennen sollten, weil sie dadurch Ärger und Geld sparen können. Wir werden uns Tips und Tricks anschauen, die in langjähriger Fahr- und Reparaturpraxis erarbeitet wurden und helfen, die luftgekühlten BMW-Kleinwagen sachgemäß zu warten und fahrbereit zu halten. Darüber hinaus werden Sie sehen, wie dem damaligen Sparzwang geschuldete Konstruktionsdetails so verbessert werden können, dass Zuverlässigkeit und Fahrfreude steigen.
Dieses Buch und die inzwischen gefolgten Bände 2 bis 4 stellen Ihnen zahlreiche erprobte Ideen und Anregungen zu Problemlösungen vor. Nachdem seit der Markteinführung der hier behandelten Fahrzeuge mehr als sechs Jahrzehnte vergangen sind, bleibt es nicht aus, dass auch Teile, denen man seinerzeit fast das ewige Leben zugesprochen hätte, durch Langzeitverschleiß defekt werden - denken Sie beispielsweise an Elektrik-Komponenten wie Blinker- und Abblendschalter. Dieser Not gehorchend werden wir uns mitunter an Baugruppen heranwagen, die ursprünglich nicht für eine Zerlegung und Instandsetzung gedacht waren. Sie ahnen sicher schon, dass dabei ein paar handwerkliche Fertigkeiten nützlich sind. Wer solide Grundkenntnisse der Metallbearbeitung hat, also beispielsweise messen, anreißen, körnen, bohren, Gewinde schneiden, feilen und ähnliches kann, ist im Vorteil, weil er dadurch viele der vorgestellten Lösungen selber in die Tat umzusetzen vermag. Erst recht gilt das für Leser, die über weitergehende Fertigkeiten wie Drehen und Fräsen verfügen.
Nun ist es ja heute nicht mehr so wie in der Anfangszeit der Oldtimerei, als sich vorwiegend in techniknahen Berufen tätige Enthusiasten an alten Fahrzeugen abarbeiteten, sei es freiwillig aus sentimentaler Zuneigung zu altmodischer Technik oder erzwungenermaßen aufgrund einer knappen Kasse. Gibt es doch immer eine Zeit etwa 10 bis 20 Jahre nach Produktionsende, in der heruntergerittene Gebrauchtwagen vor allem eines sind: Billig, weil verschlissen, verrostet, noch nicht wieder gefragt und unter versiegender Ersatzteilversorgung leidend. Diese Mauerblümchenzeit lag für BMW Isetta, 600 und 700 zwischen 1970 und 1980. Kein Wunder also, dass sich just am Tiefpunkt 1977 der Isetta-Club als Interessengemeinschaft von Fahrzeugbastlern und Ersatzteiljägern konstituierte.
Der Anteil in der Wolle gefärbter Schrauber an der Gesamtheit der Oldtimerliebhaber ist im Lauf der seither vergangenen Jahrzehnte geschrumpft. Das ist vollkommen logisch: Nachdem die Freizeitbeschäftigung mit alten Fahrzeugen zum Breitensport geworden ist, nehmen beruflich eher wenig technikaffine Besitzer klassischer Fahrzeuge professionelle Werkstatthilfe in Anspruch. Dagegen ist absolut nichts einzuwenden, weil es für alle drei Beteiligten besser ist: Für den Fahrzeugbesitzer, weil er, seine eigenen Grenzen weise respektierend, selbstverursachten Murks und daraus folgende Enttäuschungen vermeidet. Für den Werkstattbetreiber, weil er seine Fähigkeiten ebenso wie teure Profiwerkzeuge einsetzen und davon leben kann. Für das Fahrzeug, weil dessen Wert erhalten oder sogar erhöht, jedenfalls aber nicht durch irreparablen Pfusch gemindert wird.
Fragen der Kategorie „Wie löse ich festgerostete Schrauben“, „welche Verfahren zur Oberflächenreinigung, zum temporären Rostschutz, zur galvanischen Beschichtung, zur Lackierung und zur Pulverbeschichtung gibt es“, „woher bekomme ich Schrauben und Muttern in guter Qualität“, “welche Werkzeuge sollte man mindestens haben“, „welcher Unterbodenschutz ist empfehlenswert“ werden im Rahmen dieses Buches nicht erörtert, weil es dazu zahlreiche Veröffentlichungen in einschlägigen Zeitschriften wie beispielsweise OLDTIMER MARKT gibt. Einen sinnvollen Grundstock von Werkzeugen hat Carl Hertweck 1959 in „Besser machen“ (siehe Literaturverzeichnis) beschrieben. Gripzange und HeliCoil gab es damals schon. Seither sind als nützliche Werkzeuge für uns der Schlagschrauber und verschiedene Knipex-Spezialzangen hinzugekommen. Den Spezialwerkzeugen für das Arbeiten am Motor wird Band 2 ein eigenes Kapitel widmen.
