Adrenalin (eBook)

Udo Müller - Die besondere Geschichte eines leidenschaftlichen Unternehmers | Die unglaubliche Erfolgsgeschichte des Mannes hinter Ströer, t-online.de, Statista, kino.de, watson.de
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
528 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2773-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Adrenalin -  Hartmut M. Volz
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Udo Müller leitet ein Imperium von mehr als 150 Firmen mit über 10.000 Mitarbeitern. Alles unter dem Dach der börsennotierten Ströer SE & Co. KGaA. Dieses Buch berichtet von seinem Start mit einer Werbeagentur in einer kleinen Ost-Berliner Garage, seinem Wechsel zu Ströer, dem erfolgreichen Ausbau dieses Konzerns, bis zum Aufbau des heutigen, milliardenschweren und global agierenden Medienkonzerns. Aber auch die Rückschläge werden nicht ausgespart. Mehr als einmal stand Udo Müller vor dem wirtschaftlichen Abgrund. Udo Müller ist ein Paradebeispiel für den Übergang der Old Economy zur New Economy.  Ein Unternehmer, der mehr als einmal alles auf eine Karte setzte, dessen Risikofreude und Ausdauer am Ende aber reich belohnt wurden. 

Hartmut M. Volz, geboren 1946, ist seit über 50 Jahren Journalist. Er war fast zwei Jahrzehnte Mitglied der  Spiegel-Redaktion, Chefredakteur bei News in Wien und hat als Medienberater Axel Springer, Burda, Bauer, Deutsche Börse, Siemens, TUI und Yahoo unterstützt. Er ist Autor von 'Die Spur des Geldes. Der Fall des Hauses Siemens' (2009, Aufbau Verlag).

Hartmut M. Volz, geboren 1946, ist seit über 50 Jahren Journalist. Der Wirtschaftsredakteur hat u.a. für den Spiegel und die Bunte geschrieben, war Chefredakteur bei News in Wien und hat als Berater Medienkonzerne wie Springer, Bauer und Burda unterstützt. 

VORKLANG

Wie baut man einen Konzern mit mehr als 150 Unternehmen in zahlreichen Ländern und über 10.000 Mitarbeitern quasi aus dem Nichts heraus auf?

a)mit dem Mut, immer wieder alles aufs Spiel zu setzen

b)im steten Streben, seine Eitelkeit zu zügeln und stattdessen ständig nach der besten Idee zu suchen, egal von wem sie kommt

c)mit dem Wissen, dass die größte Gefahr für den Erfolg der Erfolg ist

Natürlich, Sie ahnen es: Alle drei Charakterzüge sind notwendig. Und noch einiges mehr, von dem in diesem Buch die Rede sein wird.

Erzählt wird die Geschichte eines Jungen, der schon mit fünf Jahren seiner Mutter versprochen hat, einmal eine Strumpffabrik für sie zu bauen. Eines Heranwachsenden, der fasziniert war von den Lehren des indischen Gurus Bhagwan und mit neunzehn Jahren dann tatsächlich sein erstes Unternehmen gegründet hat. Und eines Mannes, der sich und sein Unternehmen immer wieder neu erfunden hat – von der klassischen Akquise, die ihn zum Marktführer in Ostdeutschland direkt nach der Wende gemacht hat, über einen von einem US-amerikanischen Hedgefonds finanzierten Leveraged Buy Out, mit dem er dann Marktführer in ganz Deutschland wurde.

Dann die Expansion weltweit, die von der Weltfinanzkrise abrupt gestoppt wurde. Kurz danach das nächste Wagnis: ein fulminanter Börsengang, basierend auf der erfolgreichen Marktdurchdringung in Polen, der Türkei und Deutschland. Und eine erneute Krise, dieses Mal die der Staatsschulden, die alles wieder einreißt.

Die Neuerfindung durch eine sehr frühe Digitalisierung, die die Branche verblüfft und die Aktie verzehnfacht.

Schließlich der Überfall aller Überfälle – eine spektakuläre Short-Seller-Attacke aus den USA. Und die ultimative Krise für einen Außenwerber: eine Pandemie, in der niemand mehr auf die Straße geht – und dementsprechend auch keine Außenwerbung mehr benötigt wird.

Es ist die Geschichte von Udo Müller. Anfangs mäßiger Schüler, der am Ende das drittbeste Abitur der Schule macht. Handballprofi in der Bundesliga. Mediziner, der trotz Bestnoten im Staatsexamen kurz vor Fertigstellung seiner Promotion ausgestiegen ist. Vor allem aber: ein Vollblut-Unternehmer.

