Ein Hund namens Ego und die großen Fragen des Lebens (eBook)
288 Seiten
Ariston (Verlag)
978-3-641-32392-9 (ISBN)
»Es heißt, im Moment des Todes zieht das ganze Leben an uns vorbei«, sagte Ego. »Das habe ich auch schon gehört«, antwortete Marc. »Nur zieht mein Leben seit fünfzig Jahren an mir vorbei.« Immer wieder spricht der erfolgreiche Unternehmer Marc mit seinem Hund. Königspudel Ego ist ein ganz besonderer Vierbeiner. Seit Marc denken kann, ist Ego an seiner Seite. Er kennt alle Aufs und Abs in Marcs Leben und ist ein idealer Ratgeber. Jetzt, da Marc auf die Sechzig zugeht, stellen sich ihm die großen Fragen des Lebens. Ego hilft ihm, die Antworten zu finden und sein Leben neu zu gestalten: vom Streben nach äußerem Reichtum zu innerem Frieden. Mal auf sanften Pfoten, mal mit großer Schnauze - aber immer mit viel Geduld für die Widersprüchlichkeiten dieser Menschen, die nicht kapieren wollen, dass die Sache mit dem Glück ganz einfach ist.
- Leben ist mehr als äußerer Reichtum und beruflicher Erfolg
- Das fabelhafte Geschenk für Menschen in der Lebensmitte: von Hund Ego lernen, heißt leben lernen
- Der Hund ist nicht nur der beste Freund des Menschen, sondern im Zweifel auch besser darin, Mensch zu sein
- Altklug, amüsant und immer mit einem wohldosierten Kniff in die Waden
Martin Limbeck hat geschafft, was in unserer Gesellschaft selten geworden ist: Den Aufstieg aus einfachen Verhältnissen im Ruhrgebiet zum wohlhabenden und angesehenen Unternehmer mit Kunden im gesamten deutschsprachigen Raum. Aufgewachsen in einem Wohnwagen, ist er heute Eigentümer mehrerer Unternehmen - und Millionär.Sein Bestseller »Nicht gekauft hat er schon« stand wochenlang auf den Bestseller-Listen von Handelsblatt und manager magazin. Neben seiner Unternehmertätigkeit hält Martin Limbeck Vorträge - und er macht sich als offizieller Botschafter von Kinderlachen e.V. für die Bedürfnisse und Anliegen von kranken und hilfsbedürftigen Kindern in Deutschland stark. Er ist Familienmensch und Vater eines erwachsenen Sohns, der im Unternehmen mitarbeitet.
Auf dem Campingplatz
Als Marc auf die Welt kam, arbeiteten die Beatles gerade an ihrem Song »Strawberry Fields Forever«. Ein Austin Mini Standard kostete 4850 D-Mark. In Zeitschriften machte Telefunken Werbung für einen Anrufbeantworter, der sogar Nachrichten entgegennahm. Jedenfalls, wenn wir ein Tonbandgerät anschlossen.
Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass sie Epochen erleben. Erst im Rückblick erkennen wir, dass wir Geschichte durchlebt haben. Und erst dann besinnen sich die meisten Menschen darauf, wo sie herkommen.
Das Spannende an Kindheit und Jugend ist, dass wir uns dabei selten von außen sehen. Wir werden, was wir werden, und wir hinterfragen selten, wo wir durch unsere Geburt landen.
»Wann sind wir da?«, fragte Ego. Der Hund lag auf der Rückbank.
»Viertelstunde noch«, antwortete Marc.
Der Gedanke der Herkunft war für Marc mit einem Ort verbunden – mit einem Campingplatz an der niederländischen Grenze. Die Familie lebte üblicherweise in ihrer Wohnung in Essen, doch am Wochenende war das Zuhause ein geräumiger Wohnwagen auf einem Platz für Dauercamper. Für Marc als Kind ein riesiger Abenteuerspielplatz: andere Kinder, viele Möglichkeiten zum Klettern und zum Basteln, wundervoll.
»War dieses Leben im Wohnwagen für dich damals eigentlich Freiheit oder Begrenzung?«, fragte Ego.
»Freiheit«, sagte Marc. »Ganz klar.«
Die Welt, die wir als Kinder erleben, ist groß und klein zugleich. Gehen wir davon aus, dass wir nicht im Elend oder im Krieg aufwachsen, und haben wir keine gewalttätigen Eltern, die uns einsperren, dann kann eine Kindheit auch heute noch paradiesisch sein.
Manche Eltern sagen ja, heute würden sie ihre Kinder nicht mehr frei im Wald herumlaufen lassen, weil alles viel gefährlicher geworden sei. Marc konnte sich allerdings auch sehr gut an Warnungen schon in den Siebzigern erinnern: »Steig nicht zu fremden Leuten ins Auto«, »Lass dir keine Süßigkeiten von Fremden schenken« – das war allgegenwärtig. Und trotzdem waren Marc und auch andere Kinder sehr viel draußen unterwegs.
