Statt einsam gemeinsam (eBook)

Wie wir im Alter leben wollen | 'Ein Vergnügen, weil voller Lebenslust!' Christine Westermann
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
320 Seiten
Eisele eBooks (Verlag)
978-3-96161-113-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Statt einsam gemeinsam -  Christiane Hastrich,  Barbara Lueg
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Das Älterwerden neu erfinden! Sie sind Pioniere in eine ungewisse Alterszukunft - die Babyboomer, die geburtenstarken Jahrga?nge. Ab 2030 wird Wohnraum ein Problem fu?r uns sein. Dann wird es spannend, denn wir werden das A?lterwerden neu erfinden mu?ssen. Für dieses Buch haben die Journalistinnen Hastrich und Lueg vieles selbst ausprobiert: Alters-WG. Tiny House. Dauercamping. Mehrgenerationenhaus. Auswandern. Altenheim. Öko-Bauernhof. Und sich die Fragen gestellt: Welche Lebensform streben wir fu?r spa?ter an? Welche passt zu uns? Was wird uns spa?ter wirklich glu?cklich machen? Was wird uns wichtig sein? Mit persönlichem Erfahrungsbericht, Experteninterviews und Faktenchecks. »Sie fragen Menschen, Experten und ganz Normale, die von den Vor-und Nachteilen erzählen. Das ist kein bisschen spröde oder langweilig. Im Gegenteil: ein Vergnügen, weil voller Lust, voller Lebenslust!«Christine Westermann 

Christiane Hastrich, geboren 1965 im Rheinland, studierte Japanologie und Personalmanagement und arbeitet als Fernsehredakteurin im aktuellen Nachrichtengeschäft. Als Mutter von zwei erwachsenen Töchtern und langjährige Stiefmutter von drei Patchwork-Kindern hat sie sich nächtelang Zukunfts- und Altersmodelle ausgemalt und findet, jetzt ist Zeit zum Handeln.

Christiane Hastrich, geboren 1965 im Rheinland, studierte Japanologie und Personalmanagement und arbeitet als Fernsehredakteurin im aktuellen Nachrichtengeschäft. Als Mutter von zwei erwachsenen Töchtern und langjährige Stiefmutter von drei Patchwork-Kindern hat sie sich nächtelang Zukunfts- und Altersmodelle ausgemalt und findet, jetzt ist Zeit zum Handeln.

Selbstversuch Alters-WG

Jahr für Jahr immer wieder auf den gleichen alten Pfaden unterwegs…

Teilen tröstet. Teilen schont Ressourcen. Teilen macht stark. Wenn wir über Alters-WGs sprechen, sprechen wir auch über Freundschaft. Über echte Freundschaft.

»Year after year
Running over the same old ground
What have we found?
The same old fears
Wish you were here.«

Pink Floyd

Ein grandioser Song, den Pink Floyd da schrieb. Eine Hymne an Syd Barrett, Gründungsmitglied der Band. Acht der elf Lieder auf dem 1967er Debütalbum ›The Piper At The Gates Of Dawn‹ stammen von ihm, er war ein Genie und Exzentriker. Syd gab Pink Floyd einen eigenen Stil. Doch er war ohne Maß. Nicht zu bändigen. Extrem. Und rauschanfällig. Die Drogen brachten ihn an den Rand der Zurechnungsfähigkeit. Syd musste die Band verlassen. ›Wish you were here‹ verbeugt sich vor ihm, dem alten Gefährten, besingt seine tragische Abkehr vom Leben. Genauso wie später der Song ›Shine on you crazy diamond‹. Beide Lieder sind wohl auch eine Hymne an die Freundschaft, an gemeinsame Wurzeln, an ewige Nähe.

Wir sind in Bremen und denken an dieses Lied, das unsere Jugend prägte. Auch so ein Song, der zum Lebensbegleiter wurde. Nie erloschen. Immer wieder da.

Es ist ein strahlender Tag. Die Holzbretter der Bank, auf der wir sitzen, sind von der Sonne gewärmt. Der Himmel blau und wolkenlos. Wir schweigen und beobachten die tanzenden Lichter im Wasser. Enten durchkreuzen das Glitzern. Auf der Wiese neben dem Teich umarmen sich verliebte Paare. Ein Fahrradfahrer fährt pfeifend an uns vorbei. Ab und an summt eine Biene über den Himbeerkörbchen auf unserem Schoss, wie eine fröhliche Verheißung, die sich über diesen Tag spannt. Ein Bild wie aus einem dieser Kinder-Wimmelbücher. Ein Sommertag in der Stadt. Idylle im Park. Doch es ist eine Szene im echten Leben.

