Farben der Hoffnung (eBook)

Was uns Kraft und Zuversicht schenkt | Spiegel-Bestseller-Autorin | Mit Bildern von Eberhard Münch
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
192 Seiten
bene! eBook (Verlag)
978-3-96340-226-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Farben der Hoffnung -  Margot Käßmann
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Jeden Tag sind die Nachrichten voller Schreckensmeldungen, viele Konflikte spitzen sich zu. Und es ist schwer, angesichts all dessen Hoffnung zu bewahren. Hoffnung auf Gerechtigkeit, auf Versöhnung, auf Frieden, auf Liebe, Glück, Trost - auf eine gute Zukunft. Dass wir dem Hass Einhalt gebieten, die Demokratie verteidigen, Gerechtigkeit schaffen, den Klimawandel doch irgendwie aufhalten können. Wir brauchen einen guten Umgang mit der Angst. Angst zu verdrängen, nicht über unsere Befürchtungen zu sprechen, macht uns krank. Unbewältigte Ängste wirken zerstörerisch. Angst kann lähmen, Leben zerstören - und sie kann instrumentalisiert werden. Das können wir aus der Vergangenheit lernen. Heute ist es die angebliche 'Überfremdung durch Ausländer', die Neonazis auf die Straße holt. Wer Angst sät, wird Hass und Gewalt ernten ... Margot Käßmann nähert sich in ihrem neuen Buch der Hoffnung und der Angst aus biblischer und theologischer Sicht, aber auch ganz persönlich. Mehrfach war sie schwer erkrankt, hatte Krebs. Sie kennt das Gefühl der Enge, der Beklemmung, der Bedrängnis, das - anders als die Furcht - gar nicht immer ganz konkret durch einen Anlass ausgelöst sein muss. Margot Käßmann bleibt nicht bei den Ängsten stehen, sie weiß um die Kraft des Glaubens, die Kraft der Liebe und des Hoffens und sagt: 'Für mich ist der christliche Glaube ein entscheidender Lebensanker. Gott kann ich meine Angst anvertrauen, in Gott kann ich Ruhe, Frieden, Lebensmut, Hoffnung finden. Das heißt nicht, dass es für Christinnen und Christen ein Leben ohne Angst gibt. Aber sie wissen, wo sie Halt finden können. Sie finden in der reichen Tradition von Bibel und Liturgie Gebete, Trostworte, Rituale und Ermutigung. Gemeinsam dürfen wir hoffen. Und wir sind aufgefordert, für unsere Überzeugungen einzustehen!' Illustriert mit 14 farbigen, ganzseitigen Bildern und 12 farbigen Skizzen des Künstlers Eberhard Münch.

Margot Käßmann, Jahrgang 1958, ist eine der bekanntesten kirchlichen Persönlichkeiten Deutschlands. In und nach ihrer Zeit als hannoversche Landesbischöfin und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland gewann sie mit ihrer offenen und geradlinigen Art die Wertschätzung und Sympathien vieler Menschen. Sie ist Mutter von vier erwachsenen Töchtern und Großmutter von sieben Enkelkindern.

Margot Käßmann, Jahrgang 1958, ist eine der bekanntesten kirchlichen Persönlichkeiten Deutschlands. In und nach ihrer Zeit als hannoversche Landesbischöfin und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland gewann sie mit ihrer offenen und geradlinigen Art die Wertschätzung und Sympathien vieler Menschen. Sie ist Mutter von vier erwachsenen Töchtern und Großmutter von sieben Enkelkindern. Eberhard Münch, Jahrgang 1959, geboren in Mainz. 1981 Studium italienischer Wandmalerei. Von 1983 bis 1987 Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Seit 1987 selbstständig als freier Maler und sakraler Raumgestalter. Aufträge im In- und Ausland. Zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen seit Anfang der 1980er-Jahre. www.atelier-muench.de

