Europäische Betriebsräte
Der Strukturwandel der Automobilindustrie erfordert zunehmend transnationale Aushandlungen zwischen Arbeitnehmervertretungen und Management. Der Band zeigt, dass Europäische Betriebsräte trotz formal schwacher Rechtsgrundlagen ein beachtliches Maß an grenzüberschreitender Koordination und Regulation entwickeln können.
Axel Hauser-Ditz ist wiss. Mitarbeiter für Soziologie an der Universität Bochum. Ludger Pries ist dort Professor für Soziologie. Valentina Mählmeyer ist wiss. Mitarbeiterin am WZB.
Inhalt
Einleitung 7
Die Autozulieferindustrie und ihre Europäischen Betriebsräte 11
Struktur und Entwicklungen der Automobilzulieferindustrie 11
Die Automobilzulieferindustrie als Untersuchungsfeld für EBRs 20
Untersuchungsmodell und methodische Umsetzung 36
Fallstudie Bosch 43
Die Geschichte des Unternehmens 43
Die Internationalisierung des Unternehmens 47
Unternehmensstruktur, Standort- und Beschäftigungsverteilung 53
Das Bosch Europa Committee (EC) 66
Schließungs- und Verlagerungsfälle und die Rolle des EC 91
Zusammenfassung, Bewertung und Erklärungsversuche 108
Fallstudie Continental 115
Die Geschichte des Unternehmens 115
Internationalisierung und Diversifizierung des Unternehmens 117
Das "Europa-Forum" von Continental 139
Schließungs- und Verlagerungsfälle und die Rolle des Europa-Forums 153
Zusammenfassung 185
Fallstudie Delphi 193
Die Geschichte des Unternehmens 193
Das "Delphi European Employee Committee" 204
Zusammenfassung 228
Fallstudie Guest, Keen & Nettlefolds (GKN) 233
Die Geschichte des Unternehmens 233
Der Europäische Betriebsrat bei GKN 249
Zusammenfassung, Bewertung und Erklärungsversuche 269
Fallstudie Thompson Ramo Wooldridge (TRW) 277
Das Unternehmen TRW Automotive Holdings Corp. 277
Der EBR bei TRW: das TRW Automotive Forum 294
Zusammenfassung und Schlussfolgerung 305
Vergleich der Untersuchungsfälle 309
Automobilzulieferer zwischen Diversifizierung und Spezialisierung 309
Geografischer Footprint: (De-)Zentralisierung und Low-cost-country-Anteil 311
Grenzüberschreitende Koordination der Unternehmen 315
Einflussfaktoren auf die Verlagerungsneigung der Unternehmen 316
Struktur der EBRs in der Autozulieferindustrie 321
Die Wirksamkeit der EBRs 330
Bewertung der Erklärungsfaktoren für EBR-Wirksamkeit 338
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 347
Abkürzungen 354
Abbildungsverzeichnis 355
Tabellenverzeichnis 356
Literatur 358
Einleitung
Europäische Betriebsräte (EBRs) haben in den letzten Jahren eine wach-sende Aufmerksamkeit in der wissenschaftlichen Debatte wie in der betriebs- und gewerkschaftspolitischen Diskussion um die Möglichkeiten grenzüberschreitender Regulierung von Arbeit erfahren. Die zunehmend grenzüberschreitende Organisation von konzerninternen Wertschöpfungs-ketten und der damit einhergehende Standortwettbewerb verlangen gera-dezu nach Möglichkeiten auch für die Arbeitnehmervertreter, in einen effektiven, grenzüberschreitenden Dialog mit dem Management wie auch untereinander einzutreten. Diese Möglichkeit wurde formalrechtlich durch die EBR-Richtlinie von 1994 und ihre im Juni 2011 in Kraft getretenen Novelle gelegt. Dass grenzüberschreitende Interessenregulierung auch praktisch möglich ist, zeigen gerade Beispiele aus der hochgradig vernetzten und vom Standortwettbewerb geprägten Automobilindustrie (Hauser-Ditz et al. 2010), wo Europäische Betriebsräte - wie etwa der EBR bei Volkswagen, das EEF bei GM und der EFB bei Ford - in der Vergangenheit durchaus ein beachtliches Maß grenzüberschreitender Koordination und Regulierung entwickeln konnten. Auch wenn einige dieser Gremien in der jüngsten Automobilkrise empfindliche Niederlagen zu verkraften hatten, wird an diesen Beispielen doch das Potenzial der Institution EBR deutlich.
