Kleidung als Mittel nonverbaler Kommunikation und Selbstdarstellung
Diplomica Verlag
978-3-95934-827-0 (ISBN)
In der vorliegenden Studie wird die Kleidungsgestaltung unter sozialen Aspekten betrachtet. Vor allem aber wird Kleidung als nonverbale Kommunikationsform und als eine Form der Selbstdarstellung behandelt. Hierzu werden verschiedenste Theorien sowie ihre empirischen Befunde zum Thema Kleidung aufgeführt und kritisch diskutiert.
Textprobe:
Kapitel IV. Die Macht der vestimentären Selbstinszenierung:
Nachdem nun im letzten Kapitel erstens klar wurde, dass man weniger von einer Selbstdarstellung, sondern eher von einer Inszenierung des Selbst sprechen sollte, da die Repräsentation des Selbst vor allem über unsere Ideale konstruiert wird, zweitens der Täuschungscharakter der vestimentären Selbstdarstellung genauer betrachtet wurde und drittens ihre Maskenfunktion mit all ihren konträr zueinander verlaufenden Anforderungen verdeutlicht wurde, ist nun der Nutzen dieser komplexen Schein-Darstellung zu erwähnen.
Der Mensch verwendet viel Mühe darauf, seine Identität durch Kleidung zu inszenieren. Die Tatsache, dass es uns so wichtig ist - wenn auch vielleicht eher unbewusst - einen guten Eindruck durch unsere äußere Erscheinung zu machen, lässt vermuten, dass diese eine starke Wirkung hat und somit einen großen Nutzen für uns darstellt.
In diesem Kapitel soll zunächst die Wirkung der Selbstdarstellung durch Kleidung betrachtet werden. Erst wird ihre Wirkung auf die Umwelt, anschließend ihre Wirkung auf den Träger selbst beleuchtet, um schließlich den Nutzen dieser Wirkung zu verdeutlichen. Die Fragestellung dieses Kapitels könnte also lauten: Wozu all der Aufwand?
IV.1. Die Wirkung auf die Umwelt:"Die Kleider müssen so zum Menschen passen, wie der Mensch zur Landschaft passen muss" (Li Liweng, 1939, S. 148).
Das äußere Erscheinungsbild eines Individuums manipuliert das Gegenüber in seiner Einstellung zu ihm und hat eine Auswirkung auf das soziale Verhalten anderer ihm gegenüber. Denn bestimmter Kleidung werden bestimmte Persönlichkeitsmerkmale zugeschrieben.
Hierzu eine empirische Studie als Beispiel. Folgende Persönlichkeitszuschreibungen wurden auf bestimmte weibliche Kleidungsstile bezogen: "Mädchen mit kurzen Röcken, heller Kleidung und mit Make-up wurden als aufgeschlossen, unmoralisch und attraktiv angesehen; Mädchen, die eine Brille trugen, wurden als konventionell, schüchtern, religiös und weniger attraktiv und aufgeschlossen angesehen" (Argyle, 1979, S. 316).
Diese und alle anderen dem Äußeren zugeschriebenen Persönlichkeitsmerkmale führen beim Betrachter (Decodierer) immer zu einer bestimmten Erwartungshaltung, und demzufolge zu einer selektiven Wahrnehmung. Beispielsweise wird man von diesem anders behandelt, wenn man in formeller Kleidung erscheint, als wenn man sich in legerer Kleidung zeigt. Der Betrachter wird jeweils andere Kriterien und Maßstäbe seiner Wahrnehmung und auch seines Verhaltens zeigen.
Denn "indem man sich in einer bestimmten Weise kleidet, suggeriert man eine derartige Situation durch seine Erscheinungsweise und beeinflusst so das Verhalten der anderen" (Argyle, 1979, S. 75). Kleidung wirkt also nach Außen, hat einen großen Einfluss auf das Verhalten der Umwelt. Demnach ist es eine gute Methode, sein Äußeres positiv zu gestalten, da man so eine positive Wirkung bei der Umwelt erlangt.
Konkret zu der Auswirkung verschiedener Kleidungsstile gibt es mehrere empirische Befunde. Hauptsächlich bezüglich des Faktors der Attraktivität, da diese das wichtigste Kriterium darstellt, nach dem das äußere Erscheinungsbild bzw. die Kleidung im westlichen Kulturkreis bewertet wird (In anderen Gesellschaften gibt es andere Ideale für das Körperimage, beispielsweise ist es dort erstrebenswert, bedrohlich oder heilig zu erscheinen. Doch das Ziel ist immer dasselbe: Eine ideale Selbstinszenierung) (vgl. Argyle, 1979, S. 303):
In mehreren Experimenten von 1972 wurden die "verhaltensmäßigen Reaktionen auf einen Mitarbeiter, der jeweils unterschiedliche Kleidung trug, untersucht: Einem eleganter gekleideten Menschen folgen andere Leute mit größerer Wahrscheinlichkeit, wenn er bei Rot über die Strasse geht; ihm wird mit größerer Wahrscheinlichkeit geholfen, wenn er nach dem Weg fragt oder wenn er für eine soziale Umfrage die Leute anspricht und Fragen stellt" (Lambert, 1972, S. 711-12).
Erscheinungsdatum | 22.12.2015 |
---|---|
Sprache | deutsch |
Maße | 155 x 220 mm |
Gewicht | 198 g |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Allgemeine Soziologie |
Schlagworte | Selbstbild |
ISBN-10 | 3-95934-827-4 / 3959348274 |
ISBN-13 | 978-3-95934-827-0 / 9783959348270 |
Zustand | Neuware |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
aus dem Bereich