GRÜN
Hoffnung auf Zukunft


© Eberhard Münch

Grün gilt als die Farbe der Hoffnung. Wahrscheinlich, weil uns die jungen Triebe, die hellgrünen Blätter im April zeigen: Das Leben geht weiter. Ich liebe es, im Frühling durch den Buchenwald auf Usedom zu streifen. Das vermittelt geradezu ein Gefühl von Auferstehung. Aus tristen scheinbar leblosen Zweigen sprießt auf einmal unverhofft, ja ungestüm neues Leben. Die Buchen haben zu keiner Zeit im Jahr ein so unversehrtes, leuchtendes Grün wie im April. Sie verheißen Sonne, Licht, Wärme, die wir im Winter so sehr vermisst haben. Auch im Bild von Eberhard Münch öffnet sich das Dunkel, erstrahlt das Licht in satten Farben – Grün, Gelb und Weiß

Aber können wir zurzeit überhaupt von Hoffnung sprechen? Die sich häufenden Krisen der letzten Jahre belasten uns. Die durch das Coronavirus verursachte Pandemie war eine Erschütterung, von der sich unsere Gesellschaft noch nicht wirklich erholt hat. Wir verdrängen, wie schlimm es war. Manchmal aber kommt plötzlich die Erinnerung hoch: Weißt du noch, wie verzweifelt wir waren, als wir uns nicht sehen durften? Oder damals, als niemand verreisen konnte. Es war nicht möglich, die Einschulung unseres Sohnes zu feiern. Die Taufe musste verschoben und Alte durften nicht besucht werden. Dann wird uns bewusst: Das war ein kollektiver Albtraum. Wir sehen bis heute die Auswirkungen in Depressionen nach der erlittenen Einsamkeit, an den schulischen Leistungen der Kinder, an Folgeerkrankungen nach einer Infektion. Schwere Verwerfungen gab es in Familien. Die Debatten um impfen oder nicht impfen wurden zum Kampfplatz.

Bald danach hat uns im Februar 2022 der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine schockiert. Die Vision vom Haus Europa, in dem Frieden herrscht, ist erschüttert. Nach dem brutalen Terrorüberfall von Hamas-Terroristen auf Israel am 7. Oktober 2023 tobt nun auch noch ein Krieg im Nahen Osten. Und zu alledem kommen die enormen Herausforderungen in unserem eigenen Land: Wohnraum fehlt, die Inflation belastet gerade die Armen. Kommunen klagen, sie seien bei der Unterbringung von Geflüchteten am Limit. All das wird langfristig noch überboten durch die drohende Klimakatastrophe, die immer realer erfahrbar wird durch Waldbrände, Dürren und Flutkatastrophen.

Angesichts all der Sorgen droht das Gewebe, das unsere Gesellschaft zusammenhält, zu zerreißen. In der Coronakrise hat sich ein enormer Verlust an Vertrauen gegenüber den staatlichen Institutionen entwickelt. Da geht es zum einen um Impfgegner, aber auch um Verschwörungstheoretiker und um Menschen, die unsere staatliche Ordnung ablehnen. Allzu viele wenden sich vermehrt einer rechtsextremen Partei zu. Das Vertrauen in den Staat, in die Justiz bröckelt. Auch den öffentlich-rechtlichen Medien wird oft nicht mehr vertraut. Auf den Straßen wie in den sogenannten sozialen Medien zeigen sich Hass und Aggression. Es gibt eine ungeheure Verrohung der Sprache gerade dort – da werden verbale Ausfälle gefeiert, es wird gedroht, gehetzt, verachtet, ohne dass offenbar irgendwelche Konsequenzen erwartet werden.

Zudem gibt die steigende Zahl antisemitischer Straftaten von Beleidigung über Volksverhetzung bis zu Gewalttaten Anlass zur Besorgnis. Nach den entsetzlichen Gräueltaten der Hamas-Terroristen vom 7. Oktober führt die Reaktion Israels nun zu einem öffentlichen Antisemitismus, den es zwar zuvor schon gab, aber dessen aktuelles Ausmaß schockierend ist. Dabei will ich klar sagen: Ich habe allergrößtes Mitgefühl mit den Opfern des Überfalls der Hamas ebenso wie mit der geschundenen Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen. Ich denke, wir können die Solidarität mit Israel, den Opfern dort und die Empathie mit den Opfern in Gaza zusammendenken. Auch der Anti-Islamismus greift um sich. Religion wird benutzt – und lässt sich benutzen, um Öl in politische und wirtschaftliche Konflikte zu gießen.

