Europia - Kriegstagebuch / war diary 2022 - -  Stephan Bernard Marti

Europia - Kriegstagebuch / war diary 2022 - (eBook)

Reflexionen über Europa und den Ukraine-Russland-Konflikt /Hamas Israel
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
694 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7693-7248-9 (ISBN)
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Europia. Kriegstagebuch - war diary Reflexionen über Europas Verteidigung und Kriege in der Ukraine (Überfall Februar 2022) und in Israel (Hamas-Massaker Okt. 2023)

Kriegstagebuch 25.06.2023

Im Kreml sitzt einer, der teilweise die Realität "ver-rückt", man kann es fast nicht anders formulieren. Wer das inszenierte Strohfeuer von Prigoschin und seinen Wagner-Söldnern auf dem Protestmarsch in Richtung Moskau mit 1917 vergleicht - ein Verräter wie dieser Prigoschin hätte den Untergang des Zarenreiches bewirkt -, der betreibt nicht nur schlechte Hobby-Geschichte, der hat den Realitätssinn verloren. Der zwängt Realität in ein historisches Korsett, in ein Narrativ, das weder mit der Gegenwart noch mit der Geschichtswissenschaft übereinstimmt. Der lebt in seinem ganz eigenen Diskurs. Aber damit soll sich Russland beschäftigen, sie haben diesen Mann zu ihrem Präsidenten gewählt (zur historischen Einordnung: FAZ 04.07.2023 /Schulze Wessel: Putschisten ohne Glück: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/russland-prigoschin-inszenierte-seine-rebellion-als-volksaufstand-19007719.html). Er soll sich aus Moskau verzogen haben, als Prigoschin losmarschierte - eine Lüge der Korrupten in Moskau sei es, meinte dieser in einem seiner Telegram-Videos, dass die Ukraine und die NATO einen Angriff auf Russland geplant hätten, dieselben Korrupten hätten die besetzte Ostukraine in den letzten 8 Jahren nur ausgeplündert. Wenn das so ist, dann müsste Prigoschin konsequenterweise aufhören, seine Truppen gegen die Ukraine einzusetzen. Macht er das? Putin - heisst es hier - arbeitet im Kreml, dort heisst es - er halte sich versteckt - auch, um an seiner weltfremden Rede zu arbeiten, zumindest weltfremd in ihrem historischen Deutungsteil. Noch hat das Putin-Regime die Definitionshoheit über das Wort "Verrat", nicht die Prigoschins. Und noch vor kurzem, an der Petersburger Wirtschaftskonferenz hatte Putin seinen grossen Auftritt, seine grosse, bislang grösste Bühne, um - von Applaus begleitet - gegen die Ukraine und gegen Selenskyj zu hetzen, auch mit einem Propagandafilm, der Ausschnitte aus Dokumtarfilmen aus der Nazi-Zeit enthält, in denen Ukrainer mit SS-Standarte und Flaggen der ukrainischen Ultras posierten. Banderas Männer, die den Nazis bei der Ausrottung der polnischen und der ukrainischen Juden halfen, mit der Absicht, dafür eine unabhängige Ukraine zu erhalten. Eine Ukraine, deren Grund und Fundament auf einem mehr als schäbigen Geschäft, auf Massenmord, gestanden hätte - zum Glück hat das nicht funktioniert. Die Ukraine von heute kann und soll es besser wissen - 2019 hat sie die Neo-Nazi-Partei aus ihrem Parlament geworfen - ein starkes Zeichen! Bandera eignet sich nicht für eine nationale Ikone der modernen Ukraine von 1991 - er wurde von den Nazis gehätschelt, er kämpfte gegen die Sowjetunion, auch gegen kommunistische Sowjet-Ukrainer und Sowjet-Belarussen (ausgenommen jene Ultranationalisten, die am Ende ebenfalls gegen die Nazis kämpften), er ermordete Polen - das alles passt nicht zu einer gegenwärtigen Ukraine, die zur Versöhnung mit Polen, mit jüdischen Überlebenden, mit Russland, mit Belarus, und nicht zuletzt mit Deutschland, dessen Nazis Millionen Ukrainer emordeten, bereit und fähig wurde. Auch in der Ukraine liegt die Darstellung der Gegenwart durch Geschichte leicht bis ganz daneben, nicht nur im Kreml. Vergleicht man Putins Petersburger Bühnenauftritt von 2023 als grosser Show-Master, dessen erster Schüler, Lavrov, ebenfalls so gut wie alles, was er zur Ukraine sagt, zu deren Denunziation und zur Aufhetzung der dummen unter den rusisschen Soldaten und Offizieren zuspitzt, könnte man jetzt vom Berliner Sportpalast reden, in dem Goebbels vor 80 Jahren seine berüchtigte Hetzrede hielt....,doch auch das wäre nur realitätsfern, masslos, ja verrückt, und nicht bloss schlechte Hobby-Geschichte. So oder so ist Russland zu wünschen, dass es mehr und mehr in der Gegenwart ankommt, mehr im Realitätssinn, und mehr und mehr seine Vergangenheit in das historische Archiv verschiebt, veranlasst und verwaltet durch seriöse Fakultäten der Geschichte, die das historische Erbe im Namen der Wahrheit pflegen und, weit über die Gegenwart hinaus, gegen Irrtum, Irrsinn und Demagogie schützen. Das ist die Aufgabe und die Pflicht der Wissenschaft.

