Über die Kraft der Einfachheit in turbulenten Zeiten (eBook)
192 Seiten
Gräfe und Unzer (Verlag)
978-3-8338-9581-4 (ISBN)
Dr. Jörg Bernardy, Philosoph & Autor, schreibt für DIE ZEIT, philosophiert im Radio und im Podcast bei 'Mauslive' sowie 'Die Maus zum Hören' beim WDR. Er ist Hundeliebhaber, Sprecher für die Achtsamkeitsapp BALLOON und hat die öffentlichen Programme von The School of Life Berlin deutschlandweit aufgebaut. Er arbeitet u. a. mit Leon Windscheid zusammen und ist Experte für stoische Philosophie und die wichtigen Fragen des Lebens. Seit 10 Jahren lebt er in Hamburg und schreibt erfolgreiche Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Dr. Jörg Bernardy, Philosoph & Autor, schreibt für DIE ZEIT, philosophiert im Radio und im Podcast bei "Mauslive" sowie "Die Maus zum Hören" beim WDR. Er ist Hundeliebhaber, Sprecher für die Achtsamkeitsapp BALLOON und hat die öffentlichen Programme von The School of Life Berlin deutschlandweit aufgebaut. Er arbeitet u. a. mit Leon Windscheid zusammen und ist Experte für stoische Philosophie und die wichtigen Fragen des Lebens. Seit 10 Jahren lebt er in Hamburg und schreibt erfolgreiche Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Hinweis zur Optimierung
Impressum
Wichtiger Hinweis
Besser leben heißt einfacher leben
1 Einfach dankbar
2 Einfach voller Freude
3 Einfache Klarheit
4 Einfach mal genießen
5 Einfach der Sehnsucht folgen
6 Einfach erfüllt
7 Einfach mehr Liebe
8 Einfach das Glück in die eigene Hand nehmen
9 Einfach mal anfangen
10 Einfach mich selbst erkennen – Schritt für Schritt
11 Einfach mich selbst finden
12 Einfach die Vergangenheit loslassen
13 Einfach mal helfen lassen
14 Einfach Negatives loslassen
15 Einfach der Angst begegnen
16 Einfach das Alleinsein schätzen
17 Einfach fokussiert und motiviert
18 Einfach frei
19 Einfach dem Wandel hingeben
20 Einfach den Ärger sein lassen
21 Einfach vertrauen
22 Einfach mal erwartungslos
Verwendete Literatur
Studien
Der Autor
SELBST WENN GAR NICHTS MEHR GEHT, DANKBAR SEIN KANN ICH IMMER
Es gibt Tage, da empfinde ich schon beim Aufwachen eine tiefe Dankbarkeit. In meiner Bauchregion regt sich dann ein leichtes und wohliges Kribbeln. Ich vertiefe meinen Atem und eine leichte Gänsehaut läuft von der Wirbelsäule über den Nacken bis zur oberen Kopfhaut. Ich spüre die Wärme meines Körpers und antworte darauf mit einem inneren Lächeln. Körper und Bewusstsein sind zu diesem Zeitpunkt noch komplett miteinander verschmolzen. Ich fühle mich wie ein ruhiger Bergsee. Auf dessen glatter Oberfläche spiegelt sich alles, was in diesem Moment passiert. Ich höre, wie Geräusche an mein Ohr dringen, ein vorbeifahrendes Auto, Vogelgezwitscher, menschliche Stimmen und Schritte.
Und dann sehe ich ihn heraufziehen, meinen ersten Gedanken des Tages. Ich beobachte mich selbst beim Denken und empfange alles mit einem warmen Lächeln. Bewusstes Einatmen, tiefes Ausatmen. Ein wohliges Gefühl durchströmt meine Körper. Ich genieße diesen einmaligen Ruhezustand vor dem morgendlichen Aufstehen und beobachte, wie Körper und Bewusstsein miteinander spielen, wie sie fließend ineinander übergehen. Ich ruhe in mir und schwebe gleichzeitig durch die Weite dieses inneren Raumes. Entspannt, zu allen Seiten hin offen und zutiefst dankbar für diesen Augenblick.
Die Wärme der Dankbarkeit spüren
Natürlich wache ich nicht jeden Morgen so klar und leuchtend auf. An manchen Tagen fühle ich mich auch erschöpft oder spüre Druck, weil ich weiß, dass mir ein voller Tag bevorsteht und ich viel Leistung bringen muss. Doch auch dann nehme ich ein paar tiefe Atemzüge und suche meist nach etwas, für das ich dankbar bin. Für das warme Bett zum Beispiel, für die Wärme meines Körpers. Oder dafür, dass mein Körper und mein Geist mir so vieles ermöglichen. Manchmal denke ich auch gezielt an Menschen, mit denen ich mich besonders verbunden fühle und schicke ihnen ein aufrichtiges und stilles Danke. Ich fühle mich dann automatisch reich und beschenkt.