Wir essen schweigend. Übereinstimmend. Eine dicke, sonnendurchtränkte Himbeere nach der anderen. Es ist ein nachdenklicher Moment, der uns in dieser Kulisse nach unserem Besuch bei Henning Scherf so leise grübeln lässt über das, was Freundschaft für uns bedeutet. Darüber, was sie ist in unseren Leben. So wichtig. So existentiell. So erfüllend. So glücklich machend. Und wie unendlich oft in der Vergangenheit das rettende Ufer.

Lange haben wir mit Henning Scherf, dem ehemaligen Bürgermeister Bremens, gesprochen. Er hat uns alles gezeigt und sehr viel erzählt über die Geschichte ihrer Hausgemeinschaft, ihrer Alters-WG inmitten der Stadt, die nun seit 30 Jahren währt. Eine spannende, inspirierende Geschichte für uns.

Mit 50 beschlossen er und seine Frau mit weiteren acht Freunden gemeinsam alt zu werden. Lange suchten sie nach einem geeigneten Platz, denn alle wollten in der Stadt bleiben. Möglichst zentrumsnah. Drei Jahre hat es gedauert, bis sie in einer mäßig schönen Gegend nahe Bremens Bahnhof ein überbordend schönes Haus fanden. Henning Scherf will das Haus damals begeistert in eine große Wohngemeinschaft umbauen lassen. Mit gemeinsamer Küche für alle. Doch die anderen Mitstreiter sind strikt dagegen, weil sie Alltagsfriktionen befürchten. Kleinmist, der ihren Plan ausgehebelt hätte.

Also bekam jede Partei ihre eigene Wohnung, die umgehend altersgerecht und barrierefrei ausgebaut und eigens bezahlt wurde. Den Aufzugschacht für den späteren Fahrstuhl bedachten sie gemeinsam gleich mit. Henning Scherf und seine Frau Luise leben im ersten Stock. Eine große Wohnung mit großer Terrasse, die hinten in den gemeinsamen Garten blickt. Unten wohnt Manfred, ewiger Junggeselle, der neulich einen schweren Reitunfall hatte und seither nur eingeschränkt mobil ist. Doch einsam wird er hier nicht. Immer wieder schneit jemand vorbei. Oben links lebt der pensionierte Pastor, Witwer, der sich nun neu verliebt hat in die ebenfalls verwitwete Tante eines jungen Paares, das inzwischen auch hier wohnt und das er getraut hat. Links oben leben Günther und Simone und im ausgebauten Dachgeschoss Klaus und Cordula. Sie ist pensionierte Lehrerin, er ehemaliger Betriebsarzt. Auch sie beide gehören zu den Mitbegründern der Alters-WG. Ein bunter Haufen. Vertraut wie eh und je. Henning Scherf blickt nach oben und grinst. »Da steht er ja«, erzählt er uns und winkt. Günther winkt zurück. »Alles klar?«, ruft Scherf hinauf ins Dachgeschoss. »Ja, alles bestens«, brüllt Günther zu uns hinab. Man spürt das enge Band. Die Fürsorge füreinander.

Zwei Mitbegründer von damals sind in den vergangenen Jahren verstorben. Gepflegt wurden sie von den anderen im Haus. Von ihren Freunden. Henning Scherfs Stimme wird brüchig, als er uns davon erzählt. »Unsere Freundin wollte nicht sterben«, sagt er. »Sie war neidisch oder sauer auf uns, die wir immer noch lebendig und gesund herumliefen und in unserer Gemeinschaft bleiben konnten.« Henning Scherf wird ernst und schweigt. Mehr erzählt er nicht, geht ja niemanden etwas an. Tatsache ist: Er und seine Freunde haben die beiden gemeinsam in den Tod begleitet. »Denn das sollte niemand«, sagt Scherf. »Alleine sterben.«

Die Trauer der Bewohner, die übrig blieben, hat inzwischen eine Kruste bekommen. Es bleibt ein fernes Grollen, doch die Schwermut hat sich gelegt. Und in Gedanken, in den Geschichten ihrer langen Lebensgemeinschaft, die sie sich heute immer wieder gern erzählen, blieben die beiden Teil der WG. Die große Holzplatte des verstorbenen Freundes hat nun ihren Platz in Henning Scherfs Wohnung gefunden. »Hier hat er früher seine Elektroeisenbahn drauf fahren lassen. Jetzt ist das mein Arbeitstisch«, erzählt Scherf. Es scheint so wenig, aber am Ende ist es so viel. Wahre Freundschaft hat eine liebende Kraft.

