Das Culture Playbook (eBook)
151 Seiten
Vahlen (Verlag)
978-3-8006-7008-6 (ISBN)
Charles Duhigg, Autor von Die Macht der Gewohnheit
Sie haben wahrscheinlich sowohl gute als auch schlechte Kulturen erlebt. Sie kennen den warmen, anregenden Zusammenhalt einer starken Kultur, die kühle Dysfunktion einer schwachen Kultur und die taumelnde Achterbahn dazwischen. Aber was Sie dabei möglicherweise noch nicht erkannt haben, ist die Kraft, die Kultur Ihrer Gruppe zu stärken und zu verändern - wenn Sie die richtigen Maßnahmen ergreifen.
Denn Kultur hängt nicht davon ab, wer man ist, sondern davon, was man tut. Kultur ist kein Geschenk, das man erhält, sondern eine Fähigkeit, die man erlernt. Also tun Sie was.
Wie schafft man Verbundenheit und Vertrauen? Wie bleiben Sie auf Ihre Ziele fokussiert? In seinen jahrelangen Studien über die Art und Weise, wie erfolgreiche Gruppen zusammenarbeiten, hat Daniel Coyle Zeit mit Spitzenteams auf der ganzen Welt verbracht und beobachtet, wie sie sich gegenseitig unterstützen, Konflikte bewältigen und auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. In diesem kompakten Buch fasst er alles, was er gelernt hat, in 60 konkreten, umsetzbaren Tipps und Übungen zusammen, die Ihrem Team helfen werden, eine kohäsive, positive Kultur aufzubauen.
Daniel Coyle hat herausgefunden, dass großartige Kulturen auf drei wesentlichen Fähigkeiten beruhen: Sicherheit gewährleisten, Verletzlichkeit teilen und Sinn etablieren. Innerhalb dieses Rahmens zeigt er uns, wie wir unseren Teammitgliedern, uns selbst und unserem gemeinsamen Ziel besser dienen können, einschließlich
- Planung regelmäßiger 'Tune-ups' für das Team, um das Innenleben des Teams zu beleuchten und Gespräche zu führen, die die Teamdynamik aufdecken und verbessern,
- Schaffung von Räumen, in denen Mitarbeiter aus der Ferne mit ihren Kollegen in Kontakt treten können, um den Teamgeist auch über Entfernungen hinweg zu fördern,
- Abhalten einer Angst-Party, die als Ventil für den Druckabbau und als Plattform für Menschen dient, die miteinander in Kontakt treten und gemeinsam Probleme lösen wollen.
Daniel Coyle ist der Autor des New York Times-Bestsellers The Culture Code, der von Bloomberg, BookPal und Business Insider zum besten Wirtschaftsbuch des Jahres gekürt wurde. Coyle war als Berater für viele leistungsstarke Organisationen tätig, darunter die Navy SEALs, Microsoft, Google und die Cleveland Guardians. Zu seinen weiteren Büchern gehören The Talent Code (dt. Erfolg braucht kein Talent), The Little Book of Talent und Hardball, das mit Keanu Reeves in der Hauptrolle verfilmt wurde. Daniel Coyle wuchs in Anchorage, Alaska, auf und lebt heute während des Schuljahres in Cleveland Heights, Ohio, und im Sommer in Homer, Alaska, mit seiner Frau Jenny und seinen vier Kindern.
11Teil 1
13Sicherheit gewährleisten
„Sie gehören dazu“
Man spürt es sofort, wenn man in eine starke Gruppe kommt: das warme Gefühl des Zusammenhalts, die gemeinsame Bereitschaft, sich zu äußern, das Denken und Fühlen als eine Einheit. Wir bezeichnen dieses Phänomen gewöhnlich damit, dass die „Chemie in der Gruppe stimmt“, und neigen dazu, es als geheimnisvoll und zufällig anzusehen. Tatsächlich aber hat die Wissenschaft gezeigt, dass die Chemie einer Gruppe – oder, um den genaueren Begriff zu verwenden, die psychologische Sicherheit – überhaupt nicht mysteriös ist. Vielmehr entsteht sie durch den Austausch von Zugehörigkeitssignalen – kleine, wirkungsvolle Verhaltensweisen, die eine kristallklare Botschaft aussenden:
- Wir sind verbunden.
- Wir haben eine gemeinsame Zukunft.
- Ich wertschätze Sie.
- Sie haben hier eine Stimme.
- Sie sind wichtig.
