Work Reloaded (eBook)

Führungskräfte im Vorstellungsgespräch
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
256 Seiten
Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-95910-405-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Work Reloaded -  Ronja Ebeling
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Was passiert, wenn namhafte Manager*innen zum Vorstellungsgespräch geladen werden? Zeigen sie sich vielleicht auch mal ratlos oder gar verletzlich? Und vor allem: Sind sie den Anforderungen der jungen Generation gewachsen? Stellvertretend für die Generation Z führt Ronja Ebeling Vorstellungsgespräche mit bekannten Wirtschaftsakteur*innen unseres Landes und prüft, ob junge Menschen in der Arbeitswelt überhaupt mitgedacht werden. Die Journalistin und Autorin fühlt unter anderem Albrecht Hornbach, Dr. Sigrid Nikutta (DB Cargo), Nina Straßner (SAP) und sogar der katholischen Kirche auf den Zahn. Denn um in Zukunft nachhaltig und verantwortungsbewusst wirtschaften zu können, brauchen wir heute Gespräche auf Augenhöhe, die das menschliche Miteinander am Arbeitsplatz in den Mittelpunkt rücken. Ronja Ebeling führte für ihr Buch Interviews mit Jos de Blok (Buurtzorg), Bischof Helmut Dieser (Katholische Kirche), Caroline Farberger (Wellstreet), Albrecht Hornbach (Hornbach), Marc Marthaler (Swisscom), Sigrid Nikutta (DB Cargo), Tijen Onaran (Global Digital Women), Nina Straßner (SAP) und Waldemar Zeiler (Einhorn).

Ronja Ebeling ist 1996 geboren und gelernte Redakteurin. Ihre journalistische Ausbildung absolvierte sie beim Hamburger Verlag Gruner + Jahr, in diesem Rahmen besuchte sie auch die Henri-Nannen-Schule. In ihrem Podcast »Hungry Minds - Eine Generation, die fordert« beleuchtet sie gesellschaftliche Probleme aus der jungen Perspektive. Seit ihrem ersten Buch »Jung, besorgt, abhängig - Eine Generation in der Krise« berät sie Unternehmen zu Themen der jungen Generation, unterstützt in Recruiting-Prozessen und begeistert als mitreißende Keynote-Speakerin.

Ronja Ebeling ist 1996 geboren und gelernte Redakteurin. Ihre journalistische Ausbildung absolvierte sie beim Hamburger Verlag Gruner + Jahr, in diesem Rahmen besuchte sie auch die Henri-Nannen-Schule. In ihrem Podcast »Hungry Minds – Eine Generation, die fordert« beleuchtet sie gesellschaftliche Probleme aus der jungen Perspektive. Seit ihrem ersten Buch »Jung, besorgt, abhängig – Eine Generation in der Krise« berät sie Unternehmen zu Themen der jungen Generation, unterstützt in Recruiting-Prozessen und begeistert als mitreißende Keynote-Speakerin.

Bedeutet der Abbau von Hierarchien den Zerfall der Autorität, Waldemar Zeiler?


(EINHORN)

Seit zehn Minuten starre ich in das Kühlregal. Ich stehe im EDEKA auf der Osterstraße in Hamburg und überlege, was ich kaufen soll. In der WhatsApp stand, dass alle etwas mitbringen sollen, Tommy würde außerdem Ph-Suppe mit Tofu kochen. Weil er keine klaren Ansagen gemacht hat, schwanke ich nun zwischen Eistorte mit Waldfrüchten und den kleinen Browniekuchen, die ich zusammen mit Vanilleeis kaufen könnte. Wenn ich besonders schnell mit dem Fahrrad fahre, sollte das Zeug in meinem Jutebeutel auch nicht schon geschmolzen sein, bevor ich bei Tommy ankomme. Laut Verpackung brauchen sie im Backofen nur sieben Minuten. Nach langem Hin und Her entscheide ich mich für die Brownies und das Eis, bezahle an der Kasse und springe aufs Rad.

Tommy wohnt nur ein paar Straßen weiter in Eimsbüttel. Die Tür zu dem Wohnhaus steht wie gewohnt offen, und ich sprinte die erste Treppe hoch. Im dritten Stockwerk werde ich langsamer, und als ich ganz oben angekommen bin, stöhne ich fast vor Anstrengung. Die Luke zum Dach ist geöffnet, und ich höre schon die Musik und lautes Gelächter von oben. Ich rücke meinen Jutebeutel auf der Schulter zurecht und klettere die einzelnen Sprossen hoch. Oben angekommen sehe ich, wie die Abendsonne über den Dächern Hamburgs steht und den Himmel über der Stadt in ein feuriges Rot färbt.

»Sorry, ich bin zu spät … Happy Birthday!«, juble ich, als Tommy mich entdeckt und mir den Jutebeutel abnimmt, damit ich besser aus der Luke klettern kann.

»Kein Stress. Toll, dass du da bist«, sagt er und drückt mich ganz fest, als ich sicher auf beiden Füßen stehe. Er hat sich heute einen neuen Ohrring stechen lassen, sehe ich, während ich ihn umarme. Der silberne kleine Ring passt zu seiner großen Brille, die ihm auf der Nase sitzt.