Marc fand es wichtig, dass er als Kind diese Räuberphase gehabt hatte, in der er ständig an der Luft war. Klettern, Feuer machen, heimlich rauchen, Lager bauen und Schnitzeljagd mit anderen. Wer Tage auf dem Campingplatz zubringt, wird auch einigermaßen wetterfest.
Überhaupt: Wenn Marc an die Siebziger und Achtziger auf dem Campingplatz zurückdachte, dann empfand er den sozialen Umgang damals irgendwie klarer als heute. Du konntest dich auf das verlassen, was jemand sagte.
»Vielleicht kommt es mir auch nur so vor«, sagte Marc zu Ego. »Damals hast du was vereinbart, und das hat dann gegolten. Wenn du heute was vereinbarst, heißt es später, das war ganz anders gemeint.«
»Denkst du, beides hängt zusammen?«, fragte Ego. »Das Draußensein und die Verbindlichkeit?«
»Ich glaube schon«, antwortete Marc. »Das Draußensein sorgt für Erdung. Da erlebst du einfach eine konkrete Wirklichkeit, mit der du umzugehen hast.«
»Und Kinder von Helikoptereltern sind weniger realitätstauglich?«
»Na ja, stell dir vor, du sitzt den ganzen Tag drin und wischst auf dem Smartphone herum. Und wenn du mal rausgehst, bist du in Watte gepackt, weil alle ständig auf dich aufpassen. Da hast du ja gar keine Chance, die konkrete Realität zu erleben.«
Ego dachte ein wenig nach. Als Hund durfte er ständig draußen sein – Marcs riesiges Seegrundstück war ein Paradies. Dort wurde trainiert, und dort durfte Ego auch seine Seele baumeln lassen und den Wildgänsen beim Überflug zuschauen, während Marc auf dem Steg saß, die Angel in den See hängte und Karpfen mit Schwimmbrot angelte. Andere Hunde saßen stundenlang drinnen und durften nur zwei Mal pro Tag raus und um den Block. An der Leine.
»Ich denke einfach«, fuhr Marc fort, »dass die alte Bodenständigkeit verloren geht.«
Marc empfand Nordrhein-Westfalen, speziell Essen, die Bergmannsherkunft seiner Familie, als so etwas wie die Heimat der Ehrlichkeit. Da wurde Klartext gesprochen. Das konnte aus dem Selbstverständnis der Kumpel kommen – da müssen sich alle aufeinander verlassen können. Zugleich war das Ruhrgebiet nicht Bullerbü, der Ton war eher rau. Der Tatort-Kommissar Horst Schimanski, gespielt von Götz George, war so eine Ruhrpottfigur. Ehrlich, zupackend, hart und herzlich, verlässlich. Er nahm kein Blatt vor den Mund.
Elvis, der faule Hund
Mensch und Hund rollten in den Campingplatz ein. Marc parkte seinen Wagen vor dem hölzernen Rezeptionsgebäude und ließ Ego erst mal ins Gebüsch springen.
Ein bulliger Glatzkopf trat aus der Tür. »Hey, Marc!«
Marc und Elvis kannten sich schon seit Jahren. Natürlich gab es die alten Pächter aus Marcs Kindheit nicht mehr, aber den Campingplatz hatte Marc immer wieder besucht, auch nachdem seine Eltern die Zelte dort abgebrochen hatten. So waren Marc und Elvis Freunde geworden. Elvis hieß eigentlich Elmar, aber weil Elmar Gitarre spielte, hatten Freunde ein paar Buchstaben getauscht.
Elvis öffnete den Glaskühlschrank neben der Tür und nahm zwei Flaschen Bier heraus. Er öffnete sie mit dem Feuerzeug und drückte eine Marc in die Hand.
Ego kam aus dem Gebüsch dazu, schnupperte an Elvis’ Jeans und machte sich über den Wassernapf her, der für Hunde auf der Terrasse stand.
»Und? Wie isses?«, fragte Elvis.
»Danke«, sagte Marc.
Beide stießen an.
»Ach, ich wollte mal mit dir quatschen«, sagte Marc. »Passt es bei dir?«
»Nichts los«, sagte Elvis.
Sie setzten sich an einen der Holztische auf der Terrasse.
»Aber das Geschäft läuft, oder?«, fragte Marc.
»Klar. Wie immer die Stammgäste.«
»Cooles Leben«, sagte Marc. »Irgendwas mache ich falsch.«
Elvis schaute Marc erstaunt an. »Na ja, du machst aber auch immer drei Sachen gleichzeitig. Und dann muss es ganz schnell gehen. Jede Idee, die dir in den Kopf kommt, musst du sofort umsetzen. Mich würde das irre machen.«
Marc schwieg. Ego kam dazu und legte sich unter den Tisch.
