Life Worth Living – Wofür es sich zu leben lohnt (eBook)
»Ein überaus lesenswertes Buch und eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich für die Themen der Glücksforschung und der Lebensqualität interessieren.« Hartmut Rosa
»Dieses Buch ist etwas Besonderes. Eine Einladung zum guten Leben, die hohe Theologie und Philosophie einfach und mit vielen Beispielen lebensnah erklärt.« Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
Immer mehr Menschen empfinden einen tiefgreifenden Sinnverlust. Dagegen sollen Yoga- und Achtsamkeitskurse helfen, Coaching und Kurse zur Persönlichkeitsentwicklung. All das mag zwar zum kurzzeitigen Wohlbefinden beitragen - die großen Fragen des Lebens jedoch bleiben oft unbeantwortet und beschäftigen uns weiter. Was macht ein gutes Leben aus? Ist das immer automatisch ein langes, glückliches, gesundes Leben? Was gibt unserem Leben wirklich Sinn?
Die Yale-Professoren Miroslav Volf, Matthew Croasmun und Ryan McAnnaly-Linz unterrichten einen der beliebtesten Kurse der Universität: Life Worth Living. Teilnehmende beschrieben ihn als »lebensverändernd«, ihre Zufriedenheit stieg dadurch nachweislich an und sie empfanden ein größeres Gefühl von Sinnhaftigkeit im Leben. Nun erscheint das Buch zum Kurs und macht sein Wissen auch für die breite Allgemeinheit zugänglich.
Klug und zugänglich leitet dieses Buch an, sich neu mit den wesentlichen Fragen des Lebens auseinanderzusetzen, vor denen wir letztlich alle irgendwann stehen. Anhand der großen religiösen und philosophischen Traditionen und mit vielen Beispielen hilft es, zu erkennen, was das sein kann: ein erfülltes Leben. Und warum es mehr als wünschenswert wäre, wenn wir neu diskutieren, was wirklich erstrebenswert ist.
»Life Worth Living ist ein unverzichtbarer Wegweiser für jeden Menschen, der sich fragt, wie sich ein gutes Leben gestalten lässt.« Laurie Santos (The Happiness Lab)
»Dieses nützliche Buch ist voll der Weisheit. [...] Die Fragen sind uralt, das Buch aber ist so aktuell wie nie zuvor.« Marilynne Robinson (Pulitzerpreisträgerin)
Miroslav Volf, geboren 1956 in Kroatien, promovierte bei Jürgen Moltmann in Tübingen. Er ist heute ein besonders in den USA einflussreicher evangelischer Theologe und Trump-Kritiker. Aufgrund seiner Erfahrungen im Kroatienkrieg hat er eine Theologie der Versöhnung entwickelt. Gegenwärtig hat er die Henry B. Wright-Professur für Systematische Theologie an der Yale University inne und ist Direktor des Yale Center for Faith and Culture, das er auch gegründet hat.
Einführung
Dieses Buch könnte dein Leben auf den Kopf stellen
Bevor er zum Buddha wurde, lief Siddhartha Gautamas Leben, an den üblichen Wertmaßstäben gemessen, eigentlich ganz gut. Er war ein Prinz und genoss den Luxus und die Privilegien des Königshauses. Er lebte in einem prächtigen Palast, aß nur die köstlichsten Speisen und war in feinstes Tuch gekleidet. Sein Vater liebte ihn und wollte ihm sein Königreich übergeben. Siddhartha hatte eine Prinzessin geheiratet. Die beiden erwarteten gerade ihr erstes Kind.
Reichtum, Macht und eine liebende Familie – Siddhartha hatte das alles. Jeden Tag genoss er die Früchte des guten Lebens. Bis alles in seinem Mund zu Asche wurde.
Eines Tages ritt Siddhartha im königlichen Park spazieren und entdeckte einen Greis. Der tragische Verfall des Alters berührte ihn. Am nächsten Tag erblickte er im selben Park einen Kranken. Und am Tag danach lag eine verwesenden Leiche an dem Weg, den er nahm. Das offensichtliche Leiden der menschlichen Existenz erschütterte ihn zutiefst. Am Tag, an dem sein Sohn geboren wurde, kehrte er noch einmal in den Park zurück. Dieses Mal lernte er einen Wandermönch kennen. Bei dieser Begegnung überkam ihn der innige Wunsch, auf sein königliches Dasein künftig zu verzichten.
Noch in der Nacht brach Siddhartha auf. Er ließ alles hinter sich auf der Suche nach Erleuchtung. Er verabschiedete sich weder von seiner Frau noch von seinem neugeborenen Sohn, weil er Angst hatte, dass er sonst den Mut verlieren könnte. Sein Leben war nun der Suche gewidmet. Er hatte die Wahrheit des Leidens erkannt und würde nicht innehalten, bis er einen Weg gefunden hätte, um es zu überwinden. Er fing an zu fasten und seinen Körper zu kasteien im Versuch, durch Askese die Befreiung zu erlangen. Vergebens. Also begann er, anderswo zu suchen.
