Den Rücken selbst heilen (eBook)
224 Seiten
Gräfe und Unzer (Verlag)
978-3-8338-9617-0 (ISBN)
Dr. Martin Marianowicz ist Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und Sportmedizin. Mit seiner über 35-jährigen, internationalen Berufserfahrung gilt er als einer der renommiertesten Wirbelsäulenspezialisten Europas und ist Wegbereiter der orthopädischen Schmerztherapie sowie minimalinvasiver Wirbelsäulen- und Bandscheibenbehandlungen.
Dr. Martin Marianowicz ist Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und Sportmedizin. Mit seiner über 35-jährigen, internationalen Berufserfahrung gilt er als einer der renommiertesten Wirbelsäulenspezialisten Europas und ist Wegbereiter der orthopädischen Schmerztherapie sowie minimalinvasiver Wirbelsäulen- und Bandscheibenbehandlungen.
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Wichtiger Hinweis
Dieses Buch ist genau richtig für Sie, wenn
Rückenschmerz ist besiegbar
Den Rücken verstehen
Das 3-Stufen-Soforthilfe-Rückenprogramm
Service
Das 3-Stufen-Soforthilfe-Programm
Die Top 10 Ihrer Rückengesundheit
Dr. med. Martin Marianowicz
Heilung heißt Anpassung
Das geniale System der Wirbelsäule ist sehr anpassungsfähig und kann degenerative Veränderungen bis ins hohe Alter erstaunlich gut kompensieren, wie eine Studie der Universitäten Freiburg und Tübingen mit 1244 Bandscheibenvorfall-Patienten belegt: Bei 75 Prozent der mit einer konservativen Therapie behandelten Patienten war der Bandscheibenvorfall nicht mehr auf dem Kernspinbild nachweisbar. In 25 Prozent zeigte sich noch ein Befund, die Patienten waren aber schmerzfrei. Was heißt das? Der Rücken hat, wenn man ihm genug Zeit gibt und das richtige, auf die persönlichen Beschwerden abgestimmte Therapiekonzept findet, eine hohe Selbstheilungskompetenz.
Abbau oder Umweg
Heilung bedeutet in der Orthopädie also Arrangement und Anpassung an eine veränderte Anatomie, der jeder Mensch im Laufe der Zeit durch Verschleiß oder Überbelastung unterworfen ist. Der Rücken kennt zwei Wege der Heilung: Abbau oder Umweg. Entweder wird das, was nicht mehr funktioniert, absorbiert oder die Nervenbahnen suchen sich einen neuen Weg an dem »Hindernis« vorbei. Das können Sie sich wie in einem Flussbett vorstellen. Stürzt ein Felsbrocken ins Wasser, gibt es kurzzeitig einen Wasserstau, vielleicht tritt der Fluss sogar übers Ufer. Doch nach ein paar Wochen hat sich der Strom einen neuen Weg gebahnt – er will nichts als weiterfließen.
Manchmal zeigt sich auf einer Kernspinaufnahme ein eingeklemmter Nerv auf der rechten Seite des Rückens, der eigentlich starke Schmerzen verursachen müsste. Befragt man den Patienten, klagt er jedoch über Schmerzen auf der linken Seite. Was lässt sich daraus schließen? Der Körper hat sich mit dem eingeklemmten Nerv auf der rechten Seite arrangiert. Nun ist es die Aufgabe von Arzt und Patient, diesen Selbstheilungseffekt auch links zu erzeugen. Dazu braucht der Körper Zeit, Unterstützung und eine positive Einstellung.
Ein gutes Beispiel für die Selbstheilung sind Ergebnisse von Studien aus dem süddeutschen Raum: Zwei Jahre nach der konservativen Behandlung von großen Bandscheibenvorfällen kontrollierte man, was mit den herausgerutschten Bandscheiben passiert war. In 73 Prozent der Fälle waren sie verschwunden. Der Körper hatte sich mit den veränderten anatomischen Verhältnissen arrangiert und das Überflüssige abgebaut. Bei den restlichen 27 Prozent hatte sich nichts verändert, aber der Körper hatte gelernt, mit den Stellen zu leben.
Fazit: Rückenleiden sind gutmütig
Ihr Rücken verfügt über selbstreparierende Mechanismen. Und zwar bis ins hohe Alter! Das klappt wie gesagt in 90 Prozent aller Fälle. Selbst wenn organische Veränderungen vorliegen, bedeutet Heilung nicht notwendigerweise, dass sich die Befunde im Bild verändert haben, auch wenn der Patient schmerzfrei ist.