»Mega!«, kommentiere ich und strahle ihn an. »Ich habe Brownies und Vanilleeis mitgebracht«, sage ich fast schon stolz.

»Oh, noch mehr Schokolade!«, lacht Tommy und zeigt auf drei Kuchen, die ein paar Meter weiter auf dem Dach stehen. Ein Typ, den ich nicht kenne, schneidet sich gerade ein Stück davon ab.

»What? Alles Schoko? Oh Mann, nächstes Mal musst du sagen, was ich genau mitbringen soll«, sage ich und verziehe das Gesicht. Hätte ich mal doch die Eistorte mit den Waldfrüchten genommen, denke ich und gehe zum provisorischen Buffet, das auf dem Flachdach aufgebaut wurde. Dort stopfe ich die Brownies und das Eis in eine rumstehende Kühltruhe. Daneben steht ein Campinggasherd, auf dem Tommys legendäre Ph-Suppe köchelt.

»Trotzdem danke«, sagt Tommy. Um Platz zu schaffen, nimmt er ein Bier und eine Apfelschorle aus der Truhe und öffnet beides mit dem Feuerzeug. Als ich mit dem Verstauen fertig bin, erspähe ich meine Freundin Pia, die am Schornstein sitzt und ziemlich genervt guckt.

»Oh, was geht denn bei Pia?«, frage ich Tommy.

»Ach, keine Ahnung … irgendwas mit der Arbeit?«, mutmaßt er und wandert wieder Richtung Dachluke, um eine weitere Person zu begrüßen.

»Na, du?«, sage ich zu Pia und stoße meine Apfelschorle gegen ihre Bierflasche, sodass sie kurz zusammenzuckt.

»Oh, hab dich gar nicht kommen sehen«, sagt sie erschrocken. Meine Freundin studiert in Berlin Medizin und ist das Wochenende zu Besuch, um Tommys Geburtstag mit uns zu feiern.

»Was ziehst du so einen Flunsch?«, frage ich sie und setze mich auf den Boden. Ich lehne mich mit dem Rücken an den Schornstein und genieße den Ausblick. Pia erzählt mir währenddessen, dass sie von ihrem Chef genervt sei. »Der akzeptiert gar keine anderen Gedanken. Nur seine Meinung zählt«, sagt sie und skizziert mir kurz, worum es in dem Konflikt geht. Aber weil Pia gerade in einem Krankenhaus ihr Praxisjahr macht und mir irgendwas von Laborergebnissen erzählt, kann ich ihr nur halb folgen. »Er hat dann jedenfalls vor der gesamten Gruppe gesagt, dass ich mich lieber an sein Lehrbuch halten sollte und mir nicht unnötig den Kopf zerbrechen muss … Er ist so ein autoritärer, respektloser Macho-Idiot!«, sagt sie wütend.

»Also ich verstehe zwar nichts von den Laborwerten, aber auf das Lehrbuch ist in der Medizin doch meistens Verlass, oder?«, frage ich verwirrt.

»Natürlich ist auf das Lehrbuch Verlass, aber manchmal muss man eben nicht nur A und B kombinieren, sondern auch mal C hinterfragen. Aber er will mir das eigene Denken quasi absprechen, und ich soll nur nachplappern, was er sagt. Wie soll denn so aus mir eine gute Ärztin werden, wenn mein Ausbilder so tickt?«, fragt Pia, und jetzt verstehe ich, was sie meint. Sie fand es respektlos, wie er ihr seine Meinung aufgedrückt hat und sie auch noch in der Teamrunde infantilisiert hat.

Tommy, der sich mittlerweile auch zu uns gesellt hat, versucht mit seinen Fingern Pias Mundwinkel nach oben zu ziehen. Sie haut genervt seine Hand weg.

»Weißt du, was das Problem ist? Er hat die Expertise gepachtet«, sagt Tommy.

»Gepachtet? Was redest du da? Er hat ja Expertise, die will ich ihm gar nicht absprechen – der Typ ist schließlich Arzt, und ich weiß auch, dass ich viel von ihm lernen kann. Aber diese Bevormundung nervt. Er behandelt mich manchmal wie ein Kind«, sagt Pia in einem sehr angefressenen Tonfall, über den Tommy zum Glück auch an seinem Geburtstag lachen kann.

»Mit der gepachteten Expertise meine ich, dass er im alleinigen Besitz von Kompetenz ist und du nur die Empfängerin dieser Kompetenz. Es gibt also eine Frage, und nur seine Antwort ist richtig. In der Philosophie nennt man das Expertenberatung. Besser ist aber die existenzielle Beratung«, sagt Tommy, und seine Augenbrauen springen in die Höhe. Er zieht seinen Tabak aus der Hosentasche und steckt sich einen Filter zwischen die Lippen. »Bei der existenziellen Beratung weiß zunächst niemand, was die Antwort ist, und das Problem wird gemeinsam betrachtet«, nuschelt er weiter. Dadurch fühlen sich alle Beteiligten bei der Suche nach der Antwort mehr involviert und wertgeschätzt. Das Ergebnis sei dann akzeptierter.

