»Der Tod ist dein letzter großer Termin« (eBook)
288 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491198-4 (ISBN)
Christoph Kuckelkorn, 1964 in Köln geboren, führt seit 2002 das bekannte Bestattungsunternehmen in fünfter Generation. Er versteht seinen Beruf als Berufung und steht Menschen in ihren schwersten Stunden bei. Unter anderem führte er die Bestattungen von Willy Millowitsch, Hans-Jürgen Wischnewski, Dirk Bach, Guido Westerwelle und Kardinal Meisner durch. Kuckelkorn war Mitglied des zehnköpfigen Helferteams Deathcare, das im Dezember 2004 die Rückführung der deutschen Todesopfer der Flutkatastrophe in Asien organisierte. Er ist Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, von 2005 bis 2017 war er Leiter des Kölner Rosenmontagszugs. Kuckelkorn lebt mit seiner Familie in der Kölner Innenstadt.
Christoph Kuckelkorn, 1964 in Köln geboren, führt seit 2002 das bekannte Bestattungsunternehmen in fünfter Generation. Er versteht seinen Beruf als Berufung und steht Menschen in ihren schwersten Stunden bei. Unter anderem führte er die Bestattungen von Willy Millowitsch, Hans-Jürgen Wischnewski, Dirk Bach, Guido Westerwelle und Kardinal Meisner durch. Kuckelkorn war Mitglied des zehnköpfigen Helferteams Deathcare, das im Dezember 2004 die Rückführung der deutschen Todesopfer der Flutkatastrophe in Asien organisierte. Er ist Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, von 2005 bis 2017 war er Leiter des Kölner Rosenmontagszugs. Kuckelkorn lebt mit seiner Familie in der Kölner Innenstadt. Die Journalistin und Autorin Melanie Köhne arbeitet als freiberufliche Redakteurin für regelmäßige TV-Formate wie »DAS!« im NDR Fernsehen oder einmalige Show-Events wie »Gottschalks große 80er Show« im ZDF. Viele Jahre war sie für die erfolgreichen Talk-Sendungen »Beckmann« sowie »Tietjen und Bommes« tätig. 2018 verfasste sie als Co-Autorin von Nova Meierhenrich den Bestseller »Wenn Liebe nicht reicht – Wie die Depression mir den Vater stahl«.
Ein facettenreiches, erfrischendes, berührendes Buch vom Leben und vom Tod.
wird der Leser hineingezogen in sein Leben - in seine gelungene Biografie - und zum Nachdenken über den Sinn und Wert des Lebens eingeladen.
Kuckelkorn versteht es, Menschliches spürbar werden zu lassen.
In vielen packenden und berührenden Geschichten zeigt Kuckelkorn (...) wie wir im Wissen um unsere eigene Sterblichkeit ein gutes Leben führen können.
berührend und lebensklug
In seinem Buch erzählt der 56-Jährige leidenschaftlich von seinem Beruf und von Parallelen zwischen der fünften Jahreszeit und dem Ende des Lebens
ein inspirierendes Buch über den Sinn des Lebens
Ich kann von mir sagen, dass ich jeden Tag aufs Neue gerne ins Büro gehe. Auch wenn es abgedroschen klingt, so ist mein Beruf für mich viel mehr als nur reiner Broterwerb. Er ist für mich Berufung, und ich fühle mich an diesem – meinem – Platz goldrichtig! Immer wieder begegne ich den unterschiedlichsten Menschen, höre neue Geschichten oder erlebe Situationen, die mich auf ganz besondere Art berühren und nicht mehr loslassen. Zum Beispiel jene von dem Paar mit den 25 Pfennig, von dem im Prolog zu lesen war. Diese Geschichten sind es, die mich meinen Beruf so lieben lassen.
Besucher, die in unser Bestattungshaus kommen, betreten als Erstes unser großzügiges Foyer, von dem zwei unterschiedlich gestaltete Beratungsräume abgehen. Geht man geradeaus durch die Eingangshalle hindurch, kommt man zu den Schreibtischen unserer Mitarbeiter und über eine Wendeltreppe hinunter in eine kleine Sarg- und Urnenausstellung. Inzwischen gibt es hier sogar ein Sargmodell aus schnell nachwachsenden Rohstoffen wie Bananen- und Ananasblättern und Rattan. Im hinteren Teil der Räume, mit eigenem Zugang über die Seitenstraße, befinden sich ein Saal für Trauerfeierlichkeiten oder auch für kulturelle Veranstaltungen sowie mein eigenes Büro. Mein kleines, gemütliches, ganz persönliches Chaos. Hier liegen aktuelle Unterlagen auf meinem Schreibtisch, stehen Erinnerungsstücke, wie beispielsweise die Büste meines Großonkels Willi, eines Schauspielers, auf einem alten Sideboard und schmusen zwei Unzertrennliche in ihrem Papageienkäfig. Ursprünglich hatten die beiden Vögel ihren Platz in unserer Privatwohnung, aber ihre schrillen Pfiffe waren auf Dauer dann doch zu laut für unser Empfinden.
