Maid (eBook)

Harte Arbeit, wenig Geld und der Überlebenswille einer Mutter. Das Buch zur Netflix-Serie
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2022 | 1. Auflage
368 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491626-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Maid -  Stephanie Land
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Die wahre und berührende Geschichte hinter der Netflix-Erfolgsserie »Maid«. »Ich liebe diese Geschichte einer Frau, die unerträgliche Lebensumstände meistert.« Reese Witherspoon »Meine Tochter lernte in einer Obdachlosenunterkunft laufen.« Stephanie Land steht kurz davor, ihren Traum vom Studieren in die Tat umzusetzen, als sie ungeplant schwanger wird. Ihr Freund fängt an, sie immer stärker zu kontrollieren und zu bedrohen, von ihrer Familie bekommt sie keine Hilfe. Zusammen mit ihrer kleinen Tochter flüchtet sie schließlich aus ihrer toxischen Beziehung und landet auf der Straße. Doch statt zu verzweifeln beginnt Stephanie zu kämpfen: Mit einem Job als Putzhilfe schafft sie es gerade so, sich und ihre Tochter über Wasser zu halten. Während sie die Häuser putzt, erlebt sie aus erster Hand die Sorgen und Sehnsüchte ihrer so viel besser gestellten Kunden. Und trotz vieler Rückschläge schafft sie es mit schierer Willenskraft, eine bessere Zukunft für sich und ihr Kind zu erkämpfen. Dies ist ihre Erfolgsgeschichte. Auf Barack Obamas Sommer-Leseliste und »New York Times«-Bestseller. Verfilmt von Netflix mit Margaret Qualley, Andie MacDowell und Nick Robinson. »Ein aufrichtiges und starkes Memoir ... Lands Liebe zu ihrer Tochter ... scheint hell durch die Seiten dieser wunderschönen, erhebenden Geschichte.« Publishers Weekly

Stephanie Land musste mit ihrer Tochter aus einer toxischen Beziehung fliehen. Um der Obdachlosigkeit zu entkommen, putzte sie für einen Hungerlohn die Häuser anderer Leute. Nach Jahren voller Sorgen und Unsicherheit schaffte es die alleinerziehende Mutter schließlich, sich aus der Armut zu befreien. Heute ist sie Journalistin und Bestsellerautorin. Sie lebt mit ihrer Familie in den USA.

Stephanie Land musste mit ihrer Tochter aus einer toxischen Beziehung fliehen. Um der Obdachlosigkeit zu entkommen, putzte sie für einen Hungerlohn die Häuser anderer Leute. Nach Jahren voller Sorgen und Unsicherheit schaffte es die alleinerziehende Mutter schließlich, sich aus der Armut zu befreien. Heute ist sie Journalistin und Bestsellerautorin. Sie lebt mit ihrer Familie in den USA. Heidi Lichtblau studierte Anglistik, Amerikanistik und Geschichte an der LMU München sowie Literarische Übersetzung aus dem Englischen. Seit 1991 übersetzt sie freiberuflich Belletristik und Sachbücher ins Deutsche. Sie lebt und arbeitet in München. Lene Kubis studierte Neuere Deutsche Literaturwissenschaften und französische Romanistik. Seit 2013 ist sie als freie Übersetzerin aus dem Englischen und Französischen tätig und hat zahlreiche Romane und Sachbücher übersetzt.

ein gefeiertes Memoir!

Erster Teil


1 Die Obdachlosenunterkunft


Meine Tochter machte ihre ersten Schritte in einem Obdachlosenheim. An einem Juninachmittag, einen Tag vor ihrem ersten Geburtstag. Ich saß auf dem abgenutzten Sofa unseres Häuschens und hielt eine alte Digitalkamera hoch, um Mias erste Schritte festzuhalten. Ihr zerzaustes Haar und ihr gestreifter Babybody standen in auffälligem Kontrast zu der wilden Entschlossenheit in ihren braunen Augen, das Gleichgewicht zu halten. Durch die Linse betrachtete ich Mias bloßen, speckigen Beinchen und ihr rundes Bäuchlein, während sie mir auf dem Fliesenboden entgegengetapst kam. Der Schmutz von vielen Jahren hatte sich in diesen Boden gefressen. Ich konnte schrubben, so viel ich wollte, ich bekam ihn einfach nicht sauber.

Die letzte Woche unseres 90-tägigen Aufenthalts in einem der kleinen Holzhäuser im Norden der Stadt, die das Wohnungsamt Obdachlosen zuwies, war angebrochen. Als Nächstes würden wir in eine Übergangsunterkunft umziehen – einen alten, heruntergekommenen Wohnkomplex mit Zementböden, der gleichzeitig als Resozialisierungszentrum für ehemalige Häftlinge diente. So provisorisch unsere Bleibe auch war, hatte ich doch mein Bestes getan, um sie für meine Tochter heimeliger zu machen. Ich hatte ein gelbes Laken über das Sofa gebreitet – als warmen Kontrast zu den kalten weißen Wänden und dem grauen Boden und als leuchtenden und fröhlichen Farbfleck in einer dunklen Zeit. Neben der Eingangstür hatte ich einen kleinen Kalender aufgehängt. Darin waren Termine mit Sachbearbeitern von Organisationen eingetragen, bei denen ich Unterstützung bekommen konnte. Ich hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt und sämtliche in Frage kommenden Ämter abgeklappert, um an staatliche Hilfe zu gelangen, hatte mich in lange Schlangen mit Menschen eingereiht, die jede Menge Unterlagen bei sich hatten, um ihre Mittellosigkeit zu beweisen. Es war unglaublich aufwendig, die eigene Armut zu belegen.

