Von Bleiben war nie die Rede (eBook)

Eine Sterbeamme erzählt vom großen Abschied und wie er ohne Angst gut gelingt

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
240 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46621-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Von Bleiben war nie die Rede -  Karin Simon
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Eine Sterbeamme nimmt uns die Angst vor dem Tod Wir haben Angst vor dem Tod. Nicht alle von uns, aber doch die meisten. Wäre es nicht beruhigend, eine Art Gebrauchsanweisung für das Sterben zu haben? Und einen lieben Menschen an der Seite, der keine Angst hat? Der dem Tod schon oft gegenüber gestanden ist und uns zeigen kann, wie ein friedvoller Abschied gelingt? Für die Psychotherapeutin HP, examinierte Krankenschwester und ausgebildete Sterbe- und Traueramme Karin Simon ist der Tod nicht furchteinflößend; sie hat ihn oft gesehen und viele Hände sterbender Menschen gehalten. Wie eine liebevolle Sterbebegleitung und ein würdevoller Abschied gelingen können In ihrem ersten Buch erzählt sie von ihrem Alltag als Sterbeamme, gibt durch Fallgeschichten Einblick in ihre Arbeit, beschreibt aber auch die Ängste und Sorgen der Angehörigen Sterbender und erklärt, wie man Sterbenden einen guten Abschied ermöglicht und sich auch selbst gut auf sein Lebensende vorbereitet. Es ist kein trauriges Buch, sondern ein lebensbejahendes, auch heiteres. Durch jahrzehntelange Erfahrung und viele Fallgeschichten nähert sie sich dem Thema Tod und Sterben aus vielen Richtungen: - medizinisch (was passiert, wenn es auf das Ende zugeht), - psychologisch (typische Reaktionen, auch der Angehörigen), - spirituell (ihre schamanische Ausbildung fließt in ihre Arbeit mit ein), - mit Humor (da sie als Musikkabarettistin das Thema Sterben und Tod auf die Bühnen holt)und vor allem und immer wieder: von Mensch zu Mensch. Ein Buch der Hoffnung und des Muts. Das Loslassen können wir üben und lernen, für das letzte große Loslassen. Denn von Bleiben war nie die Rede.

Karin Simon, geboren 1959, ist Mutter von drei Kindern, ausgebildete Krankenschwester, Sterbeamme, Traueramme, freie Trauerrednerin sowie Liedermacherin und mit dem Musikkabarett 'Zum Sterben schön' unterwegs. Sie ist außerdem Dozentin, unter anderem an der Paracelsusschule in Regensburg. In ihre Arbeit fließt auch stets die schamanische Denkweise ein, dass jeder mit jedem verbunden ist. Als ausgebildete Sterbeamme begleitet sie Menschen am Ende ihres Lebens liebevoll weiter, damit sie in Würde und in Frieden sterben können. Als Traueramme unterstützt sie Menschen darin, die Trauer liebevoll zu wandeln. www.atempause-karinsimon.de

Karin Simon, geboren 1959, ist Mutter von drei Kindern, ausgebildete Krankenschwester, Sterbeamme, Traueramme, freie Trauerrednerin sowie Liedermacherin und mit dem Musikkabarett "Zum Sterben schön" unterwegs. Sie ist außerdem Dozentin, unter anderem an der Paracelsusschule in Regensburg. In ihre Arbeit fließt auch stets die schamanische Denkweise ein, dass jeder mit jedem verbunden ist. Als ausgebildete Sterbeamme begleitet sie Menschen am Ende ihres Lebens liebevoll weiter, damit sie in Würde und in Frieden sterben können. Als Traueramme unterstützt sie Menschen darin, die Trauer liebevoll zu wandeln. www.atempause-karinsimon.de Shirley Michaela Seul ist eine erfolgreiche Belletristik- und Sachbuchautorin. Sie lebt im Fünfseenland bei München.

Auf einmal war ich tot und habe es gar nicht gemerkt!