Aus dem ursprünglich eher lokal agierenden, kleinen Kölner Außenwerber Ströer hat er in gut drei Jahrzehnten einen einzigartigen, diversifizierten Medienkonzern aufgebaut. Immer wieder ist er dabei auch gescheitert, haben sich hochfliegende Pläne zerschlagen. Auch davon erzählt Müller in schonungsloser Offenheit.

Seine Geschichte ist zugleich auch eine Wirtschaftsgeschichte der letzten vier Jahrzehnte: von den Jahren vor dem Fall der Mauer zur wilden Zeit, als der Westen den Osten wirtschaftlich besiedelte. Als nach der Jahrtausendwende der amerikanische Turbokapitalismus nach Deutschland kam und viele Börsenmillionäre werden wollten. Die Weltfinanzkrise der Jahre 2008 und 2009, die alle Firmen ordentlich durchschüttelte. Und schließlich der größte Umbruch aller Zeiten: die Digitalisierung, in deren Folge sich eigentlich jedes Unternehmen neu erfinden musste, wenn es überleben wollte.

Udo Müller ist ein Paradebeispiel für den Übergang der Old Economy zur New Economy sowie das persönliche und finanzielle Risiko eines Unternehmers, der mehr als einmal alles auf eine Karte setzt, dessen Mut und Ausdauer jedoch am Ende immer belohnt wurden. Manchmal geradezu schicksalhaft.

Es ist die Biografie einer außerordentlichen Leidenschaft zwischen bedingungslosem Einsatz, halsbrecherischen Risiken, wirtschaftlichem Scheitern und am Ende unternehmerischem Durchbruch und Erfolg.

Berlin, Grenzübergang Friedrichstraße

Es ist eine kalte Januarnacht 1988, als Udo Müller mit zwei Paketen unterm Arm sein Charlottenburger Büro verlässt. Vor wenigen Jahren hatte der gebürtige Bad Godesberger die Berliner Werbeagentur Lunenburg & Partner mit zwei weiteren Gesellschaftern gegründet.

Obwohl Müller erst fünfundzwanzig Jahre ist, hat er schon eine beachtliche Karriere als Sportler und Serial Entrepreneur hinter sich. Bereits zwei Jahre nachdem er mit dem Handball angefangen hat, spielte er in der Jugend-Nationalmannschaft. Als Profi spielte er dann für die Reinickendorfer Füchse in der Bundesliga. Mit seinem Freund Dieter Nerlich hatte er parallel die Füchse-Werbung gegründet, die Programmhefte zu den jeweiligen Handballspielen der Füchse herausgb. Neunzehn Jahre war er damals. Schon im ersten Jahr machten die beiden damit einen sechsstelligen DM-Gewinn. Danach die Blauweiß-Werbung für die Programmhefte der damals erstklassigen Fußballer von Blau-Weiß 90. Mit der Artlight Poster Production vertrieb er mit einem Fotografenfreund Kunstposter weltweit. Seit gut zwei Jahren nun war er und Nerlich die »& Partner«in der Werbeagentur Lunenburg & Partner.

Und wenn das zu einem Erfolg werden würde, was er in dieser Nacht vorhat, dürfte daraus noch mehr werden. Sehr viel mehr.

Es ist schon fast Mitternacht, als Müller in seinen Mercedes steigt und zur Kochstraße unweit der Mauer fährt. Dort wechselt er in die U-Bahnlinie C. Die Strecke führt hier einige Kilometer im Untergrund durch Ostberliner Territorium, ehe sie im Westen weiter Richtung Tegel läuft. Nächster Halt ist der Bahnhof Friedrichstraße, Ostgebiet direkt an der Demarkationslinie. Hier gelangen die Fahrgäste nach ein paar Metern direkt zurück in den Westen, nachdem sich die Türen der Bahn am Gleis geschlossen haben. Das ist Berlins Alltag seit der Teilung der Stadt.

Langsam rollt die spärlich besetzte Bahn in den dunklen Osten und ohne Halt durch die stillgelegten, streng bewachten Stationen Stadtmitte und Französische Straße, um kurz darauf planmäßig im Bahnhof Friedrichstraße zu halten. Müller steigt aus und blickt dem abfahrenden Zug nach. Nun beschleicht ihn doch ein mulmiges Gefühl. Allein steht er im kalten Neonlicht des Bahnsteigs, tief unter der Erde im Niemandsland zwischen Ost und West.