Zugehörigkeitssignale zeigen unserem Gehirn, das wir aus dem Wachsamkeitsmodus heraustreten können, in dem wir nach möglichen Gefahren 14Ausschau halten, und uns in den Verbundenheitsmodus begeben können, in dem wir uns aktiv auf die Menschen um uns herum einstimmen. Deshalb senden starke Kulturen Zugehörigkeitssignale in Hülle und Fülle, vor allem in kritischen Momenten, in denen sich Normen herausbilden, z. B. wenn eine Gruppe zum ersten Mal zusammenkommt, wenn die Gruppe zum ersten Mal eine Meinungsverschiedenheit hat oder wenn die Gruppe zum ersten Mal etwas gemeinsam lernt. Wenn Sie diese kritischen Momente richtig gestalten – das heißt, wenn Sie diese Situation mit Zugehörigkeitssignalen überschwemmen –, sind Sie auf dem besten Weg, das Fundament der psychologischen Sicherheit zu schaffen, auf dem eine starke Kultur aufgebaut wird.
Eine meiner Lieblingsbeispiele für die Vermittlung von Zugehörigkeit ist die Oscar-nominierte Regisseurin Ava DuVernay, die es sich zur Gewohnheit gemacht hat, vor dem ersten Drehtag die Namen ihrer gesamten Crew zu lernen. „Ich behandle meine Schauspieler nicht anders als den Oberbeleuchter oder die Kameraführerin, den Handwerker, die Haarstylistin und der Make-up-Artist, weil wir alle den Film machen“, sagte sie gegenüber der Zeitung The Statesman. „Niemand ist besser als der andere, nur weil er oder sie vor der Kamera steht.“
Die folgenden Maßnahmen bilden eine Reihe von Zugehörigkeitsunterstützern. Wenn Sie diese Methoden anwenden, denken Sie daran, dass Ihr übergeordnetes Ziel nicht nur darin besteht, dass sich die Menschen sicher fühlen, sondern dass Sie ein Umfeld schaffen, in dem jeder – vom neuen Mitarbeitenden bis zum CEO – weiß, dass er seine Meinung sagen kann, wenn es darauf ankommt. „Die akademische Forschung ist überwältigend“, sagt Amy Edmondson von der Harvard University, die die Forschung über psychologische Sicherheit mitbegründet hat. „Wenn Menschen glauben, dass sie bei der Arbeit ihre Meinung sagen können, verstärkt sich das Lernen, die Innovation und die Leistung in der Organisation.“
15Anregungen zum Gespräch
Reden wir über Sicherheit
Psychologische Sicherheit ist kraftvoll, weil sie persönlich ist. Sie mögen ein starkes, warmes Gefühl der Verbundenheit und Zugehörigkeit empfinden; die Person neben Ihnen mag das Gegenteil erleben. Wenn Sie diese Fragen mit Ihrer Gruppe erforschen, achten Sie darauf, dass Neugierde, Empathie und das Gesamtbild im Vordergrund stehen.
Auf einer Skala von 1 bis 10, wie sicher und verbunden fühlen sich die Menschen in unserer Gruppe? Fühlen sich alle in unserer Gruppe – insbesondere Angehörige von Randgruppen – auf die gleiche Weise sicher und verbunden? Wenn nicht, warum?
16Sind wir zuversichtlich, dass die Menschen in unserer Gruppe wissen, dass es in Ordnung ist, sich zu äußern? Woran würden wir erkennen, dass sie das nicht so erleben?
Wenn jemand neu zu unserer Gruppe stößt, wie schaffen wir es, dass er oder sie sich als Teil der Gruppe fühlt?
Wie können wir Beziehungen zu Menschen aufbauen und aufrechterhalten, die aus der Ferne arbeiten?
„Der Anfang ist der wichtigste Teil der Arbeit.“
– Platon
17TIPP #1
Null Toleranz für brillante Mieslinge
Genialität blendet; deshalb neigen wir zu der Annahme, dass großartige Leistungen schlechtes Verhalten wettmachen können. Aber diese Annahme ist falsch: Studien zeigen, dass die Vorteile leistungsstarker „Mieslinge“ fast nie ihre negativen Wirkungen auf die Ergebnisse der Gruppe aufwiegen.
Null-Toleranz-Regelungen funktionieren, weil sie ein blitzschnelles Signal aussenden: Niemand, egal wie talentiert, ist wichtiger als der Rest der Gruppe. Und es funktioniert: Untersuchungen haben ergeben, dass Menschen in Gruppen, die Wert auf Höflichkeit legen, mit 59 % höherer Wahrscheinlichkeit Informationen untereinander austauschen als Menschen in Gruppen, die dies nicht tun. Im Folgenden finden Sie drei Möglichkeiten, wie Sie Ihre Gruppe vor Mieslingen schützen und wie Sie mit gelegentlichen Ausbrüchen umgehen können:I
- Nennen Sie es beim Namen: Machen Sie im Einstellungsverfahren unmissverständlich klar, dass Mieslinge nicht willkommen sind. Ein schneller Weg, um das zu tun, ist ein „Idiotentest“. Die San Antonio Spurs zum Beispiel bewerten jedes Jahr Hunderte von Spielern, die für die NBA-Mannschaft infrage kommen, und messen dabei jeden Faktor – Wurfquote, Schnelligkeit, Abwehrfähigkeiten und so weiter. Am Ende ihres Bewertungsbogens steht eine einzige Zeile:
❏ Ich bin kein Spur
18Wenn dieses Kästchen angekreuzt ist, wird dieser Spieler nicht ausgewählt, egal wie talentiert er ist.
