Brush Hour (eBook)

Warum Gesundheit im Mund beginnt | Eine Zahnärztin klärt auf

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
256 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60478-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Brush Hour -  Anne Heinz
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Fast alles, was uns glücklich macht, hängt mit dem Mund und den Zähnen zusammen: lachen, singen, küssen, leckeres Essen schmecken oder mit anderen sprechen. Der Mund ist unser Tor zur Welt und Ausdrucksmittel unserer Identität. Je mehr wir darüber wissen, desto besser.  Dr. Anne Heinz nimmt uns mit auf eine Reise durch das Multitalent Mund und lässt uns staunen über unseren wunderbaren Körper. Entlang eines Menschenlebens erklärt sie alle wichtigen Themen der Zahn- und Mundgesundheit, von Babyzähnen bis zum Zusammenhang von Alzheimer und Parodontose im Alter. Denn ein Großteil aller chronischen Erkrankungen, die sich an ganz anderen Stellen unseres Körpers bemerkbar machen, kommt aus der Mundhöhle??...

Dr. Anne Heinz ist promovierte Kinderzahnärztin mit eigener biologischer Kinderzahnarztpraxis in Wandlitz bei Berlin. Im Jahr 2022 schrieb sie am GC Round Table in Brüssel aktiv an der wissenschaftlichen Leitlinie für Kreidezähne mit und war im Jahr zuvor für den Praktikerpreis der deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde nominiert. Als Fortbildungsreferentin schult sie Kolleginnen und Kollegen. Mit 200.000 Followern auf TikTok (@dr.anneheinz), 50.000 Followern auf Instagram sowie regelmäßigen TV- und Radioauftritten ist sie derzeit die bekannteste Kinderzahnärztin Deutschlands, außerdem bastelt sie aktiv an ihrer Karriere als Sängerin.

Dr. Anne Heinz ist promovierte Kinderzahnärztin mit eigener biologischer Kinderzahnarztpraxis in Wandlitz bei Berlin. Im Jahr 2022 schrieb sie am GC Round Table in Brüssel aktiv an der wissenschaftlichen Leitlinie für Kreidezähne mit und war im Jahr zuvor für den Praktikerpreis der deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde nominiert. Als Fortbildungsreferentin schult sie Kolleginnen und Kollegen. Mit 200.000 Followern auf TikTok (@doktor_anne), 50.000 Followern auf Instagram sowie regelmäßigen TV- und Radioauftritten ist sie derzeit die bekannteste Kinderzahnärztin Deutschlands, außerdem bastelt sie aktiv an ihrer Karriere als Sängerin.

Vorwort


Mein Name ist Dr. Anne Heinz, ich bin Musikerin und Zahnärztin. Immer wieder werde ich gefragt, wie das zueinanderpasst. So, als wäre diese Verbindung ganz abwegig. Dabei gibt es einen sehr offensichtlichen Zusammenhang zwischen meinen beiden Leidenschaften: den Mund. Eigentlich bin ich Mundexpertin.

Würde man mich nach dem Sinn meines Lebens fragen, würde ich sagen, dass ich die Menschen zum Lachen bringen möchte.

Durch die Behandlung von kranken Zähnen können wir Zahnärzt:innen und Zahnarzthelfer:innen Menschen ihr Lächeln zurückschenken – oder sie so lange mit Zahnputztipps und gesunder Ernährung nerven, dass die Zähne gar nicht erst krank werden. Gesundheit beginnt im Mund. Und damit meine ich nicht nur die Gesundheit der Zähne, sondern die des ganzen Körpers. Ob wir uns unser Nervensystem anschauen, das Immunsystem, die Verdauung oder auch unser Skelett – viele der Stellschrauben, an denen wir drehen können, um etwas an der Gesamtsituation zu verbessern, hängen mit dem Mund zusammen. Und ich nehme den Mund nicht zu voll, wenn ich sage, dass auch unsere mentale Gesundheit maßgeblich vom Mund beeinflusst wird.