Schließe die Augen und denke an zwei oder drei ausgewählte Menschen, die dir wichtig sind. Stelle dir ihr Gesicht vor und bedanke dich mehrmals bei ihnen. Verbinde dich mit ihnen, indem du ihnen ein paar Minuten lang ein tiefes, inniges und stilles Danke zukommen lässt. Achte auf das angenehme und warme Gefühl, das dabei in deinem Körper entsteht.
Wenn ich einen schlechten Tag habe, versuche ich bereits im Voraus, Dankbarkeit zu empfinden. Dafür, dass das Leben schon für mich sorgen wird und ich alles gut überstehen werde. Oder für die besonderen Erlebnisse und Menschen, die mich heute vielleicht überraschen und berühren werden. Viel zu häufig haken wir das Thema Dankbarkeit mit dem Erstellen von Listen ab. Als würde das Aufzählen von Dingen schon ausreichen, um dankbar zu sein. In Wirklichkeit ist es viel einfacher. Dankbarkeit entfaltet sich vor allem dann, wenn wir sie empfinden. Wenn wir tief in uns ein Gefühl von echter Dankbarkeit spüren, das sich wie das Licht eines warmen Feuers ganz langsam in unserem Körper ausbreitet. Kaum etwas verbessert unsere Stimmung so effektiv und einfach wie aufrichtig empfundene Dankbarkeit.
Das Glück im Selbstverständlichen sehen
Schon länger gilt Dankbarkeit als ein wichtiger Baustein für psychische Gesundheit und Lebensglück. Kaum eine Coaching- oder Therapiestunde, in der nicht über Dankbarkeitsroutinen gesprochen wird. Die inzwischen weltweit bekannten Langzeitstudien der Positiven Psychologie sprechen eine klare Sprache: Menschen, die ein hohes Maß an Dankbarkeit empfinden, sind mit ihrem Leben insgesamt zufriedener.
Echte Dankbarkeit ist mehr als Optimismus und geht tiefer als die berühmt-berüchtigte Frage, ob das Glas halb leer oder halb voll ist. Sie beginnt damit, erst einmal zu würdigen, dass man überhaupt ein Glas hat. Damit, dass man lebt, atmet, einen Körper hat und in der Lage ist, zu trinken. Ohne Glas müssten wir das Wasser direkt aus dem Hahn trinken, unseren Mund und unsere Hände zu Hilfe nehmen. Und auch hier könnten wir erst einmal dankbar dafür sein, einen Wasserhahn und damit Zugang zu sauberem Wasser zu haben.
Wir alle haben die Angewohnheit, das Schöne und Besondere, das wir bereits jetzt im Leben haben, für selbstverständlich zu nehmen und als Kleinigkeit abzutun. An genau dieser Stelle setzt die Dankbarkeit an. Wenn wir unseren Alltag durch die Brille der Dankbarkeit betrachten, wird das, was vorher klein und unbedeutend erschien, hervorgehoben. Wir merken, dass das, was wir haben und erleben dürfen, doch ganz schön viel ist. Das vermeintlich Kleine und Einfache erscheint in einem anderen Licht. Es wird plötzlich bedeutungsvoll und kostbar. Mich auf dieses kleine Glück zu konzentrieren, vergrößert es nicht nur, es lässt mich inneren Frieden und ein tiefes Glücksgefühl erleben. Etwas, das eigentlich immer in meinem Alltag vorhanden ist.
Wenn wir durch die Brille der Dankbarkeit schauen und bereit sind, das große Glück im Einfachen und Selbstverständlichen zu sehen, lässt uns dies inneren Frieden erleben.
Aus Dankbarkeit entsteht Freude
Damit Dankbarkeit ihre volle Wirkung entfaltet, sollte sie von Herzen kommen. Oder anders gesagt: Sie muss freiwillig geschehen. Es bringt nichts, wenn wir uns unter Druck setzen und sagen: »Dafür sollte ich jetzt aber wirklich dankbar sein!« Auch Sätze wie »Mir geht es doch so gut!« oder »Sei doch mal dankbar für das, was du hast!« sind nicht sehr hilfreich. Solange wir uns verpflichtet fühlen oder uns innerlich auffordern müssen, wird sich die gewünschte Wirkung nicht einstellen. Wir können auf Kommando weder glücklich noch dankbar sein. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Dankbarkeit eine gebende und eine empfangende Seite hat. Dankbarkeit ist eine Frage des Teilens.
