Pornos und Partnerschaft (eBook)

Lust oder Last?
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
192 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-76323-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Pornos und Partnerschaft -  Ursina Donatsch
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Pornoschauen ohne Nebenwirkungen - auch in der Beziehung Das Schauen von Pornografie ist in Partnerschaften weitverbreitet und stellt viele Paare vor eine große Herausforderung. Kann der Konsum schädliche Auswirkungen auf die Einzelperson oder die Partnerschaft haben? Oder hat er sogar einen positiven Effekt auf die Beziehung? Wann spricht man von einer Pornosucht? Oft werden Pornos zudem heimlich konsumiert. Das führt zu einem Gefühl des Betrugs, wenn der Partner davon erfährt. Die renommierte Sexualforscherin und Paartherapeutin Dr. Ursina Donatsch präsentiert in diesem Buch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zum gesunden Umgang mit Pornografie in Beziehungen. Basierend auf fundierter Forschung und ihrer reichen Erfahrung in der Paar- und Einzeltherapie gibt sie klare Empfehlungen, worauf dabei geachtet werden sollte. Die Leser*innen erfahren, in welchem Maße Pornokonsum unbedenklich für die Beziehung ist, wann es Zeit ist, die Notbremse zu ziehen, und welche Schritte dann zu unternehmen sind. Dieses Buch richtet sich an Paare und Einzelpersonen, die nach einem verständnisvollen und evidenzbasierten Ratgeber suchen. Zugleich bietet es Paar- und Psychotherapeut*innen sowie Suchttherapeut*innen eine wertvolle Ressource, die sie ihren Klient*innen empfehlen können.

|31|4  Wer schaut Pornos und wie häufig?


Unterschiedliche Studien und Umfragen haben gezeigt, dass Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechts und Beziehungsstatus Pornografie konsumieren. Wie sieht das nun aber genau aus? Schauen Männer tatsächlich häufiger Pornos als Frauen?

Bevor ich auf diese Frage eingehe, ist mir eines wichtig zu sagen: Der Konsum von Pornografie ist nicht auf ein bestimmtes Geschlecht beschränkt. Früher wurde oft angenommen, dass vorwiegend Männer Pornografie konsumieren. Dem ist aber nicht so: Alle Menschen schauen Pornos, unabhängig davon, ob sie sich als männlich, weiblich, nicht binär oder anderweitig identifizieren.

Häufig gibt es Unterschiede in der Häufigkeit des Konsums von Pornografie: Einige Menschen schauen regelmäßig Pornos, während andere dies seltener oder überhaupt nicht tun. Diese Unterschiede sind individuell und können von persönlichen Vorlieben, Beziehungsstatus, Lebensumständen und anderen Faktoren beeinflusst werden.

Entscheidend ist, die Diskussion über Genderdiversität einzubeziehen, um Vorurteile und Stereotype im Zusammenhang mit dem Pornokonsum zu hinterfragen. Es ist nicht hilfreich, Annahmen über das Geschlecht oder die sexuellen Vorlieben einer Person allein aufgrund ihres Pornokonsums zu treffen. Stattdessen sollten wir eine offene und respektvolle Diskussion führen, die die individuellen Erfahrungen und die Vielfalt der Geschlechtsidentitäten berücksichtigt.

Nichtsdestotrotz gibt es die allermeisten Studien zum Pornokonsum im Zusammenhang mit Männern. Diese zeigen, dass Männer im Allgemeinen häufiger Pornos schauen als Frauen. Das ist und bleibt eine Tatsache. Zum Beispiel haben Hald (2007) in einer Studie mit über 2 000 Erwachsenen in den USA herausgefunden, dass Männer einen höheren Pornokonsum haben als Frauen. Aber Achtung: Das heißt nicht, dass alle Männer Pornos schauen und Frauen es niemals tun. Es gibt auch Frauen, die Pornos schauen, sowie Männer, die überhaupt keine Pornos konsumieren.

Eine Metaanalyse von Miller et al. (2020) hat gezeigt, dass die überwiegende Mehrheit der Männer, also mehr als 80 %, irgendwann in ihrem Leben Pornos anschaut. In kleineren Studien, bei denen meist jüngere Menschen befragt wurden, war der Pornokonsum in den letzten Jahren oder sechs Monaten ebenfalls hoch, über 75 %. Bei größeren, gemischten Stichproben war der Anteil der Männer, die im letzten Jahr oder in den letzten sechs Monaten Pornos geschaut hatten, geringer, aber immer noch hoch, zwischen 40 und 70 %.

|32|Obwohl der Pornokonsum bei Frauen im Allgemeinen geringer ist als bei Männern, hat sich das Bild in den letzten Jahren gewandelt: Immer mehr Frauen schauen Pornos! Die Zeiten ändern sich. Untersuchungen zeigen, dass der Konsum von Pornografie bei Frauen in den letzten Jahren zugenommen hat (Hald, 2006). Es gibt zwar nicht so viele Studien über den Pornokonsum bei Frauen wie bei Männern, aber einige amerikanische und europäische Studien haben gezeigt, dass Frauen im Vergleich zu Männern weniger häufig Pornos schauen (Böhm, Franz, Dekker & Matthiesen, 2014; Brun del Re, Hilpert & Bodenmann, 2022; Maddox, Rhoades & Markman, 2011; Mattebo, Tyden, Haggstrom-Nordin, Nilsson & Larsson, 2014).

Es ist schon interessant, dass in der Forschung oft mehr über den männlichen Pornokonsum gesprochen wird und der weibliche Konsum weniger Beachtung findet. Wieso ist das so?

