Meine Wildkräuter (eBook)

Aus dem Wald, von der Wiese und der Alm - Essbare Heilpflanzen zu jeder Jahreszeit
eBook Download: EPUB
2023
320 Seiten
Kailash (Verlag)
978-3-641-29350-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Meine Wildkräuter - Martina Fischer, Dorothea Steinbacher
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Mit wilden Kräutern durch das Jahr
• 30 Pflanzenporträts
• 100 stärkende Rezepte
• viele praktische Anwendungen für den Alltag

Martina Fischer bewirtschaftet im Sommer nicht nur mit Leidenschaft eine Alm, sie ist auch eine ausgebildete Wildkräuter-Expertin. So widmet sie sich in ihrem neuen Buch dem Sammeln von essbaren wilden Kräutern, die im Wald, Garten oder auf den Almwiesen das ganze Jahr über zu finden sind. Zu jeder Pflanze hat sie eine besondere Beziehung, weiß um ihre heilende Wirkung, ihre charakteristischen Merkmale und was sich daraus in der Küche Feines zaubern lässt. Anhand inspirierender Geschichten und Anekdoten entführt uns Martina Fischer in eine in Vergessenheit geratene Welt der heimischen essbaren Wildkräuter - mit vielen praktischen Anregungen für den Alltag, sowie heilsamen und köstlichen Rezepturen für Körper und Seele.

Martina Fischer, Jahrgang 1972, ist gelernte Krankenschwester und ausgebildete Heilkräuter- und Wildpflanzenberaterin. Seit zwölf Jahren lebt die Autorin ihren Traum und verbringt als Sennerin die Sommer in den Bergen. Wenn sie gerade nicht auf einer Alm in den oberbayerischen Alpen weilt, lässt die gebürtige Chiemgauerin, die Menschen im Tal an ihrem Leben und umfassenden Wissen im Rahmen von Lesungen und Inspirationsvorträgen teilhaben.

Der Schachtelhalm unterscheidet sich in seinem Erscheinungsbild deutlich von anderen Pflanzen.

Jeder Spross besteht aus einer Reihe von Knoten, und an jedem von ihnen entstehen feine, quirlig angeordnete Seitentriebe. So ein grüner Schachtelhalmspross sieht fast aus wie ein kleines Tannenbäumchen.

Der Schachtelhalm besitzt keine Blüten, sondern vermehrt sich über Sporen. Zeitig im Frühjahr erscheinen zuerst unauffällige hellbraune Triebe mit ihren Sporenähren, die aussehen wie kleine, schmale, lange Pilze. Sind diese im März/April verwelkt, wachsen separat die grünen Triebe, die für uns heilsamen grünen Sprossen. Ihren Namen erhielt die Pflanze durch ihren Trieb, der aus kleinen zylindrischen Gliedern besteht: Sie sind ineinandergesteckt wie passgenaue Schachteln.

Es gibt etwa 15 bis 20 Arten des Schachtelhalms, davon viele Hybrid- und Unterarten, wobei nur der Ackerschachtelhalm für Heilzwecke verwendet wird. Alle anderen Arten sollen giftig sein oder sind einfach noch nicht ausreichend erforscht. Der Ackerschachtelhalm gilt als Ackerunkraut und wächst zumeist an eher trockenen Standorten, während etwa der Sumpfschachtelhalm in der Regel in feuchteren Gebieten wächst.

Leider ist der Standort dennoch keine eindeutige Möglichkeit, den Ackerschachtelhalm zu identifizieren, denn man findet ihn mitunter auch an feuchten Plätzen. Er wird aber weniger in lockeren oder sandigen Böden erscheinen, gilt er doch als Zeigerpflanze für verdichtete, lehmige Böden.

Die Besonderheit des Schachtelhalmes liegt in seinem hohen Anteil an Silikaten, die seine Zellwände stabilisieren. Die Pflanze enthält bis zu 10 Prozent wertvolle Kieselsäure.

Die Arbeit auf der Alm ist beides: sehr kräftezehrend, gleichzeitig aber auch unglaublich Kraft schenkend und stärkend.

STARKER RÜCKEN FÜR DEN ALMSOMMER

Der Ackerschachtelhalm hat mir im vergangenen Sommer gute Dienste erwiesen. Wieder einmal hat mich eine Heilpflanze selbst auf sie aufmerksam gemacht, indem sie sich mir quasi in den Weg gestellt hat.

