Ein anderer Tag und ein anderes Leben (eBook)
532 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-35733-5 (ISBN)
Michael Mainka wurde 1961 geboren. Er ist Diplom-Theologe und arbeitet seit mehr als 30 Jahren als Pastor. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt im Bereich der Erwachsenenbildung. Er hat ein Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen und die Relevanz biblischer Texte in der Gegenwart. Bisherige Buchveröffentlichungen: AnGebote für ein Leben mit Profil (2003); 'Es wird regiert!'. Das Buch Daniel in Zeiten wie diesen (2019); Gott und die Welt mit anderen Augen sehen (2020); Keine Angst vor fester Speise. Ein Leitfaden zum Studium des Hebräerbriefs (2021); Hoffnungslos durch die Nacht? Ein Streifzug durch die Offenbarung des Johannes (2022); 'Das einzige, schöne, rechte Hauptevangelium' - Das Evangelium nach Johannes (2024).
Michael Mainka wurde 1961 geboren. Er ist Diplom-Theologe und arbeitet seit mehr als 30 Jahren als Pastor. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt im Bereich der Erwachsenenbildung. Er hat ein Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen und die Relevanz biblischer Texte in der Gegenwart. Bisherige Buchveröffentlichungen: AnGebote für ein Leben mit Profil (2003); "Es wird regiert!". Das Buch Daniel in Zeiten wie diesen (2019); Gott und die Welt mit anderen Augen sehen (2020); Keine Angst vor fester Speise. Ein Leitfaden zum Studium des Hebräerbriefs (2021); Hoffnungslos durch die Nacht? Ein Streifzug durch die Offenbarung des Johannes (2022); "Das einzige, schöne, rechte Hauptevangelium" – Das Evangelium nach Johannes (2024).
1 Der Sabbat in alttestamentlicher Zeit
1.1 Die Begriffe
Wenn vom „Sabbat“ die Rede ist, denken die meisten Menschen an einen bestimmten Wochentag des jüdischen Kalenders. Aber nur wenige wissen, was der Name dieses Wochentags bedeutet. Was also bedeutet der Begriff „Sabbat“?
“1 leitet sich vom Verb „šabāt“ ab.
Es wird nicht nur im Zusammenhang mit dem Sabbattag benutzt. Im allgemeinen Sinn bedeutet es einfach so viel wie „aufhören“ oder „zu Ende kommen“.2
Auch dort, wo es sich auf den Sabbattag bezieht, kann es auf diese Weise übersetzt werden.3
An anderen Stellen zeigt sich eine spezielle Bedeutung. So erscheint es in Ex 23,12; 31,17; Lev 26,34f.; 2 Chr 36,21 im Sinne von „ausruhen“ oder „Atem schöpfen“.4
Außerdem kann das Verb auch direkt das Feiern des Sabbats bezeichnen (Lev 23,32b; 25,2).
“ hat folgende Bedeutungen:
Als Ableitung vom Verb „šabāt“ („aufhören“, „zu Ende kommen“) bedeutet es so viel wie „Ruhetag“.
Da es auch im Zusammenhang mit anderen religiösen Festen gebraucht wird, kann es auch mit „Feiertag“ übersetzt werden.1
Außerdem stoßen wir im AT auf die Superlativbildung „šabbāt šabbātôn“, die mit „unbedingter Feiertag“, „hoher Feiertag“ oder „Zeit zum Feiern“ wiedergegeben werden kann. Sie bezeichnet einerseits herausragende Feste (Lev 16,31; 23,32), andererseits aber auch den wöchentlichen Sabbat (Ex 31,15; 35,2; Lev 23,3).
In einigen Sabbattexten taucht der Begriff „šabbāt“ überraschenderweise gar nicht auf. Stattdessen ist dort lediglich vom „siebten Tag“ die Rede (Ex 23,12; 34,21).
Nicht wenige Bibelwissenschaftler sind der Meinung, beim Sabbat habe es sich zunächst nicht um einen wöchtentlichen Ruhetag, sondern um den monatlichen Vollmondtag gehandelt.2 Neben diesem monatlichen Sabbat sei damals auch der „siebte Tag“ von Bedeutung gewesen, der jedoch nicht als „Sabbat“ bezeichnet worden sei. Erst später seien dann der „Sabbat“ und der „siebte Tag“ verschmolzen.
Zur Begründung weisen sie u.a. darauf hin, dass der Sabbat in einer Reihe von Texten zusammen mit dem Neumondtag genannt wird (2 Kön 4,23; Jes 1,13; 66,23; Hes 45,17; 46,1; Hos 2,13; Am 8,5; 1 Chr 23,31; 2 Chr 2,3; 8,13; 31,3; Neh 10,34)3 und schließen daraus, dass der Sabbat anfangs der Vollmondtag war. Nachdem die Juden im babylonischen Exil dem babylonischen šab/pattu, dem babylonischen Vollmondtag, begegnet seien, hätten sie sich vom šab/pattu abgrenzen wollen und daher unter dem Einfluss Hesekiels den Sabbat nicht länger als monatlichen Vollmondtag begangen, sondern mit dem siebten Tag verschmolzen (Ex 20,10: „… aber der siebte Tag ist Sabbat …“; vgl. Ex 31,15; 35,2; Dtn 5,14). Für einen solchen Prozess gibt es allerdings keinerlei direkte Belege.
