Ihre Finanzen fest im Griff (eBook)
256 Seiten
Haufe Verlag
978-3-648-17515-6 (ISBN)
Prof. Dr. Hartmut Walz ist Verhaltensökonom und Entscheidungsexperte mit Schwerpunkt Finanzen und lehrt an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen a.Rh. Walz engagiert sich für den Verbraucherschutz rund um alle Geldthemen. Er ist wissenschaftlicher Beirat beim Bund der Versicherten e. V., Fellow der Bürgerbewegung Finanzwende e. V. und bei weiteren Verbraucherschutzvereinigungen ehrenamtlich aktiv. Er betreibt den unabhängigen, kosten- und werbefreien Hartmut Walz Finanzblog, einen YouTube-Kanal sowie einen Instagram-Account.
Hartmut Walz Prof. Dr. Hartmut Walz ist Verhaltensökonom und Entscheidungsexperte mit Schwerpunkt Finanzen und lehrt an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen a.Rh. Walz engagiert sich für den Verbraucherschutz rund um alle Geldthemen. Er ist wissenschaftlicher Beirat beim Bund der Versicherten e. V., Fellow der Bürgerbewegung Finanzwende e. V. und bei weiteren Verbraucherschutzvereinigungen ehrenamtlich aktiv. Er betreibt den unabhängigen, kosten- und werbefreien Hartmut Walz Finanzblog, einen YouTube-Kanal sowie einen Instagram-Account.
Unvorteilhafte Anlageklassen und -vehikel
Auf den ersten Blick mag es als unzulässig vereinfachend erscheinen, wenn im Folgenden zwischen unvorteilhaften und vorteilhaften Anlagen unterschieden wird. Jedoch kann ich Sie sicher davon überzeugen, dass die Vorgehensweise hilfreich ist.
Es gibt nämlich eine Vielzahl von Produkten, die einfach objektiv schlecht sind oder für die es eindeutig bessere Alternativen gibt. Objektiv heißt, sie sind für alle Anleger schlecht – da gibt es kein »es kommt darauf an«. Bei Produkten mit bereits im Vorfeld zu erwartenden Realvermögensverlusten, überhöhten Kosten, fehlender Transparenz, unfairer Verteilung von Chancen und Risiken – also »schiefen Wetten«, »legalem Betrug« oder sogar echtem Betrug – muss man nicht mehr überprüfen, für welche Zielgruppe oder Bedürfnisse das passen könnte. Sie sind schon auf der objektiven Sachebene durchgefallen!
Unvorteilhafte Produkte weisen ein schlechtes Chance-Risiko-Verhältnis auf und bringen Sie daher Ihren Vermögens- und Vorsorgezielen nicht näher. Welche das sind, erfahren Sie in diesem Kapitel.
Anlagen, die Sie eher meiden sollten
Unter den vielen in Deutschland vertriebenen Anlage- und Vorsorgeprodukten gibt es eine beträchtliche Anzahl, die aus Expertensicht so etikettiert werden können: »Dinge, die der Mensch nicht braucht«. Die Unvorteilhaftigkeit dieser Produkte lässt sich auf folgende Merkmale zurückführen (Mehrfachnennungen leider keineswegs ausgeschlossen):
▪Ertraglosigkeit oder Ertragsarmut
▪Hohe Kosten, versteckte Kostenkomponenten
▪Unangemessen hohe, oftmals versteckte Risiken
▪Ungünstiges Verhältnis von Chancen und Risiken (schiefe Wetten)
▪Täuschung der Kunden (Mogelpackungen)
▪Mangelnde Transparenz, Unverständlichkeit
Kritisch sind auch Produkte zu sehen, die gegenüber anderen Produkten mit gleicher Wirkung bzw. Funktion in wichtigen Merkmalen unterlegen sind. Beispiel: Warum sollten Sie mit einem Indexzertifikat das Ausfallrisiko einer Bank übernehmen, wenn die exakt gleiche Geldanlage ohne dieses Risiko und gleichzeitig mit geringeren Kosten in einem Indexfonds möglich ist?
