Patrick Mahomes - Die unglaubliche Geschichte des NFL-Superstars (eBook)
304 Seiten
Edel Sports - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-98588-031-7 (ISBN)
Daniel Jensen produziert beruflich digitale Sportinhalte und berät internationale Marken bei der Aktivierung von Sportrechten. Er arbeitet seit über zehn Jahren in den Medien, zuerst als Journalist, später bei verschiedenen Agenturen. Seine Leidenschaft war aber immer schon der Sport - die Liebe zum Football entstand während eines Austauschjahres in Kansas. Seit 2020 steht er für die Footballerei vor der Kamera und diskutiert in verschiedenen Formaten über die NFL.
Daniel Jensen produziert beruflich digitale Sportinhalte und berät internationale Marken bei der Aktivierung von Sportrechten. Er arbeitet seit über zehn Jahren in den Medien, zuerst als Journalist, später bei verschiedenen Agenturen. Seine Leidenschaft war aber immer schon der Sport – die Liebe zum Football entstand während eines Austauschjahres in Kansas. Seit 2020 steht er für die Footballerei vor der Kamera und diskutiert in verschiedenen Formaten über die NFL. Alex von Kuczkowski arbeitete 15 Jahre als Sport-Redakteur für große deutsche Tageszeitungen und berichtete über nahezu alle Sportarten. Seit 2014 ist er selbständig, gründete unter anderem die »Footballerei«. Seit 2023 gehört er zur NFL-Crew des Fernsehsenders RTL.
#1 DIE KRÖNUNG
„Willkommen bei Hooters, was kann ich euch bringen?“
Iazara begleitete uns zu unserem Platz im vollgepackten Restaurant im Bayside Marketplace von Miami. Von unserem Tisch am Fenster konnten Max und ich auf die Schnellboote im Hafen blicken. Doch wir würden in den kommenden Stunden nicht oft rausschauen. Viel wichtiger war die Sicht auf einen der vielen großen Fernseher, denn an diesem 2. Februar 2020 sollte in etwa dreieinhalb Stunden im nur knapp 25 Kilometer entfernten Hard Rock Stadium der 54. Super Bowl losgehen. Obwohl wir früh dran waren, war der Laden bereits pickepackevoll. Familien, Männergruppen, auch einige Paare hatten sich so wie wir in der kleinen Bar niedergelassen, um dort die nächsten sieben Stunden auszuharren. Und mittendrin Iazara. Ihr Job war es, uns alle vor, während und nach dem Spiel mit Chickenwings, Cheese-Sticks, Nachos und Softdrinks zu versorgen. Mit typisch amerikanischem Lächeln und bekleidet in dem sowohl berühmten als auch viel kritisierten Outfit der Restaurantkette Hooters: orangefarbene Hotpants und superenges weißes Tanktop mit dem bekannten Eulen-Logo auf der Brust. Wir entschieden uns für die deutscheste aller Vorspeisen auf der Karte: Beer, Cheese Dip & Pretzels. Ein Hauch Bayern in Florida.
Am Nebentisch saß ein junges Latino-Pärchen, beide in den falschen roten Trikots. Auf seinem Rücken prangte der Name Garoppolo, auf ihrem der Name Kittle – zwei Stars der San Francisco 49ers, die an diesem Abend den größten Triumph der Kansas City Chiefs seit 50 Jahren verhindern wollten. „Time to party the bay“, stimmten die Latinos mit Blick in unsere Richtung an. Begleitet von einem süffisanten, siegessicheren Lächeln. Na, das wollen wir doch mal sehen, dachte ich mir.
Eigentlich wollte ich gar nicht hier sein, sondern im Stadion. Beruflich waren Max von Garnier und ich, Daniel Jensen, die vergangenen Tage in Orlando gewesen, wo wir ein Schulteam bei einem Football-Nachwuchsturnier betreut hatten. In der Hoffnung, noch ein einigermaßen bezahlbares Ticket für das große Spiel zu ergattern, hatten wir eine Woche in Miami drangehängt. Leider vergeblich! Die Ticketpreise waren sogar für einen Super Bowl astronomisch hoch, unter 7500 US-Dollar war nicht mal ein Platz ganz oben unterm Dach des Hard Rock Stadium zu ergattern. Also Hooters. Mit der Hoffnung auf gute Stimmung mit Fans beider Teams und dem besseren Ende für meine Chiefs.
Für mich war es das größte Footballspiel aller Zeiten. 2001 hatte ich mich als Austauschschüler in Wichita im US-Bundesstaat Kansas in die Chiefs verliebt und ihren großgewachsenen Tight End Tony Gonzalez für seine eindrucksvollen Catches und seine Powerläufe mit gegnerischen Verteidigern im Schlepptau bewundert. Er war es, der mich dazu brachte, mir mein erstes Footballtrikot zu kaufen. Und das, obwohl seine Nummer in Deutschland meist für irritierte Blicke sorgte, trug er doch die in Fußballgefilden ungewohnte 88.
