Geschlechtsspezifische Aspekte in der Berufsberatung
Diplomica Verlag
978-3-95934-889-8 (ISBN)
Geschlechtsspezifische Vorurteile und Fehlannahmen hinsichtlich der Berufe führen in vielen Fällen zur falschen Berufswahl, die bei einer besseren Kenntnis der tatsächlichen Entscheidungskriterien einerseits auf der Seite des Ratsuchenden und andererseits auf der Seite des Berufsfeldes zu vermeiden wäre. Häufig wird von den Berufsberatern auch ein zu wenig kritisches, nicht-direktives Beratungsvorgehen gewählt, anstatt eine fundierte und kritische Beratung zu wählen, bei der die Entscheidungskriterien für die Berufswahl und die tatsächlichen Berufsbedingungen näher betrachtet werden.
Durch Bewusstmachung und Aufdeckung der in der Berufsberatung und -wahl gerade auch unter dem geschlechtsspezifischen Aspekt ablaufenden Prozesse kann eine passende Berufswahl für den Ratsuchenden ermöglicht werden. Das Buch richtet sich demnach an die an der Berufsberatung Beteiligten, d.h. die professionellen Berater/-innen, Berufs- und Studienberater/-innen, Coaches, Trainer/-innen, Sachbearbeiter/-innen - und die Ratsuchenden.
Die Autorin ist Diplom-Verwaltungswirtin (FH) und seit 2005 beim Berufsförderungsdienst der Bundeswehr beschäftigt. Von 2005 bis 2011 war sie Beraterin im individuellen Berufswahl- und Eingliederungsprozess der Soldatinnen und Soldaten, von 2008 bis 2011 auch nebenamtlich Dozentin für die Ausbildung der Berater des Berufsförderungsdienstes der Bundeswehr. Von 1999 bis 2011 studierte sie neben der Tätigkeit im gehobenen Dienst bei der Bundeswehrverwaltung an der FernUniversität Hagen Soziale Verhaltenswissenschaften und Erziehungswissenschaften (Studienschwerpunkte Arbeits- und Organisationspsychologie und Berufspädagogik); das Studium schloss sie als Magister Artium ab.
Textprobe:
Kapitel: 4.1, Bundesagentur für Arbeit (BA):
Der weitaus größte Anbieter von Berufsberatung ist die Bundesagentur für Arbeit (BA). Die vom Gesetzgeber geschaffene Rechtsgrundlage für das Beratungsangebot der BA sind die
29-34 Sozialgesetzbuch III (SGB III), die Berufsberatung ist in
30 SGB III geregelt (siehe Kapitel 2.4). Die Berufsberatung als Teil der Arbeitsverwaltung hat eine lange historische Tradition, die bis 1922 zurückreicht (Ostendorf 2005, S. 234).
Die Berufsberatung wird sowohl in den Räumen der BA als auch an den Schulen angeboten. Für die Berufsberatung der BA sind regelmäßige Termine grundsätzlich an allen Schulen vorgesehen, sowohl in Form von Vorträgen als auch von Einzelberatungen. Nissen/Keddi/Pfeil (2003, 115) fügen einen umfassenden Überblick über darüber hinausgehende Angebote der Berufsberatung der BA hinzu: psychologische Begabungs- und Eignungstests, Seminare zur Berufsorientierung und -findung, schriftliches und audiovisuelles Informationsmaterial, Vermittlung von Betriebspraktika und Besuche an Hochschulen.
Die Berufsberater stellen in der Beschäftigtenstruktur der BA einen eher kleineren Anteil dar. Den weitaus größeren Anteil stellen Arbeitsvermittler (Arbeitnehmer- und Arbeitgebervermittler) und Sachbearbeiter, deren Aufgabe die Bearbeitung von Förderleistungen ist, dar. Die Arbeitsvermittler für Arbeitnehmer sind meistens nur am Rand mit Berufsberatung, eher noch mit Weiterbildungsberatung beschäftigt; deren vorrangige Aufgabe ist die möglichst schnelle Vermittlung in den Arbeitsmarkt. Nach der Umgestaltung der BA durch die 'Fördern und Fordern'- Arbeitsmarktpolitik und den dazu ergangenen Gesetzen von 2003 bis 2005 steht die BA Ratsuchenden ohne einen Vermittlungsbedarf nur bis zum 25. Lebensjahr zur Verfügung.
Einen umfassenden Überblick auf das Wirken und die Aufgabenerfüllung der BA, insbesondere im Hinblick auf ihren geschlechtsspezifischen Einfluss in der Berufsberatung, bietet Ostendorf (2005). Zum zahlenmäßigen Verhältnis der Berufsberater und Berufsberaterinnen bei der Bundesagentur stellt Ostendorf fest (2005, 301): 'Traditionell arbeiten in der Berufsberatung viele Frauen. Der bis in die 1970er-Jahre geltende Grundsatz der Beratung von Mädchen ausschließlich durch Frauen machte eine ausreichende Zahl an weiblichen Fachkräften nötig. Offizielle Zahlen über die Geschlechterverteilung unter den Beratungsfachkräften liegen nicht vor. Verschiedene Untersuchungen deuten auf einen bundesdurchschnittlichen Frauenanteil zwischen 40 und 50 % hin.' Nach dem Geschäftsbericht 2008 (S. 61) der BA sind 69 % der gesamten Beschäftigten weiblich, ein Geschlechteranteil der Berufsberaterinnen und Berufsberater wird leider nicht ausgewiesen.
4.2 Institutionen außerhalb der Bundesagentur für Arbeit:
4.2.1 Private Anbieter von Berufsberatung:
Private Anbieter von Berufsberatung sind oft Einzelpersonen, die sich als freiberufliche/r Berater/-innen selbstständig gemacht haben und häufig neben der Berufsberatung auch Coaching anbieten. Das Angebot ist sehr vielseitig und reicht von Therapeuten bis hin zu Consultants bzw. selbstständigen Unternehmensberatern.
Daneben gibt es privatrechtliche Institute, die auch durch die Entwicklung von aufwendigen Berufswahleignungstestverfahren wie z. B. das geva-Institut bekannt geworden sind. So tritt das geva-Institut z. B. auch in der Zusammenarbeit mit Schulen und der Arbeitsagentur in Erscheinung. Eine beispielhafte Aufzählung für einen privaten Anbieter erhält man auf der Homepage des geva-Instituts (2010): Profiling für Eignungsfeststellung und Vermittlungscoaching für BA- und AR36 GE-Kunden (
37 SBG III); Ermittlung der Betreuungsstufe und Erarbeitung von Förderungsplänen für BA- und ARGE-Kunden; Berufsberatung für Schüler und Jugendliche; Beratung bei Berufsrückkehr und Neuorientierung; Weiterbildungsberatung, Beratung und Coaching bei Fach- und Führungskräften; standardisierte Berufsw
Erscheinungsdatum | 24.05.2016 |
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Sprache | deutsch |
Maße | 155 x 220 mm |
Gewicht | 193 g |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Allgemeine Soziologie |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Gender Studies | |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Spezielle Soziologien | |
Schlagworte | Berufliche Sozialisation • Berufsberatung • Berufsorientierung • Berufswahl • Doing Gender • Gender • Geschlechterordnung • Geschlechtsrolle • Stereotyp |
ISBN-10 | 3-95934-889-4 / 3959348894 |
ISBN-13 | 978-3-95934-889-8 / 9783959348898 |
Zustand | Neuware |
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