Auch wer sich zum Selberschrauben nicht in der Lage fühlt, wird nach der Lektüre dieses Buches bei bestimmten heiklen oder gar ausweglos scheinenden Defekten nicht vorzeitig kapitulieren müssen, sondern der Werkstatt seines Vertrauens einen klar umrissenen Auftrag erteilen können. Vor allem wird er verstehen, worauf es bei bestimmten Arbeiten ankommt und warum gute und fachgerechte Arbeit einen angemessenen Preis erfordert.
Manchmal geht es in die Richtung, die man auf neudeutsch Tuning1 nennt. Dabei sollte dem Leser bewusst sein, dass bauliche Veränderungen an Kraftfahrzeugen, mit denen er auf bundesrepublikanischen Straßen unterwegs sein will, der Begutachtungspflicht bei einer technischen Prüfstelle und der anschließenden Erteilung einer Betriebserlaubnis durch die zuständige Kraftfahrzeugzulassungsstelle unterliegen. Wer beispielsweise Appetit verspürt, sein Fahrzeug mit einem schnelleren Motor auszustatten, erkundige sich zuvor bei der technischen Prüfstelle seiner Wahl, wo deren Toleranzgrenzen liegen. Nach dem Ende des TÜV- und DEKRA-Monopols für Gutachten nach §21 StVZO dürfen seit dem 22. März 2019 auch andere amtlich anerkannte Überwachungsorganisationen wie GTÜ oder KÜS solche Einzelabnahmen durchführen. Den Einbau eines 700er Motors mit 40 PS in den BMW 600 hat BMW – traditionsgemäß dem Motorsport zugetan – dankenswerterweise gestattet. Darüber hört der Spaß gewöhnlich auf.
Diese Schrauberfibel ist das Ergebnis einer Vielzahl von Notizen und Fotos, die im Laufe einer jahrzehntelangen Fahr- und Werkstattpraxis mit BMW Isetta und BMW 600 entstanden sind. Anlass dazu war jeweils die Auseinandersetzung mit allerlei technischen Problemen, die beim Betrieb eines über 60 Jahre alten Fahrzeugs naturgemäß immer einmal auftreten. Erst recht dann, wenn das alte Schätzchen im Lauf der Jahre über 250.000 km zurückgelegt hat – eine Distanz, die seinerzeit sicher nicht im Lastenheft stand.
Einige der Beiträge sind in anderer Form bereits einmal im Isetta-Journal erschienen, der Mitgliederzeitschrift des Isetta-Clubs. Sie wurden für dieses Buch überarbeitet und, wo nötig und sinnvoll, auf den aktuellen Stand gebracht. Wer heute frisch in die Welt der luftgekühlten Kleinwagen aus dem für das Unternehmen BMW umwälzenden und denkwürdigen Jahrzehnt zwischen 1955 und 1965 eintaucht, dem erlaubt diese Bücherreihe, den bisher erarbeiteten Stoff vollständig zu erwerben, ohne nach alten Heften des Isetta-Journals fahnden zu müssen. Auch alte Hasen werden es zu schätzen wissen, nicht mehr lange nachschauen zu müssen, in welcher Ausgabe der gesuchte Artikel abgedruckt war. Zahlreiche weitere Beiträge sind neu und wurden bisher nicht veröffentlicht.
Hin und wieder werden wir etwas dickere Bretter bohren, aber immer so, dass es verständlich bleibt. Denn der Leser hat nur wenig davon, wenn er lediglich erfährt, dass etwas so ist. Viel mehr Nutzen erhält er, wenn er versteht, warum sich etwas auf eine bestimmte Weise verhält. Um es bildhaft auszudrücken: Dem Durstigen wird zu trinken gegeben. Darüber hinaus erhält er Hinweise, wo die Wasserquelle zu finden ist.
Wertvolle Leitfäden bei Arbeiten an...
Erscheint lt. Verlag | 15.2.2021 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Technik |
ISBN-10 | 3-7534-4858-3 / 3753448583 |
ISBN-13 | 978-3-7534-4858-9 / 9783753448589 |
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