Der Fürst -  Nicolo Machiavelli

Der Fürst (eBook)

Il Principe in Neuübersetzung mit einer Einführung und Anmerkungen
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2023 | 1. Auflage
120 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7578-3912-3 (ISBN)
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In "Der Fürst" präsentiert Nicolo Machiavelli seine revolutionären Theorien über Macht und Herrschaft. Das Buch ist eine unverzichtbare Lektüre für jeden, der sich für Politik und Geschichte interessiert. Machiavelli argumentiert, dass ein Fürst alle Mittel nutzen sollte, um seine Macht zu erhalten und zu stärken, einschließlich Lügen, Betrug und Gewalt. Seine Theorien sind kontrovers und provokativ, aber auch faszinierend und inspirierend. In diesem Buch geht es nicht nur um politische Theorie, sondern auch um die menschliche Natur und die Psychologie der Macht. Machiavelli zeigt, wie Machtspiele und Intrigen in der Politik funktionieren und wie man sie erfolgreich nutzen kann. "Der Fürst" ist ein zeitloses Werk, das auch heute noch relevant ist. Es ist ein Muss für alle, die sich für politische Philosophie und die menschliche Natur interessieren.

Nicolo Machiavelli wurde am 3. Mai 1469 in Florenz, Italien, geboren. Er war ein italienischer Schriftsteller, Politiker und Diplomat, der für seine politischen Schriften und seine Theorien über Macht und Herrschaft bekannt ist. Machiavelli wurde in eine wohlhabende Familie geboren und erhielt eine umfassende Ausbildung in Literatur, Philosophie und Politik. Im Jahr 1498 wurde er zum Sekretär des Rates der Zehn ernannt, einer wichtigen politischen Institution in Florenz. In dieser Position hatte er Zugang zu wichtigen politischen Entscheidungen und konnte seine politischen Ideen und Theorien entwickeln. Im Jahr 1512 wurde Machiavelli aufgrund seiner politischen Aktivitäten und seiner Verbindung zu den Medici, einer mächtigen Familie in Florenz, verhaftet und gefoltert. Nach seiner Freilassung zog er sich aus der politischen Arena zurück und widmete sich dem Schreiben. Im Jahr 1513 veröffentlichte Machiavelli sein bekanntestes Werk "Il Principe" (Der Fürst), in dem er seine Theorien über Macht und Herrschaft darlegte. Das Buch wurde kontrovers diskutiert und kritisiert, da es als unmoralisch und manipulativ angesehen wurde. Er schrieb weitere politische Schriften, darunter "Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio" (Diskurse über die Ersten Zehn Bücher von Titus Livius), in dem er eine republikanische Regierungsform befürwortete. Machiavelli starb am 21. Juni 1527 in Florenz. Seine politischen Theorien haben bis heute Einfluss auf die politische Philosophie und die politische Praxis.

KAPITEL III. ÜBER GEMISCHTE FÜRSTENTÜMER

Aber die Schwierigkeiten treten bei einem neuen Fürstentum auf. Und erstens, wenn es nicht ganz neu ist, sondern gleichsam ein Glied eines Staates, den man in seiner Gesamtheit als zusammengesetzt bezeichnen kann, so ergeben sich die Veränderungen vor allem aus einer allen neuen Fürstentümern innewohnenden Schwierigkeit; denn die Menschen wechseln ihre Herrscher gern, in der Hoffnung, sich zu bessern, und diese Hoffnung veranlaßt sie, gegen den, der regiert, zu den Waffen zu greifen: wobei sie sich täuschen, weil sie nachher durch die Erfahrung feststellen, daß sie vom Schlechten zum Schlechteren übergegangen sind. Dies folgt auch aus einer anderen natürlichen und gewöhnlichen Notwendigkeit, die einen neuen Fürsten immer dazu veranlasst, diejenigen, die sich ihm unterworfen haben, mit seinen Soldaten und mit unendlich vielen anderen Härten zu belasten, die er seinem neuen Erwerb auferlegen muss.

So habt ihr Feinde in all denen, die ihr bei der Eroberung des Fürstentums verletzt habt, und ihr könnt die Freunde, die euch dorthin gebracht haben, nicht behalten, weil ihr sie nicht so befriedigen könnt, wie sie es erwartet haben, und ihr könnt keine starken Maßnahmen gegen sie ergreifen, weil ihr euch an sie gebunden fühlt. Denn wenn man auch sehr stark an Streitkräften ist, so ist man doch bei der Einnahme einer Provinz immer auf das Wohlwollen der Einheimischen angewiesen.

