Ab heute mach ich's mir selber recht (eBook)
240 Seiten
Gräfe und Unzer (Verlag)
978-3-8338-9524-1 (ISBN)
Bestsellerautorin Heike Abidi ist studierte Sprachwissenschaftlerin. Mit humorvollen Büchern wie 'Eine wahre Freundin ist wie ein BH' oder 'Großeltern sind wie Eltern, nur mit Zuckerguss' konnte sie hunderttausend Leserinnen und Leser begeistern. Sie lebt mit ihrer Familie in der Pfalz bei Kaiserslautern, wo sie als freiberufliche Werbetexterin und Autorin arbeitet. Heike Abidi schreibt vor allem Unterhaltungsromane, Kinder- und Jugendbücher sowie unterhaltende Sachbücher - letzteres auch zusammen mit Lucinde Hutzenlaub und Ursi Breidenbach.
Bestsellerautorin Heike Abidi ist studierte Sprachwissenschaftlerin. Mit humorvollen Büchern wie "Eine wahre Freundin ist wie ein BH" oder "Großeltern sind wie Eltern, nur mit Zuckerguss" konnte sie hunderttausend Leserinnen und Leser begeistern. Sie lebt mit ihrer Familie in der Pfalz bei Kaiserslautern, wo sie als freiberufliche Werbetexterin und Autorin arbeitet. Heike Abidi schreibt vor allem Unterhaltungsromane, Kinder- und Jugendbücher sowie unterhaltende Sachbücher - letzteres auch zusammen mit Lucinde Hutzenlaub und Ursi Breidenbach.
Hinweis zur Optimierung
Impressum
Wichtiger Hinweis
Vorwort
Sei alles, außer brav!
Alles eine Frage der Kommunikation
Auf gut Deutsch: Gefallsucht
Du bist doch nicht Everybody's Depp vom Dienst
Was heißt hier Egoismus?
Nachwort
Heike Abidi
Wofür wir gelobt werden
Wir sitzen im Restaurant – keinem besonders feinen, eher einer Art Bistro, aber es ist gemütlich, günstig und bekannt für seine leckeren Salate und eine Spielecke. Wir, das sind meine Freundin Alex, ihre beiden Kinder und ich. Mia und Jacob sind drei und fünf. Beide sehr aufgeweckt und drollig, aber nicht unanstrengend. Denn natürlich haben sie weder die Geduld, länger als zehn Minuten stillzusitzen, noch Lust, leise zu sein. Kaum sind sie satt, fangen sie an, sich gegenseitig mit den Resten ihrer Brezel zu bewerfen und dabei laut herumzujauchzen.
Alex bittet sie immer wieder, sich zu benehmen, aber da könnte sie ebenso gut mit der Wand reden. Als die Zwerge aufstehen wollen, erlaubt sie ihnen, in die Spielecke zu gehen. Aber warum sich auf eine Ecke beschränken, wenn man im ganzen Lokal so herrlich herumrennen und Fangen spielen kann?
»Das ist doch hier kein Abenteuerspielplatz«, empört sich ein Herr am Nebentisch, und ich frage mich unwillkürlich, wie er wohl als Fünfjähriger so drauf war.
»Ungezogene Bande«, ergänzt seine Begleitung, eine humorlose Perlenkettenträgerin, der ich es durchaus zutraue, sich als Kind kein einziges Mal schmutzig gemacht zu haben. Wie traurig für sie.
Alex zuckt zusammen. Die kritischen Kommentare sind ihr sichtlich unangenehm. Und ich kann das gut nachempfinden: Wer will schon, dass der eigene Nachwuchs als störend empfunden wird?
Noch unangenehmer ist ihr aber der Vergleich mit jener Mutter einen Tisch weiter, deren Sprösslinge weder schreien noch zappeln, sondern gehorsam an ihrem Essen herumnagen. Die Frau – nennen wir sie Annabell – sonnt sich in den anerkennenden Blicken der anderen Gäste. So ein liebes Mädchen! So ein artiger Junge! Wer könnte sich an Annabells Stelle da ein überhebliches Lächeln verkneifen, vor allem angesichts des offensichtlichen Versagens meiner Freundin Alex?
»Ich bin eine furchtbare Mutter«, raunt sie mir zu. »Warum müssen sich meine beiden bloß immer so unmöglich aufführen? Können sie nicht ein einziges Mal brav sein?«
Ich finde, dass sie eine hervorragende Mutter ist – allerdings auch eine gestresste und momentan arg unter Druck stehende. Deshalb schlage ich vor, mit den Kindern in den Park zu gehen. Dort können sie nach Herzenslust herumtoben, ohne dass jemand sich darüber mokiert. Und ich kann in Ruhe mit Alex reden.
»Definiere brav«, sage ich.