Es ist schnell dahingesagt: Irgendwann bin ich dran. Aber ganz tief drin, da gibt es eine Hoffnung, einen Kinderglauben, dass das nicht sein kann. Dass man eine Ausnahme ist oder zumindest: dass es dann, wenn es schon sein muss, ganz schnell geht. Idealerweise im Schlaf. Auf einmal war ich tot und habe es gar nicht gemerkt. Doch das erscheint nur auf den ersten Blick verlockend. Auf den zweiten könnte es sein, dass uns dann eine Menge entgeht. Ein Leben ohne Tod, das ist eben nur ein halbes Leben. So verrückt es klingt: Erst das Bewusstsein über den Tod macht das Leben bunt, intensiv und vor allem – es inspiriert zur Selbstverwirklichung. Dass man sein eigenes Leben lebt. Nicht das, was andere Leute glauben, was man tun sollte. Ach, es ist noch viel verflixter: Denn oft leben wir so, wie wir glauben, dass andere wollen, dass wir leben, was wir aber gar nicht merken. Hospizhelfer berichten, dass Menschen ein bewusst gelebtes Jahr intensiver empfinden können als zehn, die einfach so vergangen sind, und sogar sagen, dass sie den Preis dafür gerne zahlen: ihren Tod. Und dass sie nun gut Abschied nehmen können – weil sie wissen, wovon und dass es sich gelohnt hat.

 

Sie merken vermutlich, dass es in diesem Buch vom Sterben vor allem um das Leben geht. Nicht nur, weil ich noch nie einen Toten mit einem Buch in der Hand gesehen habe. Wozu auch? Wer »drüben« ist, der hat Antworten statt Fragen. Der glaubt nicht oder ahnt, der weiß. Ich glaube auch etwas, nein, ich lehne mich aus dem Fenster und sage: Ich weiß es. Dass nämlich jeder Mensch in sich die Fähigkeit hat, durchs Schlüsselloch zu blicken und die Verbindung zum hellen Leuchten unserer geistigen Welt wahrzunehmen. Weil ich so aufgewachsen bin und weil ich sie in meinem Sterbekabarett auf der Bühne so anspreche und in meinen Liedern besinge, nenne ich diese höhere geistige Welt in meinem Buch hin und wieder »lieber Gott«. Wenn ich einen Namen für meinen Glauben finden sollte, würde ich sagen, dass ich an die Schöpfung glaube, die sich in der Natur offenbart, ja, vielleicht steckt eine bayerische Schamanin in mir. Manchmal öffnet sich das Fenster ins Jenseits, in die Anderswelt einen Spalt. Sehr häufig ist das so, wenn man einen Menschen bei seinem Übertritt begleitet. Damit erweist man nicht nur diesem Menschen einen großen Dienst, sondern auch sich selbst. Irgendwann ist jeder an der Reihe, und es schadet nicht, wenn man schon mal ein bisschen geübt hat.

Wir würden doch auch niemals im Leben unvorbereitet in Prüfungen, Konfliktgespräche, zu einem ersten Rendezvous gehen. Wir prägen uns ein, was wir wissen müssen, wir entwickeln Strategien und frisieren und rasieren uns sorgfältig. Der Tod aber erwischt uns kalt, wir begegnen ihm erstaunt, als hätten wir noch nie von ihm gehört. Ups, wie jetzt? Ich soll abtreten? Unverzüglich? Wo sind die Jahre geblieben, und Moment mal, dagegen bin ich doch immun, das trifft doch immer nur die anderen.

 

Ich selbst habe den Tod zuerst als grausam und ungerecht erfahren. Ich habe ihn gehasst. Er hat mir das Liebste genommen, da war ich erst fünfzehn: meine Mutter. Danach quälten mich schreckliche Vorwürfe. Dass ich ihr nicht richtig geholfen hätte, dass ich bei ihr hätte bleiben müssen. Aber ich war weggelaufen. Feige, schalt ich mich. Und dachte damals, ich könnte es nie wiedergutmachen. Ich war zu schwach gewesen, warf ich mir vor. Der Tod stand meiner Mama nicht gut, wie es in einem Film heißt. Noch ehe er sein Werk vollendet hatte, hatte er Besitz von ihr ergriffen, so schlimm, dass es mich sogar ekelte. Vor meiner eigenen Mutter! Mein schlechtes Gewissen schien mich zu zerfleischen. Am schlimmsten war, dass ich es nicht rückgängig machen konnte. Jetzt war sie nicht mehr da.