Besuch in der Unterkunft war verboten, und wir hatten auch nicht viel mitbringen dürfen. Unser ganzer Besitz passte in eine Tasche, Mias Spielzeug in einen einzigen Korb. Meine wenigen Bücher waren in dem kleinen Regal untergebracht, das den Wohnbereich von der Küche trennte. Dort stand ein runder Tisch, an dem ich einen Kindersitz befestigt hatte, und ein Stuhl, auf dem ich saß, wenn ich ihr beim Essen zusah und meinen Hunger oft nur mit einem Kaffee bekämpfte.

Während ich Mia bei ihren ersten Schritten beobachtete, bemühte ich mich krampfhaft, nicht auf die grüne Schachtel hinter ihr zu blicken, in der ich die Gerichtsdokumente über den Sorgerechtsstreit mit ihrem Vater aufbewahrte. Ich lächelte Mia an, als wäre alles okay. Hätte ich die Kamera auf mich gerichtet, hätte ich mich nicht wiedererkannt. Die wenigen Fotos von mir aus dieser Zeit zeigen fast schon einen anderen Menschen: Ich war so dünn wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich arbeitete in Teilzeit als Gartenhilfe und verbrachte mehrere Stunden in der Woche damit, Sträucher zu beschneiden, gegen wuchernde Brombeeren vorzugehen und Gräser von Stellen zu entfernen, an denen sie nichts verloren hatte. Manchmal putzte ich die Böden und Toiletten von Häusern, deren Eigentümer ich kannte – Freunde, die gehört hatten, dass ich verzweifelt Geld brauchte. Sie waren zwar nicht reich, verfügten aber im Gegensatz zu mir über ein finanzielles Polster. Der Verlust eines Gehaltsschecks würde sie ebenfalls hart treffen, doch er hätte keine Kette von Ereignissen zur Folge, an deren Ende ein Leben in einer Obdachlosenunterkunft stand.

Sie hatten Eltern oder andere Angehörige, die mit Geld einspringen und sie vor Schlimmerem bewahren konnten. Für Mia und mich sprang keiner ein. Es gab nur sie und mich.

In den Aufnahmepapieren des Wohnungsamtes schrieb ich auf die Frage nach meinen persönlichen Zielen für die nächsten Monate, ich wolle versuchen, an der Beziehung zu Mias Vater Jamie zu arbeiten.

Ich dachte, wenn ich mich nur genug anstrengte, könnten wir das auf die Reihe kriegen. Manchmal sah ich uns im Geiste als eine richtige Familie – mit einer Mutter, einem Vater und einem wunderhübschen Töchterchen. An diese Tagträume klammerte ich mich wie an eine Schnur, an der ein riesiger Ballon befestigt war. Der Ballon trug mich über Jamies emotionalen Missbrauch und meine Notlage als Alleinerziehende hinweg. Solange ich diese Schnur nicht losließ, könnte ich über all das hinwegschweben. Wenn ich mich auf meine Vorstellung von Familie konzentrierte, konnte ich so tun, als gäbe es die schlechten Seiten nicht; als wäre dieses Leben ein vorübergehender Zustand und keine neue Existenz.

Als Geburtstagsgeschenk bekam Mia neue Schuhe, für die ich einen Monat lang gespart hatte. Sie waren braun und mit rosa-blauen Vögelchen bestickt. Ich verschickte Partyeinladungen wie eine normale Mom und lud Jamie ein, als wären wir ein normales Elternpaar. Die Feier fand an einem Picknicktisch auf einem Grashügel im Chetzemoka Park in Port Townsend statt, der Stadt im Bundesstaat Washington, in der wir lebten. Von dort hatte man einen guten Blick aufs Meer. Die Gäste saßen lächelnd auf mitgebrachten Decken. Von meinen restlichen Lebensmittelmarken für den Monat hatte ich Limonade und Muffins besorgt. Um mitfeiern zu können, waren mein Dad und mein Grandpa fast zwei Stunden lang aus verschiedenen Richtungen angereist. Auch mein Bruder und ein paar Freunde waren gekommen. Einer davon hatte eine Gitarre dabei. Ich bat eine Freundin, von Mia, Jamie und mir Fotos zu machen, weil es so selten vorkam, dass wir drei so zusammensaßen. Mia sollte eine schöne Erinnerung an den Tag haben. Doch auf den Fotos zeigt Jamies Miene Desinteresse und Wut.

