Alleinerziehende Frauen in Deutschland: Ursachen des überproportionalen Armutsrisikos bis ins Alter - Solveig Schuster

Alleinerziehende Frauen in Deutschland: Ursachen des überproportionalen Armutsrisikos bis ins Alter

Buch | Softcover
128 Seiten
2014
Diplomica Verlag
978-3-95850-586-5 (ISBN)
44,99 inkl. MwSt
In Literatur und Wissenschaft finden sich mittlerweile diverse Studien, die die Lebenssituation Alleinerziehender umreißen und ein Bild darüber vermitteln, welchen Belastungen Alleinerziehende insbesondere als alleinige Haushaltsvorstände ausgesetzt sind und welche finanziellen Nachteile sich daraus ergeben. Mehr als ein Viertel der Ein-Eltern-Familien sind armutsgefährdet, in Familien mit mindestens zwei Erwachsenen dagegen höchstens jeder Elfte. Häufig leben auch Kinder in relativer Armut, weil ihre Eltern nicht in der Lage sind, die notwendige materielle Sicherheit zu gewährleisten. Zu 35 bis 40 Prozent betrifft sie Kinder in Einelternfamilien. Doch was heißt all das für die Zukunft? Werden die Armen von heute auch die Armen von morgen sein?
Ausgehend von der Behandlung der Frage, welche Ursachen das überproportionale Armutsrisiko von Alleinerziehenden hat, untersucht die Autorin unter Berücksichtigung der Entwicklungen in der gesetzlichen Rentenversicherung wie hoch das Risiko Alleinerziehender ist, auch im Alter von Armut betroffen zu sein.

Textprobe:
Kinder in Einelternfamilien:
Die alarmierende Beobachtung, dass in Deutschland gerade die Armut bei Kindern steigt, hat in hohem Maße mit dem wachsenden Anteil von Kindern, der in Alleinerziehenden-Haushalten aufwächst, zu tun, also mit einem Strukturwandel in der Zusammensetzung der Familienhaushalte (Cyprian, S. 15).
Grundbedingung eines kindgerechten Armutsbegriffs ist dabei eine kindzentrierte Sichtweise, die die Lebenssituation der untersuchten Altersgruppe und die jeweils anstehenden Entwicklungen einschließt, wie auch den familiären Zusammenhang und die Gesamtsituation des Haushalts. Viel weniger als Erwachsene leben Jugendliche und vor allem Kinder als Monaden, das heißt als in sich geschlossene und nicht mehr auflösbare Einheit. Vielmehr ist ihre Lebenssituation in vielen Bereichen von der Lebenslage der Eltern direkt abhängig (Holz, S. 484). Häufig leben Kinder in relativer Armut, weil ihre Eltern oder andere, die sie unterstützen, nicht in der Lage sind, die notwendige materielle Sicherheit zu gewährleisten, um unabhängig von staatlichen Unterstützungsleistungen leben zu können (Bertram, 2008a, S. 20). Kinderarmut ist demnach familiäre Armut und liegt immer dann vor, wenn das Einkommen der Familie unterhalb der EU-Armutsrisikogrenze liegt (Holz, S. 485). Gegenwärtig verfügen 2,36 Millionen Kinder und Jugendliche in 1,4 Millionen Haushalten in Deutschland über ein materielles Sicherungsniveau, das unterhalb von 60 Prozent des gewichteten Medianeinkommens liegt (BmFSFJ, 2008, S.44).
Nach Untersuchungen auf Datenbasis des sozio-ökonomischen Panels waren im Zeitraum von 1991 bis 2004 zwischen 7 und 9 Prozent der Kinder von Armut betroffen, wobei die Armutsrate in Ostdeutschland im Durchschnitt mit 10 Prozent etwas höher ausfällt als im Westen (7-8 Prozent). Seit Beginn des neuen Jahrtausends ist jedoch ein deutlicher Anstieg der Kinderarmut zu verzeichnen, der in beiden Landesteilen in ähnlicher Weise zu beobachten ist. Es zeigt sich dabei, dass Kinder von alleinerziehenden Eltern dramatisch höhere Armutsraten aufweisen als Kinder in Haushalten mit zwei Erwachsenen. Zwischen 35 und 40 Prozent der Kinder in Einelternfamilien lebten im betrachteten Zeitraum in Armut. Bei Kindern, die mit zwei Erwachsenen zusammenleben, sind es hingegen nur etwa 5 Prozent (ebenda, S. 155/156). Rund 800.000 armutsgefährdete Kinder und Jugendliche, das entspricht rund einem Drittel aller armutsgefährdeten Minderjährigen leben gegenwärtig in Einelternfamilien. Diese weit überdurchschnittliche Betroffenheit ist trotz besonderer öffentlicher Förderung von Alleinerziehenden unmittelbar plausibel, da in diesen Haushalten nur eine Person erwerbstätig sein kann und dies aufgrund der derzeit gegebenen Betreuungssituation zumeist nur eingeschränkt. Abgesehen von Ausnahmefällen, in denen das Kind hohe Unterhaltszahlungen erhält, ist in diesen Fällen relative Armut nahe liegend (Böhmer/Heimer, S. 16). Kinder und Jugendliche sind umso häufiger von Armut betroffen, je älter sie sind. Dies gilt insbesondere für Jugendliche von 15 Jahren bis unter 18 Jahre. Auf diese Gruppe entfallen fast 30 Prozent aller in Armut lebenden Kinder und Jugendliche. Für die überdurchschnittliche Armutsrisikoquote unter Jugendlichen von 15 bis 18 Jahren gibt es mehrere Erklärungen: Zum einen ist der Anteil der Jugendlichen aus Alleinerziehendenhaushalten in dieser Gruppe höher als bei den unter 15-Jährigen. Weiterhin entfällt für die Alleinerziehenden der Unterhaltsvorschuss, der nur bis zum 12. Lebensjahr des Kindes gewährt wird (ebenda, S. 12/13).
Von den mit Abstand höchsten Kinderarmutsrisikoquoten sind Familien betroffen, in denen kein Elternteil einer Erwerbsarbeit nachgeht und/oder die in den Regelungsbereich des SGB II fallen.
Je nach Alter der Kinder und Familientyp sind in Haushalten ohne Erwerbstätigen bis zu 72 Prozent der Kinder von einem Armutsrisiko betroffen. Dabei liegt die Armutsbetroffenheit be

Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 22 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeine Soziologie
Sozialwissenschaften Soziologie Spezielle Soziologien
Schlagworte Alleinerziehung • Altersarmut • Armut • Armut / Arme • Deutschland; Berichte/Erinnerungen • Frau • Politik • Rente
ISBN-10 3-95850-586-4 / 3958505864
ISBN-13 978-3-95850-586-5 / 9783958505865
Zustand Neuware
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