Aus diesen Gründen besetzte Ludwig der Zwölfte, König von Frankreich, Mailand schnell und verlor es ebenso schnell wieder; und um ihn das erste Mal zu vertreiben, bedurfte es nur der eigenen Kräfte Lodovicos; denn diejenigen, die ihm die Tore geöffnet hatten, sahen sich in ihrer Hoffnung auf künftigen Nutzen getäuscht und wollten die Misshandlungen des neuen Fürsten nicht ertragen. Es ist wahr, dass rebellische Provinzen, nachdem sie ein zweites Mal erobert wurden, nicht so leicht wieder verloren gehen, denn der Fürst nutzt die Gelegenheit der Rebellion, um die Schuldigen zu bestrafen, die Verdächtigen zu beseitigen und sich an den schwächsten Stellen zu verstärken, ohne zu zögern. So genügte es, dass der Herzog Lodovico [1] an den Grenzen Aufstände anzettelte, um Frankreich das erste Mal Mailand verlieren zu lassen; aber um es ein zweites Mal zu verlieren, war es notwendig, die ganze Welt gegen ihn aufzubringen und seine Armeen zu besiegen und aus Italien zu vertreiben, was aus den oben genannten Gründen geschah.

[1] Herzog Lodovico war Lodovico Moro, ein Sohn von Francesco Sforza, der Beatrice d'Este heiratete. Er herrschte von 1494 bis 1500 über Mailand und starb 1510.

Dennoch wurde Mailand sowohl beim ersten als auch beim zweiten Mal von Frankreich eingenommen. Die allgemeinen Gründe für die erste Einnahme sind erörtert worden; es bleibt, die Gründe für die zweite Einnahme zu nennen und zu sehen, welche Mittel er hatte und was jeder in seiner Lage gehabt hätte, um sich in seinem Besitz sicherer zu halten als der König von Frankreich.

Ich behaupte nun, daß die Herrschaftsgebiete, die derjenige, der sie erwirbt, einem alten Staat hinzufügt, entweder demselben Land und derselben Sprache angehören oder nicht. Wenn sie es sind, ist es leichter, sie zu halten, besonders wenn sie nicht an die Selbstverwaltung gewöhnt waren; und um sie sicher zu halten, genügt es, die Familie des Fürsten, der sie regierte, vernichtet zu haben; denn die beiden Völker, die in anderen Dingen die alten Verhältnisse beibehalten und sich in den Sitten nicht unterscheiden, werden ruhig miteinander leben, wie man in der Bretagne, Burgund, Gascogne und Normandie gesehen hat, die so lange an Frankreich gebunden waren: und wenn auch ein gewisser Unterschied in der Sprache besteht, so sind doch die Sitten gleich, und die Menschen werden sich leicht untereinander vertragen können. Derjenige, der sie annektiert hat, muss, wenn er sie behalten will, nur zwei Dinge beachten: zum einen, dass die Familie ihres früheren Herrn ausgelöscht wird; zum anderen, dass weder ihre Gesetze noch ihre Steuern geändert werden, so dass sie in kürzester Zeit mit dem alten Fürstentum völlig eine Einheit bilden werden.

Wenn aber Staaten in einem Lande erworben werden, das sich in Sprache, Sitten oder Gesetzen unterscheidet, so gibt es Schwierigkeiten, und es bedarf des Glücks und großer Energie, um sie zu halten, und eine der größten und wahrhaftigsten Hilfen wäre, dass derjenige, der sie erworben hat, sich dorthin begibt und sich dort niederlässt. Dies würde seine Stellung sicherer und dauerhafter machen, wie es die des Türken in Griechenland gemacht hat, der trotz aller anderen Maßnahmen, die er zur Erhaltung dieses Staates ergriffen hat, nicht imstande gewesen wäre, ihn zu halten, wenn er sich nicht dort niedergelassen hätte. Denn wenn man an Ort und Stelle ist, sieht man die Unruhen, sobald sie entstehen, und kann sie schnell beheben; wenn man aber nicht vor Ort ist, hört man von ihnen erst, wenn sie groß sind, und dann kann man sie nicht mehr beheben. Außerdem wird das Land nicht von euren Beamten geplündert; die Untertanen sind zufrieden, wenn sie sich sofort an den Fürsten wenden; so haben sie, wenn sie gut sein wollen, mehr Grund, ihn zu lieben, und wenn sie anders sein wollen, ihn zu fürchten. Wer diesen Staat von außen angreifen will, muss die größte Vorsicht walten lassen; solange der Fürst dort residiert, kann er ihm nur mit größter Schwierigkeit entrissen werden.