Unsere Wohnung befindet sich in ebenjenem Haus, das meine Eltern mit dem familieneigenen Unternehmen vor fast einem halben Jahrhundert neu bezogen. Es ist für mich ein großer Luxus, dass ich im Fall der Fälle in nur wenigen Minuten von unserer Wohnung ins Büro gehen kann. Meine Mutter hatte mich zunächst aus eigener Erfahrung heraus eindringlich vor dieser räumlichen Nähe gewarnt. »Mach das nicht, mein Junge!« Aber ich entgegnete ihr nur: »Erinnerst du dich, wie oft ihr von Zuhause noch einmal in die Stadt fahren musstet, weil irgendetwas zu erledigen war?« Sie konnte gar nicht anders, als mir zuzustimmen. Und noch immer bin ich überzeugt von der Richtigkeit meiner Entscheidung. Kurze Wege, kaum Zeitverluste. Es fühlt sich an, als wäre alles unter einem Dach. Hinzu kommt, dass ich ein Stadtmensch bin und das Leben in der Innenstadt mit allen Vor- und Nachteilen absolut schätze.
In unserem Haus befindet sich auch noch immer das Arbeitszimmer meines Großvaters, in dem wir seit seinem Tod nichts, aber wirklich rein gar nichts verändert haben. Tritt man hier über die Schwelle, fühlt man sich in die Zeit der 1970er Jahre zurückversetzt. Sein Schreibtisch steht vor einem wandfüllenden Regal, in dem unzählige staubige Bücher darauf warten, mal wieder in die Hand genommen zu werden. Mein Großvater war nämlich nicht nur Kopf der Firma, er war auch Doktor der Geologie und ein wirklich universalgelehrter Mensch, an den man sich als Kind mit jeder Frage wenden konnte. Um kaum eine Antwort war er verlegen und wenn doch, wusste er, wo die Antwort zu finden war – und das in einer Zeit, lange bevor wir das Wort Internet überhaupt kennen gelernt haben. Mein Großvater war eine enorm imposante Persönlichkeit und ein Hingucker mit grauen Haaren und grauem Bart. In seinem Wandschrank stehen noch heute zig Fotoalben, deren eingeklebte Aufnahmen unsere Unternehmensgeschichte bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dokumentieren. Und an der Wand hängt ein gerahmter Spruch zum hundertjährigen Firmenjubiläum: »Seit 100 Jahren auch im Jenseits vorn, in einem Sarg von Kuckelkorn«.
Unser Familienunternehmen existiert seit dem Jahr 1864. Was als Schreinerbetrieb begann, ist heute eines der ältesten Bestattungshäuser in Deutschland. Seit nunmehr 35 Jahren (das Handwerkeln in der Schreinerei während meiner Kindheit nicht mitgerechnet) bin ich hier tätig und setze damit die Familientradition in fünfter Generation inzwischen als Geschäftsführer fort. Wenn ich heute die Tür zu unserem Haus aufschließe, ist es natürlich eine komplett andere Situation, eine andere Zeit, aber das Gefühl, das ich mit diesem Haus, unserer Firma, unserem kleinen Kosmos verbinde, ist noch immer vergleichbar mit den positiven Gefühlen von damals, als ich noch in meinen Kinderschuhen durch die Räume lief.
Ich hatte schon mal angeregt, eventuell längerfristige Bestattungstermine zu machen, aber da hält sich der Tod einfach nicht dran …
Meine Arbeitstage als Bestatter lassen sich leider äußerst schlecht planen. Dieser Beruf ist sehr unstet, und Kunden melden sich in der Regel nicht lange im Voraus an. So ist es wirklich manchmal schwer, den Tag in den Griff zu bekommen, weshalb ich meist versuche, als Erster im Büro zu sein und die Fäden für die nächsten Stunden in den Händen zu halten. Da ich sowieso ein Frühaufsteher und immer der Erste im Haus bin, der wach ist, bereitet mir das keine Probleme. Meistens nutze ich die ersten, frühen Minuten für mich und verschaffe mir einen Überblick über das, was in unserem Terminkalender steht, und das, was sich am Vortag in der Welt getan hat. Ich komme nur selten zum Fernsehen und lese stattdessen als Ausgleich morgens zwei bis drei Tageszeitungen, um mir so die wichtigsten Informationen zu holen. Danach bin ich immer sehr schnell im Büro. Mein vornehmlicher Arbeitsbereich ist natürlich die Firmenleitung. Ich kümmere mich darum, morgens die Mitarbeiter einzuteilen: Wer kümmert sich um welche Beerdigung, wer fährt wohin, wer führt welche Beratung durch, und wer erledigt alles andere, das noch so anfällt. Doch kaum hat man das Gefühl, dass der Tag einem gewissen Plan folgen kann, ruft jemand an, der einen Sterbefall hat, und schon sind alle Einteilungen über den Haufen geworfen. Plötzlich muss derjenige, den man ursprünglich für den Friedhof eingeteilt hatte, einen Verstorbenen abholen, und die Friedhofsfahrt muss irgendwie anders organisiert werden. Die Logistik, die im Hintergrund abläuft, ist immens. Regelmäßig, manchmal minütlich, verändern sich die Parameter des Tages. Und darauf muss man sich immer wieder neu einstellen. Für mich ist das sowohl die größte Herausforderung als auch der größte Reiz meines Berufes. Jeder soll bei uns das Gefühl haben, dass er der einzige Kunde in diesem Augenblick ist. Er soll nicht merken, wie viele Dinge parallel im Hintergrund laufen, was noch alles gleichzeitig bewegt und bewältigt werden muss. Aber natürlich haben auch wir nur bestimmte personelle Ressourcen. Dies alles zusammenzubringen, miteinander zu verbinden und dann auch noch wirtschaftlich zu gestalten, das ist meine persönliche Herausforderung.