Um potenzielle Mieslinge zu beurteilen, sollten Sie genau darauf achten, wie der Bewerber alle anderen behandelt. Bei Zappos führt man sogar eine Nachbesprechung mit dem Shuttle-Busfahrer durch, der die Kandidatin zum Vorstellungsgespräch bringt. Ziehen Sie auch diese drei Fragen in Betracht, die von Dylan Minor von der Kellogg School of Management an der Northwestern University entwickelt wurden. Sie deuten nachweislich auf die Wahrscheinlichkeit eines toxischen Verhaltens hin:
1. Welcher Aussage
stimmen Sie eher zu?
A. Die Regeln sollten immer befolgt werden.
B. Manchmal muss man die Regeln brechen, um die Arbeit zu erledigen.
2. Welches Verhalten bevorzugen Sie:
A. Ich frage andere, wie es ihnen geht.
B. Ich lasse die Vergangenheit hinter mir.
3. Sehen Sie sich bei der Arbeit eher als:
A. Innovator?
B. Fürsprecher der Kunden?
(Die Antworten B, A und B deuten darauf hin, dass jemand mit geringerer Wahrscheinlichkeit ein toxisches Verhalten an den Tag legen wird).
- Verbreiten Sie es: Senden Sie die Botschaft „Keine Mieslinge“ konsequent und kreativ. Malen Sie es an Ihre Wände. Drucken Sie diese Botschaft im Mitarbeiterhandbuch ab – und nennen Sie die spezifischen Verhaltensweisen, die Sie nicht tolerieren (z. B. Herabwürdigung, Unhöflichkeit, Forderungen nach Sonderbehandlung). Wiederholen Sie es in Reden, Präsentationen und bei Versammlungen. Die neuseeländische Rugbymannschaft „All Blacks“, eine der erfolgreichsten Sportmannschaften aller Zeiten, hat ein Mantra: „Keine Fieslinge“. Andere Gruppen verwenden die Regel „Wir dulden keine Arschlöcher“ mit ähnlicher Wirkung. Sie ist einfach und unübersehbar, und genau deshalb funktioniert sie auch.
- Konfrontieren Sie: Wenn sich jemand wie ein Miesling verhält, sprechen Sie ihn schnell und unter vier Augen an. Stellen Sie das Verhalten und nicht die Person in den Mittelpunkt. Wenn sich das Verhaltensmuster 19fortsetzt, sollten Sie nicht zögern, sich von der Person zu trennen. Sie können nicht jedes schlechte Verhalten verhindern. Aber Sie können eine konsequente, unmissverständliche Botschaft aussenden, dass niemand wichtiger ist als die Gruppe.
TIPP #2
Bewahren Sie ein offenes Gesicht
Ein ehemaliger Offizier der Navy SEALs drückt es so aus: „Dein Gesicht ist wie eine Tür: Sie kann geschlossen oder offen sein. Du solltest sicherstellen, dass die Tür offenbleibt.“
Er spricht von Ihrem Gesichtsausdruck – insbesondere dem Muskel über Ihren Augen, dem sogenannten Musculus Frontalis, auch Stirnmuskel oder Augenbrauenheber genannt. Mit dem Stirnmuskel – hochgezogene Augenbrauen, wache und offene Augen – signalisieren wir Aufmerksamkeit, Energie, Begeisterung und Engagement. Studien des Psychologen Chris Frith zeigen, dass Signale von Augen, Augenbrauen und Stirn als echter und kraftvoller wahrgenommen werden als Signale der unteren Gesichtshälfte, die leicht vorgetäuscht werden können (man denke an ein höfliches Lächeln). Wenn es also darum geht, psychologische Sicherheit zu gewährleisten, ist Ihr Frontalis der wichtigste Muskel in Ihrem Körper – vor allem, wenn Sie aus der Ferne arbeiten und nicht so viele körperliche Signale...
Erscheint lt. Verlag | 10.2.2023 |
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Übersetzer | Mike Kauschke |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management ► Unternehmensführung / Management | |
Schlagworte | Teamarbeit • Unternehmenskultur • Verbundenheit • Vertrauen • Ziel |
ISBN-10 | 3-8006-7008-9 / 3800670089 |
ISBN-13 | 978-3-8006-7008-6 / 9783800670086 |
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