Der andere und bessere Weg ist, Kolonien an einen oder zwei Orte zu schicken, die für diesen Staat wie Schlüssel sein können, denn es ist notwendig, entweder dies zu tun oder eine große Anzahl von Reitern und Infanteristen dort zu halten. Ein Fürst gibt nicht viel für Kolonien aus, denn mit wenig oder gar keinen Kosten kann er sie aussenden und dort behalten, und er kränkt nur eine Minderheit der Bürger, denen er Ländereien und Häuser nimmt, um sie den neuen Einwohnern zu geben; und die, die er kränkt, bleiben arm und zerstreut und können ihm nie schaden; während die übrigen, die nicht geschädigt sind, leicht ruhig gehalten werden und zugleich darauf bedacht sind, nicht zu irren, aus Furcht, es könnte ihnen geschehen, wie es denen ergangen ist, die beraubt worden sind. Zusammenfassend sage ich, dass diese Kolonien nicht teuer sind, dass sie treuer sind, dass sie weniger Schaden anrichten, und dass die Geschädigten, wie gesagt, arm und verstreut sind und nicht schaden können. Hierauf ist zu bemerken, dass die Menschen entweder gut behandelt oder zerschlagen werden müssen, weil sie sich für leichtere Verletzungen rächen können, für schwerere aber nicht; daher muss die Verletzung, die einem Menschen zugefügt werden soll, von solcher Art sein, dass man keine Rache zu fürchten hat.

Wenn man aber bewaffnete Männer anstelle von Kolonien dort unterhält, gibt man viel mehr aus, weil man für die Garnison alle Einnahmen des Staates verbrauchen muss, so dass der Erwerb in einen Verlust umschlägt, und viele sind verärgert, weil der ganze Staat geschädigt wird; durch das Hin- und Herschieben der Garnison lernen alle die Not kennen, und alle werden feindselig, und es sind Feinde, die zwar auf ihrem eigenen Boden geschlagen werden, aber dennoch Schaden anrichten können. Aus allen Gründen sind daher solche Wachen so nutzlos, wie eine Kolonie nützlich ist.

Auch soll der Fürst, der ein Land besitzt, das sich in den oben genannten Punkten unterscheidet, sich zum Haupt und Verteidiger seiner weniger mächtigen Nachbarn machen und die Mächtigeren unter ihnen schwächen, indem er darauf achtet, dass kein Fremder, der so mächtig ist wie er selbst, durch irgendeinen Zufall dort Fuß fasst; denn es wird immer geschehen, dass ein solcher von denen eingeführt wird, die unzufrieden sind, sei es aus übermäßigem Ehrgeiz oder aus Furcht, wie man schon gesehen hat. Die Römer wurden von den Ætoliern nach Griechenland gebracht; und in jedem anderen Land, in dem sie Fuß fassen konnten, wurden sie von den Einwohnern eingeschleppt. Und der gewöhnliche Lauf der Dinge ist, dass, sobald ein mächtiger Fremder ein Land betritt, alle Untertanenstaaten zu ihm hingezogen werden, bewegt durch den Hass, den sie gegen die herrschende Macht empfinden. Er braucht sich also nicht die Mühe zu machen, diese Untertanenstaaten für sich zu gewinnen, denn sie schließen sich alle schnell dem Staat an, den er dort erworben hat. Er hat nur darauf zu achten, daß sie nicht zu viel Macht und zu viel Autorität erlangen, und dann kann er mit seinen eigenen Kräften und mit ihrem guten Willen die mächtigeren von ihnen leicht niederhalten, um ganz Herr im Lande zu bleiben. Wer aber dieses Geschäft nicht richtig führt, wird bald verlieren, was er erworben hat, und solange er es hat, wird er endlose Schwierigkeiten und Mühen haben.

Die Römer hielten sich in den Ländern, die sie annektierten, genau an diese Maßnahmen; sie sandten Kolonien aus und unterhielten freundschaftliche Beziehungen zu [2] den kleineren Mächten, ohne deren...

Erscheint lt. Verlag 6.6.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-7578-3912-9 / 3757839129
ISBN-13 978-3-7578-3912-3 / 9783757839123
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