Generation Gleichgültigkeit!? Wie (un-) politisch ist die aktuelle Generation Heranwachsender wirklich?
Diplomica Verlag
978-3-95850-644-2 (ISBN)
Die vorliegende Studie hinterfragt kritisch die Generation Gleichgültigkeit aus mehreren Blickwinkeln, basierend unter anderem auf Modernisierungstheorien und einer Analyse des gesellschaftlichen Umfelds. Dabei wird die historische Entwicklung der Generation gezeigt und ein Bezug zu aktuellen Jugendstudien sowie Expertenmeinungen aus Politik und Forschung hergestellt. Insgesamt ergibt sich ein Bild der (un-)politischen, jungen Generation der Nullerjahre, das überraschende Ergebnisse liefert.
Anja Uretschläger, geboren 1986, studierte von 2005 bis 2012 Diplom-Soziologie, Markt- und Werbepsychologie und Pädagogik an der LMU München, der Universiteit Maastricht (Niederlande) und dem Centro de Linguística da Universidade Nova de Lisboa (Lissabon, Portugal). Seit 2013 ist sie Projektmitarbeiterin am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung im Projekt "The influence of media coverage on the perception and rating of impersonal risks: a case study of the chestnut leafminer", gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Schwerpunktprogramms Public Understanding of Fragile or Conflicting Scientific Evidence .
Textprobe:
Kapitel II, Allgemeine Zusammenhänge von Bewegungen und Protesten:
Zu Protestbewegungen gibt es zahlreiche Ausführungen, die deren Entstehen, die Motive dafür oder auch einwirkende persönliche Faktoren erläutern. Im Folgenden sollen einige Aspekte hierzu beleuchtet werden, vor allem die prägende Rolle der Revolution der 68er, da diese moderne Protestformen mitgeprägt haben. Weiß man über deren Hintergründe Bescheid, lassen sich dies auch mit aktuellen Ereignissen in Verbindung bringen. Dieses Kapitel soll also einen kurzen Überblick darüber liefern, wie und durch welche Einflüsse Bewegungen entstehen, wie sie sich auswirken oder zerfallen können, welche theoretischen Ansätze es gibt und welche Rolle Massenmedien und Netzwerke für die Verbreitung von Protestinhalten spielen.
2.1, Einfluss der 68er Revolution auf die Protestkultur der jungen Generation heute:
Geschichtlich gesehen sind Proteste keineswegs Neuerscheinungen. Aufstände und Massenprotestbewegungen gegen empfundene soziale Ungerechtigkeiten sind schon seit Menschengedenken bekannt, Sklavenrebellion in der Antike, Bauernaufstände im Mittelalter, die Französischen Revolution, die Bostoner Teaparty, die Arbeiterbewegung, der Kampf der Kolonien um Unabhängigkeit usw. Soziale Ungerechtigkeiten und politische Widersprüche traten zu allen Zeiten auf und konnten Massenbewegungen zur Folge haben. In der (deutschen) Vergangenheit zeigte sich dies besonders an den Themenfeldern Arbeit, Frauen und Umwelt. Diese sozialen Bewegungen haben weitreichende gesellschaftspolitische Veränderungen nach sich gezogen, die bis heute nachwirken. Denke man nur an die Gewerkschaften, brisante, hochaktuelle Umweltthemen oder nach wie vor bestehende Geschlechterunterschiede, beispielsweise bei der Besetzung von Führungspositionen.
Soziale Bewegungen und ihre spezielle Ausprägungen haben das politische Demonstrations- und Protestverhalten zu jeder Zeit beeinflusst. Besonders hervorzuheben im Hinblick auf das Protestverhalten heute sind die Aktionen der 68er, die aus diesem Grund gesondert behandelt werden.
In keinem anderen Land Europas hat das Kriegsende einen solch bedeutenden Bruch der politischen Kultur mit sich gebracht wie in Deutschland, hatte doch der an die Macht gelangte Nationalsozialismus einerseits viele aus der Wilhelminischen oder Weimarer Ära stammenden Bewegungsstränge gewaltsam gekappt oder sich einverleibt . Viele Strömungen, mussten sich erst wieder formieren.
Es musste sich nach dem 2. Weltkrieg eine neue, moderne Bewegungskultur herausbilden, zumal viele Strukturen nach dem Krieg zerstört, viele Vorstellungen aber noch vorkriegshaft konservativ und obrigkeitsstaatlich geprägt waren. Radikalere Parteien, wie die nationalsozialistisch angehauchte sozialistische Reichspartei (SRP) oder die kommunistische Partei Deutschlands (KPD) wurden im Jahre 1956 verboten, liberalere gegründet. Die Idee einer Demokratie setzte sich in Westdeutschland schnell durch, die Wirtschaftskraft war erstarkt, der Umgang mit den Geschehnissen des Krieges und die unzureichende Aufarbeitung der Ereignisse aber dominierten die Zeit und provozierten den Protest der 68er Generation und das war vor allem eine Bewegung junger Leute.
Die folgenden Ausführungen dazu greifen Aussagen von Wehler, Gilcher Holtey (2008) und ergänzend Demirivic (2008) auf.
2.1.1, Die 68erRevolution:
Hauptakteure der Revolution zwischen 1960-1970 waren Schüler und Studenten, die u.a. ihrer Elterngeneration die Verdrängung der Verbrechen des Nationalsozialismus vorwarfen. Ein Bezugspunkt für die 68er Revolution war also die nicht aufgearbeitete nationalsozialistische Vergangenheit. Alle diese Proteste durchzog seit Ende der 1950er Jahre die Erfahrung, in einer Gesellschaft zu leben, die die unter dem Nationalsozialismus begangenen Verbrechen zu verantworten hatte und sich dieser Verantwortung nicht oder nur zögernd stellte. Die Kontinuität der neu gegründeten Bundesrepublik mi
Sprache | deutsch |
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Maße | 155 x 220 mm |
Gewicht | 285 g |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Allgemeine Soziologie |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Spezielle Soziologien | |
Schlagworte | Jugendliche • Junge Menschen • Politikverdrossenheit |
ISBN-10 | 3-95850-644-5 / 3958506445 |
ISBN-13 | 978-3-95850-644-2 / 9783958506442 |
Zustand | Neuware |
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