Ailton. Mein Fußballmärchen (eBook)

Der 'Kugelblitz' spricht. Die Biografie einer Werder-Bremen-Legende
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
208 Seiten
Edel Sports - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-98588-083-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ailton. Mein Fußballmärchen -  Ailton Goncalves da Silva,  Fred Sellin
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Vom Straßenkicker zum Kugelblitz - ein brasilianisch-deutsches Märchen Wie wird ein Junge aus dem kleinen Provinznest Mogeiro im brasilianischen Bundesstaat Paraíba, der bis zum 16. Lebensjahr nie Fußballschuhe trug, keinem Verein angehörte und auch keinen Trainer hatte, zum umjubelten Bundesliga-Star? Die Geschichte von Ailton steht stellvertretend für die der vielen Brasilianer, die seit Jahrzehnten die Fußballkultur in Europa prägen. Ailton Gonçalves da Silva kam 1998 auf abenteuerliche Weise zu Werder Bremen, gewann mit dem Verein zweimal den DFB-Pokal, holte in der Saison 2003/04 das Double, wurde Bundesliga-Torschützenkönig und war der erste ausländische Spieler in Deutschland, der zum Fußballer des Jahres gewählt wurde. Der 'Kugelblitz', wie er wegen seiner Statur und seines schnellen Antritts genannt wurde, eroberte die Herzen der Menschen mit viel Charme und unzähligen Toren. Mit Bestsellerautor Fred Sellin legt Ailton seine bewegte und bewegende Lebensgeschichte vor, die ihn von Brasilien nach Mexiko, Deutschland, in die Türkei, nach Serbien, in die Schweiz, die Ukraine, nach Österreich und China führte. Bis heute wird der sympathische Brasilianer, für den Bremen zur Wahlheimat geworden ist, von Fußballfans im ganzen Land gefeiert. Wer wissen will, wer Ailton wirklich ist, kann dies jetzt in seinem 'Fußballmärchen' nachlesen.

Ailton Gonçalves da Silva, geboren 1973 in Mogeiro, Paraíba, ist ein ehemaliger brasilianischer Fußballspieler. Mit Werder Bremen wurde er 2004 Deutscher Meister und Pokalsieger. Er war Torschützenkönig der Bundesliga und wurde als erster Nichtdeutscher zum Fußballer des Jahres in Deutschland gewählt. In der Bundesliga spielte er auch für den FC Schalke 04, den Hamburger SV und den MSV Duisburg.

Ailton Gonçalves da Silva, geboren 1973 in Mogeiro, Paraíba, ist ein ehemaliger brasilianischer Fußballspieler. Mit Werder Bremen wurde er 2004 Deutscher Meister und Pokalsieger. Er war Torschützenkönig der Bundesliga und wurde als erster Nichtdeutscher zum Fußballer des Jahres in Deutschland gewählt. In der Bundesliga spielte er auch für den FC Schalke 04, den Hamburger SV und den MSV Duisburg. Fred Sellin lebt als Journalist und Buchautor in Hamburg. Er verfasste Biografien (Heinz Rühmann, Boris Becker), Autobiografien (u. a. Klitschko-Brüder, Ben Becker, Maria Höfl-Riesch, Dagur Sigurdsson, Christian Schenk), mehrere True-Crime-Titel und Sachbücher zu verschiedenen Themen.

HORA MÁGICA


Sternstunde


Der 8. Mai 2004, ein Samstag. Olympiastadion München. Der 32. Spieltag der Fußball-Bundesliga. Es ist 15:30 Uhr. Vor 63.000 Zuschauern pfeift Schiedsrichter Edgar Steinborn die Partie zwischen dem FC Bayern München und Werder Bremen an. Wir liegen in der Tabelle sechs Punkte vor den Bayern. Ein Sieg von uns, und die Meisterschaft wäre entschieden.

Aber beamen wir uns einfach zwanzig Jahre zurück. Und stellen wir uns die Stimme von Reporterlegende Henry Vogt vor, der für Radio Bremen1 live aus dem Münchner Stadion berichtet:

… Die Bremer kommen über rechts, über Johan Micoud, der den Ball nach vorne spielt.

Auf Aílton.

Auf der linken Seite läuft Klasnic mit, wird von Jeremies bedrängt.

Klasnic setzt sich durch, direkt an der Strafraumkante.

Aber dann stellt Jeremies seinen wuchtigen Körper dazwischen. Kann also die Situation für Bayern München zunächst einmal entschärfen.

Aber das sah gut aus, vor allem, wie Micoud den Ball nach links transportierte, die Seite wechselte, den Raum öffnete und dann Klasnic schickte. Und der zeigte und deutete schon mal an, was er vorhat heute hier im Stadion. Nämlich alles zu geben, sich einzusetzen, hundert Prozent Werder zu geben, hundert Prozent Klasnic zu zeigen …

Klasnic schon wieder. Auf links. Kann den Ball ereilen, direkt an der Grundlinie. Bringt ihn rein … Kahn mit einer Superparade!

