Kollektive Identitäten, Selbstbilder und Fremdwahrnehmungsmuster von Deutschen und Spaniern
Diplomica Verlag
978-3-95934-781-5 (ISBN)
Textprobe:
Kapitel 4.1, Das Bild der Deutschen im Ausland:
Die Karikatur des 'typischen Deutschen' (Abb. 4-1) entspricht im Ausland dem gängigen Klischee über Deutschland. So bringen japanische Touristen von ihren Deutschlandreisen Dirndlkleider und Lederhosen oder wenigstens die entsprechend ausgestatteten Trachtenpüppchen mit. In Amerika gelten Erscheinungsformen der bayerischen Volkskultur erst recht als typisch deutsch. Hier zieren Männer mit Lederhosen, Trachtenjanker, Gamsbart am Hut und Maßkrug in der Hand die Werbeplakate in Reisebüros. Selbst an der entfernten Westküste Amerikas wurde mit der Spezialität 'Oktoberfestwurst' geworben. Somit funktioniert als Heterostereotyp, als vereinfachte Typisierung von außen, die Inszenierung: Bayern für Deutschland.
Und obwohl Deutschland die meisten Nachbarstaaten Europas aufzuweisen hat, ist es erstaunlich, dass nur wenige Nachbarn die Deutschen wirklich kennen. In einigen Ländern werden sie als 'krauts' (Kraut) und 'moffen' (Muff), 'boches' und 'Piefkes' bezeichnet. All diese Ausdrücke sind jedoch keineswegs liebevoll gemeint, sondern spiegeln vielmehr Vorurteile wider. Der Begriff 'krauts' ist eine meist stereotypisiernde Bezeichnung, die vor allem während des Zweiten Weltkrieges in England gebräuchlich war. Wahrscheinlich ist der Begriff vom Sauerkraut abgeleitet worden, dass als typisch deutsche Speise angesehen wurde. Den Beinamen 'moffen' erhielten die Deutschen von den Niederländern. Zogen sie doch drei Jahrhunderte lang in die Niederlande, um dort Arbeit zu suchen. Dort wurden sie Dienstmädchen, Grasmäher und Torfstecher, Matrosen und Ziegler, bekamen also die groben und schlecht bezahlten Jobs.
Der Begriff 'boche' hat seinen etymologischen Ursprung wahrscheinlich im Wort 'alboche , einer Zusammensetzung aus dem Präfix al - abgekürzt für 'allemand' 'deutsch' - und boche für 'caboche' ('Dickschädel'). Im 19. Jahrhundert diente die Redewendung 'tête de boche' dazu, jemanden als Dickkopf oder Holzkopf zu beschimpfen, da ursprünglich eine 'boche' eine Holzkugel war. Als Namenspate des Schmähbegriffs 'Piefke' gilt der Kapellmeister Gottfried Piefke, der am 16. Juli 1866 mit der siegreichen preußischen Armee den Boden des heutigen Österreich betrat. Er dirigierte beim Sturm auf die Düppeler Schanzen an vorderster Front sein 300-köpfiges Musikkorps, mit gezogenem Degen schlug er den Takt zum Yorkschen Marsch von Beethoven.
Das Allensbacher Demoskopische Institut befragte vor mehr als einem Jahrzehnt über tausend Franzosen und ebenso viele Briten nach den für Deutsche typischen Eigenschaften.
Als Ergebnis der Studie kam heraus, dass 53 Prozent der Franzosen den Deutschen das Stichwort 'fleißig' zuordneten. Die Briten hingegen gaben diese Eigenschaft in Verbindung mit den Deutschen mit nur 17 Prozent an. Insgesamt waren die Briten mit der Zuordnung der Eigenschaften zurückhaltender und vorsichtiger als die Franzosen. Ein weiterer Gegensatz wurde bei der Bewertung des Charakteristikums 'arrogant' deutlich. Hier gaben nur 13 Prozent der Franzosen an, die Deutschen für arrogant zu halten und 7 Prozent stimmten mit der Bezeichnung 'Angeber' überein. Die Briten hingegen lagen mit ihrem Urteil viel höher. 38 Prozent hielten die Deutschen für 'arrogant' und 21 Prozent für 'Angeber'.
Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2006 der GfK Marktforschung (Nürnberg), in der rund 12.000 Bürger in Deutschland, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Frankreich, Österreich, Polen, Russland, Tschechien und der Türkei befragten wurden, ergab, dass die Deutschen vor allem für gut organisiert, akkurat und leicht pedantisch gehalten werden. Weitere genannte Eigenschaften waren: Zuverlässigkeit, Umgänglichkeit und Geselligkeit. So beschrieb jeder fünfte Niederländer die Deutschen als nette und freundliche Menschen. Immerhin gaben in Russland acht Prozent der Menschen an, dass sie die Deutschen mögen. Auf der anderen Seite hält allerdings nahezu jede
Erscheinungsdatum | 08.10.2016 |
---|---|
Sprache | deutsch |
Maße | 155 x 220 mm |
Gewicht | 171 g |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Allgemeine Soziologie |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Spezielle Soziologien | |
Schlagworte | Klischee • Nationale Identität • Tugend |
ISBN-10 | 3-95934-781-2 / 3959347812 |
ISBN-13 | 978-3-95934-781-5 / 9783959347815 |
Zustand | Neuware |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
aus dem Bereich