Gleichzeitig sind unsere Kirchen, die jahrzehnte-, ja jahrhundertelang für Stabilität gesorgt haben, in den Grundfesten erschüttert. Erschüttert durch eine Vertrauenskrise von unfassbarem Ausmaß. Es geht schließlich um eine Institution, der Kinder anvertraut wurden im besten Sinne des Wortes. Zu begreifen, dass Kinder auf brutale Weise missbraucht wurden und dass dieser Missbrauch oft auch noch vertuscht wurde, ist eine ungeheuer schmerzhafte Erkenntnis. Mit den großen Austrittswellen aus den Kirchen geht auch ein Verlust an Gemeinschaft einher.

Da möchte man sich wegducken, die Decke über den Kopf ziehen. Aber uns hilft keine Resignationshaltung in der Farbe Grau: Ich kann doch gar nichts tun. Alles wird immer schlimmer. Wir brauchen stattdessen Mut zur Veränderung! Die Dringlichkeit der Veränderung sollte nicht über uns schweben wie ein Damoklesschwert, sondern wir können sie mutig angehen, gestalten! Und zwar mit grüner Hoffnung als Grundhaltung. Dabei meine ich grün nicht als parteipolitische Farbe! Natürlich kann ich die Welt anschauen und nur alles sehen, was schlecht ist, mich geradezu festfressen an all dem, was schiefläuft. Aber ich kann auch meinen Blick auf das Gelingende richten. Oder auf das Mögliche, die Chancen, die es allem zum Trotz gibt – so wie ich am Ende eines langen Winters den Blick auf die aufbrechenden Knospen richte.

© Eberhard Münch

Die biblische Erzählung über die junge Frau Hagar ist eine Geschichte von Gewalt, Angst, menschlichen Verfehlungen und auch von Hoffnung. Im 16. Kapitel des ersten Buch Mose wird berichtet, dass Sarai, die Frau Abrams kein Kind bekommt, obwohl sie es sich so sehr wünscht. In ihrer Verzweiflung bittet sie Abram, mit ihrer Magd Hagar zu schlafen. Prompt wird diese schwanger. Und mit der Schwangerschaft wird sie hochmütig gegenüber ihrer Herrin. Sarai wiederum demütigt ihre Sklavin im Gegenzug so sehr, dass Hagar verzweifelt in die Wüste flieht. An einer Wasserquelle begegnet ihr ein Engel, wie es in der Bibel heißt. Der sagt ihr, sie solle zurückgehen. Ihr Kind würde eines Tages stark werden. Hagar folgt dem Rat des Engels und geht zurück und bekommt ihren Sohn Ismael. Da eine Sklavin wie Hagar zu jener Zeit gar nicht als Person galt, wird Ismael als der Sohn Sarais angesehen.

Es vergehen vierzehn Jahre, da wird Sarai tatsächlich auch noch schwanger und bringt ihren Sohn Isaak zur Welt. Es kommt zu weiterer Eifersucht und Sarai zwingt Abram, Hagar mit Ismael im wahrsten Sinne des Wortes in die Wüste zu schicken. Als Wasser und Vorräte zu Ende gehen, legt Hagar ihren Sohn unter einen Strauch. Sie will nicht zusehen, wie er stirbt. Wiederum erscheint ein Engel und ermutigt sie, durchzuhalten. Und sie findet tatsächlich eine Wasserquelle. Zum Abschluss heißt es: »Und Gott war mit dem Knaben. Der wuchs heran, wohnte in der Wüste und wurde ein Bogenschütze. Und er wohnte in der Wüste Paran und seine Mutter nahm ihm eine Frau aus Ägyptenland.« (1. Mose 21, 20f.)

Das ist eine bewegende Hoffnungsgeschichte. Eine Sklavin wie Hagar ist völlig rechtlos. Sie hat zu gehorchen. Dass Abram sie schwängert, kommt einer Vergewaltigung gleich. Und dann bringt ihr diese Schwangerschaft eine leise Ahnung von Macht – sie kann ein Kind zur Welt bringen, ihre Herrin nicht. Ein uraltes Thema, Mutterschaft als Konkurrenz. Aber sie hat sich überschätzt. Sarai bleibt immer noch die Herrin, sie macht Hagar fertig. In dieser Situation der Hoffnungslosigkeit will sie nur noch weg, weit weg. Aber wohin eigentlich? Eine schwangere Sklavin wird nirgendwo aufgenommen.