Ich bemühe mich, den Hinterbliebenen zumindest eine Grundstruktur für die ersten Tage zu geben. Irgendetwas, an das sie sich halten können.
Eine Kerntätigkeit meines Berufsstandes ist das Beratungsgespräch. In diesem Gespräch werden die Angehörigen von Verstorbenen darüber informiert, welche unterschiedlichen Möglichkeiten der Bestattung und welche Arten von Trauerfeiern es gibt. Darüber hinaus bieten wir die Ausgestaltung der Feier mit Musik, Reden, Blumen, Kerzen und anderer Dekoration sowie verschiedene Möglichkeiten der Benachrichtigung mit Drucksachen und Zeitungsanzeigen bis hin zum anschließenden Leichenschmaus und dessen Organisation an. Unter dem Strich wird den Hinterbliebenen heute in diesen Beratungsgesprächen ein ziemlich großes Dienstleistungsangebot gemacht. Wir bemühen uns, das Gespräch so zu gestalten, dass die Angehörigen nicht überfordert werden. Je nachdem, wie die konkrete Situation sich darstellt, führen wir auch mehrere solcher Gespräche, um den Trauernden die entsprechende Bedenkzeit und Ruhe zu geben. Eine Familie, die jemanden betrauert, der monatelang im eigenen Zuhause gepflegt wurde oder der am Ende im Heim lebte und lange Zeit nicht sterben konnte, hat eine ganz andere psychische Verfassung als eine Familie, in der jemand morgens einen Herzinfarkt hatte, umgekippt und plötzlich tot ist. Man muss immer sehr genau schauen, wie fühlen sich die Menschen gerade, wie hole ich meine Gesprächspartner am besten ab, welche Elemente aus den Tausenden möglichen Angeboten filtere ich heraus, die genau in diesem Fall passen könnten. Ich persönlich lasse solche Gespräche manchmal einfach laufen, um herauszufinden, was die Hinterbliebenen eigentlich wollen und ob sie eventuell eigene Vorstellungen haben. Es gibt so viele Aspekte, die dabei eine Rolle spielen, und immer wieder ergeben sich auch heute noch für mich neue Situationen. Manchmal begegnen sich rund um einen Todesfall Menschen, die in ihrem alltäglichen Leben nicht mehr viel miteinander zu tun haben und nun plötzlich gemeinsam eine Bestattung organisieren müssen. Unter Umständen existieren völlig unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie die Bestattung aussehen soll. Innerhalb einer Patchwork-Familie hat die zweite Ehefrau vielleicht ganz andere Wünsche als die Kinder aus der ersten Ehe des Verstorbenen. Vermutlich haben die Parteien auch jeweils ein ganz anderes Bild von dem Menschen, den es zu bestatten gilt. Da kann es also schon mal kompliziert und schwierig werden, eine gute Beratung durchzuführen. Dazu muss man herausfinden, wer eigentlich der Entscheidungsträger ist, und dann kann es im Gespräch eventuell zu der unangenehmen Situation kommen, den Kindern aus erster Ehe sehr...
Erscheint lt. Verlag | 29.1.2020 |
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Co-Autor | Melanie Köhne |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | 1. FC Köln • Beerdigung • Beerdigungsinstitut • Bestatter • Bestattungsinstitut • Bewusst leben • Dirk Bach • Familengeschichte • Guido Westerwelle • Hans-Jürgen Wischnewski • Humor • Inspiration • Kardinal Meisner • Karneval • Karnevalsball • Karnevalspräsident • Köln • Kölner Dom • Kölner Rosenmontagszug • Leben • Philosophie • Philosophie des Alltags • Prominent • Schicksal • Sinn des Lebens • Sterben • Tradition • Trauer • Trauerbegleiter • Trauerbegleitung • Trost • Werte • Willy Millowitsch |
ISBN-10 | 3-10-491198-3 / 3104911983 |
ISBN-13 | 978-3-10-491198-4 / 9783104911984 |
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