Mensch, der Ball wurde gefährlicher, als er schien!

Von links geschlagen. Und Kahn, mit der Faust boxt er das Leder heraus aus dem Fünfmeterraum.

Werder mit dem Einwurf. Und mit den besseren Chancen jetzt hier schon gleich zu Beginn …

Er hat schön auf Aílton gespielt. Hat die Chance … hat Kahn auf die Brust geschossen.

Aílton, völlig frei.

Was macht Werder mit Bayern München in der Anfangsphase? Wo ist er denn, der Rekordmeister der Fußball-Bundesliga? Werder gibt den Ton an im fremden Stadion.

Das war die erste richtige dicke Möglichkeit! Und Kahn mit einem Superreflex gegen Aílton, der beinahe seinen siebenundzwanzigsten Treffer erzielt hätte.

Mein lieber Mann, fünf Minuten ist sie gerade alt, diese Partie. Und Ottmar Hitzfeld kommt, von der Bank aufgesprungen, direkt an den Spielfeldrand. Und er meckert dort. Und er moniert die Spielweise seiner Akteure.

Die Bremer setzen sich durch. Über Borowski. Schön, wie er das macht gegen Hasan Salihamidzić. Der Ball schon auf links. Schon in der Mitte der Hälfte der Bayern. Über Aílton. Der sucht die Anspielstation, findet sie noch nicht, bringt ihn in die Mitte, auf Klasnic. Kahn kommt raus … und … er verliert den Ball! Und Klasnic ist da … schießt …

TOOOOOOOOOOOOR!

Tor für Werder!

Ein Riesenpatzer von Olli Kahn, dem der Ball aus der Hand springt. Der Klasnic ist da, kurvt einmal um den Kahn rum, sieht, dass das Tor frei ist, und haut den Ball in den Kasten.

Ich schaue auf die Uhr: Neunzehn Minuten sind gespielt. Und Werder führt mit 1:0.

Alle sind sie aufgesprungen von der Bank. Thomas Schaaf, die Ersatzspieler. Schaaf steht immer noch da, und in der Fankurve, dort, wo die neuntausend Bremer sind, da ist der Teufel los.

Mensch, ist das ein Auftakt!

Das ist das dreizehnte Tor von Ivan Klasnic. Da hat er ja auch nicht mehr mit gerechnet, dass er noch an den Ball rankommt.

Und ich muss sagen: Verdientermaßen, diese Führung für Werder Bremen. Ich habe noch nichts Meisterliches vom FC Bayern München gesehen. Die spielen wirklich wie ein deutscher Vizemeister. Und noch nicht eine einzige Tormöglichkeiten haben sie sich hier im Laufe der Partie herausgespielt.

Andreas Reinke, so souverän wie immer. Stoisch wie ein Eisblock steht er hinten im Sechzehnmeterraum. Und im Tor des SV Werder Bremen. Und er lässt sich viel Zeit, der Bremer Keeper, ehe er den Ball gleich mit einem langen Pass nach vorne befördern wird. Er wird nicht angegriffen. Jetzt löst sich Makaay, deutete an, auf Reinke zulaufen zu wollen, und deshalb hat er ihn jetzt nach vorne geschlagen.

Die Bremer über Fabian Ernst, schon in der Mitte der Hälfte … Und auf Johan Micoud …

Und die Möglichkeit …

Und das … TOOOOOOOOOOR!

Toooor durch Micouuud.

Das ist doch der Wahnsinn!!! 2:0 für Werder.

Sechsundzwanzigste Spielminute.

Und der kleine grün-weiß-orangene Knäuel dort hinten im linken Eck der Bayernhälfte. Freut sich irrsinnig. 2:0 durch Johan Micoud.

Der Pass in den freien Raum. Micoud konnte durchstarten. Der Ball kam von Ernst. Micoud ungedeckt auf Kahn zu. Und dann mit dem Heber, so was von gekonnt, oben ins rechte Eck.

Und die Bayern sind fertig. Vielleicht sogar fix und fertig. 2:0 für Werder.

Sie wissen gar nicht, wie ihnen geschieht, die Bremer dort auf der Bank. Immer mal wieder recken sie die Fäuste nach oben und zeigen an: Wir führen hier in München!

Uli Hoeneß ist zusammengerückt dort. Man sieht ihn kaum noch. Zusammengesunken auf der Bayernbank, die Hände voreinander geschränkt. Ich kann sein Gesicht nicht sehen, aber ich vermute, es ist puterrot. Werder führt nach sechsundzwanzig Minuten mit 2:0.

TOR!

3:0.

Tor.

Leute, kommt her! 3:0 für Werder Bremen – durch Aílton. Das wird nicht nur ein Werdersieg, das wird eine Demontage des FC Bayern München.

Aílton mit seinem siebenundzwanzigsten Tor in der Fußball-Bundesliga.

