Tiergestützte Interventionen mit Eulen, Greifvögeln und Falken: Eine Auseinandersetzung vor dem Hintergrund von Selbstverständnis, Wirksamkeit und Tierschutz - Verena Dibowsky

Tiergestützte Interventionen mit Eulen, Greifvögeln und Falken: Eine Auseinandersetzung vor dem Hintergrund von Selbstverständnis, Wirksamkeit und Tierschutz

(Autor)

Buch | Softcover
92 Seiten
2020
Diplomica Verlag
978-3-96146-775-4 (ISBN)
34,50 inkl. MwSt
Eulen, Greifvögel und Falken sind ohne Zweifel faszinierende Lebewesen mit bedeutender ökologischer Wertstellung und weitreichender symbolischer Strahlkraft für den Menschen. Vor rund 4000 Jahren wurden sie zunächst zu seinem Jagdgefährten und sind bis heute in Zoos, Adlerwarten und privater falknerischer Haltung an der Seite des Menschen anzutreffen. Aber eignen sie sich auch für den Einsatz in der Gesundheitsfürsorge, Pädagogik und Sozialen Arbeit - dem neuesten Arbeitsfeld für Tiere? Ist es möglich, mit ihnen im Rahmen von Tiergestützter Therapie Menschen zu helfen? Und wenn ja, in welcher Art und Weise? Ist ihr Einsatz tierschutzgerecht und wirksam?
Derzeit steigt die Nachfrage nach "Tiergestützter Therapie" insgesamt rasch an und Angebote mit Eulen, Greifvögeln und Falken breiten sich unkontrolliert aus. Das vorliegende Buch hilft Anbietern von Tiergestützten Interventionen, Falknern, aber auch Weiterbildungsinstituten, einen Überblick über die jeweiligen Hintergründe der Tiergestützten Arbeit, der Natur der Eulen, Greifvögel und Falken sowie der Falknerei und Greifvogelhaltung zu erlangen. Darüber hinaus steht das Buch im Dienste dieser bewundernswerten Tiere und soll dabei helfen, sie vor Missbrauch durch den Menschen zu schützen.

Textprobe:
Kapitel 2, Grundlagen der Tiergestützten Intervention (TGI):
2.1, Entstehung und wissenschaftliche Etablierung:
Tiergestützte pädagogische und therapeutische Einsätze haben ihren Ursprung in den angelsächsischen Staaten und reichen bis ins 8. Jahrhundert zurück. Sie sind jedoch unzureichend dokumentiert worden, was eine wissenschaftliche Etablierung unmöglich machte. Auch die Arbeit im deutschen Epileptiker-Zentrum in Bethel, welche bereits im 19. Jahrhundert auf die heilende Wirkung von Tieren vertraute, blieb rein praktisch ausgerichtet. So musste die alte Einsicht, dass Tiere nicht nur Fleisch liefern und Lasten tragen, sondern helfen und heilen können, von der modernen Wissenschaft neu entdeckt werden.
Der amerikanische Kinderpsychotherapeut Boris M. Levinson brachte 1969 das Thema mit seinem Buch "Pet-Oriented Child Psychotherapy" in den Fokus der wissenschaftlichen Gesellschaft und Ende der 70er Jahre folgte nach weiteren Veröffentlichungen diverser anderer Autoren über die heilsame Wirkung von Tieren auf einsame und kranke Menschen die Gründung einer Gesellschaft, die sich der Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung widmete.1 Diese bildet seit 1990 den Internationalen Dachverband "IAHAIO" (International Association of Human-Animal Interaction Organizations) mit Sitz in Bellevue im US-Staat Washington und Anerkennung durch die Weltgesundheitsorganisation "WHO" (World Health Organization). Die Mitglieder der IAHAIO haben seit ihrer Gründung grundlegende Dokumente wie die Genfer Deklaration (1995), die Prager Richtlinien (1998) und die Deklaration von Rio (2001), zum Schutz von Therapiebegleittieren als Basis für Tiergestützte Interventionen (TGI) verabschiedet.2
Zur Vereinheitlichung von Begrifflichkeiten, Standardisierung und Qualitätssicherung sowie als Richtlinie für das Wohlbefinden der beteiligten Tiere veröffentlichten sie 2014 ein sog. Weißbuch (white paper), welches die Basis zur weiteren Professionalisierung darstellt.
In Deutschland kam es Ende der 80er Jahre zu ersten systematischen Studien durch die Psychologen Reinhold Bergler und Erhard Olbrich (Erhard Olbrich wurde später der erste Präsident der 2006 gegründeten "Internationalen Gesellschaft für Tiergestützte Therapie" mit Sitz in Zürich.). Vereine wie "Tiere helfen Menschen e. V." wurden in Deutschland gegründet, es wurde vermehrt wissenschaftlich geforscht und die Bedeutung von Tiergestützten Interventionen in der Praxis nahmen zu. Allerdings steht die Anerkennung von Tieren als Helfern in der professionellen Arbeit im Gegensatz zu den USA in Deutschland noch am Anfang ihrer Entwicklung.3
In Wien befindet sich der Sitz des 2004 gegründeten Europäischen Dachverbandes für Tiergestützte Therapie "ESAAT" (European Society for Animal Assisted Therapy). Er widmet sich der Erforschung und Förderung der therapeutischen, pädagogischen und salutogenetischen Wirkung der Mensch-Tier-Beziehung. Außerdem strebt der Verband eine europaweite Vereinheitlichung von Qualitätsstandards bei Aus- und Weiterbildungen im Zusammenhang mit Tiergestützter Therapie an und zielt langfristig auf die Etablierung eines spezifischen Berufsbildes mit Anerkennung als professionelle, eigenständige Therapieform ab.4

Die Internationale Gesellschaft für Tiergestützte Therapie "ISAAT" (International Society for Animal Assisted Therapy) wurde 2006 in Zürich gegründet und basiert auf den durch die IAHAIO veröffentlichten Deklarationen und Richtlinien.
Sie hat anspruchsvollere Standards für die Ausbildung von Menschen aus pädagogischen, therapeutischen und sozialen Berufen etabliert, denen sich die ESAAT 2011 weitgehend angeschlossen hat. Die beiden Organisationen arbeiten heutzutage zusammen und verfolgen ähnliche Ziele.5
2.2, Die Funktion des Tieres:
Tiere sind keine Therapeuten. Diese Funktion übernimmt der Mensch. Tiere fungieren im Zusammenhang von Tiergestützten Interventionen (TGI) als therapeutisches Medium und verfügen g

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 155 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeine Soziologie
Schlagworte Eule • Falknerei • Greifvogel • TGI • Tiergestützte Therapie • Tierschutz
ISBN-10 3-96146-775-7 / 3961467757
ISBN-13 978-3-96146-775-4 / 9783961467754
Zustand Neuware
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