Doch etwas anderes kam in dieser schweren Zeit zu mir: ein helles, strahlendes Licht. So etwas Gleißendes, Schönes hatte ich noch nie gesehen. Auf einmal wurde alles ruhig und gut und friedlich. Sehr verwirrt, doch auch seltsam getröstet lernte ich, ohne meine Mutter zu leben – und auch ohne meinen Vater, der sich dem Alkohol zuwandte und bald einer anderen Frau, wie es so viele tun, die sich ablenken und schnell vergessen wollen. Viel später erst, als ich von diesem unvergesslichen Licht auch in den Erzählungen anderer Menschen hörte, begriff ich, was meine Mutter mir mit diesem Licht sagen wollte: Alles ist gut! Und tatsächlich, auch wenn sie körperlich nicht mehr anwesend war, so war sie es doch auf eine andere Art, die ich zuerst unbewusst, später bewusst wahrzunehmen lernte. Seither haben mir zahlreiche Trauernde von den Botschaften erzählt, die sie von ihren Verstorbenen erhalten haben. Im Kapitel über Nach-Tod-Erfahrungen werde ich einige davon schildern. Auch wenn es uns so erscheinen mag, als wären Diesseits und Jenseits unwiderrufbar voneinander getrennt: Es gibt Brücken. In anderen Kulturen werden diese ganz selbstverständlich begangen, da gilt diese strikte Trennung nicht, die bei uns üblich ist.

Heute bin ich überzeugt davon, dass es der bessere Weg ist, den Tod nicht auszuschließen. Denn das, worum es wirklich geht, kann man nicht vergessen oder verdrängen. Man kann es einladen an den eigenen Tisch, es gut bewirten, um am Ende vielleicht ebenso gütig bedacht zu werden: mit einem leichten Tod wie einer Nachspeise. Aber gewiss ist das nicht. Es ist überhaupt nichts sicher rund um das Thema Tod, und das macht es so spannend. Am Ende des Lebens lüften wir das tiefste Geheimnis und erleben unser größtes Abenteuer. Auch Woody Allen scheint trotz beträchtlicher Skepsis damit zu rechnen: »Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod, werde aber ein Paar Unterhosen zum Wechseln mitnehmen.«

 

Nach dem Tod meiner Mutter stieg eine Frage in mir auf.

Was heißt hier eine, es waren Dutzende! Was genau hat es mit dem Sterben auf sich? Wenn jeder sterben muss, warum weiß man so wenig darüber? Wenn man geht, wie es heißt, wohin geht man? In einen Himmel? In Bayern in einen weiß-blauen katholischen? Bei den Preußen in einen protestantischen? Und gibt es einen internationalen Himmel? Wie reden die da, reden die überhaupt? Und wenn die Hinterbliebenen hinten geblieben sind, was ist dann vorne? Kann man schon zu Lebzeiten ein Ticket für eine bequeme Reise lösen? Und wo steigt man aus, nachdem man den Bahnhof Erde verlassen hat?

Über das Ziel kann ich Ihnen nur das sagen, was ich selbst glaube, nein, weiß. Heute spreche ich alle Sterbensängste an. Totschweigen kommt auch in meinem Kabarettprogramm nicht vor, und ich kenne eine Menge todsicherer Tipps. Letztlich geht es darum, eine große Angst, die vielen Menschen nicht bewusst ist, sicht- und spürbar zu machen und sie anzunehmen, damit sie schrumpft. Das erlebe ich täglich in meinen Gesprächen, Seminaren, Coachings, Begegnungen und natürlich auf der Bühne.