Mein Opa sagte immer: »Wissen schadet demjenigen, der es nicht hat.«

Für unsere Gesundheit sind wir selbst verantwortlich, und je mehr wir wissen, desto leichter werden wir Entscheidungen treffen, die uns guttun. Dabei möchte ich helfen und dir das nötige Wissen liefern. In diesem Buch habe ich viele Erfahrungen versammelt, die ich mit meinen Patient:innen im Praxisalltag gemacht habe. Das Fazit dabei ist immer: weg von krank machenden Schönheitstrends und hin zu einem gesunden, strahlenden Lächeln, das von innen kommt. Ich möchte dich auf eine fantastische Reise in unseren Mund entführen und dir zeigen, warum meine Oma recht hatte, als sie meinte: »Lachen ist die beste Medizin.«

 

Man sagt mir eine große Klappe nach, die man auch »Berliner Schnauze« nennen könnte, wenn ich nicht in einem klitzekleinen Dorf vor den Toren der Hauptstadt leben würde. Fragt man meine Eltern, bin ich seit meiner Kindheit eine Klugscheißerin. Dabei fing alles mit einer traumatischen Erfahrung an: Bei meinem allerersten Zahnarztbesuch wollte ich den Mund nicht öffnen. Ich fragte mich, wie die Leute, die hier arbeiteten, es bei dem Gestank aushielten und warum jemand überhaupt hier freiwillig sein wollte. Ich wollte den Mund nicht aufmachen und mit irgendwelchen komischen Werkzeugen darin rumfuhrwerken lassen. Dafür bekam ich von dem grimmig dreinschauenden Weißkittel, der sich Zahnarzt nannte, eine Backpfeife. Das habe ich nie vergessen.

Heute schätzen wir Empowerment, wollen als starke und aufgeklärte Patient:innen wahrgenommen werden, lesen Achtsamkeitsbücher und machen Yoga. Ich gehe davon aus, dass es heute kein Arzt und keine Ärztin mehr wagen würde, seine oder ihre Patient:innen zu ohrfeigen. Gleichzeitig ist die Skepsis vor der Medizin und die Angst vor Ärzt:innen im Allgemeinen so groß wie vielleicht noch nie. Wir Ärzt:innen haben das Vertrauen vieler Patient:innen verloren.

Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Nehmen wir zum Beispiel das Studium der Zahnmedizin: Es ist unlogisch. Keine einzige Vorlesung beschäftigt sich mit der Angst vor dem Zahnarzt, dem Führen von Mitarbeiter:innen oder den Auseinandersetzungen mit Krankenkassen, obwohl das unser tägliches Business ist. Vielmehr lernt man tonnenweise Bücher und Altklausuren auswendig, streitet sich mit Studienkolleg:innen um Patient:innen und versucht, möglichst nicht aufzufallen.

Schließlich gibt es einen ganzen Katalog an Behandlungen, die man im Zahni-Studium absolviert haben muss. Vergleichbar ist das mit einer To-do-Liste, auf der zum Beispiel drei Kronen, vier Wurzelkanalbehandlungen und fünf Frontzahnfüllungen stehen. Ob man die Punkte für die erbrachte Behandlung dann auch wirklich bekommt, hängt nicht selten von den Launen der Dozent:innen ab.

Doch das ist noch nicht alles. Wenn gerade kein:e Patient:in eine Wurzelkanalbehandlung braucht, hat man als Studierende:r einfach Pech gehabt. Im schlimmsten Fall muss man das Semester sogar wiederholen. Neben diesem Druck, den Leistungskatalog vollzubekommen, sind Schikanen der Vorgesetzten an fast allen deutschen Unis absolut gang und gäbe.

Leider führt genau dieses veraltete Ausbildungssystem dazu, dass viele angehende Zahnärzt:innen zu einsamen Wölfen mit einer Ellbogenmentalität erzogen werden. Dabei ist Zusammenarbeit doch so wichtig, gerade in der Medizin. Viele meiner Kommiliton:innen und heutigen Kolleg:innen blicken deshalb sehr ungern auf ihre Studienzeit zurück.

Zu Themen wie gesunder Ernährung oder welche Spurenelemente wo wie wirken habe ich im Studium nichts gelernt, vielleicht habe ich aber auch nach einer feuchtfröhlichen Zahni-Party die entsprechende Vorlesung verschlafen. Naturheilkunde oder alternative Verfahren wurden direkt als Humbug abgetan – daran erinnere ich mich sicher. Wenn man bedenkt, dass nur die Crème de la Crème des Schulsystems überhaupt zum Studium zugelassen wird, haben wir einen weiteren Grund für den harten Konkurrenzkampf unter den meisten Zahnis. Man erinnere sich einfach an Hans Peter mit dem 1er-Schnitt, der niemanden abschreiben lassen wollte, und multipliziere das mit 50. Und eine:r unserer Professor:innen hieß uns Studierende wie folgt willkommen: »Schauen Sie einmal nach rechts und einmal nach links – nur eine:r von dreien wird das Staatsexamen erleben, und nur fünf Prozent der hier Anwesenden werden es bestehen.«