Einige Jahre, nachdem Siddhartha sein Heim verlassen hatte, saß er bewegungslos unter einem Feigenbaum. Sieben Wochen lang meditierte er, bis er schließlich die Einsicht erlangte, die er gesucht hatte: Das Leid wurzelt im Verlangen. Wer sich vom Begehren lösen kann, wird auch frei vom Leid sein. Den Rest seines Lebens widmete er dem Bemühen, anderen diese Einsicht zu vermitteln. Er machte jedem, der dazu bereit war, das Geschenk der Erleuchtung. Fast 2500 Jahre später prägen seine Lehren das Leben von Millionen Buddhisten und zahllosen anderen Menschen, die seine Lebensweise zu der ihren gemacht haben.
Bevor er zum ersten Papst wurde, war Simon ein einfacher Mann. Er lebte in einem kleinen Haus in einer Kleinstadt, gelegen an einem kleinen See in einem kleinen Bezirk am Rande eines großen Reiches. Er hatte eine Frau aus dieser Stadt geheiratet und wohnte nicht weit von seinen Schwiegereltern. Wie viele seiner Nachbarn bestritt er seinen Lebensunterhalt mit der Fischerei. Viele Nächte brachte er mit seinem Bruder Andreas draußen auf dem See zu und fing Fische mit seinem Netz. Am siebten Tag der Woche ruhte er, wie das Gesetz Gottes es verlangte, und er ging zum Beten in die Synagoge der Stadt.
Ein gutes Handwerk, eine Familie, eine Gemeinschaft. Kein mondänes Leben, aber ein respektables, erfüllt von ganz normaler Güte. Bis drei Worte dieses Leben auf den Kopf stellten.
»Folge mir nach.« Jesus, der neue Lehrer aus Nazareth, stand am Seeufer und rief Simon und Andreas. Normalerweise würde man so jemanden für verrückt halten. Wer geht schon auf zwei Männer zu, die mitten in der Arbeit stecken, und fordert sie auf, alles stehen und liegen zu lassen, um mit ihm zu kommen? Aber Jesu Wort hatte eine erstaunlich charismatische Wirkung. Es hatte sich längst in der Stadt herumgesprochen, dass seine Predigten wahr klangen, von seinen Worten eine faszinierende Kraft ausging und dass erstaunliche Dinge passierten, wenn er zugegen war.
Aus einem ihm unerfindlichen Grund folgte Simon ihm tatsächlich. Drei Jahre lang hörte er ihm zu und versuchte zu verstehen. Von Ehrfurcht ergriffen, sah er Wunder um Wunder geschehen. Und er lernte, diesen Mann nicht mehr »Lehrer« zu nennen, sondern »Herr«. Dieser Herr wiederum gab ihm einen neuen Namen: Petrus, was so viel heißt wie »Fels«. Aber Petrus gelang es bei vielen Gelegenheiten nicht, seinem Namen gerecht zu werden. Er verstand vieles falsch, war übereifrig und verlor im entscheidenden Augenblick die Nerven: Als die Behörden Jesus verhafteten, leugnete Petrus, ihn zu kennen. Hilflos sah er zu, wie die kaiserlichen Soldaten seinen Herrn kreuzigten. Damit war alles vorüber, seine anhängliche Nachfolge hatte ihm nichts eingebracht. Bis er am dritten Tag nach seinem Tod plötzlich seinem Herrn gegenüberstand. Der von den Toten auferstanden war.
Von diesem Augenblick an widmete Petrus sein ganzes Leben der Nachfolge Jesu und der Verbreitung seiner Botschaft. Jahrelang führte er die stetig anwachsende Gemeinschaft derer, die ihm nachfolgten. Die meisten Fischer sahen in ihrem Leben höchstens einmal Jerusalem, was eine Pilgerreise von gut hundertfünfzig Kilometer darstellte. Die Mission des Petrus aber führte ihn nach Syrien, nach Griechenland und schließlich in die Hauptstadt des Reiches: Rom. Am Ende führte sie ihn in den Tod. Die christliche Tradition berichtet, Petrus sei dort gekreuzigt worden. Und er habe den Wunsch geäußert, kopfüber gekreuzigt zu werden, denn er sei nicht würdig, genauso zu sterben wie sein Herr.
Bevor Ida B. Wells zur Heldin der Anti-Lynch-Bewegung und zur Ikone der Befreiung der Schwarzen und der Frauen wurde, war sie eine junge Frau, die sich unter schwierigen Umständen eine Existenz aufbaute. Sie kam in Mississippi als Sklavin zur Welt und wurde von der Emancipation Proclamation (Abschaffung der Sklaverei durch die Regierung Abraham Lincolns) befreit. Mit sechzehn verlor sie ihre Eltern und ihren jüngeren Bruder an die Gelbfieberepidemie. Um sich und ihre überlebenden Geschwister über Wasser zu halten, nahm sie eine Stelle als Lehrerin an. Als sie um die zwanzig war, hatte sie so viel gespart, dass sie eine Ein-Drittel-Beteiligung an einer neu gegründeten Zeitschrift erwarb: Free Speech. Damit begann ihre Karriere als Journalistin. Es sah so aus, als würde alles gut werden. Bis ein schreckliches, aber vorhersehbares Unrecht Idas ganzes Leben über den Haufen warf.