Was ist das für ein Spiel, hier im Münchner Olympiastadion?! Unfassbar, diese Entwicklung. Sie haben viel erwartet, die Zuschauer, die aus Bremen hierher gereist sind, aber nicht eine solche Begegnung, in der Bayern München so was von vorgeführt wird.

Der Angriff, eingeleitet über Borowski, gespielt auf Aílton. Der steht an der Sechzehnmeterlinie. Wird nicht angegriffen. Die Bayern wissen nicht, was sie machen sollen. Aílton guckt sich das Eck an, und dann haut er den Ball mit dem linken Fuß oben in den linken Winkel des Tores – vom Schützen aus gesehen. Und Werder führt mit 3:0.

Das ist Waaahnsinn!

Sechsunddreißigste Spielminute.

3:0 bei Bayern München.

Wenn man das irgendjemandem vorher gesagt hätte, man hätte ganz deutlich einen Fingerzeig Richtung Stirn erhalten. Aber es ist tatsächlich wahr: Werder führt hier mit drei zu null. Und die Bayern haben nichts, aber ganz und gar nichts zustande bekommen hier in den ersten fünfundvierzig Minuten. Die sind platt, von der Rolle, konsterniert, geschockt. Die wissen gar nicht, was los ist, was Werder hier mit ihnen veranstaltet.

3:0 – ein schönes Tor von Aílton. Wie er den Ball annahm, wie er guckte und wie er jetzt schon wieder unterwegs ist, gegen Jeremies, auf der rechten Seite … Oh, der Schiedsrichterassistent hat auf Ausball gegeben. Na, dann wird er wohl auch über die Außenlinie gerollt sein, der Ball. Und so gibt es Einwurf für den FC Bayern München.

Ganz ruhig sind sie auf der Bremer Bank. Sie wissen, dass sie es heute perfekt machen können. Noch nie waren sie so nah dran, zum vierten Mal deutscher Fußballmeister zu werden. Thomas Schaaf zum ersten Mal in seiner Karriere als Trainer. Morgen auf den Tag genau ist er fünf Jahre Trainer bei Werder Bremen. Und ich weiß noch ganz genau, wie er damals von Platz 11 herübergeschritten kam, Richtung Geschäftsstelle, und ich ihn sah und ihn fragte, ob er es wird und er nickte ganz kurz mit dem Kopf, und ich muss ganz ehrlich sein, ich habe es ihm damals nicht zugetraut, dass er eine solche Mannschaft formen kann.

Also Hut ab vor diesem Trainer, Hut ab vor Klaus Allofs, was sie hier mit Werder gemacht haben, wie sie diese Mannschaft geformt haben, wie sie sie langsam haben wachsen und gedeihen lassen. Und vor allem einen Teamgeist erzeugt haben, den es bundesweit so nicht gibt, in keiner anderen Mannschaft. Spielerisch sind sie super, aber vom Zusammenhalt auch allererste Klasse.

Oliver Kahn, ich sehe ihn gar nicht mehr. Die Schultern hängen runter bei ihm. Was ist das für ein Zeichen bei Kahn? Mensch, keine Regung beim Keeper der deutschen Nationalmannschaft, der sonst auch immer so tönt und den Mund ganz voll nimmt und jetzt mucksmäuschenstill ist. Nichts hört man von Kahn, und die ganze Haltung von ihm, sein Habitus, signalisiert in keinster Weise, dass es da noch mal wieder ein Aufbäumen geben könnte beim derzeitigen Tabellenzweiten der Fußball-Bundesliga. Und wenn es ganz schlecht läuft für diese Mannschaft, dann werden sie nicht einmal Zweiter.

Die Bremer Fans haben die Arme alle nach oben gerissen, einige in dem ganzen Freudentaumel schon ihre Trikots ausgezogen. In freien Oberkörpern stehen sie da, und sie blitzen immer noch, die Meisterschalen.

Und jetzt sind die ersten fünfundvierzig Minuten rum.

3:0 für Werder Bremen beim FC Bayern München.

Wer jetzt erst das Radiogerät eingeschaltet hat, sagt sich vielleicht: Der Vogt ist verrückt und erzählt uns Unsinn aus dem Olympiastadion. Nein, das macht er...

Erscheint lt. Verlag 2.11.2024
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport Ballsport
Schlagworte Ailon • Ailton Goncalves da Silva • Auto-Biographie • Brasilianisch • Bundesliga • Das Ailton • DFB • Doppelsieg 2004 • Double 2004 • Einblicke • FC Schalke 04 • Fußball-Buch • Fußballer-Biografie • Fußball-Fan • Fußball-spieler • Geschenk-buch Männer • HSV • Kugelblitz • Pokalsieg • Sport-Buch • Werder • Werder Bremen
ISBN-10 3-98588-083-2 / 3985880832
ISBN-13 978-3-98588-083-6 / 9783985880836
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