»Nobody knows where you are,
how near or how far.
Shine on you crazy diamond.
Pile on many more layers and
I’ll be joining you there.
Shine on you crazy diamond.«

Pink Floyd

Das Dach, das sie alle einst über sich spannten, hat Bestand. Seit 30 Jahren. Am Ende. Und im Leben. Im Alltag. Die Gemeinschaft funktioniert. Auch ohne gemeinsame Küche, ohne Gemeinschaftsraum. Vielleicht sogar besser. Ihre Wohnungen sind offen für jeden, aber Privatsphäre wird von allen respektiert. Einmal wöchentlich laden sie sich gegenseitig ein, kochen, reden, sind zusammen. Schwere Themen haben sie nie ausgespart. Und die Wahrheit sagen sie sich auch. Wer nicht die Wahrheit sagt, baut Wälle auf. Das haben sie beherzigt. Wenn es Konflikte gibt, besprechen sich alle. Eine Lösung haben sie so noch immer gefunden. Ohne Mediator. Wie gesagt: Seit 30 Jahren geht das so.

Erkenntnisse des Tages

Wenn es zu Ende ist, tut es gut, an den Moment des Anfangs zu denken.

Wir sollten immer wieder überprüfen, wie wir gerade leben.

Mit ihrer Alters-WG waren Henning Scherf und seine Freunde damals Vorreiter einer Entwicklung, die heute in unserer Generation überall in der Luft schwebt. Denn die Idee ist toll: als Paar oder alleine mit Freunden gemeinsam ins Alter zu gehen. Eine schöne Vorstellung. Denn jeder braucht doch einen Halt in der Welt, und im Alter ganz besonders. Das können Menschen sein, eine Mission, ein Ort, eine Berufung, ein Glaube.

Wir persönlich würden immer die Menschen wählen. Auch wenn es manchmal ja so eine Sache sein kann mit den Freunden im Laufe der Jahrzehnte. Manche fallen aus unserem Alltag und verblassen zu flüchtigen Silhouetten, an die man sich nur noch unter großer Anstrengung erinnert. Dabei waren sie mal ganz nah und wichtig. Mit anderen hat man den Streit von einst nie so richtig überwunden. Wieder andere sind aus unerfindlichen Gründen verschwunden.

Dabei begannen Freundschaften früher in unseren Kindestagen mit großem Ernst und Pathos. Unsere Verehrung für Winnetou und Old Shatterhand beispielsweise, ihre so reale Blutsbrüderschaft war damals unerschütterlich und heilig. Wie haben wir diese Verbindung geliebt! Ein Freund, für den man im Zweifel sein Leben gibt, so dachten wir jedenfalls. Und dann haben wir uns mit unserer jeweils besten Freundin unter so mancher Tanne im Wald in die Hand geritzt und unser Blut auf ewig vermischt. Doch spätestens als sich jene vermeintlich beste Freundin dann später genau in den Menschen verknallte, für den auch wir selbst schwärmten, war es vorbei mit dem Zauber. Von wegen Leben geben. Sicher nicht für die doofe Gans.

Manche dieser vielbeschworenen Blutsbrüder und -schwestern hat man nie wiedergesehen. Aber andere die gibt es noch. Diese Schatten von damals trifft man zuweilen bei 30- oder 40-Jahre-Abiturtreffen in der alten Heimat. Dann haben die Jungs von damals keine Haare mehr und die Mädchen ganz schön zugelegt. Aber manche leuchten in alter Stärke hervor, weil der Charme, der Witz, der Schalk von damals immer noch derselbe ist. Dies sind für uns die schönsten Momente, wenn wir erkennen, dass nicht jeder Mensch nach 30 oder 40 Jahren ein anderer ist. Und mit ein bisschen Glück begleiten uns diese Menschen durch ein ganzes Leben, während andere sich hinzugesellen. Lebensmenschen. Sie hüten unsere Geheimnisse. Mit ihnen würde man gerne alt werden. Sie kennen uns. Und wir sie. Es macht glücklich, sich mit solchen Menschen zu verbinden.

Die Fragen, die sich uns nun stellen, lauten: Mit wem könnten wir uns eine Alters-WG vorstellen? Und könnten sie sich das umgekehrt auch mit uns? Würde eine große Wohnung funktionieren, in der jeder nur ein Zimmer hätte? Oder müsste man nach Wohnungen im selben Haus suchen? Oder gleich ein ganzes Haus kaufen? Und wenn ja, hätten alle genug Geld, um sich daran ernsthaft zu...

Erscheint lt. Verlag 29.3.2021
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Alter • Älterwerden • aussteigen • Boomer • Buch • Campen • Dauercamper • Freundin • Generation Babyboomer • Geschenk • Geschenkbuch • Hua Hin • Leben im Alter • Lebensabend • Lebensführung • Lebenslust • Lebensphase • Lebensplanung • Mehrgenerationenhaus • Mutter • Neubeginn • Neugier • Neustart • Ökobauernhof • Optimistisch • Selbstversuch • Senioren Dauercamper • Seniorenheim • Tiny House
ISBN-10 3-96161-113-0 / 3961611130
ISBN-13 978-3-96161-113-3 / 9783961611133
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