Am 9. März 1892 wurden Thomas Moss, Calvin McDowell und William »Henry« Stewart vor den Stadtgrenzen von Memphis von einem Lynchmob hingerichtet. Für Wells war dies eine höchstpersönliche Angelegenheit, denn sie war die Patin von Moss’ Tochter Maurine.
Dieses Erlebnis lehrte Wells, dass sie einer Lüge aufgesessen war: »Wie viele andere Menschen, die über die Lynchjustiz im Süden gehört hatten, hatte ich geglaubt, dass das Lynchen zwar gegen das Gesetz war und der herrschenden Ordnung widersprach. Doch ich dachte, dass diese Praxis in der Wut über schreckliche Vergewaltigungen wurzele, dass diese brutalen Menschen in jedem Fall den Tod verdient hatten und der Mob recht hatte, ihnen das Leben zu nehmen.«1 Wells aber kannte Moss und McDowell und Stewart. Sie »hatten kein Verbrechen gegen weiße Frauen begangen«. Und so fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Die Lynchjustiz war »nur ein Vorwand, um Schwarze loszuwerden, die Reichtum und Besitz ansammelten. So konnte man die Schwarze Bevölkerung weiterhin in Angst und Schrecken halten.« Zu ihrer Zeit sprachen nur wenige Menschen diese Wahrheit so unverblümt aus.
Als Wells auch noch wagte, das zu drucken, tat sich ein »Komitee führender Bürger« zusammen (d. h. ein Mob weißer Bürgerwehrleute), verwüstete die Büros von Free Speech und hinterließ eine Drohung: »Jeder, der versuchen sollte, dieses Blatt erneut zu publizieren, wird zum Tode verurteilt.«2 Wells verlor ihre Zeitung, aber sie blieb ihrer Berufung treu: Sie sagte die Wahrheit über die Lynchjustiz im Süden der USA, auch wenn die Welt sie mitunter nicht hören wollte.
Sie recherchierte sorgfältig über alle Lynchmorde in den Vereinigten Staaten und veröffentlichte die Ergebnisse in Flugschriften, die weite Verbreitung fanden. Sie hielt Vorträge im Norden der USA und in Großbritannien. Sie war maßgeblich beteiligt an der Gründung der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP). Aber sie setzte sich auch unermüdlich für Frauenrechte ein und half, den Alpha Suffrage Club zu gründen sowie die National Association of Colored Women’s Clubs (NACWC). 2020 verlieh man ihr posthum den Pulitzerpreis für Special Awards and Citations. Millionen Menschen haben von ihrer unermüdlichen Arbeit und ihrer unbedingten Hingabe an die Wahrheit profitiert.
Die große Frage
Siddharta Gautama: der privilegierte Prinz, der zum bewunderten Gründer einer der großen spirituellen Traditionen der Welt wurde. Simon Petrus: der fehlbare Nachfolger Jesu, der zum Fels wurde, auf dem die christliche Kirche erbaut wurde. Ida B. Wells: die unbeugsame Lehrerin, die für Schwarze Menschen und Frauen zur Ikone der Wahrheit wurde. Drei sehr unterschiedliche Menschen mit sehr unterschiedlichen Leben. Was ihre Geschichten vereint, ist eine Erfahrung, welche ihr Leben in seiner bisherigen Form infrage stellte. Was normal und selbstverständlich gewesen war, wurde plötzlich fragwürdig. Etwas – vielleicht alles – musste sich ändern.
Diesen Erfahrungen lag eine schwer in Worte zu fassende Frage zugrunde. Und es gibt unzählige Begriffe, in die man sie kleiden kann: Was ist am wichtigsten? Was ist ein gutes Leben? Wie...
Erscheint lt. Verlag | 21.6.2023 |
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Übersetzer | Elisabeth Liebl |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Life Worth Living |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie | |
Schlagworte | 2023 • Allgemeinbildung • Alltagsspiritualität • Besser leben • Bleibende Werte • Das gute Leben • Der Sinn des Lebens • eBooks • Erfülltes Leben • Gelassenheit • Lehren der großen Religionen • Mentaltraining • Mindfulness • Neuerscheinung • östliche Weisheitslehren • Persönlichkeitsentwicklung • Philosophie • Philosophische Lebenshilfe • Ratgeber • Sachbuch Philosophie • Selbstfindung • Selbstliebe • Selbstreflexion • Sinn des Lebens • Sinnsuche • Stoiker • Stoizismus • Weisheitslehre • Wofür lohnt es sich zu leben? • Yale University |
ISBN-10 | 3-641-29157-7 / 3641291577 |
ISBN-13 | 978-3-641-29157-0 / 9783641291570 |
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