Mehr als einmal wollte ich alles hinschmeißen und hinterfragte den Sinn meines Studiums. Fünfeinhalb Jahre später hielt ich ziemlich abgestumpft mein Examen in der Hand und fühlte mich wie ein Gott in Weiß. Nach meiner ersten Assistenzarztstelle mit sage und schreibe 2 000 Euro Bruttogehalt fühlte ich mich wie Schrott in Weiß. 40 bis 60 Patient:innen täglich im Fließbandverfahren abzufertigen, sodass ich mir weder einen Namen merken konnte noch Zeit hatte, mich mit auch nur einem oder einer von ihnen zu unterhalten. Typischerweise hieß es: »WKB auf 2« – was so viel bedeutet wie: Wurzelkanalbehandlung auf Zimmer 2. Alles andere war zwar nicht egal, aber es fehlte einfach die Zeit, um sich damit zu beschäftigen. Ich erwischte mich oft dabei, dass ich den Patient:innen nicht mal mehr richtig Hallo sagte, sondern mir direkt den Bohrer griff, nachdem ich das Zimmer betreten hatte. Mein Chef folgte Tag für Tag genau diesem Ablauf, und das seit mehr als 20 Jahren. Schon im Bewerbungsgespräch hatte er mir eröffnet, dass sein Geschäftspartner sich im Jahr zuvor das Leben nehmen wollte. Nach drei Monaten mit diesem Pensum verstand ich warum.

Zeitmangel, Kostendruck, die Reformbedürftigkeit der Ausbildung – all diese Probleme sind nicht neu. Aber der daraus resultierende Vertrauensverlust bei den Patient:innen ist mittlerweile so groß geworden, dass er nicht nur in Skepsis, sondern in Ablehnung uns Ärzt:innen gegenüber umgeschlagen ist. Immer mehr Patient:innen befragen lieber »Dr. Google«, als zum Arzt oder zur Ärztin zu gehen. Doch im World Wide Web wird aus einer Mücke schnell ein Elefant, den man mit bestenfalls unwirksamen Heilmittelchen in Eigenregie zu kurieren versucht, oder eine ernst zu nehmende Erkrankung soll sich wie durch Zauberhand durch das Trinken von Pooldesinfektionsmittel plötzlich in Luft auflösen. Bitte nicht.

Die Angst vor dem Zahnarzt ist – leider – ein Klassiker.

Wir Zahnärzt:innen sind keine gruseligen Monster, die nur darauf aus sind, dir Schmerzen zuzufügen. Im Gegenteil, wir haben uns dem Wohl der Patient:innen verschrieben, und das meine ich wörtlich. Schon bei der Vereidigung legen wir das Gelöbnis des Hippokrates ab – das ist sozusagen unser heiliger Eid. Ich möchte helfen, dass Medizin und wissenschaftliche Studien nicht als langweiliges Fachchinesisch wahrgenommen werden, und dazu beitragen, dass du dich wieder auf den Zahnarztbesuch freust, so wie auf den wöchentlichen Trash-TV-Marathon oder das Feierabendbierchen. Deshalb habe ich meine Praxis Dentiland gegründet, bin auf TikTok aktiv und schreibe dieses Buch.

Wir Zahnärzt:innen werden von den ärztlichen Kolleg:innen oft belächelt und nicht als richtige Mediziner:innen wahrgenommen. In vielen Fällen muss man ihnen leider recht geben, denn um Löcher in Zähne zu bohren benötigt man kein...

Erscheint lt. Verlag 31.8.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Naturwissenschaft
Schlagworte Angst vorm Zahnarzt • Dentiland • Die Wurzel allen Übels • Erzählendes Sachbuch • Gesundheit • gesundheit ratgeber • Giulia Enders • In aller Munde • Karies • Kiefer • Kreidezähne • Medizin • Medizin Ratgeber • Mund • Mundgesundheit • Popscience • Ratgeber • Sachbuch Gesundheit • TikTok • TikTok Buch • Volker Wittkamp • Wissen • Yael Adler • Zahn • Zahnärztin • Zähne • Zähneputzen • Zahngesundheit • Zahnmedizin • Zahnpflege
ISBN-10 3-492-60478-1 / 3492604781
ISBN-13 978-3-492-60478-9 / 9783492604789
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