Pandemien (eBook)

Wie Viren die Welt verändern
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
544 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491411-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Pandemien -  Philipp Kohlhöfer
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Anfang 2020 hält die Fachwelt den Atem an - aus Wuhan in China werden schwere Lungenentzündungen gemeldet. Die Virologen sind nervös, was, wenn es wieder ein Virus wie SARS ist? In den nächsten Wochen bewahrheitet sich diese Befürchtung: Eine neue Seuche zieht um die Welt... Vor dem Hintergrund des neuartigen Coronavirus erzählt dieses Buch davon, wie Pandemien entstehen und wieso sogenannte Zoonosen immer öfter auftauchen: Neue Krankheiten, die von Tieren auf Menschen überspringen und extrem gefährlich werden können. Denn auch, wenn wir gerne denken, dass Covid-19 einzigartig ist: Wir leben in einer Welt der Viren. Seuchen sind keine Naturkatastrophen wie Erdbeben. Sie fallen nicht vom Himmel. Stattdessen genügt ein einziger erfolgreicher Übersprung irgendwo auf der Welt, um eine neue Pandemie auszulösen. Philipp Kohlhöfer, der für das Forschungsnetz Zoonotische Infektionskrankheiten an der Virologie der Berliner Charité arbeitet, legt hier ein beunruhigendes, gleichzeitig aber auch hoffnungsvolles Buch vor. Er begleitet führende Forscher wie Christian Drosten bei der Suche nach dem Ursprung von Pandemien, beobachtet sie bei ihrer Arbeit an Viren, wie MERS und Ebola, und dem Versuch, die nächste Seuche zu entdecken, bevor sie ausbricht. Die Reise führt ihn durch die deutschen Lande, aber auch nach Westafrika und Asien. In Labore, Museen und den Regenwald. Dabei erzählt das Buch von der größten Waffe, die die Menschheit im Kampf gegen neuartige Erreger hat: der Wissenschaft. Das Buch entsteht mit wissenschaftlicher Beratung, u. a. von Christian Drosten.

Philipp Kohlhöfer arbeitet u.a. für das Forschungsnetz Zoonotische Infektionskrankheiten, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Er ist Autor und Kolumnist unter anderem für GEO. Für eine Geschichte im Pazifik wurde er beschossen, für eine andere wohnte er monatelang bei Straßengangs. Bereits 2003 schrieb er eine Reportage über Coronaviren. Protagonist damals: Christian Drosten.  

Philipp Kohlhöfer arbeitet u.a. für das Forschungsnetz Zoonotische Infektionskrankheiten, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Er ist Autor und Kolumnist unter anderem für GEO. Für eine Geschichte im Pazifik wurde er beschossen, für eine andere wohnte er monatelang bei Straßengangs. Bereits 2003 schrieb er eine Reportage über Coronaviren. Protagonist damals: Christian Drosten.  

Philipp Kohlhöfers Pandemien-Buch ist auch eine vertrauensbildende Maßnahme

Wunderbar zu lesen - ein Pageturner, wie es ihn im Sachbuchgenre viel zu selten gibt

ein Geniestreich (...) Mit enormer Akribie und großem Erklär-Talent führt er den Leser durch eine spannende, rätselhafte, hochansteckende und manchmal tödliche Welt. (...) unglaublich rasant, interessant und vor allem gut erzählt

ein Sachbuch, packend wie ein Thriller

Ich lese mit riesiger Begeisterung. Was für ein großartiges Buch!

Tatsächlich strickt Kohlhöfer aus Wissenschaft und Virologie regelrechte Abenteuergeschichten.

Lebendig, rasant und manchmal ironisch zugespitz (...) Ungewöhnliche Exkurse und schräge Bemerkungen machen das Buch zu einem Lesevergnügen.

eine schnelle und ungewöhnliche Geschichte von wissenschaftlichen Abenteuern, Zufällen, Begegnungen (...) erfrischend lebendig, wortwitzig und unterhaltsam

In "Pandemien" zeigt Philipp Kohlhöfer eindrucksvoll, welche Macht Viren über uns und unser ganzes Leben haben können.

