Mit Aloha Spirit durch das Jahr (eBook)

JANUAR: ANFANG / NEUBEGINN

Im Neubeginn, im Anfang steckt eine ganz besondere Energie. Wir sprechen ja auch vom Zauber des Anfangs. Wenn wir etwas gelernt haben beispielsweise, und es zum ersten Mal richtig gut funktioniert. Wenn wir etwas zum ersten Mal erleben, dann ist da eine Begeisterung, eine Freude, die nicht wiederholbar ist.

Wenn Kinder ihre ersten Schritte tun, wenn sie zum ersten Mal das Meer erleben oder Schnee, dann spüren wir selbst als Zuschauer, als Miterlebende diesen besonderen Zauber, diese besondere Energie.

Jeder Tag, jede Aufgabe und jede Begegnung ist ein neuer Anfang.

Den Anfang gestalten hat im ALOHA SPIRIT eine wichtige Funktion. Die indigenen Hawaiianer haben beispielsweise jeden neuen Tag mit einem Chant am Meer begrüßt. Sie haben wahrgenommen und gewürdigt, dass die Sonne aufgegangen war und ihnen dieser Tag geschenkt wurde. Bis heute wird im ALOHA SPIRIT großer Wert darauf gelegt, Anfänge bewusst zu gestalten.

Den Anfang des Tages beispielsweise. Wie beginnst du deinen Tag? Gibt es vielleicht ein kleines Ritual, das dich gut in diesen neuen Tag bringt?

Dieser Tag ist aber auch durchsetzt von vielen, vielen anderen Anfängen. Jede neue Begegnung, jede neue Aufgabe, ist eine kleine Zäsur im Tagesverlauf.

Lange Zeit hatte ich die Gewohnheit, übergangslos von einer Aufgabe zur nächsten zu gehen oder gar zu hetzen. Die letzte noch im Kopf und schon mit der nächsten beschäftigt. Die Tätigkeiten und Vorkommnisse des Tages verschwammen so zu einem einzigen, oft wenig greifbaren Geschehen. Die verschiedenen Anfänge und die Chancen, die in jedem davon stecken, habe ich gar nicht wirklich wahrgenommen.

Wahrscheinlich kennst auch du diesen Zwischenzustand, weder hier noch da ganz präsent zu sein:

• Du bist dabei einem Patienten das Essen anzureichen, in Gedanken aber noch ganz bei der Patientin, die gerade eine schlimme Diagnose bekommen hat.
• Der Energieverlust von dem schwierigen Mitarbeitergespräch hängt dir noch in den Knochen, während du dich schon einer Kundin widmest.
• Du fragst deinen Partner, wie sein Tag war, hörst aber nur mit halbem Ohr zu, weil du in Gedanken deine Präsentation für den nächsten Morgen durchgehst.

In Hawai‘i habe ich gelernt, kleine Zäsuren zu setzen, mich jedem neuen Anfang bewusst zu widmen und ihn angemessen zu gestalten. So bekommst du frische Energie und gibst frische Energie hinein.

Start before you’re ready!

Auch dieses Motto habe ich in Hawai’i gelernt. Fang an, bevor das Ganze fertig ist, bevor jeder Schritt festgelegt ist, bevor du haargenau weißt, wie das Ergebnis ist. Hawaiianische Lehrer beobachten, dass wir zu viel planen, zu viel durchdenken und deshalb nicht ins Handeln kommen.

Für die meisten von uns ist das gegen den Strich gebürstet. Wir wollen genau wissen, wozu das am Ende führt, und alle Eventualitäten durchdenken, manchmal mehrfach. Oft bleibt dabei die kraftvolle Aufbruchsstimmung, die Vorfreude, auf der Strecke. Planvoll und strukturiert handeln zu können, ist eine feine Sache, eine großartige Kompetenz, aber es muss nicht alles fertig und in trockenen Tüchern sein, bevor du loslegst! Und wenn es dann anders kommt als erwartet, fällt es viel leichter sich wieder auf einen neuen Weg einzulassen, auf eine andere Lösung, oder den gleichen Weg mit neuen Erkenntnissen und unter anderen Vorzeichen wieder zu probieren.

Viele gute erfolgreiche Projekte haben ganz klein angefangen, indem zwei Menschen an einem Küchentisch oder bei einem Spaziergang Ideen „gesponnen“ haben. Sie wären gar nicht entstanden, wenn diese Menschen dann nicht mutig und engagiert einfach angefangen hätten. So ist es auch mit vielen Dingen, die du vorhast. Wenn du eine Idee hast und die Lust des Anfangs spürst: Lege los und schau, was passiert.

Alles ist im Fluss.

Wir denken oft, dass etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt angefangen hat: „Ab diesem Datum habe ich keine Zigarette mehr geraucht.“ Das ist zwar beobachtbar, aber der Prozess, bis der Entschluss gereift ist, mit dem Rauchen aufzuhören, hat in der Regel schon viel früher begonnen.

Gleiches gilt für Konflikte und Missstände: auch sie haben sich in einem Prozess herausgebildet, von dem wir oft nur einen Ausschnitt wahrnehmen. Das Zerwürfnis hat aber nicht erst da begonnen, wo jemand das und das zu mir gesagt hat oder das und das getan hat. Die Vorboten haben sich vielleicht schon viel früher abgezeichnet: Wie ist es dazu gekommen, dass ich sein Verhalten auf diese Art und Weise interpretiert habe?

