Die Transformation der Kulturtheorien - Studienausgabe - - Andreas Reckwitz

Die Transformation der Kulturtheorien - Studienausgabe -

Zur Entwicklung eines Theorieprogramms. Mit einem Nachwort zur Studienausgabe 2006
Buch
720 Seiten
2012 | 2., Aufl.
Velbrück (Verlag)
978-3-938808-20-7 (ISBN)
49,90 inkl. MwSt
Die westlichen Sozialwissenschaften haben im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts einen weitreichenden cultural turn vollzogen. Sie haben sich zunehmend zu 'Kulturwissenschaften' entwickelt, deren Grundannahme lautet, daß die soziale Welt durch symbolische Ordnungen konstituiert ist. Andreas Reckwitz zieht im Rahmen seiner theoriesystematischen und theoriehistorischen Studie eine vorläufige Bilanz des kulturtheoretischen Programms in den Sozialwissenschaften.Dabei geht es darum, systematisch zu klären, was das Spezifikum und die Attraktivität der Kulturtheorien im Vergleich zu traditionellen Versionen der Sozialtheorie ausmacht. Und es geht darum, die Struktur und die Entwicklung des Feldes höchst unterschiedlicher Optionen und Versionen moderner Kulturtheorien zu rekonstruieren, um die bislang eher diffus scheinenden Gemeinsamkeiten, Defizite und Vorzüge zwischen den verschiedenen Theorieschulen durch eine übergreifen de Interpretation der kulturwissenschaftlichen Theorieentwicklung im ganzen transparent zu machen. Im ersten Teil des Buches argumentiert Reckwitz, daß das Spezifikum der Kulturtheorien in einem Typus sozialwissenschaftlicher Handlungserklärung zu suchen ist, der sich von den klassischen Modellen des homo oeconomicus und des homo sociologicus unterscheiden läßt. Im zweiten Teil des Buches entwickelt Reckwitz anhand einer Serie detaillierter Interpretationen ausgewählter Autoren die These einer 'immanenten Transformation' des kulturtheoretischen Feldes. Er zeigt, daß sich die strukturalistisch-semiotischen Theorien einerseits und die phänomenologisch-hermeneutische Tradition andererseits in einer Konvergenzbewegung immer weiter angenähert haben. Die Rekonstruktion der Entwicklung (neo-)strukturalistischer Kulturtheorien - von Claude Lévi-Strauss über Ulrich Oevermann, den frühen und den späten Michel Foucault bis zu Pierre Bourdieu - sowie eine parallele Rekonstruktion der Entwicklung phänomenologischer Kulturtheorien - vom frühen Alfred Schütz über den späten Schütz, Erving Goffmann, Clifford Geertz bis zu Charles Taylor - demonstrieren, wie in der Theorieentwicklung der Dualismus zwischen einer 'subjektiven Perspektive' und einer 'objektiven Perspektive' auf Sinnmuster schrittweise aufgegeben wird. Die Theorie sozialer Praktiken, vor allem bei Bourdieu und Taylor, stellt sich am Ende als gegenwärtig leistungsfähigster Entwurf einer kulturwissenschaftlichen Neubegründung der Sozialtheorie dar.

Andreas Reckwitz, geb. 1970., seit 2010 Professor für Vergleichende Kultursoziologie an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Davor Professor für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie an der Universität Konstanz. Tätigkeiten in Forschung und Lehre in Cambridge, Hamburg, Berlin, Berkeley, London, Frankfurt/Oder und Wien. Veröffentlichung bei Velbrück Wissenschaft: 'Die Transformation der Kulturtheorien. Zur Entwicklung eines Theorieprogramms', 2000. 'Das Hybride Subjekt', 2006 sonstige Veröffentlichungen: Struktur. Zur sozialwissenschaftlichen Analyse von Regeln und Regelmäßigkeiten (1997); (Hg., mit H. Sievert), Interpretation, Konstruktion, Kultur. Ein Paradigmenwechsel in den Sozialwissenschaften (1999).