1.2 Vorbemerkung: Der Sabbat im Wandel der Zeit
In einem sehr persönlichen Lied hat der Liedermacher Wolf Biermann erklärt: „Nur wer sich ändert, bleibt sich treu.“ Gemeint ist: Den eigenen Überzeugungen bleibt man nicht dadurch treu, dass man sich gegen Veränderungen sperrt, sondern nur, wenn man sich immer wieder fragt, welche Bedeutung sie angesichts neuer Herausforderungen haben – und dann etwas ändert. Wenn die Einen eher für Veränderungen und die Anderen eher für die Bewahrung des Status Quo sind, übersehen beide, dass manche Dinge nur durch Veränderungen bewahrt werden können – so paradox das klingt.
Auch der Sabbat wurde durch Veränderungen bewahrt. Wenn wir uns die biblischen Texte genau anschauen, werden wir erkennen, dass hier bereits in alttesta-mentlicher Zeit vieles in Bewegung war – mit dem Ziel, das Anliegen des Sabbats für die jeweilige Situation auf den Punkt zu bringen. Bevor wir uns den einschlägigen Texten des AT zuwenden, möchte ich dies an zwei Beispielen deutlich machen.
Das erste Beispiel ist der Wortlaut des vierten Gebotes, des Sabbatgebots. Die „Zehn Gebote“ (genauer: „zehn Worte“, Ex 34,28; Dtn 4,13; 10,4) werden in Ex 20,2-17 und in Dtn 5,6-21 aufgezählt. Überraschenderweise weichen beide Fassungen voneinander ab – auch beim Sabbatgebot:
Ex 20,8-11 | Dtn 5,12-15 |
Denke an | Beachte |
den Sabbattag, um ihn heilig zu halten, | den Sabbattag, um ihn heilig zu halten, |
| so wie der HERR, dein Gott, es dir geboten hat. |
Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun, aber der siebte Tag ist Sabbat für den HERRN, deinen Gott. Du sollst an ihm keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd und | Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun, aber der siebte Tag ist ein Sabbat für den HERRN, deinen Gott. Du sollst an ihm keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter und dein Sklave und deine Sklavin und |
Ex 20,8-11 | Dtn 5,12-15 |
| dein Rind und dein Esel und all |
dein Vieh und der Fremde bei dir, der innerhalb deiner Tore wohnt. | dein Vieh und der Fremde bei dir, der innerhalb deiner Tore wohnt, |
| damit dein Sklave und deine Sklavin ruhen wie du. |
Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte am siebten Tag; darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn. | Und denke daran, dass du Sklave warst im Lande Ägypten und dass der HERR, dein Gott, dich mit starker Hand und ausgestrecktem Arm von dort herausgeführt hat! Darum hat der HERR, dein Gott, dir geboten, den Sabbattag zu feiern. |
Selbstverständlich gibt es Versuche, diese Unterschiede zu erklären (vgl. 1.4.3.1 und 1.4.6). Zu Beginn unseres Weges durch die Geschichte des Sabbats in alttestamentlicher Zeit ist nur wichtig, dass wir sie überhaupt wahrnehmen.
Das zweite Beispiel ist etwas komplizierter und betrifft den Bericht des Buches Exodus über die Offenbarung des Gesetzes am Berg Sinai (Ex 19-34).
Dabei geht es zunächst um die Ereignisse bis zur Offenbarung der Zehn Gebote:
Überraschend ist auch die Fortsetzung direkt im Anschluss an die Zehn Gebote.
Ungereimtheiten gibt es auch im Zusammenhang mit den Gesetzestafeln:
Auch hier entsteht der Eindruck, dass der Bericht des Buches Exodus über die Sinai-Offenbarung ursprünglich auf die Offenbarung der „Rechtsbestimmungen“ von Ex.21,1-23,33 zulief.,
In diesem Zusammenhang werden auch die Gebote aufgezählt, die auf den Tafeln stehen. Es handelt sich dabei aber weder um die „Zehn Gebote“ noch um die „Rechtsbestimmungen“, sondern um eine weitere Gesetzessammlung (34,11-26). Auch dort findet sich ein Sabbatgebot (34,12). Mose soll diese Worte festhalten und bleibt 40 Tage und Nächte auf dem Berg Sinai, um die „Worte des Bundes, die zehn Worte“ auf die Tafeln zu schreiben (Ex 34,27-29).
All diese Beobachtungen sind nicht nur überraschend, sondern auch verwirrend. Aber es lohnt sich, sie ernst zu nehmen und nicht als unwichtig beiseite zu schieben. Kleinigkeiten können entscheidende Gedankenanstöße geben – auch wenn sie uns zunächst ins Stolpern bringen.
Beim Schnelldurchgang durch die Kapitel 19-34 des Buches Exodus haben wir entdeckt, dass sich allein in diesem Abschnitt verschiedene Gesetzessammlungen finden, die nach Auffassung des Verfassers mit dem Bericht von der Offenbarung am Sinai verbunden sind, aber jeweils eine andere Version des Sabbatgebotes beinhalten. Die verschiedenen Sabbatgebote haben vieles gemeinsam und widersprechen einander nicht, setzen aber unterschiedliche Akzente. Das zeigt: Der Sabbat ist kein „statisches Produkt“,...
Erscheint lt. Verlag | 15.9.2024 |
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Verlagsort | Ahrensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | Adventisten • Alternativer Lebensstil • Bibel • Ökologischer Ruhetag • Sabbat • Sonntag |
ISBN-10 | 3-384-35733-7 / 3384357337 |
ISBN-13 | 978-3-384-35733-5 / 9783384357335 |
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Größe: 4,2 MB
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