Meine Mutter hatte mit ihrem Mann William den weiten Weg von London oder Frankreich, oder wo auch immer sie gerade lebten, auf sich genommen. Am Tag nach Mias Party kamen sie bei uns vorbei, um mir beim Umzug in die Übergangswohnung zu helfen. Innerlich schüttelte ich den Kopf über ihr Outfit – William trug schwarze Skinny-Jeans, einen schwarzen Pullover und schwarze Stiefel; Mom ein schwarz-weiß gestreiftes Kleid, das ihr an den rundlichen Hüften zu knapp saß, schwarze Leggings und flache Converse-Chucks. Die beiden sahen eher so aus, als wären sie auf einen Espresso da. Unsere Bleibe hatte bislang noch keiner zu Gesicht bekommen, und das europäische Outfit der beiden ließen die Hütte – unser Zuhause – nun in noch schäbigerem Licht erscheinen.

William schien überrascht zu sein, dass unsere ganzen Habseligkeiten in eine einzige Reisetasche passten. Er brachte sie nach draußen, und Mom folgte ihm. Ich drehte mich noch einmal um und warf einen letzten Blick auf den Boden, sah im Geiste vor mir, wie ich auf dem Sofa Bücher gelesen und Mia in ihrem Spielzeugkorb gekramt oder in der herausgezogenen Einbauschublade unter meinem Bett gesessen hatte.

Ich war froh wegzukommen. Doch diesen kurzen Moment brauchte ich, um mir in Erinnerung zu rufen, was ich überlebt hatte –, es war ein bittersüßer Abschied vom Ort unseres Neubeginns.

Die Hälfte der Bewohner in unserem neuen Wohnblock, der dem Northwest Passage Transitional Family Housing Program – einer Einrichtung, die Familien in Not Übergangswohnungen bereitstellte – unterstand, kam aus Obdachlosenheimen wie ich, die andere Hälfte bestand aus Personen, die gerade frisch aus der Haft entlassen worden waren. Eigentlich stellte diese Wohnung einen Aufstieg dar, doch ich vermisste schon jetzt das zurückgezogene Hüttenleben der Obdachlosenunterkunft. Es kam mir vor, als würde die Realität hier vor allen offengelegt, selbst vor mir.

Mom und William warteten hinter mir, während ich mit dem Schlüssel vor die Tür unseres neuen Zuhauses trat. Ich fummelte an dem Schloss herum, stellte schließlich die Schachtel in meinen Händen ab, und doch dauerte es noch eine Weile, bis ich die Tür endlich aufbekam. »Na, wenigstens ist das Schloss sicher«, scherzte William.

Wir betraten einen schmalen Eingangsbereich, dem gegenüber das Badezimmer lag. Mir fiel sofort die Badewanne ins Auge, in der Mia und ich zusammen würden baden können –, ein Luxus, den wir uns schon lange nicht mehr gegönnt hatten. Rechter Hand lagen unsere beiden Schlafzimmer, die zur Straße hinausgingen. In der winzigen Küche streifte die Kühlschranktür beim Öffnen die Schränke gegenüber. Ich überquerte die großen weißen PVC-Fliesen, die an die in der Obdachlosenunterkunft erinnerten, und öffnete die Tür zu einem kleinen Balkon. Er war gerade breit genug, dass ich mit ausgestreckten Beinen darauf sitzen konnte.

Zwei Wochen zuvor hatte ich die Wohnung mit Julie, meiner Sachbearbeiterin vom Sozialamt, kurz besichtigen können. Vor uns hatte eine Familie zwei Jahre in dieser Wohnung gelebt, die maximal mögliche Zeitspanne. »Du kannst dich glücklich schätzen, dass diese Wohnung frei geworden ist«, erklärte sie.

Bei unserer ersten Begegnung saß ich Julie gegenüber und versuchte stotternd, auf ihre Fragen zu antworten, was für Pläne ich hätte und wie ich mein Kind zu versorgen gedächte. Wie ich finanziell auf die Beine kommen wollte. Welche Jobs ich annehmen könnte.

Julie schien Verständnis für meine Verwirrung zu haben und machte ein paar Vorschläge für mein weiteres Vorgehen. Der Umzug in eine Sozialwohnung schien meine einzige Option zu sein, wobei das Problem war, zur rechten Zeit auch eine freie zu ergattern. Das Domestic Violence and Sexual Assault Services Center – eine Beratungs- und Interventionsstelle für...

Erscheint lt. Verlag 27.4.2022
Übersetzer Heidi Lichtblau, Lene Kubis
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Alleinerziehende Mutter • Armut • Autobiographie • Berührend • bessere Zukunft • Damengambit • ein besseres Leben • Emotional • Empowerment • Erfolgs-Geschichte • harte Arbeit • Memoir • Missoula • netflix-serie • New-York-Times-Bestseller • Obdachlosigkeit • Port Townsend • Putzfrau • Schicksal • Tochter • toxische Beziehung • Unorthodox • USA • Wahre GEschichte
ISBN-10 3-10-491626-8 / 3104916268
ISBN-13 978-3-10-491626-2 / 9783104916262
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