Der Journalist Philipp Kohlhöfer hat in Form eines Sachbuches den Wissenschaftskrimi der Saison geschrieben

Zu seriös, um es als "populärwissenschaftlich" abzutun, aber bewusst popkulturell aufgehübscht, liest sich "Pandemien" wie ein knallharter Thriller

Es gibt genau ein Buch, das Sie in diesem Jahr über Viren lesen sollten, Pandemien von Philipp Kohlhöfer.

Rasant, gut recherchiert, einfallsreich, und ganz nah dran an den Wissenschaftlern (...) Ein Buch, wie die Pandemie, voller Überraschungen.

Eben erschien ein 500 Seiten starkes erzählerisches Sachbuch in diesem neuen Twitter-Ton, Philipp Kohlhöfer erklärt darin sehr unterhaltsam Pandemien.

Was Kohlhöfers Buch aber weit über die reine Erzählung der Geschichte menschlicher Plagen hinaus lesenswert macht, ist die gelungene Erklärung, wie Wissenschaft eigentlich funktioniert.

"Pandemien" ist kein Lehrbuch, keine papiergewordene Vorlesung, sondern
schlicht spannend. Richtig spannend: Und es liest sich einfach so weg, ohne
mit Doziererei und Schlaumeierismus zu quälen.

Intro


Wir kommen in Frankfurt an, und das Land macht zu.

Wir sind in Paris in der Woche zuvor, Hamburg hat Schulferien, und ich habe meiner Tochter versprochen, zum Eiffelturm zu fahren. In Italien gibt es bereits einen Ausbruch, und ich bin unsicher, ob wir wirklich fahren sollten. Einerseits: Wenn man etwas verspricht, hält man sich gefälligst daran. Andererseits gibt es längst überall erste Fälle, in Frankreich auch, Desinfektionsmittel wird geklaut und Klopapier gebunkert. Alles fühlt sich nach Endzeit an. Ist es nicht besser, ein Versprechen zu brechen, wenn man weiß, dass das Kind dann in Sicherheit ist?

Ich überlege, wäge ab, bin in der einen Minute dieser Meinung und in der anderen jener. Und dann mache ich das, was das ganze Land tut: Ich frage jemanden, der sich auskennt.

Ich rufe Christian an.

Und dann fahren wir.

Als wir wiederkommen, ist der Plan: nochmal kurz Opa und Oma »Hallo« sagen, ein Wochenende bleiben und dann zurück in den Norden. Aber an dem Wochenende wird das ganze Land heruntergefahren. Und drei Tage später transportiert die Armee in Bergamo Särge ab. Eine der besten Freundinnen meiner Tochter wohnt im Ort, in Hamburg vermisst mich keiner, ich habe nichts vor: Wir bleiben.

Und man merkt gar nichts.

Es fühlt sich bedrückend an, weil Ungewissheit immer bedrückend ist, aber es ist alles wie immer. Was nicht heißt, dass außerhalb meiner Dorfblase nichts ist: Menschen beginnen zu sterben, Grenzen werden geschlossen, Veranstaltungen verboten. Aber Landleben hat Vorteile. Man merkt so wenig, dass ich mich irgendwann frage, ob das wohl immer so ist, und als ich im örtlichen Kirchenbuch nachsehe, das seit ein paar Jahrhunderten geführt wird, steht dort am Ende des Ersten Weltkriegs: »Dann kam die Revolution, von der man in unserer Gemeinde übrigens nichts merkte, denn alles ging in Ruhe seiner Arbeit nach.«

Weil ich Zeit habe und außerdem relativ regelmäßig mit Christian telefoniere, lese ich mich ein, man will ja mitreden können. Und dann kommen ein paar Dinge zusammen: Irgendwann im April erzählt er mir von den Mails, die er mittlerweile bekommt, der Lack der Zivilisation ist dünn und blättert schnell ab, wenn die Witterung umschlägt. Das Nichtstun wird außerdem langsam langweilig, und ich treffe beim Spazierengehen einen Bekannten von früher, es gibt noch keine Idee davon, dass es kein Jahr später eine Impfung geben könnte, aber dennoch kommt das Gespräch darauf.

WALD. SONNIG. AUSSEN.