Wenn wir diesen Verästelungen nachgehen, wird klar, dass alles im Fluss ist. Wir nähren unsere Zuversicht, dass auch erste unklare Gedanken in eine neue Richtung weisen können, dass Umwege, verschiedene Fehlversuche und Misserfolge ein Teil des Prozesses sein können, in dem etwas Neues entsteht.

So realisierst du die Wirkkraft des Anfangs:

Zum Beginn eines neuen Jahres, eines Lebensabschnitts, eines Vorhabens können dich diese Fragen begleiten:

• Was für eine Energie kommt aus diesem Neubeginn?
• Wie kann ich gut dafür sorgen, dass ich immer wieder in diese gute Anfangsenergie komme?
• Wie viele Anfänge haben mich in meinem Tageslauf, in meinem Lebensablauf schon begleitet und was ist aus diesen Anfängen geworden?
• Wo spüre ich Vorboten einer neuen Richtung, eines Entschlusses, einer Wende?

Begrüße jeden Neubeginn.

Schenke ihm einen Moment Aufmerksamkeit und Willkommen.

Nimm die Verbindung(en) wahr:

Welche Bedeutung hat das Vorangegangene / die Vergangenheit für den Neustart?

Setze bewusst einen positiven Anfangspunkt in deinem Tagesablauf, vor Begegnungen, vor einer Aufgabe.

Wenn etwas endet, lenke deine Aufmerksamkeit darauf, was dadurch anfängt oder anfangen könnte.

Der Zauber und die Heilkraft des Anfangs

Die Redensart „Aller Anfang ist schwer.“ bestärkt und ermuntert, sich nicht unterkriegen zu lassen, sondern unverdrossen weiterzumachen, wenn der Beginn eines Vorhabens anstrengend und mühselig erlebt wird. Andererseits suggeriert sie, dass uns in jedem Fall Beschwerlichkeit und Verdruss erwarten. So entzieht sie so viel Energie, dass wir einen Anfang gar nicht erst wagen, weil wir uns einreden, dass es vergebliche (Liebes-)Mühe ist.

Dabei brauchen wir immer wieder mutige und hoffnungsvolle Neuanfänge angesichts der Erfahrung, dass Gewalt weitergegeben wird von Generation zu Generation, dass Rache wieder Rache erzeugt und Unrecht neues Unrecht schafft. Auch im Kleinen erleben wir immer wieder, wie ansteckend schlechte Laune, kleinliche Rechthaberei, schnippische Reaktionen oder anhaltende Nörgeleien sind.

Aber diese Kette kann durchbrochen werden. In einer Weihnachtspredigt berührten mich vor allem die zitierten Worte der jüdischen Philosophin Hannah Arendt: „Aller Anfang ist heil ... Jede neue Geburt ist wie eine Garantie des Heiles in der Welt, wie ein Versprechen der Erlösung ... Dieser Anfang ist heil und macht heil“.

Wir können Neues in die Welt bringen – das ist auch die Erfahrung und das Versprechen des ALOHA SPIRIT. Jederzeit, an jedem Ort, bei jeder alltäglichen oder besonderen Gelegenheit können wir Liebe und Segen in uns entstehen lassen und ausstrahlen. Es liegt ganz bei uns, (immer wieder) einen Anfang zu machen. Zuversicht, Versöhnlichkeit und Großzügigkeit werden ihre Wirkkraft entfalten. Wie, wann, bei wem ... das können wir weder kontrollieren noch durchsetzen oder fordern. Das brauchen wir auch nicht. Wir lassen einfach diese Haltungen und Kräfte in unsere Umgebung einfließen und vertrauen auf ihre heilende Wirkung. Auch bei uns selbst.

Anfänge gestalten: Impulse für deinen Alltag

Welche Rituale könnten dir helfen dich zu lösen von dem, was war, bevor du dich etwas oder jemand Neuem zuwendest?

Es muss nicht lange dauern, es ist ein Akt der Bewusstmachung, der Entscheidung und der Übung. (Beispiele: Kleidung wechseln beim Nachhausekommen, Dinge wegräumen oder bereitstellen für eine neue Aktivität, Raum schaffen, damit Neues überhaupt Platz hat (Umgebung, Beziehungen, Aktivitäten, Gedanken ...)

Gestalte den Wechsel zu einer neuen Tätigkeit bewusst als Anfang.

Vielleicht unterstützt dich die Vorstellung, dass du erst einen Vorhang aufziehst oder eine Schiebetür öffnest, bevor du loslegst.

Wenn du Aufbruchsstimmung spürst, wenn dich ein Vorhaben "ruft", wenn der Impuls aus deinem Herzen kommt: Starte! Fang an!

Warte nicht, bis der Motor so oft abgewürgt wurde, dass er nur noch stottert. Lass dich tragen vom Aufwind eines Neustarts.

• Manche gute Gelegenheit oder Möglichkeit zeigt sich erst auf der Strecke.
• Reisegefährten kommen dazu, andere steigen unterwegs aus, manche kennst du am Startpunkt noch gar nicht.
• Gutes kann auch entstehen, wenn etwas nicht zu Ende geführt wird oder etwas ganz anderes daraus wird. Oft führt ein kleiner Anfang zu etwas, an das man gar nicht gedacht hat. Wie viele Erfindungen...