Die Alm, auf der ich den Sommer verbracht habe, ist mit dem Auto nicht erreichbar, aber man kann immerhin bis zu einem etwas höher gelegenen kleinen Parkplatz fahren, sodass wir nicht den ganzen stundenlangen Fußmarsch aus dem Tal zurücklegen mussten. Als ich nun im Frühsommer die erste Fuhre von Dingen hochbrachte, die ich für die Alm zusammengepackt hatte, fielen mir die großen Mengen an Ackerschachtelhalmen auf, die am Rand des Pfades zur Alm wuchsen. Schon lang hatte ich keine so ausgedehnten Bestände mehr angetroffen. Zu dieser Zeit machten mir meine Rückenschmerzen große Sorgen. Seit einem länger zurückliegenden, schweren Unfall tauchen sie immer wieder auf.

Beim Anblick der zahlreichen Schachtelhalme kam mir wieder in den Sinn, dass sie ja extrem viel Kieselsäure enthalten, die für Knochen, Knorpel und Bandscheiben wunderbar stärkend wirkt. Das war einen Versuch wert, und so kochte ich von nun an täglich Tee daraus. Nachschub gab es ja den ganzen Sommer lang genug. Ich spürte relativ schnell, wie die Kur mich stärkte, und zwar nicht nur körperlich: Der Erfolg gab mir auch wieder ein wenig Zuversicht, mit den starken Rückenschmerzen und Bandscheibenschäden nicht leben zu müssen, sondern – zusätzlich zu Krankengymnastik und manuellen Therapien – durch ein einfaches Heilkraut Unterstützung und Linderung zu erfahren. Ob ich mir das nur eingebildet habe, weiß ich nicht, es ist mir in diesem Fall auch nicht wichtig. Für mich zählt einzig und allein, wie sich meine Verfassung verbesserte. Ich machte zu Beginn der Almzeit eine rund vierwöchige Kur, danach ein paar Wochen Pause und wiederholte das Ganze noch zweimal, sodass ich in den fast fünf Monaten drei Durchgänge hatte. Auch an meinen festen Nägeln und Haaren spürte ich die Wirkung der Teekur.

HISTORISCHES

Die Schachtelhalme gibt es seit über 375 Millionen Jahren. Damals waren es jedoch noch große, stattliche Bäume von bis zu 30 Metern Höhe und 1 Meter Durchmesser. Gemeinsam mit Farnen und Bärlapp bildeten sie große Urwälder, die die Erde bedeckten. Schachtelhalme gehören zu den ältesten Pflanzen unseres Planeten, werden daher auch gerne als »lebende Fossilien« bezeichnet und sind sozusagen noch pflanzliche Abkömmlinge der Eiszeit.

Ihre Heilwirkung wurde nachweislich schon in der Antike genutzt, vor allem als Blutstiller und zum schnelleren Heilen von Wunden wurde Equisetum verwendet. Dieser alte Name ist bis heute die offizielle botanische Bezeichnung der Pflanze, sie kommt von lateinisch equus (Pferd) und saeta (Borste, starkes Haar), bedeutet also eigentlich »Pferdeborste, Pferdehaar«.

Das Wissen um die Heilwirkung des Ackerschachtelhalms geriet im Mittelalter ein wenig in Vergessenheit, wie es scheint. Allein die starke blutstillende Kraft wird durch die Jahrhunderte in den Kräuterbüchern erwähnt. Erst Pfarrer Sebastian Kneipp machte die Heilpflanze wieder bekannt. Er schätzte den Ackerschachtelhalm innerlich angewandt in Form von Tee bei Blutungen oder Blasen- und Nierenleiden sowie äußerlich aufgetragen als Tinktur für Wunden und Geschwüre.

SCHACHTELHALM ZUM PUTZEN UND POLIEREN

Durch alle Zeiten wurde der Ackerschachtelhalm auch zum Putzen benutzt: Das kleine Kräutlein, schrieb der Botaniker Hieronymus Bock im 16. Jahrhundert, »das auf den Äckern seine Wohnung hat, brauchen die Mägde zum Kuchengeschirr, sonderlich wenn es von Zinn oder anderem Metall gegossen ist«. So kam der Ackerschachtelhalm zu seinem Zweitnamen Zinnkraut. Die enthaltenen Kieselsäurekristalle wirken nämlich wie Putzkörper. Wer noch altes Zinngeschirr hat, kann es einmal ausprobieren, indem er mit etwas Wasser und dem Zinnkraut als Putzlappenersatz die Gegenstände reinigt und poliert.

Früher wurde der Ackerschachtelhalm auch von Handwerkern verwendet, sie benutzten ihn als feines Schmirgelpapier für Werkstücke aus Metall und Holz. Heute noch schleifen manche Instrumentenbauer die Blättchen von Holzblasinstrumenten mit dem Schachtelhalm.