Kriegstagebuch 10.06.2023

Putin verkündete, die ukrainische Gegenoffensive sei angelaufen, derweil kursieren bei Twitter Fotos mit ihm und einem jungen Leoparden auf seinem Schoss (Message: Wir haben alles unter Kontrolle; zumindest in der Inszenierung), andere Fotos zeigen einen zerstörten Leopard II - und drei zerstörte Bradleys (Panzerwagen) - hämische Kommentare begleiten die Bilder. Dem ukrainischen Militär ist sicher klar, dass Panzer Boden- und Luftdeckung, besser noch: die Unterstützung durch die Luftwaffe, benötigen, um in einer Feldschlacht ihre Operationen erfolgreich durchführen zu können. Seismographische Messungen und abgehörte Telefongespräche bestätigen die russische Sabotage der Staumauer - zivil: eine Katastrophe, militärisch: eine Verteidigungsmassnahme gegen die ukrainische Gegenoffensive. Wer erfolgreicher ist, der ukrainische Angriff oder die russische Verteidigung, das wird sich in ein paar Tagen oder Wochen zeigen. Es ist davon auszugehen, dass es Putin im Moment (die militärischen und politischen Ziele werden an den Verlauf des Krieges und der Diplomatie angepasst) in der Ukraine nicht mehr um Neueroberungen, sondern um die Konsolidierung des Eroberten geht. Die Feuerprobe, ob das Russland gelingt oder ob die Ukraine Territorium zurückgewinnt, hat soeben begonnen.

Kriegstagebuch 07.06.2023

Im Osten nichts Neues, ausser eine Katastrophe: der Kachowka-Staudamm brach. Bachmut wurde weitgehend von Wagner-Truppen eingenommen, die die Ruinenstadt den russischen Truppen übergaben und grösstenteils abzogen. Putin meldet, Russland hätte auf die Zentrale des militärischen Geheimdienstes der Ukraine einen Präzisionsschlag ausgeführt, nachdem sein Chef, Budanov, in einem Interview sich offen zu den Mordanschlägen auf russische Ukraine-Hasser bekannte, die das Existenzrecht der Ukraine öffentlichkeitswirksam in Frage stellten, wie Dugins Tochter und ein Petersburger Militärblogger (Russland übt und lernt in diesem Krieg, in seinen Angriffen besser und präziser zu werden, auch aus diesem Grund, wollen wir es nicht an unseren Grenzen haben). Seitdem trat Budanov (wie der militärische Oberbefehlshaber Zaluzhnyi) in der Öffentlichkeit nicht mehr auf. Bei Twitter hiess es dazu: "Fakt ist, Zaluzhnyi und Budanov würde Putin gerne tot sehen (wonders why a secret service betrays its secrets and thus expressly exposes itself as a target, by the way). Fakt ist auch, dass man beide seit Tagen nicht mehr gesehen hat." Unter welcher Führung auch immer, die Gegenoffensive soll verlorenes Terrain für die Ukraine zurückerobern. Nach langem Grabenkrieg, der auch diplomatisch zu nichts führte, droht sie zumindest im Süden in der Flut unterzugehen. Betroffen ist ein riesiges, hauptsächlich russisch besetztes, Gebiet vor der Insel Krim mit rund 80 Ortschaften. Das Ausmass der Zerstörung z B. für die Landwirtschaft, ist noch nicht abzusehen. Die 250 000 Einwohner-Stadt Cherson steht fast zur Gänze zwei Meter unter Wasser. Man sollte sich überlegen, ob man den Krieg nicht vorübergehend in einen notstandsbedingten Waffenstillstand versetzt, um sich der Rettung und Evakuierung von Mensch, Tier, Gut und Natur mit vereinten russischen, ukrainischen und internationalen Kräften zu widmen. Immerhin spielen sich die russischen Besatzer als die "wahren" Beschützer der Ostukrainer auf, das können sie jetzt unter Beweis stellen, in dem sie mit der Ukraine und der Internationalen Hilfe kooperieren, stattdessen beschiesst russische Artillerie weiterhin die halb überflutete Stadt Cherson. Ein Kommentar in der SZ meinte, der Krieg eskaliere. Moskau sieht das vermutlich anders. Die Flutung wirkt in diesem Gebiet wie ein Brandlöscher, eine Gegenoffensive findet in ihm demnächst nicht statt, stattdessen Aktivitäten nationaler und internationaler Hilfsorganisationen. Schob Moskau etwas Panik wegen den West-Panzern, dann hat sich das jetzt - auch durch die Überflutung - beruhigt, ohne Nuke-Einsatz und AKW-Beschädigung. Lieber eine Krim ohne Wasser als keine Krim. Wahrscheinlich führte Sabotage - bei Twitter zirkuliert eine Videoaufnahme, die eine nächtliche Explosion bei der Staumauer zeigt - zum Einbruch des Staudamms, der zum russischen Besatzungsgebiet, insofern in die russische Verantwortung, gehört. Unzählige Tiere ertranken. Bei Tik-Tok wird das Massenfischsterben gezeigt: soweit der Blick über die Ebene reicht, liegen Fische dicht an dicht herum, tot oder sterbend. Durch die Wassermassen in ihren Häusern eingesperrte Menschen winken hilfeflehend von den Dächern zu den ukrainischen Aufklärungsdrohnen über ihnen, angeblich lässt die russische Besatzungsmacht keine Rettungen von ukrainischer Seite zu. Auf Zeit führt das zu einem Desaster. Ein Biber, auf dem Trockenen herumirrend, muss die aus den Fugen geratene Lage neu sortieren, die es zu beruhigen gilt für seine neue Behausung, wie er müssen auch die Menschen einen neuen Damm bauen. Ein völlig erschöpfter Hirsch, jung und pudelnass, rettete sich auf eine Mauer, auf der Menschen standen, die ihn, der auf dem Boden...

Erscheint lt. Verlag 27.12.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-7693-7248-4 / 3769372484
ISBN-13 978-3-7693-7248-9 / 9783769372489
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