Nachstehend sind zehn Produktgruppen aufgeführt, die Sie unter diesen Gesichtspunkten aus Expertensicht grundsätzlich meiden sollten. Grundsätzlich bedeutet, dass es bei dem einen oder anderen Vehikel vielleicht ganz seltene Ausnahmen geben könnte. An eine solche Ausnahme sollten Sie jedoch nur glauben, wenn ein neutraler Sachverständiger Ihnen dies vorrechnet oder bestätigt. Wenn Ihnen hingegen Ihr FPV zustimmt, dass das Vehikel grundsätzlich unvorteilhaft sei, in gerade Ihrem Fall jedoch eine Ausnahme bestünde, dann wissen Sie schon selbst, was Sie davon halten dürfen (und dass Ihnen hier gerade die nicht passenden Schuhe passend gemacht werden sollen).
Nr. 1: Langlaufende Euro-Anleihen
Früher galten Anleihen als Möglichkeit, eine risikolose Rendite zu erzielen. Heute sind Anleihen – wenn man von Kurzläufern (Papiere mit Restlaufzeit von maximal einem Jahr) absieht – jedoch ein renditeloses Risiko. Zumindest, wenn Sie sachlich korrekt die reale Rendite betrachten.
Langlaufende Euro-Anleihen guter Bonität
Der europäische Anleihenmarkt leidet seit Jahren unter einer lockeren Geldpolitik der EZB. Zwar sind die Anleihenzinsen nach einer mehrjährigen Phase negativer Renditen wieder im positiven Bereich. Jedoch weisen Anleihen guter Bonität, wie z. B. die deutschen Bundesanleihen, durchgängig eine negative Realverzinsung auf (vgl. Abbildung zur Realverzinsung im ersten Kapitel). Hinzu kommt die Gefahr von Kursverlusten aufgrund steigender Nominalzinsen. Wenn neue Anleihen einen höheren Zinskupon aufweisen, sind die älteren mit niedrigem Zinskupon nur noch zu niedrigeren Kursen verkäuflich. Die hierdurch ausgelösten Kursverluste können erheblich sein und bei Anleihen längerer Laufzeit (Fachausdruck »Duration«) schnell mal 30 % bis 40 % betragen.
Als Privatperson sollten Sie von Euro-Staatsanleihen die Finger lassen. Für überschaubare Liquiditätsreserven sind Geldmarktkonten die risikoärmere Alternative. Sollten Sie jedoch Anleihen wählen, achten Sie auf möglichst kurze Laufzeiten (am besten sogenannte Geldmarktpapiere), da diese wenig unter Marktzinssteigerungen leiden.
Euro-Hochzinsanleihen
Hochzinsanleihen, auch als High-Yield-Bonds oder weniger respektvoll als Junk-Bonds (= Schrottanleihen) bezeichnet, sind festverzinsliche Wertpapiere von Schuldnern eingeschränkter oder schlechter Bonität. Seit Beginn der Phase niedriger Kapitalmarktzinsen (das ist etwa ab 2008 mit der Immobilien-Kredit-Krise der Fall) weichen viele Anleger auf Anleihen mit höheren Ausfallrisiken aus. Dazu gehören beispielsweise ungesicherte Mittelstandsanleihen sowie Anleihen, die kein Rating (Rating = Bonitätsbewertung durch eine spezielle Bewertungsagentur) besitzen.
Dabei bedeutet der Begriff Hochzinsanleihe keineswegs, dass Sie hier etwa eine zweistellige Rendite bekommen. Vielmehr werden bereits festverzinsliche Wertpapiere von bonitätsschwachen Schuldnern als Hochzinsanleihen bezeichnet, die nur 2 % bis 3 % über der Rendite von Bundesanleihen rentieren.
Jedoch ist Ihnen auch von Hochzinsanleihen klar abzuraten. Denn in Wahrheit erhalten Sie keinen höheren Zins, sondern eine Risikoprämie. Das ist quasi eine Art Versicherungsgebühr, die Sie dafür erhalten, dass Sie bei Schwierigkeiten des Schuldners Ihr Geld nicht mehr zurückbekommen werden. Auch wenn das Ausfallrisiko Ihnen gering erscheinen mag: In der nächsten Krise können die Hochzinsanleihen dahingerafft werden. Und wegen des Runs auf die Hochzinsanleihen sind die erhältlichen Risikoprämien derzeit im Verhältnis zu den drohenden Risiken viel zu gering. Also lassen Sie am besten auch diese Produkte links liegen.
