Gegenwind (eBook)

Spiegel-Bestseller
Vom Wachsen an Widerständen | Reinhold Messners persönlichstes Buch: zum 80. Geburtstag sein neues großes autobiografisches Buch
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2024 | 1. Auflage
368 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60777-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gegenwind -  Reinhold Messner
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Eine, wenn nicht die Konstante in Reinhold Messners Leben ist der Gegenwind: ob als schwere Stürme auf dem Weg zum Südpol mit Arved Fuchs oder mit seinem Bruder Hubert über das Grönland-Eis, ob allein beim Zeltaufbau oder in den steilsten Wänden. Vor allem zurück in der Zivilisation, wo seine Taten von jeher Widerspruch provozieren. Schon als junger Bergsteiger wurde er diskreditiert; immer wieder erlebte er Anfeindungen - als meinungsstarker Individualist, Autor und Museumsmacher. Mit der Erfahrung aus acht Jahrzehnten reflektiert Messner Freundschaften und Intrigen, alpinistische wie private Höhepunkte und Rückschläge. Eindrucksvoll vermittelt er, wie Gegenwind Flügel wachsen lässt. Und die Fähigkeit, auch im Alter Träume zu realisieren. »Sein Name ist Marke und Programm zugleich.« Focus

Reinhold Messner, Grenzgänger, Autor und Bergbauer, wurde 1944 in Südtirol geboren und wuchs in einem Bauerndorf auf. Bereits 1949 ging er zum ersten Mal in Begleitung seines Vaters auf einen Dreitausender. Nach seinem Technik-Studium arbeitete er kurze Zeit als Mittelschullehrer, ehe er sich ganz dem Bergsteigen verschrieb. Seit 1969 hat er mehr als hundert Reisen in die Gebirge und Wüsten dieser Erde unternommen. Dabei gelangen ihm zahlreiche Erstbegehungen und Achttausenderbesteigungen sowie eine Längsdurchquerung Grönlands. Reinhold Messner war nie um Rekorde bemüht, ihm geht es um das Ausgesetztsein in möglichst unberührten Naturlandschaften und das Unterwegssein mit einem Minimum an Ausrüstung. Er hielt Vorträge in ganz Europa, den USA, Japan, Australien, Südamerika, drehte Dokumentarfilme und veröffentlichte Artikel, u.a. in »Stern«, »Spiegel«, »GEO«, »Epoca«, »Espresso«, »National Geographic«. Seine Buchveröffentlichungen wurden in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt. Von 1999 bis 2004 saß er für eine Legislaturperiode als Parteiloser für die Grünen im Europaparlament. Mittlerweile widmet Messner sich vor allem den Messner Mountain Museen (MMM) an sechs verschiedenen Standorten in den Alpen, seinen Film- und Buchprojekten sowie der Messner Mountain Heritage, die sich dem Narrativ des traditionellen Bergsteigens verpflichtet. Seine besondere Aufmerksamkeit gilt den Schlüsselgeschichten des Alpinismus. Zuletzt erschienen u.a. der SPIEGEL-Bestseller »Sinnbilder: Verzicht als Inspiration für ein gelingendes Leben« (mit Diane Messner) sowie »Gebrauchsanweisung für Südtirol«.

Reinhold Messner, Grenzgänger, Autor und Bergbauer, wurde 1944 in Südtirol geboren und wuchs in einem Bauerndorf auf. Bereits 1949 ging er zum ersten Mal in Begleitung seines Vaters auf einen Dreitausender. Nach seinem Technik-Studium arbeitete er kurze Zeit als Mittelschullehrer, ehe er sich ganz dem Bergsteigen verschrieb. Seit 1969 hat er mehr als hundert Reisen in die Gebirge und Wüsten dieser Erde unternommen. Dabei gelangen ihm zahlreiche Erstbegehungen und Achttausenderbesteigungen sowie eine Längsdurchquerung Grönlands. Reinhold Messner war nie um Rekorde bemüht, ihm geht es um das Ausgesetztsein in möglichst unberührten Naturlandschaften und das Unterwegssein mit einem Minimum an Ausrüstung. Er hielt Vorträge in ganz Europa, den USA, Japan, Australien, Südamerika, drehte Dokumentarfilme und veröffentlichte Artikel, u.a. in »Stern«, »Spiegel«, »GEO«, »Epoca«, »Espresso«, »National Geographic«. Seine Buchveröffentlichungen wurden in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt. Von 1999 bis 2004 saß er für eine Legislaturperiode als Parteiloser für die Grünen im Europaparlament. Mittlerweile widmet Messner sich vor allem seinen Messner Mountain Museen (MMM) an sechs verschiedenen Standorten in den Alpen sowie seinen Film- und Buchprojekten. Seine besondere Aufmerksamkeit gilt den Schlüsselgeschichten des Alpinismus. Zuletzt erschienen u.a. der SPIEGEL-Bestseller »Sinnbilder: Verzicht als Inspiration für ein gelingendes Leben« (mit Diane Messner) sowie »Gebrauchsanweisung für Südtirol«. www.reinhold-messner.de

 

1993, zum achtzigsten Geburtstag meiner Mutter, erschien im ff-Wochenmagazin in Südtirol ein Essay von Florian Kronbichler, der im Folgenden, um einige Informationen ergänzt, wiedergegeben wird. Inzwischen bin ich selbst achtzig Jahre alt, und die Bewunderung für meine Mutter ist weiter gewachsen. Ohne ihre Weitsicht wäre ich an vielen Widerständen zerbrochen. Sie hat mich verstanden, immer wieder getröstet und ermutigt, meinen Weg zu gehen.