Überrascht schaut sie mich an. »Jeder weiß doch, was das bedeutet.«
»Stell dir vor, ich wäre ein Alien und wüsste es eben nicht. Erkläre es mir.«
Ich zücke ein Notizbüchlein, das ich zwecks Ideensammlung immer mit mir herumtrage. Eine Viertelstunde später lese ich ihr meinen Mitschrieb vor:
Brave Kinder …
- … tun, was man ihnen sagt.
- … stellen Anweisungen nicht infrage und diskutieren nicht.
- … machen sich nicht dreckig.
- … sind nicht unangemessen laut.
- … stören Erwachsene nicht bei dem, was sie tun.
- … können auch mal still sitzen bleiben.
Kurze Zwischenfrage: Wärst du nach dieser Definition ein braves Kind gewesen? Ich hoffe nicht!
»Brave Kinder unterdrücken also sowohl ihren natürlichen Bewegungsdrang als auch ihre Fantasie und ihre angeborene Neugier, um ihren Eltern und überhaupt Erwachsenen zu gefallen«, fasse ich zusammen. »Merkst du was?«
»Krass«, erwidert Alex verblüfft. »Meine Kinder sind doch keine Haustiere!« Und nach ein paar weiteren Sekunden fügt sie hinzu: »Ich bin froh, dass Mia und Jacob nicht so ticken. Schließlich will ich, dass sie sich zu starken Menschen entwickeln.«
Ganz ähnlich … nur völlig anders
»Meine Kinder sind doch keine Haustiere«, hat Alex gesagt. Und doch hält sich die Theorie hartnäckig, einen Hund abzurichten, sei so ähnlich, wie ein Kind zu erziehen – für beides brauche man liebevolle Strenge, gutes Timing und Konsequenz. Es gab sogar mal eine TV-Sendung mit dem Titel Train Your Baby Like A Dog, bei der es darum ging, erwünschte Verhaltensweisen der lieben Kleinen durch positive Verstärkung zu fördern. Kleinkinder mit Leckerli konditionieren – das klingt zwar komisch, scheint aber in einem gewissen Maß zu funktionieren.
Trotzdem ist Alex’ Einwand vollkommen berechtigt. Liebevolle Strenge, schön und gut, aber welche Eltern sind schon immerzu konsequent? Und das ist auch überhaupt kein Drama, denn Menschenkinder begreifen es durchaus, wenn man nachträglich erklärt: »Gestern hab ich mal eine Ausnahme gemacht, da war ich einfach total müde und hatte Kopfschmerzen, aber heute gelten wieder die gewohnten Regeln, okay?«
Mit so einem Vortrag braucht man seinem Vierbeiner gar nicht erst zu kommen. Der versteht nämlich nur »chang-dong-wabumm-kawups-die-watsch«.
Tja, Hundesprache müsste man können! Aber auch das würde wenig nützen – denn für Begriffe wie »gestern«, »Ausnahme« und »ab heute« gäbe es da garantiert keine Übersetzung. Hunde leben ausschließlich im Hier und Jetzt – Vergangenheit und Zukunft existieren für sie einfach nicht. Die Glücklichen!
Aber ich schweife ab. Denn eigentlich spielt das alles gar keine Rolle, und der grundlegende Unterschied zwischen Kinder- und Hundeerziehung ist ein völlig anderer. Er betrifft nämlich nicht die Methode, sondern die Frage, welche Absicht man damit verfolgt.
Was heißt hier gut erzogen?
Die Erziehung eines Hundes gilt als gelungen, wenn er seinem Zweibeiner aufs Wort gehorcht, seine Impulse kontrollieren kann und entspannt an der Leine läuft, kurz: seinen Menschen als Rudelführer akzeptiert und ihm voll vertraut.
Je klarer die Rangordnung ist, desto harmonischer das Zusammenleben. Der Zweibeiner führt, der Vierbeiner folgt. Darum geht es – genau das ist das Ziel des Ganzen.
Von wegen »bester Freund des Menschen« – auch wenn die Bindung sehr eng ist, wird es doch nie eine Beziehung auf Augenhöhe sein.
Die Hundeerziehung ist darauf ausgerichtet, dass sich diese hierarchische Konstellation nie mehr verändert. Die Machtverhältnisse bleiben einzementiert. Und natürlich geht es niemals darum, den Vierbeiner auf ein Leben in Freiheit vorzubereiten. Also darauf, dass er irgendwann auszieht, seine Zweibeiner zurücklässt, die Welt entdeckt und ein eigenes Rudel gründet.
Und da haben wir ihn auch schon identifiziert, den alles entscheidenden Unterschied! Denn unsere Kinder sollen, ja müssen sogar eines Tages ohne uns durchs Leben gehen können. Und unsere Erziehung zielt darauf ab, sie dafür stark zu machen.