Mehrere Gründe tragen dazu bei:

Historische und gesellschaftliche Normen: In vielen Kulturen wurden Sexualtrieb und Pornokonsum bei Männern weniger stigmatisiert als bei Frauen. Historisch gesehen wurde die Sexualität von Männern oft als natürlicher und akzeptabler angesehen, während weibliche Sexualität stärker kontrolliert und unterdrückt wurde. Dies spiegelt sich möglicherweise auch in der Forschung wider.

Vorherrschende Stereotype: Die Stereotype, dass Männer einen höheren Sexualtrieb haben und mehr Interesse an Pornografie zeigen, könnten zu einem Bias in der Forschung führen. Dies kann dazu führen, dass der weibliche Konsum weniger Beachtung findet, da er nicht den Erwartungen entspricht.

Forschungsinteressen und Finanzierung: Die Forschung wird oft durch die Interessen von Forschenden und die verfügbare Finanzierung beeinflusst. In der Gesellschaft gibt es immer noch ein größeres Interesse am männlichen Pornokonsum. Dies könnte dazu führen, dass mehr Forschungsgelder in diesem Bereich bereitgestellt werden.

Die Forschungslandschaft hat sich aber in den letzten Jahren verändert, und es gibt eine zunehmende Anerkennung der Bedeutung, auch den weiblichen Konsum von Pornografie zu untersuchen. Neue Studien befassen sich zunehmend mit dem Thema und tragen dazu bei, bestehende Lücken zu schließen und ein umfassenderes Verständnis des Pornokonsums in verschiedenen Geschlechtern und Identitäten zu entwickeln.

4.1  Warum schauen Männer häufiger Pornos als Frauen?


Die Gründe für die Unterschiede im Nutzungsverhalten zwischen Männern und Frauen, wenn es um Pornografie geht, sind vielfältig und können auf soziokulturelle, psychologische und biologische Faktoren zurückgeführt werden:

|33|Soziokulturelle Faktoren

In vielen Gesellschaften existieren nach wie vor Stigmatisierungen und Tabus in Bezug auf weibliche Sexualität und den Konsum von Pornografie. Dies kann dazu führen, dass Frauen weniger offen über ihre sexuellen Vorlieben sind und seltener Pornografie konsumieren. Untersuchungen haben gezeigt, dass Frauen im Vergleich zu Männern eher negative Einstellungen gegenüber Pornografie haben (Brun del Re, Hilpert, Spahni & Bodenmann, 2021), was auf soziokulturelle Faktoren wie Normen und Erwartungen bezüglich weiblicher Sexualität hinweisen könnte.

Visuelle Orientierung

Es gibt geschlechtsspezifische Unterschiede in den sexuellen Vorlieben und Fantasien zwischen Männern und Frauen. Männer zeigen tendenziell eine stärkere visuelle Orientierung und finden in pornografischem Material eher ihre sexuellen Fantasien wieder. Die visuelle Komponente spielt für Männer eine herausragende Rolle. Wright et al. (2016) untersuchten in einer Metaanalyse diese Geschlechtsunterschiede im Konsum von Pornografie und kamen zu dem Ergebnis, dass Männer im Durchschnitt stärker visuell erregt werden als Frauen.

Auch ist erwiesen, dass das Verhalten in der Solosexualität geschlechtsspezifisch sehr unterschiedlich abläuft. Dies zeigt das Sexocorporel-Konzept von Jean-Yves Desjardins, welches auf die körperlichen Komponenten in der Solosexualität fokussiert (Bischof, 2018). Für die Frage nach Geschlechtsunterschieden bei den Reaktionsweisen auf Pornografie ist vor allem der Aspekt der unterschiedlichen Erregungsquellen im Sexocorporel-Konzept von Bedeutung: Ausgehend von einem angeborenen Erregungsreflex braucht es für die Erregungssteigerung Auslöser beziehungsweise Quellen. Diese können ganz unterschiedlicher Natur sein: visuell, sensitiv, auditiv, aber auch durch alle anderen Sinne gesteuert. Was sich bis heute offenbar nicht ändert, ist der deutliche Geschlechtsunterschied in der Präferenz dieser Erregungsquellen: Männer nutzen überwiegend visuelle Reize (90 %), während lediglich die Hälfte der Frauen bevorzugt darauf zurückgreifen. Frauen sind viel variabler in der Wahl der Erregungsquelle: Sie nutzen nicht nur visuelle Stimuli, sondern auch auditive, sensitive und andere, um ihre Erregung zu steigern – sowohl in der Solosexualität als auch in der Paarsexualität. Dies kann auch erklären, warum Männer grundsätzlich viel höheres Interesse an Bildmaterial – sprich Pornografie – zur Erregungssteigerung haben als Frauen.

Beim Sex mit anderen Menschen spielt oft die Betrachtung des Gegenübers eine wichtige Rolle, und dies gilt auch für Männer. Frauen hingegen haben tendenziell eine breitere Palette an sexuellen Vorlieben. Neben dem Visuellen sind für sie auch der Geruch, die Berührung und andere Sinnesreize von Bedeutung. Das visuelle Element ist nur eine von vielen Komponenten.

|34|Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede wurden in mehreren wissenschaftlichen Studien untersucht. Eine Untersuchung von Chivers, Seto, Lalumière, Laan und Grimbos (2010)...

Erscheint lt. Verlag 7.10.2024
Zusatzinfo 1 Abbildung
Verlagsort Bern
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Partnerschaft / Sexualität
Schlagworte Beziehung • Paarsexualität • Pornografie • Pornosucht • Sex • Sexuelle Fantasien
ISBN-10 3-456-76323-9 / 3456763239
ISBN-13 978-3-456-76323-1 / 9783456763231
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