»Okay, und seit wann interessierst du dich für Philosophie?«, fragt Pia skeptisch.

»Tue ich nicht, hab’s nur heute Morgen zufällig im Radio gehört und fand es ziemlich sinnig«, sagt Tommy. Pia und ich starren ihn wortlos an, und ich kann mir bildlich vorstellen, wie Tommy heute Morgen noch völlig verpennt in Boxershorts und mit Zahnbürste im Mund durch seine Wohnung spaziert ist und nebenbei eine Philosophiesendung gehört hat. Grinsend schüttle ich den Kopf. Er leckt das Paper an und steckt sich sein Bastelergebnis hinters Ohr.

»Wie lange musst du diesen medizinischen Ohrring jetzt eigentlich tragen?«, will ich von ihm wissen, und Pia verdreht bei dem abrupten Themenwechsel die Augen.

»Hallo, es ist Friday! Dein autoritärer Macho-Idiotenchef aus den Fünfzigern hat jetzt nicht auch noch unser Wochenende gepachtet!«, sage ich ihr lachend, und irgendjemand dreht die Musik lauter. Ein paar Stunden später, als der Himmel schon nicht mehr rot leuchtet, beschwert sich ein Nachbar im Bademantel über den Lärm, und ich biete ihm als Entschuldigung einen der eingefrorenen Brownies aus der Kühltruhe an.

DIE MILLIONEN


Am Montag kommen Pia und ich mit einem frühen Zug am Berliner Hauptbahnhof an. Wir verabschieden uns am Gleis, sie muss in die Klinik, und ich fahre mit der S5 Richtung Warschauer Straße und von dort aus mit der U1 weiter. Es ist kurz vor zehn, und in Berlin sind schon fast dreißig Grad. Die Hitze staut sich in den Straßen, und in der U-Bahn recke ich meinen Hals Richtung offenes Fenster, wo mir zumindest etwas Fahrtwind entgegenkommt. Am Görlitzer Bahnhof steige ich aus, in der Skalitzer Straße 100 laufe ich mit meinen Badelatschen und Blümchenrock in einen Hinterhof voller Graffiti. Dort stehen Fahrräder, Mülltonnen und ein großer Baucontainer. Die Tür zum Wohnhaus steht offen, der Flur wird gerade renoviert. Ich schleppe mich und meinen Rucksack das Treppenhaus hoch, bis ich in einem Stockwerk ankomme, wo die Tür offen steht. Direkt im Eingangsbereich entdecke ich einen Spielautomaten mit Greifarm, wie man ihn vom Jahrmarkt kennt. Zu greifen sind bunte Kondompackungen, auf dem Automaten steht: »Die Eerde issszzt eiiine Szsscheeide!«

»Hallo?«, rufe ich in den Raum rein und marschiere durch. Rechts ist eine offene Küche mit einem XXL-Kühlschrank, links entdecke ich einen pinken Kasten an der Wand, der etwa so groß ist wie ich und eine Gebärmutter zeigt, deren einzelne Teile wie in einem Schulbuch beschriftet sind. Oben drüber steht in dicken Buchstaben: »Untenrummel«.

»Hallo!«, kommt es zurück, und ich sehe ein Großraumbüro, in dem zwei Leute an ihren Schreibtischen sitzen.

»Hey, ich bin Ronny. Ich suche Waldemar, ist der schon da?«, frage ich die junge Frau hinter dem Bildschirm, und sie zeigt auf eine Tür, die ebenfalls offen steht. Da sehe ich ihn, in lilafarbenen Shorts und schwarzen Flipflops. Seine Haare hat er zu einem Zopf hochgebunden, den Vollbart trägt er lang und wuschelig.

»Hey, schön, dass du da bist!«, sagt er, und wir umarmen uns zur Begrüßung. Wir kennen uns schon.

Waldemar Zeiler ist 1982 in Kasachstan geboren und im Alter von sieben Jahren mit seiner Familie nach Deutschland gezogen. Er ist einer der beiden Gründer des Berliner Unternehmens einhorn und beschäftigt über 25 Mitarbeitende. Gemeinsam produzieren sie ökologische und faire Kondome und Periodenprodukte, die mittlerweile in zahlreichen Drogeriemärkten in Deutschland vertrieben werden. Das Unternehmen, das 2015 als...

Erscheint lt. Verlag 8.4.2023
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte After Work • Analyse • Arbeit • Arbeitgeber • Arbeitnehmer • Arbeitnehmer*innen • Arbeitsmarkt • Arbeitswelt • Ausgleich • Balance • Beruf • Boomer • Bullshit Jobs • Debatte • Erfüllung • Freizeit • Generationen • Generationenkonflikt • Generation Z • gen z • Gestaltung • Gleichgewicht • Interviews • Kreativität • Life-Work-Balance • Mitbestimmung • new work • Sachbuch • Vereinbarkeit • Work • Work-Life-Balance • work-life-integration • Zukunft • Zukunftsprognose
ISBN-10 3-95910-405-7 / 3959104057
ISBN-13 978-3-95910-405-0 / 9783959104050
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