Antisemitismus und die Bildungspolitik der Weimarer Republik: Exklusion jüdischer Kinder und Schüler vor dem Hintergrund der reformpädagogischen Entwicklung
Bachelor + Master Publishing (Verlag)
978-3-95820-229-0 (ISBN)
Reiner Stöver, M.A., studierte in Hamburg Soziologie, Ökonomie und Recht, mit Schwerpunkt in der Bildungs- und politischen Soziologie sowie der Soziologie sozialer Probleme. Weitere Forschungsinteressen entstanden darüber hinaus auf den Gebieten Antisemitismus, Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Rechtsextremistisches Gedankengut. Während des Studiums konnte er sich dieser Thematik in differenzierter wissenschaftlicher Form widmen, sodass sich das Interesse daran weiter entwickelte. In der vorliegenden Studie stellt der Autor eine Verbindung von antisemitischen Ausprägungen mit der spezifischen Bildungssituation in der ersten parlamentarischen Deutschen Republik her. Als freiberuflicher Texter agiert er als Ansprechpartner für die Gestaltung konzeptioneller Texte in unterschiedlichen Sparten. Zusätzlich entwickelt er im Bereich neuer Lehr-/Lernformate Konzepte für E-Learning sowie Blended-Learning-Systeme und führt als Lehrbeauftragter entsprechende medientechnische Schulungen durch.
Textprobe:
Kapitel 4, Neue Bildungsansätze:
Die Weimarer Republik ist nicht nur in wirtschaftlicher oder politischer Weise einer Belastung ausgesetzt gewesen, die Republik ist ebenfalls geprägt von einer starken Aufbruchstimmung. Dieser Zeitabschnitt war von neuen Ideen und idealistischen reformpädagogischen Ansätzen durchzogen, die in den nächsten Abschnitten näher beleuchtet werden. Eine Durchbrechung alter Strukturen, die noch der Zeit im Kaiserreich entstammten, und in der Weimarer Ära ihre Fortsetzung fanden, sollten nun endlich erreicht werden. Es waren nicht nur die Reformer und Intellektuellen, die es sich zum Ziel gesetzt hatten in die bildungspolitische Landschaft der neuen Republik einen frischen Wind hineinzutragen. Auch die Schüler waren in einer Aufbruchstimmung, die eigentlich ein positiver Grundstein dafür war, eben diese Ideen und reformerischen Gedanken in die Tat umzusetzen. Sie wollten nicht mehr unter den alten bevormundenden Gegebenheiten des Kaiserreichs weiterlernen, hier bot sich für reformpädagogische Maßnahmen ein guter Ansatz. Die Jugend war offen für neue Ideen, dieser Umstand trat auch in der Jugendbewegung zutage - obwohl diese sich nach dem Ersten Weltkrieg veränderte. Noch vor der Weimarer Republik, Anfang des 20. Jahrhunderts, beginnt sich diese vor allem bei bürgerlichen Jugendlichen zu etablieren. Das Leben, besonders in den Städten, war von der Industrialisierung geprägt, es breitete sich eine Hinwendung zu Naturerlebnissen aus. Außerhalb des Raumes der Schule wurden Fahrten und Wanderungen durchgeführt, die an Wochenenden oder in den Ferien stattfanden, dabei stand auch die Reformpädagogik in einer wechselseitigen Beziehung zur Jugendbewegung. Die Ideen und Wünsche wurden nicht von allen Akteuren gleichermaßen mitgetragen, im Gegenteil: aus der Richtung der konservativen und nationalen Kräfte war Gegenwind zu spüren, gerade auch weil einige Reformideen aus dem Lager der politisch links stehenden Akteure kamen. Nach dem Krieg 1918 waren einzelne Gruppen ideologischen parteipolitischen Strömungen ausgesetzt und orientierten sich an diesen. Es folgte eine polarisierende Phase der bündischen Jugendbewegung. So teilten sich 1919 bei der Nachkriegszusammenkunft der einzelnen Bünde in Jena einige Mitglieder in Anhänger des Sozialismus und unorthodoxem Kommunismus auf, einige traten Strömungen von rechtskonservativen Bünden bei. Doch in dieser Zeit der Verwirrung, in einer Zeit des Umbruches, waren einige Positionen ganz bestimmten politischen Richtungen oder Lagern eben nicht ganz explizit zuzuordnen. So liefert hier Helwig meines Erachtens eine interessante Erläuterung: [...] Daß man rechts stand und links empfand, daß man links stand und völkische` Ideale haben konnte, trug viel zur Vermischung aller Tendenzen bei. Aus ihr zogen die Kommunisten ebenso wie die ersten Nationalbolschewisten und Nazis erheblichen Gewinn. Hier ist meines Erachtens schon durch die erwähnte Polarisierung ein Abdriften , eine Tendenz zum Politischen absehbar, wenn auch nicht generell. Die einstigen Ideale der Unabhängigkeit von den Eltern sowie von der Schule und Lehrern wurden zwar von den meisten Jugendbewegten noch angestrebt; aber dieses schon vor der Weimarer Zeit entstandene Ziel wurde durch die zunehmende Politisierung aufgeweicht . Durch die Aufteilung in verschiedene Bünde kristallisierte sich noch etwas anderes heraus. Es gab Gruppen die haben sich einer Aufnahme von Mädchen konsequent verschlossen, andere nicht. Diese Abgrenzung passierte in der Zeit als das Frauenstimmrecht eingeführt wurde (November 1918) sowie immer mehr Frauen höhere Schulen und Universitäten besuchten. Und: einige Bündische waren nicht von Antisemitismus befreit, im Gegenteil. Manche Vereinigungen verweigerten jüdischen Jugendlichen die Aufnahme, denn die politische Ausprägung der entstehenden Bünde war groß. Es entstanden liberale, kommunistische und nationalsozialistische Formen. Genauso
Erscheint lt. Verlag | 28.11.2014 |
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Reihe/Serie | Bachelorarbeit |
Sprache | deutsch |
Maße | 155 x 220 mm |
Gewicht | 85 g |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Allgemeine Soziologie |
Schlagworte | 1918 • 1933 • Bildungssystem • Nationalismus • Reformpädagogik |
ISBN-10 | 3-95820-229-2 / 3958202292 |
ISBN-13 | 978-3-95820-229-0 / 9783958202290 |
Zustand | Neuware |
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