Arschtritt ins Glück (eBook)

Spiegel-Bestseller
Der eine Moment, der dein Leben für immer verändert - Keine Ausreden, echte Gesundheit
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
320 Seiten
C. Bertelsmann (Verlag)
978-3-641-31237-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Arschtritt ins Glück -  Jürgen Schmieder
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Wer dieses Buch liest, braucht keine Diäten, Fitness-Pläne oder Wellness-Apps mehr: Der radikal ehrliche Bericht von einem, der es geschafft hat, wirklich gesund zu werden
Geiler Job, liebevolle Familie, durchzockte Nächte mit den Jungs: Work hard, play hard. So ging Jürgen Schmieder lange durchs Leben. Bis ihn ein diabetischer Schock in die Horizontale beförderte. Was folgte war nicht nur die Not zu einem gesünderen Lebensstil, sondern endlich auch das richtige Mindset: »Wenn ich meinen Sohn aufwachsen sehen möchte, muss ich überleben und gesund werden.«

In seinem Buch zeigt Jürgen Schmieder Schritt für Schritt, wie der Einstieg in ein anderes, glücklicheres und gesünderes Leben gelingt, und beschreibt, wie dabei körperliche, mentale und soziale Faktoren zusammenhängen. Sein radikal ehrlicher Bericht von Erfolgen und Rückschlägen auf dem Weg zu echter Gesundheit ist ein Wake-up-Call für alle, die dafür nicht erst auf der Intensivstation landen wollen, und zeigt, dass wir den Moment, in dem wirklicher Wandel beginnt, alle finden können.

Jürgen Schmieder, Jahrgang 1979, ist Reporter und Autor für die Süddeutsche Zeitung, Sports Illustrated, GQ und andere Medien - er berichtet aus Los Angeles. Er ist Autor mehrerer Bücher, darunter die Bestseller »Mein Bauch gehört mir« (2008) und »Du sollst nicht lügen!« (2010). Zuletzt bei C.Bertelsmann erschienen »Ich will in den Himmel oder als glückliche Kuh wiedergeboren werden« (2011), »Mit einem Bein im Knast« (2013), »Sport. Das Buch« (2014) und »Der Frauenversteher« (2016). Jürgen Schmieder lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Hermosa Beach, Kalifornien.

»Petta Reddast«
»Es wird sich alles fügen.«

Sprichwort aus Island

Eins   Sei froh über den Arschtritt!


Es kann durchaus helfen, wenn man den eigenen Tod verschläft.

Ich wache auf und bemerke sofort: Ach du Scheiße, da läuft aber was brutal verkehrt.

Ich sehe nur verschwommen, so als wäre ich unter Wasser. Ich rieche jedoch perfekt, deshalb bemerke ich recht schnell, dass ich mich im Schlaf offenbar von oben bis unten vollgekotzt habe.

Die Geruchskombination aus kaltem Schweiß und Erbrochenem ist derart übel, dass ich mich gleich noch einmal übergebe. In diesem Moment verkrampft sich jeder Muskel in meinem Körper, als wäre ich an einen elektrischen Stuhl angeschlossen. Müsste man den Zustand mit zwei Worten beschreiben: zitternder Zombie. Zumal ich auch rieche wie einer, der den Tod bereits hinter sich hat. Wirklich: Jämmerlicher geht es kaum.

So also fühlt sich ein diabetischer Schock an – oder besser: wenn man daraus aufwacht, denn ich erinnere mich an überhaupt nichts seit dem Einschlafen. Ich fühlte mich am Vorabend nicht schlecht, trotz der Völlerei davor. In Wirklichkeit hatte ich mich aber quasi zu Tode gefressen.

Wie ich später erfahre, hätte ich sterben sollen; die Ärztin drückt es so aus: »Du bist über den Grand Canyon gesprungen und aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen nicht abgestürzt.« Ich stelle mir das so vor, als würde der Coyote in den Roadrunner-Comics dieses eine Mal nicht in den Canyon plumpsen, sondern auf der anderen Seite ankommen.

Das ist nicht der Moment, in dem ich beschließe, mein Leben zu ändern; jetzt gerade geht es einfach nur ums Überleben und darum herauszufinden, was in aller Welt hier los ist.

Ich liege im Bett einer Kajüte eines Kreuzfahrtschiffs, das Anker im mexikanischen Dschungel gelegt hat. Ich bin halb beruflich und halb privat hier: Es ist die erste Kreuzfahrt während der Covid-Pandemie von den USA aus; ein Experiment, ich soll darüber berichten. Halb privat, weil meine Frau und mein Sohn auch dabei sind. Aber, wo sind die eigentlich?