Das Magazin schickte eine Episode voraus, als Entschuldigung für das, was folgte:

»Als Reinhold Messner im Kulturhaus seines Heimatortes Villnöß einen Vortrag über seine Südtirol-Umrundung hielt, ließ er sich – wie das bei ihm zuweilen vorkommt – in eine Polemik mit dem Publikum verwickeln. Es half nicht, dass in der ersten Reihe die Mutter saß und ihm zudeutete: ›Halts Maul!‹ Einmal herausgefordert, hörte ›der Laggl‹ nicht mehr auf. Das Problem, sagt die Messner-Mutter stellvertretend für die ganze Familie, ist: ›Wir hören uns gern reden.‹

Wer solcherart imstand ist, sich nicht zu ernst zu nehmen, dem ist angenehm zuzuhören. Am Montag, 30. August, wird Maria Troi-Messner, Witwe und Mutter von acht Buben und einem Mädchen, achtzig Jahre alt. Gefeiert wird am Sonntag, dem 29. Mutter Messner ist noch so rüstig, dass sie das Fest selbst in die Hand nimmt. Beim ›Kabis‹, dem ersten Gasthaus am Platz, hat sie die Stube bestellt. Alle Kinder sind geladen (samt Anhang und sonst niemandem), und mit den Wirtsleuten hat sie das Nötige abgesprochen. Das Einzige, was ihr nicht nach Plan ging, ist, dass diesmal die Kinder das Mahl zahlen wollen. ›Dafür‹, sagt die Mutter, ›haben sie mir versprochen, keine Geschenke zu machen.‹

Es muss nicht alles stimmen. Sie erzählt es halt so, dass man ihr glaubt. Die ›Gerber-Miedl‹, Tochter des Gerbermeisters Franz Troi aus Buchenstein und einer Wiedenhofer vom Ritten, hat 1942 den Schullehrer Josef Messner geheiratet, einen der vielen Messner (›viel zu vielen‹), die es in Villnöß gibt. Mit knapp 30 Jahren. ›Leicht früh genug!‹, möchte sie allen gesagt haben, die das Heiraten noch vor sich haben. ›Heiratet ja nicht zu früh!‹, habe sie jedenfalls ihren Kindern immer eingebläut. Der eine hat es beherzigt, der andere weniger, einige haben es hinterher eingesehen.

Zu ihrem Mann hatte die Miedl ein Verhältnis, das man als landesüblich traditionell, als biblisch erbaulich, als klug bis listig oder gar als raffiniert frauenrechtlerisch bezeichnen könnte. Es kommt auf die Sichtweise an. ›Der Vater ist das Haupt der Familie‹, erläutert Frau Messner die ihrige, ›und die Mutter ist der Hals. Der muss das Haupt drehen.‹

Eine solche Definition bedarf keiner weiteren Erklärung. Er war der Gestrenge, sie die Gütige. Wenn (oder weil) er alles ernst nahm (von der Erziehung der Kinder bis zum Gasthausgeschwätz der Dörfler), konnte (musste) die Mutter alles abwiegeln. Wer letztlich das Sagen hatte und wer kuschte, wird eindeutig nie geklärt sein. ›Die Strenge des Vaters‹, versucht Sohn Reinhold eine Zuteilung der Elternrollen, ›mag verhindert haben, dass aus uns Sandler geworden sind, aber ausschlaggebend für das, was wir dann geworden sind, war die Persönlichkeit der Mutter.‹

Zwischen ihrem 30. und 44. Lebensjahr gebar Frau Messner neun Kinder. Acht Buben und ein Mädchen. ›Vier helle und vier dunkle, und die Waltraud ist mittelt.‹ Der Haarfarbe und dem Alter nach mittelt. Alle hat die Mutter gleich gerngehabt, natürlich. Werner, ihr Jüngster, der heute Mathematiker und Computerfachmann ist, aber früher sich ein bisschen mit Psychologie befasst hat, habe der Mutter einmal weismachen wollen, ›mehr als ein Kind kann man nicht wirklich gernhaben‹. Auf so viel Unerfahrenheit hat die Mutter dann geantwortet: ›Aber, Werner, hast du eine Ahnung!‹

Sie lässt sie gerne Revue passieren – ihre acht plus eine. Der Helmut, geboren 1943, ›war der bravste‹. Damals war er Direktor des Pädagogischen Instituts in Bozen. ›Für ein Lehrerkind ist so etwas wohl die Erfüllung.‹ Schwer zu sagen, ob die Mutter das im Ernst sagt oder mit Ironie. Jedenfalls ist Helmut, ihr Ältester, der einzige von den Kindern, dem sie einmal entfernt zugetraut hätte, dass er Geistlicher würde. Bei keinem der anderen wäre Ähnliches auch nur ›denkbar‹ gewesen. Dass dann auch Helmut weltlich blieb – Mama will nicht gerade sagen, dass sie froh darüber ist …