 

ER

»Ob Impfungen wirklich nützlich sind, weiß man ja auch nicht.«

 

ICH

»Na ja, du hast als Kind weder Polio noch Diphterie bekommen, bist später nicht an Tetanus gestorben und bei bester Gesundheit – und auch schon über 40.«

 

ER

»Aber was ist denn mit den Langzeitfolgen?«

 

ICH

»Jahrzehnte glücklich und gesund zu leben scheint mir eine akzeptable Langzeitfolge zu sein.«

 

ER

»Du nimmst mich nicht ernst, du Depp.«

 

ABGANG. MECKERND.

Und ich merke, dass Zynismus vielleicht nicht das Richtige ist. Vielleicht muss man einfach besser erklären, denke ich, also lese ich noch mehr. Es gibt noch keinen Plan für ein Buch.

Was ich auch tue: Ich vertreibe mir die Zeit mit Tinder. Mittlerweile habe ich seit Wochen nichts anderes gemacht als Paper gelesen, die Titel haben wie »Longitudinal surveillance of SAR-like coronaviruses in bats by quantitative real-time PCR«. Ich habe mich mit Büchern beschäftigt über Pockenausbrüche in Westafrika in den 1960ern. Und dann matcht es. Mittdreißigerin, engagiert sich gegen alles, was mit -ismus endet: Rassismus, Faschismus, Sexismus, und findet Angela Davies gut, die amerikanische Bürgerrechtlerin. Wir machen smallen Smalltalk, und recht flott kommt die Sprache auf die Pandemie.

»Findest du nicht die ganze Sache etwas merkwürdig?«

Ich verneine. Kommt mir nicht merkwürdig vor. Sollte es? Und was genau? Die Antwort kommt sofort: Da gibt es ja diesen Virologen in Berlin. Sie macht drei Punkte in ihre Textnachricht … und das sieht so aus, als hätte sie sich schon sehr beherrscht, weil sie auch ein Emoji mitschickt, das die Augen verdreht. Der sei sehr panikorientiert. »Ach«, sage ich. »Warum denn das?« Ich bin sehr gespannt. Ich tue zumindest so, denn leider kann ich mir denken, was kommt. Und es kommt auch genau das.

Die Schweinegrippe war doch gar nicht gefährlich, blabla, man darf seine Meinung nicht sagen, sonst gilt man gleich als Verschwörungstheoretiker, blabla, das sieht alles gesteuert aus, blabla. Vor allem: Das Virus wurde nicht ganzheitlich betrachtet. Das sagt sie wirklich: Man könne ein Virus nicht abstrakt behandeln, sondern müsse ja immer seine Wirkung auf den menschlichen Körper mit einbeziehen. Ach was.

Sie sagt, dass sie Gesundheitswesen studiert, auf Erfahrungen und Gefühle hört und sich deswegen auskennt, und bei dieser Begründung kann ich dann auch nichts sagen. Ich versuche es trotzdem kurz, werde aber sofort ausgebremst mit einem forschen »Hey, kein Ding, du kommst auch noch dahinter.« Mit Ausrufezeichen, damit ich das auch wirklich mal verstehe. Sie sagt, ich muss aufwachen, aber sie will mich auch nicht zum offenen Denken motivieren. Und dann sagt die Kämpferin gegen den Faschismus zum Abschied leider das, was, nun ja, sprechen wir es halt mal aus, viele Faschisten sagen, die von rechts und die von links: Die Mainstreammedien haben mich manipuliert. Das System ist schuld und muss weg.

Ich finde das nicht, woraufhin sie findet, dass ich dann eben weg muss, und dann löscht sie mich – was so übersichtlich schlimm ist.

Ich glaube an die Aufklärung. Ich glaube, dass Information gut ist und helfen kann. Ich weiß aber, dass »Glauben« wissenschaftlich betrachtet keine besonders tragfähige Kategorie ist. Denn würden das alle so sehen, gäbe es keinen Grund, Wissenschaft abzuwerten. Letztlich zeigt sich in den Angriffen auf Wissenschaftler, wie ernst man Wissenschaft nimmt. Sonst wären die Angriffe nicht nötig.

Und weil das alles zusammenkommt und Christian sich in seinem Podcast ums Erklären bemüht, sprechen wir in einem unserer nächsten Telefonate, Frühsommer 2020, darüber, ein Buch zusammen zu schreiben. Mal alles in einen größeren Bezug setzen. Aus einer Reihe von Gründen wird daraus nichts, vor allem dem: Seriosität ist zeitaufwendig, und Zeit ist das, was in den Pandemiejahren 2020 und 2021 einer von uns beiden nicht hat. Spoiler: Ich bin es nicht.