Aufstehen funktioniert nicht, wegen der Krämpfe. Für einen kurzen Augenblick überlege ich, was die schlimmere Alternative ist: sterben – oder in diesem desolaten Zustand entdeckt zu werden? Ich tue deshalb, was jeder Mann Anfang vierzig mit ein wenig Reststolz tun würde: Ich nutze die Krämpfe, um mich von Bett zu Bad zu schütteln. Ich schaffe es unter die Dusche, drehe auf und trinke erstmal einen badewannengroßen Schluck Wasser.

Das lindert die Krämpfe und spült alles Übelriechende weg.

Ich kann aufstehen, tapse mich in Richtung Eingang; ich sehe immer noch wie durch dickes Milchglas, und da stehe ich dann: in der Tür zum Bad, mit zuckenden Krämpfen in Waden, Rücken und Schultern – und in diesem glorreichen Moment meiner Existenz kommt meine Frau ins Zimmer, und sie sagt, was ich seit zwanzig Minuten denke: »Was ist denn hier los?«

Was los war:

Ich war offenbar bereits ein Jahr lang Diabetiker, ohne es zu wissen. Sagen wir es so: Der HbA1c-Wert, der den Blutzucker über einen längeren Zeitraum anzeigt, liegt bei gesunden Menschen zwischen 4,5 und 6,5. Bei einem Wert über 7,5 gilt er als zu hoch, auf der Webseite diabetes.org werden Werte bis 10 angezeigt mit dem Hinweis, dass es dann schon zu schweren Schäden an Augen, Nieren und Nerven kommen könne. Alles über 10 ist völlig irre; die Skala hört da auf. Mein Wert, wie sich rausstellen wird: 13,2.

Blutzuckerwert in dieser Nacht, geschätzt: 980. Lebensgefährlich. Normal sind Werte unter 100, von mehr als 127 bei zwei verschiedenen Tests an gilt man als diabetisch. Ab 600 gibt es das Risiko des diabetischen Komas.

Ich hätte sterben sollen, habe das aber einfach mal verschlafen. Meine Familie schafft mich sofort vom Schiff und zum Arzt. Ich werde versorgt und darf nach Hause, erstmal.

Was auf die Nacht folgt, sind die schlimmsten zwei Monate meines Lebens. Die Sehstärke pendelt zwischen 2,5 Dioptrien Weitsicht und 1,75 Dioptrien Kurzsicht – weshalb mir dauernd gleichzeitig schwindlig und schlecht ist. Ich habe wirklich null Energie, kann mich nicht konzentrieren und bin stets übel gelaunt. Es ist nicht die Hölle, aber durchaus das Fegefeuer.

Es gibt zwei Gründe, warum ich dir das erzähle. Erstens: Ich bin kein Fitness-Health-Lifestyle-Guru mit perfektem Instagram-Account. Ich bin genauso wie du, und auch wenn sich das jetzt wie schamlose Angeberei anhört: Ich habe es innerhalb eines Jahres vom schlimmsten Zustand meines Lebens zum besten geschafft – und das bedeutet nichts anderes als: Wenn ich das kann, dann kannst du das auch. Zumal es dir in diesem Moment hoffentlich ein bisschen besser geht als mir damals. Und ich bin zwei Jahre danach noch immer kerngesund und topfit – es ist also kein Diät-Fitness-Trend, ich bin der lebende Beweis, dass alles, was ich schreibe, trotz Beruf, Familie und Verpflichtungen umsetzbar ist.

Zweitens: Ich will, dass niemand so was durchmachen muss; deshalb ist es mir ein Anliegen, dass es niemand so weit kommen lässt wie ich. Ich hätte es verhindern können, es gab Anzeichen – und ich glaube, dass es bei dir auch ein paar Anzeichen gibt, sonst würdest du dieses Buch wahrscheinlich nicht lesen.

Ich hatte über die Jahre zugenommen, unterbrochen von wechselnden Diäten. Es ging auf und ab; nicht wie bei einem Jo-Jo, sondern wie bei einer Sinuskurve, die sich über die Jahre hinweg konstant nach oben bewegt: fünf Kilo rauf, drei runter, vier rauf, zwei runter und so weiter. Es war nie richtig viel auf einmal, aber ein bis drei Kilo pro Jahr; was im Alter zwischen 25 und 40 insgesamt 30 Kilo sind, und das alles nur mit ein bisschen zu viel Süßigkeiten, ein bisschen zu viel Alkohol, ein bisschen zu viel Stress und ein bisschen zu wenig Sport. Kommt dir das bekannt vor?

Ich war müde, schlecht gelaunt, bisweilen depressiv. In den zwei Jahren vor dem diabetischen Koma schob ich das vor allem auf die Coronapandemie: Jeder nahm doch ein paar Kilo zu, ich: fünf in eineinhalb Jahren. Jeder war doch irgendwie schlecht gelaunt und depressiv, jeder hatte Zipperlein. Deswegen muss man doch nicht gleich zum Arzt, oder? Es stellte sich heraus, dass mein letzter Arztbesuch im Dezember 2019 gewesen war; drei Monate vor Pandemiebeginn.