Vor dem Hintergrund fortschreitender länderübergreifender Produk-tionsverlagerungen in der Automobilzulieferindustrie war es - ausgehend von den Erkenntnissen über die Automobilendhersteller (OEMs) - das Ziel des Forschungsprojektes "Europäische Betriebsräte als Akteure im Strukturwandel der Automobilzulieferindustrie" zu untersuchen, welche Rolle Europäische Betriebsräte unter den erschwerten Wettbewerbsbedin-gungen der Zulieferbranche im Hinblick auf die Sicherung von Unter-nehmensstandorten und den Erhalt von Beschäftigung spielen. Anhand von fünf Fallstudien in ausgewählten Zulieferunternehmen wurde der Frage nachgegangen, inwiefern die EBRs die Konzernstrategien bezüglich der Verteilung von Produktionsvolumina beeinflussen und dabei die Inte-ressen der abhängig Beschäftigten zur Geltung bringen können. Im Ein-zelnen wurden folgende Fragen untersucht: Inwiefern unterscheiden sich die Internationalisierungsstrategien der Zulieferunternehmen und welche Restrukturierungsprozesse und Standortverlagerungen sind damit verbun-den? Wie sind die EBR-Strukturen ausgestaltet und inwiefern sind sie an das jeweilige Unternehmen angepasst? Inwiefern gelingt es den EBRs, Einfluss auf Restrukturierungsprozesse und Standortentscheidungen zu nehmen oder deren Folgen abzumildern? Von welchen Faktoren hängt der Erfolg der EBR-Arbeit in diesem Kontext ab?
Stärker als bisherige EBR-Studien setzte das Projekt dabei auf die Analyse der Unternehmensstrukturen und der 'Passgenauigkeit' der jeweiligen EBR-Strukturen mit diesen. Hierzu wurde, basierend auf einer Internationalisierungstypologie, in den Fallstudien jeweils ein detailliertes Profil sowohl der Untersuchungsunternehmen als auch der entsprechenden EBRs erstellt. Die leitende Annahme, die aus anderen Forschungskontexten gewonnen worden war (Hauser-Ditz et al. 2010), kann dabei als organisational-fit-Hypothese zusammengefasst werden: Bei der Beurteilung der Aktivitäten von EBRs kommt es nicht nur auf deren Struktur, Politiken und Beziehungen zu den anderen Akteursgruppen (Management, Gewerkschaft, nationale Interessenvertretungen et cetera) an, sondern vor allem auch auf die Kompatibilität der EBR-Organisation mit der (europäischen) Unternehmensorganisation. Dabei zeigt sich gerade im Vergleich zu den Autoendherstellern, dass die Unternehmen der Automobilzulieferindustrie in Europa im Hinblick auf Produkte, Produktionsprozesse, divisionale Organisationsstruktur und Verteilung der Standorte wesentlich vielfältiger sind. Dies gilt auch für die Interessenlagen und Vertretungsstrukturen nach Standorten und Produktionsbereichen. Eine wesentliche Erkenntnis
Erscheint lt. Verlag | 17.8.2015 |
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Reihe/Serie | Arbeit - Interessen - Partizipation ; 13 |
Zusatzinfo | 29 Abbildungen und 28 Tabellen |
Verlagsort | Frankfurt |
Sprache | deutsch |
Maße | 141 x 215 mm |
Gewicht | 460 g |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Allgemeine Soziologie |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Mikrosoziologie | |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Spezielle Soziologien | |
Schlagworte | Arbeitsregulierung • Arbeitssoziologie • Automobilzulieferindustrie • Betriebsräte • Europäischer Betriebsrat • Gewerkschaften • Industriesoziologie • Strukturwandel • Verhandlung (Wirtschaft) |
ISBN-10 | 3-593-50328-X / 359350328X |
ISBN-13 | 978-3-593-50328-8 / 9783593503288 |
Zustand | Neuware |
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