»Wir können ja mal tauschen«, sagte Marc schließlich.
»Ich will nicht tauschen«, sagte Elvis. »Ich soll mir deinen Stress antun, damit du meine Ruhe genießt? Na danke.«
Freunde sagen einander, was sie denken, dachte Marc.
»Warum hörst du nicht einfach auf?«, fragte Elvis. »Hast doch genug Kohle.«
Marc antwortete: »Die Frage ist: Was ist dann?«
Marc dachte an Heinrich Bölls Geschichte von dem Berater, der dem glücklichen und faulenzenden Fischer am Strand erklärt, wie er reich werden kann, um dann glücklich zu sein und am Strand zu faulenzen. Marc mochte die Geschichte nicht, weil er als ihr Grundmotiv den Egoismus sah. Böll wollte sagen, dass nicht die Arbeit der Sinn des Lebens ist, sondern das Leben der Sinn der Arbeit. Doch Marc sah gar keinen Unterschied zwischen Arbeit und Leben. Böll wollte den Leuten weismachen, dass Leistung unnötig sei, weil wir alle ja auch genügsam leben könnten. Marc dagegen war davon überzeugt, dass wir Werte schaffen sollten, die das Leben anderer Menschen bereichern.
In Marcs Augen war es noch nie darum gegangen, reich zu werden. Wer etwas anbot, was anderen etwas brachte, dem floss das Geld in aller Regel automatisch zu. Erst geben, dann nehmen. So funktionierte Wirtschaft. Für Marc war sein Wohlergehen immer auch das Wohlergehen in seinem Business. Er blühte auf beim Arbeiten.
Marc hatte sich noch nie aufraffen oder dazu zwingen müssen, »zur Arbeit zu gehen«. Er kannte diesen Horror vor dem Montag nicht. Stattdessen tat er, was er konnte und was ihm Spaß machte – Seminare geben und Unternehmen beraten. Ob Sonntag war oder Mittwoch, war für Marc einerlei.
So ein fauler Hund wie der Fischer, der nur an sich selbst dachte, obwohl er auch für andere sorgen könnte, indem er beispielsweise Arbeitsplätze schuf, wollte Marc nie sein.
»Na ja«, sagte Elvis. »Du könntest dich mal auf die faule Haut legen.«
Kurz überlegte Marc, ob Elvis vielleicht dieser Fischer war. Aber Elvis war auch eher ein Macher. Er hielt den Platz hervorragend in Schuss, irgendwo war immer was zu schrauben. Er bekochte seine Gäste gerne und gut. Und er hatte für alle stets ein offenes Ohr.
»Also wenigstens mal für ein paar Wochen«, ergänzte Elvis. »Andere Leute machen Sabbaticals über ein ganzes Jahr.«
Waren Sabbaticals ein Zeichen für Faulheit?
»Die Kunst ist, mal zur Ruhe zu kommen«, sagte Elvis. »Jedenfalls bei dir.«
»Erzähl mir mal, wie du das machst«, sagte Marc. »Du führst ein lockeres Leben und könntest viel mehr machen. Du könntest weitere Wohnwagen aufstellen, das Nachbargrundstück dazukaufen …«
»Ja, das stimmt. Aber so, wie ich es mache, genügt es«, antwortete Elvis. »Ich habe hier meine Dauergäste, ab und zu kommen Touristen, der Laden wirft Geld ab, es passt. Kennst du die Geschichte von dem Berater, der ans Meer kommt und den Fischer trifft, der …«
»Kenne ich«, unterbrach ihn Marc.
»Das ist wichtig«, sagte Elvis. »Du darfst dich vor lauter Arbeit nicht selbst aus den Augen verlieren. Sonst brichst du irgendwann vor deinem Seminarpublikum oder deiner Videokamera zusammen.«
»Wuff«, stimmte Ego zu.
»Und alles ruhiger anzugehen oder Pause zu machen, bedeutet noch lange nicht, dass du dich dann gehen lässt.«
Der Gegenpol
Marc und Ego schlenderten über den Platz....
Erscheint lt. Verlag | 23.10.2024 |
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Illustrationen | Elisabeth Andersch |
Zusatzinfo | durchg. illustriert |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | 2024 • eBooks • Inspiration • Königspudel • Lebensführung • Lebenssinn • Lebensweisheiten • Midlife Crisis • Neuerscheinung • Persönlichkeitsentwicklung • Pudel • Purpose • Ratgeber • Sinn des Lebens • Sinnkrise • Spiritualität • sprituelle Reise • warum des lebens |
ISBN-10 | 3-641-32392-4 / 3641323924 |
ISBN-13 | 978-3-641-32392-9 / 9783641323929 |
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