Mehr als Geld (eBook)
328 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-45327-9 (ISBN)
Vitalik Buterin ist einer der einflussreichsten Stars der Kryptoszene - und ein Superhirn. 2014 schuf er die nach Bitcoin erfolgreichste Kryptowährung der Welt: Ethereum. Sein Open-Source-Code ist die Grundlage für Verträge, soziale Netzwerke (Metaverse), NFT-Kunstwerke, virtuelle Immobilien und dezentralisierte Organisationen. Buterin begann bereits als Kind zu programmieren, spricht sechs Sprachen (darunter auch ein wenig Deutsch) und bekam für seine Ideen Startkapital von Peter Thiel. Heute ist Ethereum Milliarden wert und trotzdem trägt er seinen Hausstand in einem Rucksack mit sich herum, um bei Freunden auf dem Sofa zu übernachten. Im Jahr 2021 wurde er vom TIME Magazine als einer der einflussreichsten Personen des Jahres ausgezeichnet. 2022 veränderte er die Blockchain von Ethereum grundlegend, in dem er von dem »Proof-of-Work«-Mechanismus auf das deutlich energieeffizientere »Proof-of Stake«-Verfahren wechselte: nun verbraucht es 99,95 % weniger Energie als vorher und ist Bitcoin damit um Längen voraus.
Vitalik Buterin ist ein russisch-kanadischer Programmierer und Autor, der 2011 das Bitcoin Magazine mitbegründete und 2014 die nach Bitcoin erfolgreichste Kryptowährung der Welt - Ethereum - geschaffen hat. Im Jahr 2021 wurde er vom TIME Magazine als einer der einflussreichsten Personen des Jahres ausgezeichnet. Nathan Schneider ist Assistenzprofessor für Medienwissenschaft an der University of Colorado in Boulder und Autor von »Everything for Everyone: The Radical Tradition that Is Shaping the Next Economy«.
EINLEITUNG
Von Nathan Schneider
Bevor er im Alter von 19 Jahren damit anfing, eine neue ökonomische Infrastruktur für das Internet aufzubauen, bevor er zum Milliardär wurde, der auf der Couch von Freund:innen schläft, wollte Vitalik Buterin bereits eins: schreiben. Er interessierte sich auf Anregung seines Vaters hin, mit dem er als Kind von Russland nach Kanada ausgewandert war, für Bitcoin. Er hat seine ersten Coins aber nicht etwa gekauft, geliehen oder geschürft, vielmehr fragte er 2011 in einem Onlineforum, ob ihn wohl jemand mit Bitcoin bezahlen würde, wenn er darüber schriebe.
Jemand tat es. Und Buterin machte das Schreiben weiterhin Spaß, so sehr, dass er das Bitcoin Magazine mitbegründete, ein als Print und digital verfügbares Magazin, das die neuesten Entwicklungen einer damals noch äußerst kleinen und unbekannten Subkultur festhält. Dieses neue, nicht gerade benutzerfreundliche Internetgeld fesselte Buterins Aufmerksamkeit mehr als das College im ersten Jahr. Seit er sich einst selbst zum Reporter ernannte, entwickelte er seine Ideen in fortgesetztem Gespräch mit anderen. In den diversen Schriften, die er im Laufe der Jahre breit gestreut in Blogs, Foren sowie als Tweets veröffentlichte, trat immer deutlicher eine unverwechselbare Stimme hervor, und – zum Teil wegen dieser Stimme – hat er ein Publikum für sich gewonnen, das fast schon hingerissen alles verfolgt, was er über seine Erfindung, Ethereum, zu Papier bringt. Wenn Ethereum und seinesgleichen jedoch zu jener Art allgegenwärtiger Infrastruktur werden, wie sie es laut ihrer Erfinder sollen, müssen die Ideen von einer breiteren Öffentlichkeit verstanden – und kritisch hinterfragt – werden.
Dieses Buch führt in die Schriften Vitalik Buterins ein.
Als die unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto firmierende Person 2008 – inmitten der Turbulenzen der Weltfinanzkrise – den Bitcoin-Prototyp ankündigte, wollte man eine Währung erschaffen, die von kryptografischen Computernetzwerken statt von Regierungen oder Banken verwaltet werden sollte. Sie wurde »Kryptowährung« genannt. Libertäre Goldhamster und Techie-Cypherpunks schwelgten in den Metaphern des Systems: digitales Mining (Schürfen), begrenztes Angebot, bargeldartige Transaktionen, die sicher und vertraulich sein konnten. Buterin hatte die gleichen Instinkte wie dieses frühe Zielpublikum. Im Zuge seiner immer näheren Beschäftigung mit Bitcoin erkannte er aber gegen Ende 2013 allmählich, dass die Bitcoin zugrunde liegende Blockchain-Technologie die Basis für etwas Größeres sein könnte: ein Tool, um im Internet heimische Organisationen, Unternehmen und ganze Wirtschaftssysteme zu erschaffen. Also schrieb er darüber. Das Ethereum Whitepaper – das Gründungsdokument, das Sie auf der Campus-Website herunterladen können – elektrisierte die noch immer kleine Welt der Kryptowährungen, als es gegen Ende des Jahres erschien. Statt von den gängigen Unternehmen, Investor:innen und Gesetzen, die die Server kontrollierten, abhängig zu sein, würde Ethereum standardmäßig von den Usern verwaltet. Anstatt den Bitcoin-Metaphern von Gold und Minen, folgte die Ethereum-Kultur der Ästhetik von Buterins Lieblings-T-Shirts, mit Robotern, Einhörnern und Regenbogen als bevorzugte Maskottchen.