Zur Bewegung geboren
Der Rücken hält den vielen Belastungen des Alltags stand. Auch an den altersbedingten Verschleiß passt er sich auf geniale Weise an. Nur eines tut ihm nicht gut: Bewegungsmangel. Das schwächt Knochen und Muskulatur und führt auf Dauer zu Verspannungen, Blockaden, Bandscheibenbeschwerden und so weiter. Damit einher geht der Schmerz! Manche Menschen können problemlos zwölf Stunden am Computer sitzen. Andere bekommen schon nach wenigen Stunden Kreuz- oder Nackenschmerzen. Die einen können am Tag acht Stunden schwere Lagerarbeit machen, andere quälen sich mit verspannter Muskulatur, verschlissener Wirbelsäule und starken Schmerzen durch den Arbeitstag.
Die meisten Menschen schenken ihrem Rücken erst dann Beachtung, wenn er wehtut. Wann haben Sie sich das letzte Mal über dieses Wunderwerk der Evolution gefreut? Noch nie? Dann wird es höchste Zeit.
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Setzen Sie sich auf die Kante eines Stuhls, sodass Sie mit der Hand nach hinten an Ihre Wirbelsäule fassen können. Legen Sie die Finger über die Knubbel, die Sie am unteren Rücken spüren – die Dornfortsätze der einzelnen Wirbel.
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Nun beugen Sie sich leicht nach vorn und dann den Oberkörper zur Seite, mal nach links, mal nach rechts. Wenn Sie die Finger auf den Dornfortsätzen behalten, können Sie spüren, wie sie sich jeder Bewegung anpassen und mal stärker und mal weniger stark hervortreten. Ist das allein nicht schon ein guter Grund, den Leistungen Ihres Rückens neue – positive – Beachtung zu schenken?
Feinde der Rückengesundheit
Eines ist sicher: Einseitige Belastung, monotone Arbeiten in einer statischen oder physiologisch unnatürlichen Zwangshaltung tragen nicht zu einer rückengesunden Lebensführung bei. Eine andauernde Schon- beziehungsweise Fehlhaltung reizt die Wirbelsäule und die dazugehörigen Bänder und Muskeln, sodass es zur Aktivierung von Nervenstrukturen der Gelenke kommt, die reflexartige Reaktionen hervorrufen. Die Muskulatur verkrampft, das schränkt die Bewegungsfähigkeit der Wirbelsäule ein und führt auf Dauer zu Haltungsschäden. Wenn ein Aktenvernichter im Patentamt acht Stunden pro Tag nichts anderes macht, als im Sitzen einen Knopf zu drücken, wenn ein Fliesenleger stundenlang kniend sein Handwerk verrichtet oder schwer tragen muss, ein Rezeptionist den ganzen Tag am Empfang steht oder die Verkäuferin von morgens bis abends an der Supermarktkasse sitzt, dann leidet der Bewegungsapparat.
Die negativen Folgen mangelnder Bewegung zeigen sich am drastischsten bei Astronauten. Sie leiden schon nach wenigen Wochen im All unter Rückenbeschwerden. Die Wirbelsäule ist in der Schwerelosigkeit keiner Belastung ausgesetzt, die ihr schaden kann. Es ist aber der Bewegungs- und Belastungsmangel, der dem Rücken zu schaffen macht, denn dadurch degenerieren die Wirbelsäule und die Muskulatur, sodass der Rücken seiner natürlichen Stütz- und Haltefunktion nicht mehr in dem Maße nachkommen kann, wie er sollte.
Die Beschwerden beginnen früh
Wir sind Opfer des technischen Fortschritts, der unser Leben bequemer, unseren Rücken aber anfälliger macht. 80 Prozent der Menschen haben mindestens ein Mal in ihrem Leben Rückenschmerzen. Das Problem beginnt bereits in der Kindheit. Unser Orthopädieteam hat in einer Studie 346 Kinder und Jugendliche untersucht. Etwa 61 Prozent litten an Haltungsschäden, die Hälfte klagte über Rückenschmerzen. In der Kinderorthopädie unserer Praxis sehe ich jeden Tag, wie sich die Situation verschlechtert. Die Ursache liegt im Bewegungsmangel: Die Medien sind die größten Feinde des Rückens.