Nochmal: Die letzten Jahre haben wirklich jedem viel abverlangt. Es ist wichtig, das nicht zu unterschätzen. Solltest du das Gefühl haben, dass es mal nicht so läuft, dann weißt du, dass ich diese Situation verstehe. Ich habe es selbst erlebt und ich habe es Stück für Stück schlimmer werden lassen. Das bedeutet: Ich weiß, wie es dir geht.

Okay, das klingt jetzt vielleicht etwas hochgegriffen, aber um dir zu zeigen, dass ich das ernst meine, hier mal drei Bilder von mir: Mein »Vorher-Nachher« mit einem Unterschied von 30 Kilo zwischen 25 und 40, das aber auch meine Reise zu größtmöglicher Gesundheit zeigt – das hier bin ich:

© privat

Der links, das bin ich 2002, 22 Jahre alt. Der in der Mitte, das bin auch ich, 2021. Und der rechts, das bin auch ich, 2023, mit 44.

Fast jeder Mensch hat solche Fotos von sich, du sicher auch; von damals, als man jünger, gesünder, fitter war. Und fast jeder hat ein Bild, auf dem das nicht mehr so ist. Das führt zu diesem Gedanken, den ich so oft hatte: »Lieber Gott, lass mich bitte wieder so fit sein wie früher. Ich verspreche, es diesmal nicht zu vermasseln!«

Ging mir genauso: Ich war nur noch nicht bereit, die nötigen Schritte dafür zu gehen! Ich brauchte das Komplett-Koma. Den richtig heftigen Arschtritt. So weit musst du es aber nicht kommen lassen.

Ich bekomme jetzt oft gesagt: »Hey, du hast leicht reden; du musst ja jetzt gesünder leben.«

Stimmt! Ich wusste aber auch 15 Jahre lang, dass ich mich brutal ungesund ernährte, zu viel Stress zuließ, zu wenig aktiv war, zu viel Alkohol trank. Ich kannte meine Fehler schon, nur tat ich nichts dagegen. Das Phänomen heißt Region Beta Paradox: Der Mensch wird immer erst dann aktiv, wenn es ihm richtig schlecht geht; ansonsten erträgt er vieles, obwohl es ihm schadet: der Job, den man zwar hasst, aber nicht kündigt, weil man zu bequem ist. Die Beziehung, die man eher erträgt als wirklich genießt. Die Gesundheit, die erst dann wichtig wird, wenn sie weg ist.

Er hat richtig, richtig, richtig wehgetan, dieser Arschtritt. Aber es war am Ende ein Arschtritt ins Glück. Denk mal drüber nach, ob du nicht auch schon einen bekommen hast, oder zumindest einen Klaps auf die Finger, einen nervigen Stupser. Hat der Arzt mal was von gesünderer Lebensweise gesagt? Der Partner von mehr Sport und besserer Ernährung geredet? Haben dich deine Freunde verkohlt, weil du beim Sport keine gute Figur mehr gemacht hast – wortwörtlich und sprichwörtlich?

Wir tendieren dazu, diese Piekser als Lästerei böser Menschen abzutun. Wir überhören beim Arzt die Hinweise auf Vitaminmangel, Übergewicht und Blutdruck – und nehmen nur das »Also, im Großen und Ganzen sieht es bei Ihnen ganz gut aus« mit nach Hause. Dabei sollten wir es vielleicht mal so betrachten: Es ist kein Arschtritt, der einen verletzen soll; sondern einer, der einen auf den richtigen Weg bringt. Und einem die Erlaubnis erteilt, sich endlich um sich zu kümmern. Mal egoistisch zu sein. Wie im Flugzeug bei Druckabfall – erstmal um sich selbst kümmern und dann um die anderen. Denn: Tut man das nicht, wird man nur zur Last für andere. Das wäre mein...

Erscheint lt. Verlag 21.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte 2024 • Achtsamkeit • achtsamkeit buch • Arbeit • das think like a monk prinzip • der frauenversteher • die subtile kunst des drauf scheißens • Du sollst nicht lügen • eBooks • Erfahrungsbericht • Ernährung • Familie • Freunde • Geschenk Mann • Gesundheit • horst lichters • Jay Shetty • Keine Zeit für Arschlöcher • Kurt Krömer • Lars Amend • Männergesundheit • mark manson • Midlife Crisis • Mindset • Mit einem Bein im Knast • Motivation • Neuerscheinung • Persönlichkeitsentwicklung • Positives Denken • Ratgeber • Selbstliebe • Selbstvertrauen • Selbstwert • Sport • why not • Work-Life-Balance
ISBN-10 3-641-31237-X / 364131237X
ISBN-13 978-3-641-31237-4 / 9783641312374
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