Seit Ethereums Onlinegang 2015 wurden viele weitere, konkurrierende Blockchains entwickelt, die jeweils auf andere Weise Ähnliches leisten können. Ethereum bleibt jedoch die größte unter ihnen. Obgleich seine Währung, »Ether« (ETH) genannt, im Vergleich zu Bitcoin bezüglich ihrer Gesamtkapitalisierung nur abgeschlagen auf dem zweiten Platz landet, hat Ethereum, wenn man den Wert sämtlicher Produkte und Community-Token, die aus der Basis von Ethereum entwickelt wurden, zusammennimmt, den größten Anteil an diesem fremdartigen neuen Wirtschaftssystem. Während der ersten Testläufe des Projekts wurde Buterin immer mehr zum »wohlwollenden Diktator« Ethereums – ob es ihm nun gefiel oder nicht –, nicht kraft einer offiziell bekleideten Position, sondern aufgrund des von ihm eingeflößten Vertrauens. Die hier versammelten Schriften sind von zentraler Bedeutung für den Aufbau dieses Vertrauens gewesen.
Hierbei ist Buterins eigene Position von Widersprüchen geprägt. Einerseits zeigt er völlig neue Wege für die Selbstorganisation von Menschen auf, andererseits enthält er sich jeglicher Meinungsäußerung bezüglich der Nutzung dieser Macht durch Menschen. Wie einer der nachstehenden Aufsätze erläutert, ist »glaubwürdige Neutralität« ein Grundsatz des Systemdesigns, aber auch eine Beschreibung der Rolle, die er als eine Führungsperson mittlerweile einnimmt – von den frühesten Personalentscheidungen für die Ethereum Foundation bis zu den jüngsten risikoreichen Software-Updates. Obwohl er alles in seiner Macht Stehende dagegen unternahm, ließ sich seine führende Rolle kaum von Ethereum selbst trennen. Während Ethereum und vergleichbare Systeme auf der Annahme basieren, dass Menschen egoistisch seien, ist er der Asketiker, der – abgesehen von dem Wunsch, einer zukünftigen Krypto-Welt den Weg zu ebnen – für sich selbst nichts Besonderes zu wollen scheint.
Es gibt jedoch keine Garantien dafür, dass dies eine wünschenswerte Zukunft ist. Als Buterin auf einer Bitcoin-Konferenz in Miami Anfang 2014 Ethereum erstmals auf der Bühne vorstellte, beendete er seinen Vortrag, nach einer langen Auflistung all der wunderbaren Sachen, die sich damit verwirklichen ließen, mit einem Paukenschlag: der Erwähnung von Skynet, die künstliche Intelligenz in den Terminator-Filmen, die sich gegen ihre menschlichen Erfinder wendet. Es war ein Scherz, den er später wiederholen sollte, aber wie so viele abgedroschene Scherze enthielt er auch eine Warnung. Ethereum birgt in sich das Potenzial sowohl zu einer utopischen als auch einer dystopischen Gesellschaft – sowie auch für alles dazwischen:
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Es erzeugt eine künstliche Knappheit, indem es die Verfügbarkeit hergestellter Token begrenzt; aber diese ermöglichen Communitys die Generierung großer Mengen an gezielt einsetzbarem und kontrollierbarem Kapital.
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Es schließt Menschen aus, die riskantes Internetgeld nicht kaufen und nicht handeln können oder wollen; es beflügelte auch die Erfindung neuartiger Governance-Systeme, die mit nie dagewesener Inklusion die Macht aufteilen.
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Über viele Jahre hinweg verbrauchte es riesige Mengen an Energie nur für die Aufrechterhaltung des Betriebs; zugleich ermöglicht es eine neue Art der Bepreisung von Kohlenstoff und umweltverschmutzenden Aktivitäten, während sich Regierungen diesem Aspekt weiterhin verweigern.
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Es hat Neureiche hervorgebracht, die dafür verrufen sind, einen verschwenderischen Lebensstil zu führen, sich in Steueroasen zu versammeln und bereit zu sein, so hohe Preise zu zahlen, dass die Einheimischen verdrängt werden. Es ist auch ein grenzenloses Finanzsystem im Besitz seiner User, das für jeden mit Smartphone in der Hand zugänglich ist.
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Es belohnt eine technikaffine Elite von Early Adopters; zugleich bietet es eine echte Chance, die dominanten Technologiekonzerne zu untergraben.
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Es hat ein spekulatives Finanzsystem geschaffen, bevor es eine Realwirtschaft nützlicher Produkte hervorgebracht hat; aber viel mehr als auf einem Aktienmarkt liegt das Eigentum bei den Wert schaffenden Menschen.
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Es hat den Besitzer:innen digitaler Sammlerobjekte von augenscheinlich nur geringem Wert enorme Gewinne beschert; in der Folge entstand ein neues Geschäftsmodell, das den Aufbau und das Sharing innerhalb einer Open-Access-Kultur unterstützt.
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Es verspricht, frühzeitige User auf Kosten zukünftiger Generationen reich zu machen; es gibt diesen Generationen eine Reihe von Bausteinen an die Hand, die diese als Bauende völlig frei verwenden können.
Die Leser der folgenden Aufsätze müssen sich dieser Widersprüche bewusst sein und sich mit ihnen...
Erscheint lt. Verlag | 8.3.2023 |
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Übersetzer | Thorsten Schmidt |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | Alex Ohanian • Bitcoin • Bitcoin Magazine • coinbase • Consensus • Dao • Dezentralisierung • Elon Musk • Ether • Jaron Lanier • Kryptowährung • Mining • nft • Proof of Stake • proof of work • Shiba Inu • smart cities • Smart Contract • The Fork • The Merge • Time Magazine |
ISBN-10 | 3-593-45327-4 / 3593453274 |
ISBN-13 | 978-3-593-45327-9 / 9783593453279 |
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