Ein Teufelskreis
Menschen mit chronischen Rückenschmerzen leiden aufgrund der Beschwerden unter latenter Bewegungsarmut, und das wiederum führt zu einer zunehmenden Schwäche des Muskelkorsetts, das die Wirbelsäule hält und stützt. Die Folge: Verspannungen und neue Schmerzen! Denn unser Körperbau ist nun mal auf Bewegung ausgerichtet. In der Geschichte des Menschen sind wir die längste Zeit Jäger und Sammler gewesen und waren tagtäglich viele Stunden auf den Beinen, um Nahrung zu suchen. Der heutige Lebensstil ist nicht mehr artgerecht und buchstäblich rückenzerstörend.
Wer sich sehr lange nicht bewegt, reduziert den Stoffwechsel in der Bandscheibe. Die Muskulatur schrumpft zudem und verkürzt sich und ist damit nicht mehr in der Lage, den Belastungen des Alltags standzuhalten. Ist die Bewegungsarmut ein Dauerzustand, ist Degeneration vorprogrammiert. Dann wächst sich der Rücken schnell zum Drama aus. Es kommt zu Verspannungen, die Entzündungen in der Muskulatur, an den Sehnen, Muskelansätzen und Bändern hervorrufen und irgendwann Schmerzen verursachen können. Gezielte Bewegung wirkt wie ein natürliches Schmerzmittel. Sie versorgen damit Ihren Organismus mit einem Vielfachen an Sauerstoff als beim Herumsitzen. Wenn Sie es vernünftig tun, können Sie den Rücken gar nicht genug bewegen!
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) bewegen sich 80 Prozent der Kinder weltweit zu wenig. Während Corona verbrachten Jugendliche rund 70 Stunden pro Woche vor dem Bildschirm. Stundenlang sitzen, im Bett Computer spielen, aufs Handy starren – das alles schädigt die Wirbelsäule. Dabei ist körperliche Aktivität lebenswichtig, um Motorik und die Gehirntätigkeit zu fördern.
Leitlinien der Behandlung
Wie unser gesamter Körper kommt auch die Wirbelsäule in die Jahre. Degenerative Veränderungen lassen sich nicht rückgängig machen. Aber mit der richtigen Versorgung können wir den Körper dabei unterstützen, sich mit diesen Veränderungen so zu arrangieren, dass ein bestehender Schmerz nachlässt oder sogar verschwindet. Weil die Selbstheilungskompetenz des Rückens so enorm ist, sollte der Behandlungsweg immer von sanft zu intensiv gehen. Nur so bekommt Ihr Rücken die Chance, seine Arbeit selbst zu tun.
Damit dieser Selbstheilungsprozess aus medizinischer Sicht optimal vonstattengehen kann, hat eine Vielzahl von Experten verschiedener wissenschaftlicher Fachrichtungen eine medizinische Empfehlung zur Behandlung von Rückenschmerzen erarbeitet: die »Nationale VersorgungsLeitlinie Kreuzschmerz« (NVL), herausgegeben von der Bundesärztekammer, von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Seit ihrer Entstehung wird diese Leitlinie regelmäßig überarbeitet und neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen angepasst. Ihr Ziel ist unter anderem, Medizinern wie Betroffenen eine umfassende Empfehlung zur Versorgung von unspezifischen Rückenbeschwerden zu geben sowie Abläufe der Behandlung und mögliche Lösungswege aufzuzeigen.
Mit dieser Übung können Sie Ihre Haltung testen. Sie brauchen dazu nur einen Besenstiel, einen Hocker und eine Wand.
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Stellen Sie sich an die Wand...
Erscheint lt. Verlag | 7.10.2024 |
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Reihe/Serie | GU Bewegung |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Krankheiten / Heilverfahren |
Schlagworte | Bandscheibenvorfall • Beweglichkeitstraining • Bewegungsapparat • Blockaden lösen • Chinesische Medizin • chronische Rückenschmerzen • Hexenschuss • Mobilisierung • Rückenbeschwerden • Rücken kräftigen • Rückenschule • Rückentraining • Rückenübungen • Schmerzprävention • Schmerztherapie • Selbstbehandlung • Wirbelsäulengymnastik |
ISBN-10 | 3-8338-9617-5 / 3833896175 |
ISBN-13 | 978-3-8338-9617-0 / 9783833896170 |
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Größe: 15,1 MB
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