Bessere Alternativen lernen Sie im Kapitel »Vorteilhafte Anlageklassen und -vehikel« kennen.
Nr. 2: Bausparverträge
Bausparen hat in Deutschland eine lange und gute Tradition. Dank der Bauspardarlehen haben es in den ersten Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs viele von der Mietwohnung ins Eigenheim geschafft. Dies möchte ich ausdrücklich würdigen. Denn durch das Bausparkollektiv kann die Zinshöhe des Bauspardarlehens von der Entwicklung der Finanzmärkte entkoppelt werden. Bausparkunden haben damit eine Planungssicherheit, die den Schritt zum Eigenheim erleichtern kann. Dieser Zusammenhang ist auch heute im Grundsatz nach wie vor gültig. Jedoch sind die Konditionen von heute abgeschlossenen Bausparverträgen verglichen mit den Marktzinsen so ungünstig, dass vom Neuabschluss von Bausparverträgen abgeraten werden muss. Und die Darlehenszinsen am freien Markt müssten enorm steigen, damit sich der Zinsverzicht in der Ansparphase für Bausparer auch lohnt. Leider ist jedoch zu befürchten, dass die Bausparkassen in ausgeprägten Hochzinsphasen die starke Nachfrage nach Bausparkrediten nicht erfüllen können und die Darlehenszuteilung verzögern. Diese Problematik wurde in einer früheren Hochzinsphase deutlich und droht sich in einer künftigen Hochzinsphase zu wiederholen. Es hat schon einen guten Grund, warum der Gesetzgeber es den Bausparkassen verbietet, einen Zuteilungszeitpunkt für das Darlehen zu garantieren …
Wenn Sie einen Bausparvertrag in Hinblick auf ein späteres Bauspardarlehen abschließen und das Zinsniveau am Markt nur mäßig ansteigt, erweist sich Ihr Vertrag als unvorteilhaft. Erst starke Steigerungen der Marktzinsen würden den Vertrag lohnend machen. In diesem Fall werden jedoch sehr viele Bausparer die Darlehen nachfragen und gleichzeitig wenig neue ansparen, so dass es zu Zuteilungsproblemen kommen wird.
Typische »Spielregeln« von Bausparverträgen
Die Fakten auf Basis eines typischen Tarifs einer marktführenden Bausparkasse:
Die Bausparsumme (100 %) wird zu 40 % mit einem jährlichen Zins von nur 0,1 % angespart (Ansparphase = Geldanlage). Nach der Zuteilung gibt es als Gegenleistung dafür ein Bauspardarlehen über die verbleibenden 60 % zu einem jährlichen Zinssatz von 2,5 % (Darlehensphase = Kredit). Durch die Abschlussgebühr von einem Prozent auf die Bausparsumme sowie zusätzliche jährliche Vertragskosten sinkt in der Ansparphase der nominelle Jahreszins von plus 0,1 % auf tatsächliche minus 0,4 % p. a. vor Inflation! Das bedeutet, dass am Ende der Anspardauer nicht einmal das nominell eingebrachte Kapital gesichert wurde und ein hoher realer Vermögensverlust schon geradezu vorgeplant ist. Dies ist als »Preis« für die Zinsgarantie von nominell 2,5 % p. a. in der Darlehensphase zu sehen, der sich nach Kosten auf ca. 2,8 % p. a. erhöht. Je nach Anspardauer bis zur Zuteilung ergeben sich tatsächliche...
Erscheint lt. Verlag | 5.9.2023 |
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Reihe/Serie | Haufe TaschenGuide | Haufe TaschenGuide |
Verlagsort | Freiburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Bewerbung / Karriere |
Schlagworte | Anlagemöglichkeit • Bausparvertrag • Börsencrash • ETF • Euro-Anleihe • Finanzen • Finanzkrise • Fondspolice • Geldanlage • Gold • Inflation • Investmentfond • Negativzins • Nullzins • Portfolio • Tagesgeldkonto • Taschenguide • Vorsorge |
ISBN-10 | 3-648-17515-7 / 3648175157 |
ISBN-13 | 978-3-648-17515-6 / 9783648175156 |
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