Andreas Reckwitz

Die Transformation der Kulturtheorien

Zur Entwicklung eines Theorieprogramms

Danksagung

1. Der cultural turn in den Sozialwissenschaften
1.1. Die vier Dimensionen des cultural turn
1.2. Der historische Kontext
1.3. Das kulturtheoretische Feld und seine Transformation

ERSTER TEIL
'Kulturtheorie' als Typus der Sozialtheorie
Eine begriffliche und systematische Bestimmung

2. Eine Typologie des Kulturbegriffs
2.1. Der normative Kulturbegriff
2.2. Der totalitätsorientierte Kulturbegriff
2.3. Der differenzierungstheoretische Kulturbegriff
2.4. Der bedeutungs- und wissensorientierte Kulturbegriff

3. 'Kulturtheorie' als Typus der Handlungserklärung
3.1. Das Problem der Handlungserklärung
3.2. Drei Muster sinnorientierter Handlungserklärung
3.3. Wissensordnungen und Wissenssoziologie

ZWEITER TEIL
Zwischen Strukturalismus und Sozialphänomenologie
Die Transformation der sozialwissenschaftlichen Kulturtheorien

4. 'Holismus' und 'Subjektivismus' im Feld der Kulturtheorien
4.1. 'Holismus' und 'Individualismus'
4.2. Holistische und subjektivistische Kulturtheorien
4.3. Die Konvergenzbewegung und ihre Akteure
4.4. Exkurs zur Methode einer 'systematischen Theoriegeschichte'

5. Von Lévi-Strauss zu Bourdieu. Die Entwicklung der (neo-)strukturalistischen Kulturtheorien
5.1. Claude Lévi-Strauss - Die unbewußte symbolische Ordnung und ihre strukturale Analyse
5.2. Ulrich Oevermann - Bedeutungsgenerierende Regeln und Deutungsmuster
5.3. Michel Foucault (I) - Wissenscodes und die 'Archäologie' des Wissens
5.4. Michel Foucault (II) - Wissensanalyse und 'Praktiken' im Spätwerk
5.5. Pierre Bourdieu - Habitusschemata und Praxeologie
5.6. Erste Zwischenbilanz - Die Entstehung einer kulturtheoretischen 'Theorie sozialer Praktiken' aus der Tradition des Strukturalismus

6. Von Schütz zu Taylor. Die Entwicklung der interpretativen Kulturtheorien
6.1. Alfred Schütz (I) - Sinnverstehen, Deutungsschemata und die mundane Phänomenologie
6.2. Alfred Schütz (II) - Sinnprovinzen und Lebensweltanalyse
6.3. Erving Goffmann - 'Rahmen' und Rahmenanalyse
6.4. Clifford Geertz - Kulturelle Modelle und 'Kultur als Text'
6.5. Charles Taylor - 'Self-interpreting animal' und kognitiv-evaluatives Hintergrundwissen
6.6. Zweite Zwischenbilanz - Die Entstehung einer kulturtheoretischen 'Theorie sozialer Praktiken' aus der Tradition der interpretativen Sozialtheorie

7. Die Transformation der Kulturtheorien und ihre Konsequenzen
7.1. Die Konvergenzbewegung zwischen neostrukturalistischen und interpretativen Kulturtheorien. Eine Bilanz
7.2. Die Relationen zwischen mentalen Wissensordnungen, körperlichen Verhaltensmustern und 'Texten' aus praxistheoretischer Perspektive
7.3. Vom Homogenitätsmodell der Kultur zum Modell kultureller Interferenzen und interpretativer Unterbestimmtheiten

8. Rückblick und Ausblick

Literatur
Namensregister
Sachregister

Erscheint lt. Verlag 10.12.2012
Sprache deutsch
Original-Titel Die Transformation der Kulturtheorien - gebundene Ausgabe
Maße 140 x 222 mm
Gewicht 923 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie
Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeine Soziologie
Schlagworte HC/Philosophie/Sonstiges • Kulturtheorie • Philosophie • Theorien sozialer Praktiken
ISBN-10 3-938808-20-9 / 3938808209
ISBN-13 978-3-938808-20-7 / 9783938808207
Zustand Neuware
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