Bahnhof Friedrichstraße. Berlins Schicksalsbahnhof. Seit dem Bau der Mauer im August 1961 hat sich die Station als wohl wichtigste Verkehrsverbindung in der geteilten Metropole entwickelt. Hier halten S-Bahn, U-Bahn und Fernzüge aus Ost und West. Der »Antifaschistische Schutzwall«, wie die DDR-Führung die Mauer ideologisch verbrämt nennt, schlängelt sich überirdisch mehr als einen Kilometer entfernt vorbei. So fahren Zehntausende Westberliner Tag für Tag über- und unterirdisch durch den »Eisernen Vorhang« auf die andere Seite und zurück in den freien Teil der Stadt.

Ein Labyrinth von Gängen, Sperren und Wänden sorgt dafür, dass die Menschen in dem Ostteil mit jenen aus dem Westen keinen Sichtkontakt haben können. Reisende durchlaufen Kontrollen von gewollt unfreundlichen DDR-Grenzern und Stasi-Leuten. Dutzende von Überwachungskameras lassen keinen Quadratmeter des Bahnhofs unbeobachtet. Auch nicht in dieser Nacht.

Müller blickt auf die Uhr. Eine Viertelstunde nach Mitternacht. Die nächste Bahn läuft ein, hält kurz und fährt weiter. Es ist die letzte in dieser Nacht. Fahrgäste eilen zu den Treppen, um oben ihre S-Bahn zur Weiterfahrt in den Westen zu erreichen. Dann steht Müller wieder allein auf dem Bahnsteig und wartet. Treffpunkt und Zeit haben seine Geschäftspartner bestimmt.

Müller ist mit dem Klassenfeind verabredet. Er will mit Ostdeutschland ins Geschäft kommen. Nicht nur kapitalistische Bandenwerbung in DDR-Sportstätten machen, wie er und sein Partner Horst Lunenburg seit einigen Jahren machten.

Etwas ganz Neues, noch nie Dagewesenes machen.

Eine Aktion, die in der gesamten Branche Aufmerksamkeit erzeugen würde. Und die, wenn sie klappte, Müller viele neue geschäftliche Möglichkeiten erschließen könnte.

Seit dem ersten Kontakt mit den Leuten von der ostdeutschen Interwerbung waren mehr als drei Monate vergangen. Ein leitender Genosse hatte Horst Lunenburg um einen Termin gebeten. Der hielt den Besuch für Routine. Er sei in Eile, ließ er seinen Besucher wissen.

Der Mann aus Ostberlin empfand die Behandlung zwar nicht angemessen, aber der Grund seiner Visite war zu wichtig, und die Zeit drängte. Er kam also schnell zur Sache. Es ginge diesmal nicht um die übliche Werbung in den sozialistischen Sportstätten, sondern um ein heikles Thema: Westreklame auf dem Territorium der DDR.

Lunenburg verstand nicht und wollte auch nicht nachfragen. »Ich bin wirklich in Zeitdruck«, sagte er schließlich noch einmal nachdrücklich und griff zu seinem Mantel. »Am besten sprechen Sie mit Udo Müller«, sagte er und fügte lächelnd hinzu: »Unser Mann für besondere Fälle.«

Eine halbe Stunde später saßen Müller und der Mann aus dem Osten im Grunewalder Restaurant La Cascina. Das Gespräch begann zäh. Der Gast schien enttäuscht, nicht mit Lunenburg direkt über sein vertrauliches Anliegen sprechen zu können. Aufmerksam studierte er die Speisekarte und bestellte schließlich ein »gegrilltes großes Filetsteak« sowie ein »Glas guten französischen Rotwein«. Müller orderte das Gleiche.

Man plauderte über geschäftliche Gemeinsamkeiten. Interwerbung wickelte die ausländische Sportwerbung vor allem über die weltweit aktive Schweizer...

Erscheint lt. Verlag 27.10.2022
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Bewerbung / Karriere
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management Unternehmensführung / Management
Schlagworte Außenwerbung • Digitale Geschäftsmodelle • Management • Online Marketing • Ströer • T-Online • Unternehmensführung • Unternehmer Biographie • Wirtschaft
ISBN-10 3-8437-2773-2 / 3843727732
ISBN-13 978-3-8437-2773-0 / 9783843727730
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