 

An einer Wasserquelle begegnet Hagar ein göttlicher Bote. Ein Engel, heißt es in der biblischen Erzählung. Aber es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel, hat Otto Wiemer so schön gesagt. Vielleicht war es eine weise alte Frau, die zu Hagar gesagt hat: Beruhige dich. Das Kind wird auch Abrams Kind sein. Er wird für sein und dein Kind sorgen. Und für ein Kind lohnt es sich doch zu leben. Halt aus, dass Sarai dich demütigt. Es wird sich schon alles finden. Bleib gelassen und zuversichtlich. Dein Sohn wird das Leben in einem anderen Licht erscheinen lassen. Schritt eins der Hoffnung also: Du kannst etwas aushalten, Durststrecken gibt es im Leben. Da kommst du durch! Hagar kehrt um, bringt ihren Sohn Ismael zur Welt und es scheint, dass sich alle mit der Situation arrangieren.

Doch dann kommt die zweite Phase der Hoffnungslosigkeit, vierzehn Jahre später. Jetzt ist der rechtmäßige Erbe da, Sarais Sohn Isaak. Ismael ist nicht mehr der alleinige Augapfel des Vaters, und Sarai spielt ihre Macht nun voll aus. Auch wenn Abram zögert, ihm bleibt offenbar nichts anderes, als Hagar und Ismael auf Sarais Wunsch hin im wahrsten Sinne des Wortes in die Wüste zu schicken. Er versucht, für sie zu sorgen, gibt ihnen Proviant mit. Aber der ist in der Wüste bald aufgebraucht. Jetzt ist Hagar so verzweifelt, dass sie den Sohn ablegt. Sie hat ihrer beider Tod vor Augen. Die Hoffnung kommt in Gestalt einer Wasserquelle. Warum hat sie die vorher nicht gesehen? Ist es die Stimme Gottes, ein Engel, ein Beduine, der ihr weiterhilft? Auf jeden Fall macht Hagar jetzt den Rücken gerade. Sie findet sich mit der Wirklichkeit ab, lebt mit ihrem Sohn in der Wüste, hilft ihm, eine Familie zu gründen. Sie schafft sinnbildlich eine grüne Oase mitten in der Wüste.

Das ist nicht nur sinnbildlich zu verstehen. Denn so etwas gibt es in der Wüste Israels. Bei langen Fahrten durch staubige, steinige Landschaft oder auch Wüstenstreifen war ich immer wieder fasziniert, wenn dann auf einmal eine Oase auftauchte. Plötzlich siehst du das Grün, Lebensraum für Mensch, Tier und Pflanze. Oasen sind ein Ort der Sehnsucht mitten in...

Erscheint lt. Verlag 2.9.2024
Illustrationen Eberhard Münch
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Angst abbauen • Angst bewältigen • Angstbewältigung • Ängste und Sorgen • Buch das Hoffnung macht • Bücher die Mut machen • buch mut machen • Christliche Bücher • christliche Geschenke • Ermutigung • Gelassenheit • Geschenk Mut machen • Hoffnung • Hoffnung bewahren • Hoffnung Buch • Hoffnung finden • Hoffnung Geschenk • Jobverlust • Klimanotstand • Krankheit • Krieg und Krisen • Krisen bewältigen • Margot Käßmann • margot kässmann bücher • margot käßmann bücher • margot käßmann mut • margot käßmann neues buch • margot käßmann trost • mut mach buch erwachsene • Mut machen • Sorge um Familie • Sorge um Kinder • trost bücher • Umgang mit Angst • Umgang mit Ängsten • Vertrauen • Vertrauen lernen • Zukunftsangst • Zuspruch • Zutrauen • Zuversicht • Zuversicht behalten
ISBN-10 3-96340-226-1 / 3963402261
ISBN-13 978-3-96340-226-5 / 9783963402265
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