Zum Glück haben meine Eltern mich nicht so erzogen, als wäre ich ein Dackel – und deine dich hoffentlich auch nicht!
People Pleaser – dressiert zum Bravsein?
Eigentlich liegt es ja auf der Hand, aber vielleicht muss es einfach mal laut ausgesprochen (oder zumindest in einem Buch aufgeschrieben) werden, damit es uns allen so richtig bewusst wird: Wer seine Kinder zu folgsamen Schoßhündchen erzieht, darf sich nicht wundern, wenn sie später schwache, unsichere Erwachsene werden.
Das hat die hochmütige Annabell aus dem Bistro wohl nicht bedacht, als sie sich in den anerkennenden Blicken ihrer Umsitzenden sonnte. Gut möglich, dass das liebe Mädchen und der artige Junge später einmal voller Komplexe stecken, ohne Selbstbewusstsein durchs Leben stolpern und absolut prädestiniert dafür sind, People Pleaser zu werden. Und dass diejenigen von uns mit People-Pleaser-Tendenzen früher vielleicht ein bisschen zu sehr auf Gehorsam getrimmt wurden.
Ich übertreibe? Vielleicht. Ein ganz klein wenig. Natürlich wird nicht aus jedem gehorsamen Kind ein Erwachsener, der sich permanent verbiegt, nur um anderen zu gefallen. Doch wer fürs Bravsein immer wieder gelobt wird, gewöhnt sich Verhaltensweisen an, die genau dafür prädestinieren.
Du willst Beispiele? Kein Problem! Darf ich vorstellen: Anne, Torben, Lily, Kai und Margit sind People Pleaser par excellence. Und oh, sie waren so brave Kinder! Schauen wir uns mal an, was die Verhaltensweisen, für die sie einst gelobt wurden, im Erwachsenenalter aus ihnen gemacht haben.
Anne (37): So gut wie unsichtbar
Schon als kleines Mädchen war es Anne wichtig, nicht aufzufallen. Vor allen Dingen nicht unangenehm aufzufallen. Deshalb verhielt sie sich meistens extrem ruhig. Die kleine Anne konnte stundenlang dasitzen und lesen, malen, puzzeln, mit ihren Puppen spielen oder – dafür gab’s noch mehr elterliches Lob! – aufräumen. Sie sprach leise und nur, wenn sie etwas gefragt wurde. Ein rücksichtsvolles, höfliches Kind. Oder anders gesagt: Ihr fehlte eine ordentliche Portion Pippi-Langstrumpf-Wildheit!
Jedenfalls machen ihr Fleiß und ihre Disziplin sie zu einer erstklassigen Sachbearbeiterin. Während andere stundenlang in der Teeküche tratschen oder im Internet surfen, arbeitet sie still und emsig weg, was erledigt werden muss.
Dreimal darfst du raten, wer bei Beförderungen immer wieder übergangen wird? Na klar – Anne. Sie ist so unauffällig, dass ihre Vorgesetzten nicht einmal bemerken, was sie leistet.
Schade für Anne. Aber würde sie sich deswegen beklagen? Niemals. Sie will schließlich nicht auffallen. Und schon gar nicht unangenehm …
Torben (44): Süchtig nach Feedback
Als ausgesprochen gehorsamer Junge hatte Torben großen Respekt vor seinen...
Erscheint lt. Verlag | 7.11.2024 |
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Reihe/Serie | Lebenshilfe Selbscoaching |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | 39 • abgrenzen • älter • Älter werden ist voll sexy • BH • Durchsetzungsfähigkeit • ein • Eine • Eine wahre Freundin ist wie ein BH • everybody's darling • Everybody's Depp • Frauen • Frauen lügen nie und werden höchstens 39 • Freundin • Gefallsucht • Geschwister • Geschwister sind wie Gummibärchen • gesunder Egoismus • Grenzen setzen • Gummibärchen • Harmoniefalle • Harmoniesucht • höchstens • ist • Kontern • Kontra geben • Lucinde Hutzenlaub • Lügen • Monika Bittl • Neinsagen • nicht ausgenutzt werden • NIE • Nudeln • people pleasing • Persönlichkeitsentwicklung • Sabine Bode • Schlagfertigkeit • schlechtes Gewissen • Schuldgefühle • Selbstbewusstsein • Selbstfürsorge • Selbstrespekt • Selbstwertschätzung • Sexy • sind • Sorgen • Sorgen sind wie Nudeln • Souveränität • und • Ursi Breidenbach • voll • wahre • Werden • Wie • Willen durchsetzen • zu nett sein |
ISBN-10 | 3-8338-9524-1 / 3833895241 |
ISBN-13 | 978-3-8338-9524-1 / 9783833895241 |
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