Und dann mache ich es alleine. Er würde es bestimmt anders machen. Was nicht besser ist oder schlechter, sondern einfach anders. Er ist Wissenschaftler, und zwar ein sehr guter, ich nicht.

Dieses Buch ist daher Pop-Wissenschaft und kein Paper. Es zeichnet sprachliche Bilder, um Wissenschaft zu erklären und zu vereinfachen. Wenn die versehentlich etwas schiefer sind als beabsichtigt: Ich war’s. Eventuelle Verkürzungen: Von mir. Alle möglichen Songzitate und Filmanspielungen sind auf meinem Mist gewachsen, und wenn der Text manchmal eine Cowboyattitüde hat, die breitbeinig durch die Gegend latscht, big gun, AC/DC, der ganze Kram: Das ist Absicht.

Christian hat ein Vorwort geschrieben, in der Tat. Das macht es allerdings nicht zu seinem Buch, und er bürgt auch nicht dafür, er weiß das, ich weiß es, und eigentlich weiß das jeder, denn das ist normaler Standard. Aber die Zeiten sind politisiert, weswegen ich das ausdrücklich erwähne. Und noch was: Ja, ich bin voreingenommen. Ich bin pro Wissenschaft. Dazu noch mal im ganzen Satz: Christian Drosten ist ein sehr netter und sehr angenehmer Typ. Das war vor zwanzig Jahren schon so, und das hat sich nie geändert.

Weil Wissenschaft das oberste Gebot dieses Buchs ist, auch wenn sie sehr populär daherkommt, handelt dieses Buch nicht von Quatsch wie »Das Virus ist ja nie isoliert worden«. (Doch, ist es.) Objektiv bedeutet nicht, beide Seiten wiederzugeben, wenn eine Seite schon lange widerlegten Unsinn erzählt. Objektiv zu sein ist was anderes als neutral zu sein. Man muss nicht so tun, als könne man keine definitiven Aussagen treffen. Doch, kann man. Muss man sogar. Es gibt einen Grund, warum wir nicht ernsthaft darüber reden, ob die Erde flach ist, Rauchen gesund oder man Virusinfektionen mit Liebe besiegen kann. Das ist nämlich falsch. Und damit ist die Debatte darüber zu Ende. Deswegen geht es in diesem Buch auch nicht um die Falsch-Positiv-Rate von PCR-Tests (okay, ganz kurz doch), das ist ungefähr hunderttausendmal seriös erklärt, und es geht auch nicht darum, ob Christian Drosten Pandemien erfindet oder sich daran bereichert, aber nur fürs Protokoll: Nein, tut er nicht.

Er bekommt kein Geld für den PCR-Test, ist an keinem Labor beteiligt, verdient nirgends mit, macht seinen Podcast for free, und für das Vorwort habe ich ihm nichts bezahlt und der Verlag auch nicht.

Die PCR wird dennoch erklärt. Erklärt wird auch Superspreading und Impfen, Evolution von Viren und der Reproduktionsfaktor, Herdenimmunität und Mutationen. Zur Sprache kommt das alles, weil es kein SARS-CoV-2-spezifisches Phänomen ist. In diesem Buch geht es nicht um eine Pandemie, sondern um viele (potenzielle). Das ist schlicht bei anderen Pandemien auch alles wichtig. Bei denen, die waren, und bei denen, die noch kommen,...

Erscheint lt. Verlag 27.10.2021
Vorwort Christian Drosten
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Alexander Kekulé • Charité • Christian Drosten • Corona • Coronavirus-Update • Covid-19 • Ebola • Forschung • Gesundheit • Hendrik Streeck • Impfstoff • Infektion • Jens Spahn • Karl Lauterbach • Krise • lockdown • mers • Politik • Robert Koch-Institut • SARS-CoV-2 • Seuche • shutdown • Spanische Grippe • Virologie • Virus • WHO • Wissenschaft • Wuhan • Zoonosen
ISBN-10 3-10-491411-7 / 3104914117
ISBN-13 978-3-10-491411-4 / 9783104914114
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