Das Jahr darauf, 1944, kam Reinhold zur Welt. ›Auch kein schlechter Bub, nur ein wilder.‹ Seine stehende Wendung war, schon als er sieben, acht Jahre alt war: ›Das tu ich nicht!‹ Wenn es hieß, den Hennenstall auszumisten (die Lehrerfamilie Messner betrieb nebenbei eine bescheidene Hühnerzucht), dann war vom Knirps Reinhold stets zu hören: ›Das tu ich nicht!‹ Trotzdem soll es vom gestrengen Vater dafür verhältnismäßig wenig Watschen gesetzt haben, denn Reinholds zweiter Wahlspruch habe gelautet: ›Dann bin i weg!‹

Auf den Wilden folgte wieder ein Musterkind: Günther. Er verschmähte die Nachhilfestunden in Italienisch, die ihm die fürsorgliche Mutter vermitteln wollte (›brauch i net‹), machte die Handelsoberschule und wurde – lineare Vollendung einer Ragioniere-Karriere – Bankangestellter. Glücklich war er dabei nicht. Wirklich glücklich hat ihn die Mutter erst gesehen, als er 1970 die Erlaubnis erhielt, mit Reinhold die Nanga-Parbat-Expedition mitzumachen. ›Da war er glücklich.‹ Und da starb er auch.

1947 – das vierte Kind war Erich. Wieder ›a win a Wilder‹. Er war der Fleißigste im Hennenstall, hat früh eingesehen, dass er Bauer nicht werden kann (mangels Hof), und studierte deswegen auf Tierarzt. Sein Verhältnis zu Tieren war immer ein enges. Beim Militärdienst in Innichen lernte er die Muli lieben (›die Muli wären die feinsten Viecher, wenn die störrischen Soldaten nicht wären‹) und später die Pferde. Erich ist heute selbst ein hohes Vieh in der Südtiroler Rossgesellschaft. Seinem Bruder Reinhold, der es auch einmal mit Pferden und Reiten probieren wollte, spricht er jede Eignung dazu ab. ›Er hat das Ross nicht gern!‹, sagt die Mutter, dass der Erich das vom Reinhold sagt.

Endlich, 1949, kommt das Mädchen. Waltraud. ›Die wird’s aber fein haben!‹, war der Kommentar der Nachbarschaft. Die Angekommene hat es anders in Erinnerung. Der Vater pries zwar immer den ›einen Rosenstock unter acht Misthäufen‹, aber wies sie im Übrigen in die bekannten engen Grenzen des Mädchens vom Land: nicht die Zöpfe schneiden, nicht Hosen und keinen Minirock tragen, abends nicht ausgehen, den Brüdern dienen und der Ma im Haushalt helfen. Wenn sich die junge Waltraud einmal aufgelehnt hat gegen die offensichtlich ungerechte Verteilung von Freiheiten und Pflichten, pflegte die Mutter zu sagen: ›Gescheiter als streiten, Waltraud, tu’s frisch, dann ist’s vorbei!‹ Gemeint war: Tun muss sie es ohnehin.

Solidarität unter Frauen war das nicht. Und Ermutigung zur Emanzipation auch nicht. Die Mutter hielt es eben für angebracht, der Tochter beizubringen, wie man die Verhältnisse am besten nimmt. Sie zu verändern hielt sie für unmöglich und Zeitverlust.

Als Waltraud sechzehn oder siebzehn Jahre alt war, auf jeden Fall schon die Kindergärtnerinnenschule in Bozen besuchte, setzte sie zum ersten Mal beim Vater durch, an einem Abend tanzen gehen zu dürfen. Reinhold wurde als ihr Begleiter bestellt. Die ›Lehrer-Waltraud‹ hatte sich zum Anlass sorgfältig hergerichtet, schön angezogen, aber als die beiden die lange Stiege des Lehrerhauses hinuntergingen, da sagte Kavalier Reinhold ihr plötzlich ins Gesicht: ›Ich mag nicht, kannst selber weitergehen!‹, und haute ab. Schwesterchen Waltraud blieb nichts anderes übrig, als ins Haus zurückzugehen und heulend der Mutter die Demütigung zu klagen. ›Lass ihn, den Laggl!‹ hieß es dann. Trost...

Erscheint lt. Verlag 29.8.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Abenteurer • alpine Höchstleistungen • Alpingeschichte • Alpinismus • Bilanz • Erfolge • Erstbesteigung • Extrembergsteigen • Gipfelbesteigung • Gipfelerfolge • Grenzgänger • Günther Messner • Klettern • Mount Everest • Porträt • Reinhold Messner • Rückschau • Rückschläge • Sauerstoff • Solo-Bergsteigen • Solo-Besteigung
ISBN-10 3-492-60777-2 / 3492607772
ISBN-13 978-3-492-60777-3 / 9783492607773
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