Um Dankbarkeit zu empfinden, müssen wir etwas von uns geben, etwas teilen können. Dabei spielt Freiwilligkeit eine wesentliche Rolle, wie eine Gruppe chinesisch-amerikanischer Psychologen untersucht hat. Im Rahmen einer Studie beobachteten sie Kindergartenkinder zwischen drei und fünf Jahren dabei, wie sie Aufkleber mit gleichaltrigen Kindern teilten. Insgesamt gab es zwei Gruppen. Die erste Gruppe konnte ihre Aufkleber aus freien Stücken mit den anderen Kindern teilen. Die zweite Gruppe teilte ihre Aufkleber hingegen, weil sie von den Erwachsenen dazu aufgefordert wurden. An den Reaktionen und Gesichtsausdrücken konnten die Forscher ablesen, wie glücklich die Kinder beim Teilen waren.
Die Ergebnisse, die 2017 in der Fachzeitschrift »Frontiers in Psychology« veröffentlicht wurden, sind eindeutig. Die Kinder, die ihre Aufkleber freiwillig teilten, zeigten deutlich mehr Freude im Gesicht. Was schon für sich genommen erstaunlich ist, weil viele Kinder in diesem Alter nicht unbedingt gerne mit anderen teilen. Daher teilten die Kleinkinder ihre Aufkleber auch wesentlich häufiger, wenn sie dazu aufgefordert wurden. Aber glücklicher machte es sie, wenn sie ihre Aufkleber aus freien Stücken verschenkten. Es scheint also von unserer Motivation und Absicht abzuhängen, ob uns eine Wohltat glücklich macht oder nicht.
Ähnlich verhält es sich mit der Dankbarkeit. Geschieht sie freiwillig, wächst auch das Ausmaß der Freude. Wer freiwillig gibt, empfängt mehr. Fühlen wir uns hingegen verpflichtet oder werden wir dazu aufgefordert, vermindert dies möglicherweise unser Glücksempfinden. Umgekehrt gilt dies übrigens auch für Geschenke, die wir empfangen. Wir gehen davon aus, dass sie uns freiwillig gemacht werden. Wenn wir dann mitbekommen, dass sich jemand verpflichtet fühlt, uns etwas zu schenken, empfinden wir das eher als unangenehm. Es fällt uns auch schwerer, wirkliche Dankbarkeit zu empfinden, weil wir wissen, dass unser Gegenüber nicht freiwillig gehandelt hat.
Glück empfangen durch Dankbarkeit
Dankbar sein können wir immer und überall, ob im Kleinen oder im Großen. Vielleicht sind wir dankbar für die Sonne, die gerade scheint, für das leckere Frühstück, zu dem uns eine Freundin eingeladen hat, für das unverhoffte freundliche Lächeln auf der Straße heute Morgen oder für die nette Nachricht, die wir soeben von einem Kollegen erhalten haben und die uns in unserem Erfolg bestätigt. Dankbarkeit ist und bleibt aber vor allem eine Frage der Intensität und Qualität. Ohne intensive Empfindung keine Wirkung. Statt nur materielle Dinge aufzuzählen, können wir auch für einfache Erlebnisse, Seinszustände und Erfahrungen dankbar sein.
Die höchste Wirkung entfaltet Dankbarkeit, wenn wir uns in aller Einfachheit auf das Empfinden konzentrieren. Einfachheit bedeutet, dass sich alles um das Empfinden dreht und gar nicht so sehr um das, wofür wir dankbar sind. »Nicht die Glücklichen sind dankbar, sondern es sind die Dankbaren, die glücklich sind« lautet ein bekanntes Zitat des schottischen Pfarrers George Herbert Morrison. Aus regelmäßig empfundener Dankbarkeit erwachsen innere Freude und Glück. Das ist es, was wir letztlich empfangen: die Freude, dankbar zu sein und das Glück, Dankbarkeit zu erfahren. Denn echte Dankbarkeit potenziert sich mit der Zeit. Genau darin liegt der Kern aller Dankbarkeitsrituale.
Menschen, die regelmäßig Dankbarkeit empfinden, sind insgesamt glücklicher. Bewährt hat sich in diesem Rahmen unter anderem die Metta-Meditation, bei der wir uns und anderen etwas Gutes wünschen. Dies geschieht zum Beispiel mit folgenden Sätzen, die du innerlich mehrmals wiederholst:
»Möge ich dankbar und glücklich sein! Mögen alle Wesen Dankbarkeit und innere Zufriedenheit empfinden! Mögen wir...
Erscheint lt. Verlag | 7.10.2024 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | achtsames Leben • Achtsamkeit im Alltag • Bewusstes Leben • emotionale Resilienz • Entschleunigung • Gelassenheit • innere Harmonie • Innerer Frieden • innere Ruhe • Lebensglück • Lebensphilosophie • Mindfulness • Minimalismus • Selbstfindung • Selbstreflexion • Selbstverwirklichung • Spiritualität • Zufriedenheit |
ISBN-10 | 3-8338-9581-0 / 3833895810 |
ISBN-13 | 978-3-8338-9581-4 / 9783833895814 |
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