SCHACHTELHALM IM GARTEN

Ackerschachtelhalm kann im Gartenbau auch als Jauche und Kaltwasserauszug für die Bekämpfung von Blattläusen und zur Stärkung von Blattgewebe und Zellwänden der Pflanzen verwendet werden. Das macht die Pflanzen auch widerstandsfähig gegen Pilze. Einen 20 Minuten lang ausgekochten Schachtelhalmsud sprüht man gegen Mehltau und Rost auf Obstbäume und Tomaten.1

SAMMELN UND VERWENDEN

Der unscheinbare braune, fruchtbare Sporentrieb, der im frühen Jahr erscheint, wird nicht für Heilzwecke verwendet – obwohl manche ihn gerne braten und essen –, sondern die erst später sprießenden grünen, sterilen Frühjahrs- und Sommertriebe.

Geerntet wird das gesamte Kraut von Mai bis August. Ich verwende es sowohl frisch als auch getrocknet. Zum Trocknen schneide oder breche ich die Triebe kurz über dem Boden ab, bündle sie zu Sträußen und hänge diese kopfüber an einem schattigen Platz auf. Bei Zimmertemperatur sind die Triebe innerhalb von einer Woche schön trocken. Anschließend zerkleinere ich das Kraut etwas mit den Händen – es zerbricht dann schnell in seine kleinen Glieder – und bewahre es dunkel in verschließbaren Gefäßen auf.

Verwechseln kann man das Heilkraut mit anderen Schachtelhalmarten, vor deren Giftigkeit gewarnt wird. Die Winter- und Waldschachtelhalme unterscheiden sich in ihrem äußeren Erscheinungsbild zwar recht stark von ihm, aber beim häufig vorkommenden Sumpfschachtelhalm muss man schon etwas genauer hinsehen: Während unsere Heilpflanze mit ihren Seitentrieben stark und kräftig wirkt, ist der Sumpfschachtelhalm eher zart und hat leicht hängende Ästchen bzw. Triebe. Außerdem sind seine Astscheiden dunkelbraun bis schwarz gefärbt.

Ein klares Unterscheidungsmerkmal gibt es auch bei den kleinen Gliedern am Haupttrieb, also am »Stängel«: Unser Dozent aus der Phyto- und Heilkräuterausbildung riet uns, diesen bei beiden Pflanzen auseinanderzuziehen und die Seitentriebe bis auf das letzte Glied abzureißen. Dabei zeigt sich beim Ackerschachtelhalm ein »großer langer Schuh« (die Mittelachse ist kürzer als das erste Glied der Seitensprosse), mit dem man über den Acker gehen könnte, beim Sumpfschachtelhalm dagegen ein »Gummistiefel« (die Mittelachse ist länger als das erste Glied der Seitensprosse), der an den feuchten Standort im Sumpf erinnert.

Ackerschachtelhalm (links), Sumpfschachtelhalm (rechts).

GESUNDHEIT UND HEILEN

HAUPTWIRKSTOFFE

Kieselsäure, Saponine und Flavonoide, Kalium, Kalzium und Magnesium, Phenolsäuren (antimykotische Aromastoffe) und Phytosterine (cholesterinsenkend)

HEILWIRKUNG

Stärkend auf Bindegewebe (Bandscheiben, Bänder und Sehnen, Knorpel, Knochen und Blutgefäße, Lunge, Haut, Haare und Nägel), durchblutungsfördernd, harntreibend, blutstillend, blutreinigend und wundheilend

In der Pflanzenheilkunde werden nur die unfruchtbaren grünen Sommerwedel des Ackerschachtelhalms verwendet. Er ist aufgrund seines hohen Kieselsäuregehaltes ein hervorragender Strukturgeber für unseren Körper. Das Spurenelement Silicium ist auch in unserem Organismus vorhanden, es ist wichtig für die Knochenbildung und nimmt im Alter ab. Mit aus natürlicher Quelle zugeführter Kieselsäure nehmen wir Siliciumverbindungen auf, die wunderbar stärkend auf...

Erscheint lt. Verlag 3.5.2023
Zusatzinfo vierfarbig
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Garten
Schlagworte 2023 • BR Fernsehen • eBooks • Essbare Blüten • Essbare Wildkräuter • essbare Wildpflanzen • essen aus der natur • Heilkräuter • Heilpflanzen • Jahreskreis • Kochbuch • Kochbücher • Kochen • Kräuterheilkunde • Landfrauen • Landfrauenküche • Nachhaltigkeit • Neuerscheinung • Oberbayern • Ratgeber • Selbstversorger • Selbstversorgung • Wolf-Dieter Storl
ISBN-10 3-641-29350-2 / 3641293502
ISBN-13 978-3-641-29350-5 / 9783641293505
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