Handlungsempfehlungen für die Berufssuche von Schulabgängern aus Sekundarstufe I
Diplomica Verlag
978-3-96146-781-5 (ISBN)
Bernd Vollmer, geboren 1940, schloss 1966 ein Psychologiestudium mit dem Diplom ab. Danach arbeitete er 7 Jahre als Verkehrspsychologe beim TÜV und 32 Jahre im psychologischen Dienst der Bundesagentur für Arbeit. 1977 machte er seinen Magister in Berufs- und Wirtschaftspädagogik an der Fernuniversität Hagen. Die Verbindung von langjähriger praktischer Erfahrung in der beruflichen Beratung von Förder-, Haupt- und Realschulabgängern mit theoretischer Ausbildung in Psychologie, Soziologie und Pädagogik schaffte günstige Voraussetzungen für die Beschäftigung mit einer spezifischen Handlungsempfehlung und Beratungskonzeption auf diesem herausfordernden Gebiet.
Textprobe:Kapitel 2.7, Ansätze für realistischere Strategie-Empfehlungen für die Berufssuche von nicht privilegierten Schulabgängern:Schon seit langem (z.B. Super, 1957) wird darauf hingewiesen, dass die berufliche Entwicklung mit der ersten Berufseinmündung noch keineswegs abgeschlossen ist, sondern in der konkreten Auseinandersetzung mit realen Arbeitsanforderungen und-umwelten eine neue Qualität gewinnt. Gottfredson hat speziell gezeigt, dass berufliche Prioritäten in der Regel zuerst wesentlich von Vorstellungen darüber bestimmt werden, was für Jungen und Mädchen jeweils angemessene Tätigkeiten sind, dass danach zusätzlich das Ansehen von Berufen besonders beachtet wird und erst zum Schluss die eigenen Fähigkeiten und Interessen relevante Gesichtspunkte für die Berufswahl werden, und dass diese beim Auftreten von Schwierigkeiten bei der Berufssuche zuerst geopfert werden ( zusammenfassend dargestellt in Gottfredson , 2002). Als Strategie-Empfehlung für die Berufssuche( insbesondere für Spätentwickler und Ressourcenschwächere) lässt sich aus dieser entwicklungspsychologischen bzw.-soziologischen Perspektive ableiten, sich nicht vorrangig auf die Frage zu konzentrieren, welche Berufe zu den momentanen Interessen und Fähigkeiten am besten passen, sondern vorrangig nach solchen (schulischen und/ oder beruflichen ) Möglichkeiten zu suchen, die auch bei Änderung der Lebenssituation und / oder der Wünsche und Interessen noch von Nutzen sind. Aus einer lernpsychologischen Perspektive kommt Krumboltz zu einer ähnlichen Empfehlung: die Berufssuche nicht mit der ersten beruflichen Einmündung einstellen, sondern Sich-offen-halten für und ständig Aktiv-suchen nach Gelegenheiten zur weiteren Annäherung an jeweils wichtige berufliche und persönliche Ziele (s. hierzu Sickendiek,2011) Von " interaktionistischen" und "systemischen" Gesichtspunkten her wird besonders darauf hingewiesen, dass sich Berufswahl nicht im stillen Kämmerlein oder nur auf der Grundlage rationaler Informationen durch Experten vollzieht, sondern dass die Informationen, Ratschläge und Reaktionen von Eltern, Verwandten , Altersgenossen usw. oft wesentlicher sind für die Entscheidungsfindung als die der offiziellen Berater ( s. u.a. Beinke,2012) Dies dürfte zu einem wesentlichen Teil darauf beruhen, dass , ganz besonders für ressourcenschwächere Berufssuchende, emotionale Unterstützung im Prozess der Berufssuche von sehr großer Bedeutung ist. Aus dieser Perspektive ergibt sich als Strategie-Empfehlung insbesondere, sich bewusst und aktiv zu bemühen um ein Netzwerk von im Umgang mit Übergangsproblemen erfahrenen, oder in ähnlicher Lage befindlichen, Personen, die bereit und in der Lage sind, emotionale Unterstützung und Anerkennung zu geben (s .hierzu insbesondere Ahmed u.a., 2013 ). Von verschiedenen Autoren ( u.a.Kahsnitz ,1996; Schober,1997; Meier,2002) ist darauf hingewiesen worden , dass Berufssuche Teil der Identitätssuche ist (die ja von Erikson, 1959 als zentrale Entwicklungsaufgabe des Jugendalters bezeichnet wurde) und dass der in der traditionellen Berufsorientierung und-beratung übliche Schwerpunkt auf Informationen über Berufe, insbesondere die darin ausgeübten Tätigkeiten und die daraus resultierenden Anforderungen, an den wirklichen Informations- und Beratungsbedürfnissen vieler Ratsuchender (insbesondere vieler ressourcenschwächerer Ratsuchender ) vorbeigehen , die sich nicht primär auf die Klärung der Frage richten, "was will ich werden"?, sondern " wie will ich später leben"? (Schudy, 2002,S.12) bzw. "was soll mir der Beruf ermöglichen?" (Schober,1997). Vom wissenschaftlichen Beirat des Programms Schule, Wirtschaft ,Arbeitsleben (im Folgenden als "swa-Programm" bezeichnet) wurde schließlich 2008 ein entsprechender "Paradigmenwechsel" für die Berufsorientierung vorgeschlagen: weg von Berufskunde, hin zu berufsbezogener Selbstklärung (Deeken/ Butz,2010) bzw. hin zu Persönlichkeits-und Kompetenzentwicklung (Famulla 2008,S.181). Dieser Vorschlag
Erscheinungsdatum | 05.09.2020 |
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Sprache | deutsch |
Maße | 155 x 220 mm |
Gewicht | 140 g |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Pädagogik ► Schulpädagogik / Grundschule |
Sozialwissenschaften ► Pädagogik ► Schulpädagogik / Sekundarstufe I+II | |
Schlagworte | Arbeitsmarkt • Ausbildungsmarkt • Berufswahl • Optionenlogik • Schulabgänger |
ISBN-10 | 3-96146-781-1 / 3961467811 |
ISBN-13 | 978-3-96146-781-5 / 9783961467815 |
Zustand | Neuware |
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