Von Anekdote bis Wundergeschichte - Josef Epping

Von Anekdote bis Wundergeschichte

Textsorten verstehen - Ein Arbeitsbuch für den Religionsunterricht

(Autor)

Buch | Hardcover
240 Seiten
2009
Kösel (Verlag)
978-3-466-36813-6 (ISBN)
17,99 inkl. MwSt
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Sprachformen des Glaubens verstehen

Menschen sprechen auf verschiedenste Weisen von Gott. Ob in Gebet, Bibeltext oder Witz: Nur wer die Gattung beachtet, versteht die Aussage. Dieses Arbeitsbuch erläutert 24 Textsorten durch Beispiel, Definition und Merkmale. Übungen, Lösungstipps und ein Glossar der Fachbegriffe machen es zu einem hilfreichen Begleiter für Lehrkräfte und SchülerInnen der Oberstufe.

Josef Epping ist Studiendirektor und unterrichtet Katholische Religionslehre und Deutsch am Gymnasium. Er ist Ausbilder am Studienseminar für Lehrämter an Schulen, Arnsberg.


Was Sprachformen für unsere Verständigung bedeuten / / Ron möchte Julia eine besondere Liebeserklärung machen. Aber wie? Verschiedene Möglichkeiten gehen ihm durch den Kopf. Er könnte ihr eine SMS schicken. Das wäre ein normaler Weg, eine Botschaft zu schicken, aber es kommt ihm für den besonderen Zweck doch recht dürftig und wenig originell vor. Außerdem würde seine Herzensangelegenheit dann mitten zwischen den belanglosen Botschaften von Julias Freundinnen und Bekannten ankommen. Wie wäre es stattdessen mit einem richtigen Liebesbrief? Er weiß nicht genau, ob er so viele Worte machen könnte, dass ein ganzer Brief damit gefüllt wäre. Und fände Julia das besonders romantisch - oder würde sie ihn nicht im Gegenteil für einen spießigen Typen halten? Etwas Besonderes müsste es schon sein. Ron fällt ein, dass er an Straßen manchmal Liebeserklärungen gesehen hat, die jemand auf einen Brückenpfeiler oder eine Wand gesprüht hat, "Sandra, ich liebe dich bis zum Mond und wieder zurück" oder so etwas. Julia geht doch jeden Morgen auf dem Weg zur Schule an dem leer stehenden Schuppen vorbei; da gäbe es schon eine passende Wand ... Aber eigentlich findet Ron es blöd, wenn Wände besprüht werden, und Julia wüsste dann ja auch nicht, von wem der Spruch dort hingesprüht worden ist. Seinen Namen dazuzuschreiben, das wäre ihm zu viel Öffentlichkeit. Es gibt doch diese "Fröhlichen-Guten-Tag-Anzeigen" in der Zeitung, denkt er, da könnte Julia es morgens beim Frühstück lesen, und er könnte in den Text eine Anspielung einbauen, damit nur sie weiß, von wem die Anzeige kommt. Würde ihr das gefallen oder fände sie es albern und peinlich? Ron experimentiert gerne am Computer. Er könnte ihr eine Video-Animation per Mail schicken. Aber dann bräuchte er eine kreative Idee, etwas ganz Pfiffiges - und im Moment fällt ihm gerade nichts ein ... / Wir wollen hier nicht verraten, wozu Ron sich schließlich entschieden hat, das ist seine ganz persönliche Sache. Aber wir können an diesem Beispiel erkennen, dass die Form, in die man eine Botschaft kleidet, keineswegs belanglos ist. Ron muss sich Gedanken machen, ob sie zum Inhalt seiner Botschaft passt (ob ihm z.B. so viel einfallen würde, dass ein Brief mit seinen Liebesworten gefüllt werden könnte), ob die Form zu ihm selber passt (das Graffito würde das z.B. nicht tun) und wie die Botschaft auf Julia wirken würde (spießig, peinlich ...). / Damit wird ein einfaches Kommunikationsmodell sichtbar: mit Ron als "Sender", Julia als "Empfängerin" und der Liebeserklärung als "Botschaft". Die Form, die Ron wählt, hat Konsequenzen; sie kann in der Kommunikation mit Julia als Hilfe verstanden werden: / Sie hilft dem Sender, sich auszudrücken. Ron weiß beispielsweise, dass die "Fröhlichen-Guten-Tag-Anzeige" eher eine humorvolle Ausdrucksweise verlangt. Sehr ernsthafte Gedanken wird er sich also bei dieser Form verkneifen. / Sie hilft dem Empfänger, den Sender zu verstehen. So könnte Julia verstehen (wenn sie erfahren hat, dass Ron der Urheber ist), warum er das Graffito nicht mit seinem Namen versehen hat. / Sie gibt zusätzliche Informationen. An der Video-Animation könnte man erkennen, dass Ron auch seine besonderen Kenntnisse und Fähigkeiten (am Computer) für die Liebe zu Julia einsetzt. / / Damit die Form einer Botschaft als Verstehenshilfe dienen kann, muss sie konventionell (gebräuchlich) sein, d.h. Sender und Empfänger müssen sie kennen. Würde Julia (es ist schwer, sich das vorzustellen, aber versuchen wir es) überhaupt keine persönlichen Briefe kennen, sondern nur Werbepost von Firmen und Bettelbriefe von Hilfsorganisationen, wäre sie von Rons Brief wohl sehr verwirrt und würde ihn wahrscheinlich nach dem ersten Eindruck wegwerfen. / Die Formen, in denen Menschen kommunizieren, haben ihre Geschichte. Im 18. oder 19. Jahrhundert hätte Ron wohl ganz selbstverständlich zum Liebesbrief gegriffen. Das war die große Zeit einer Kultur de

Erscheint lt. Verlag 29.6.2009
Verlagsort München
Sprache deutsch
Maße 165 x 240 mm
Gewicht 532 g
Themenwelt Schulbuch / Wörterbuch Unterrichtsvorbereitung Sekundarstufe II
Schlagworte Abitur • Abitur, Religionsunterricht, Textarbeit • Religionsunterricht • Religionsunterricht (Sekundarstufe II) • RELIGIONSUNTERRICHT, TEXTARBEIT, ABITUR • RELIGIONSUNTERRICHT, TEXTARBEIT, ABITUR, • Textarbeit
ISBN-10 3-466-36813-8 / 3466368138
ISBN-13 978-3-466-36813-6 / 9783466368136
Zustand Neuware
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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