Ich bin sehr dankbar und froh, dass ich so viele Menschen unterstützen durfte. Ich habe Hände gehalten, Wangen gestreichelt, als Clown im Altenheim Witze erzählt und Quatsch gemacht und als Krankenschwester Augen sanft geschlossen, als Sterbeamme Abschiede begleitet. Seit nunmehr zwölf Jahren bin ich Sterbe- und Traueramme, Trauerbegleiterin und -rednerin und Clown. Sterben und Amme? Trauer und Clown? Wie geht das zusammen? Meiner Meinung nach unbedingt, denn Humor erleichtert nicht nur das Leben, sondern auch das Sterben. Wer einem Sterbenden die Hand gehalten hat, ist danach ein anderer Mensch. Ich bin überzeugt davon, dass das Leben nur mit dem Bewusstsein seiner Endlichkeit wirklich rund ist – und schöner. Man muss nicht ständig daran denken. Einfach hin und wieder, auch als Erinnerung für die eigenen Werte, die wirklich wesentlichen Dinge im Leben. Was für eine Befreiung, für ein Glück, wenn man dann feststellen kann: Im Großen und Ganzen habe ich getan, was ich wollte, bin ich meinen Überzeugungen gefolgt. Wer dem Tod bewusst einen Platz im Leben einräumt, installiert ein Korrektiv. Ich halte das für gesund, denn es kostet sehr viel Kraft und Energie, den Tod zu verdrängen. Die kann man auch anders nutzen.

 

In meinen fünfunddreißig Jahren als Krankenschwester saß ich nachts oft an den Betten von Menschen, die ich kaum kannte und die mir in diesen Momenten doch so nah waren, wie es kaum näher geht. Es gibt keinen Small Talk, keine Oberflächlichkeit und Äußerlichkeiten am Ende. Da geht es ans Eingemachte. Alles ist pur und nackt, so, wie wir auf die Welt gekommen sind.

Ich sitze an einem Bett und höre dem Schnaufen zu. Und noch ein Atemzug. Und die Pause. Und noch einer. Und dann Stille. So wie der Atem aus der Stille kam bei der Geburt, wenn sich die Lungenflügel entfalten. Zwischen diesen Polen, Geburt und Tod, findet das Leben statt. Was dazwischen geschieht, die Zahl unserer Atemzüge, die wir tun, die Zahl unserer Herzschläge, ist ungewiss.

Indem wir auf die Welt kommen, sind wir schon schwanger mit dem Tod. Aber im Gegensatz zu einer Schwangerschaft mit dickem Bauch weiß man nicht, wie lange diese dauert. Es könnten tatsächlich nur Monate sein. Meistens sind es nicht nur Jahre, sondern Jahrzehnte, manchmal ein ganzes Jahrhundert, bis der Tod, der im Leib herangereift ist, zur Welt kommt. Niemand kennt den Geburtstermin seines Todes. Oft kündigt er sich jedoch an. Keine Fruchtblase platzt, aber es kann zu anderen Lecks kommen. Es gibt untrügliche Zeichen, nicht nur körperlich, sondern auch die Seele macht sich am Ende der Erdenzeit zum Abflug bereit. Nur noch wenige...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2023
Co-Autor Shirley Michaela Seul
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Abschied • Abschied nehmen • Abschiednehmen • Abschied Tod und Trauer • Angehörige • Angstbewältigung Sterben • Angstfrei sterben • Angst vor dem Sterben • Angst vor dem Tod • Angst zu Sterben • Begleitung in den Tod • einen Menschen loslassen den man liebt • Elisabeth Kübler-Ross • Geführte Meditation • Hospiz • Karin Simon • Loslassen • Meditations-Übungen • Phasen des Sterbens • Ratgeber Todesfall • Ratgeber Trauer • Schamanin • Schutzwesen • Sterbeamme • Sterbebegleitung • Sterbebegleitung Bücher • Sterbe-Doula • Sterben begleiten • Sterbende Angehörige • Sterbende begleiten • Sterbenden helfen loszulassen • Sterben im Hospiz • Sterben und Tod • Sterbeprozess 5 Phasen • Tod • Tod und Trauer • Trauer • Trauerarbeit • Trauerbegleitung • Trauerbewältigung • Trauerhilfe • Trauern • trauerphasen tod • Trost Trauer • Umgang mit Sterben und Tod • Verlust und Trauer • Verzeihen • von Sterbenden Abschied nehmen • zum sterben schön
ISBN-10 3-426-46621-X / 342646621X
ISBN-13 978-3-426-46621-6 / 9783426466216
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