Die letzten Tage hatten Max und ich genutzt, um die Atmosphäre des größten Sportereignisses der Welt vor Ort aufzusaugen. Miami war perfekt dafür. Die National Football League (NFL) hatte den berühmten Ocean Drive in Beschlag genommen und mit Ständen, Shops und Fans beider Lager gefüllt. Die ganze Woche gab es Veranstaltungen mit Footballlegenden, einsehbare TV-Studios von Fox, NBC und CBS, in denen die NFL-Stars ein und aus gingen, und natürlich Partys mit lauter Musik an jeder Straßenecke. Max und ich hatten uns mit Fanartikeln ausgestattet und waren bereit für den Höhepunkt der Saison.
Bevor wir in die USA geflogen waren, hatte ich mir jedes Playoff-Spiel der Chiefs angeschaut – in der Hoffnung, dass sie es genau dann zum langersehnten Super Bowl schaffen würden, wenn ich zufällig ganz in der Nähe war. Zweimal drohte dieser Traum zu platzen: Erst lagen sie gegen die Houston Texans in der Divisional Round fast schon uneinholbar hinten. Dann eine Woche später im AFC Championship Game dasselbe Bild gegen die Tennessee Titans. Doch immer wieder konnte Patrick Mahomes, Kansas Citys junger Star-Quarterback, seine Mitspieler mitreißen und die Spiele am Ende doch noch zugunsten der Chiefs drehen.
Was war das für ein fantastischer Spieler? Für viele ist er der ideale Quarterback: Mit einem unfassbaren Wurfarm, der den Ball über 85 Yards (77,7 m) schleudern kann. Einer herausragenden Beweglichkeit, mit der es ihm gelingt, Spielzüge immer wieder zu verlängern. Einer Übersicht und Kreativität auf dem Platz, die jeden seiner Coaches bisher überraschte. Einem fotografischen Gedächtnis, durch das er begangene Fehler kein zweites Mal macht. Und dem unbedingten Willen, es der ganzen Welt zu beweisen. Patrick Mahomes war das neue Gesicht der NFL.
Doch an diesem Abend, im alles entscheidenden Super Bowl, brauchte Mahomes lange, um seine Klasse zu zeigen. Der „Most Valuable Player“ des Vorjahres (der „MVP“-Award ist eine Auszeichnung für den sportlich wertvollsten Spieler einer Saison) hatte in der ersten Halbzeit immer wieder die starken Verteidiger der 49ers um Nick Bosa vor der Nase, die ihn zu schnellen, ungenauen Pässen zwangen. Mist! Doch zum Glück war auf die Defensive der Chiefs Verlass. Sie sorgte mit einer Interception für ein ausgeglichenes Spiel. So konnte ich die Halbzeitshow von Shakira und Jennifer Lopez fast genießen. Es stand 10:10.
Doch die 49ers waren weiter brutal heiß. Fred Warner, ein bärenstarker Verteidiger, fing einen Ball der Chiefs ab. Der wendige Deebo Samuel sorgte mit Läufen über die ganze Breite des Felds immer wieder für Verwirrung. Und Kyle Juszczyk, der Fullback mit den breiten Oberschenkeln und der gedrungenen Körperhaltung, tankte sich bis in Kansas Citys Endzone durch. Nach drei Vierteln stand es 20:10 für San Francisco. O nein! Derweil bestellte ich mir meine zehnte Coke Zero. Nervös, wie ich war, brauchte ich immer irgendwas in der Hand. Auf die Toilette zu gehen traute ich mich die ganze Zeit nicht.
Der 49ers-Fan am Nebentisch feierte zu diesem Zeitpunkt schon den Erfolg seines Lieblingsteams. Seine Freundin guckte fast entschuldigend zu mir rüber. Nur Max machte mir Hoffnung: „So ein Vorsprung ist im Football schnell aufgeholt. Ein einziges Play – und schwupps, sieht die Welt ganz anders aus.“ Mit nur noch acht Minuten auf der Uhr und einem dritten Versuch der Chiefs und langen 15 Yards, die zu einem neuen First Down fehlten, lag es nun an Mahomes, die drohende Niederlage abzuwenden. Mit zehn Punkten Vorsprung würden die 49ers die Zeit entspannt runterlaufen lassen können. Es hieß also: Jetzt oder nie! Ich setzte mich kerzengerade hin.
Auf dem Feld im Hard Rock Stadium hatte Mahomes eine Idee. „Reicht die Zeit für Wasp?“, fragte er seinen Head Coach Andy Reid. Und meinte damit: Können mir meine Mitspieler so viel Zeit verschaffen, dass ich jetzt mal einen langen Wurf wage? Zuvor musste er sich meist auf die kurze Distanz verlegen, weil die gegnerischen Verteidiger oft schnell an ihm dran waren. Zu schnell. Jetzt – mit dem Rücken zur Wand – nahm Reid den Vorschlag seines Spielmachers an. Sie wollten einen „Jet Chip Wasp“ versuchen – einen Spielzug, bei dem Wide Receiver Tyreek Hill rund 50 Yards von der linken Seite des Spielfelds diagonal in die Mitte sprintet, um dann wieder zum Rand abzubiegen. Zwei weitere Angreifer, Sammy Watkins und Travis Kelce, kamen über dieselbe Seite und zogen ebenfalls die Aufmerksamkeit des Gegners auf sich. So konnte Hill den Ball im Training meist ohne direkten Gegenspieler fangen. Wohlgemerkt: im Training.
Das Problem: Um überhaupt 50 Yards zu laufen, brauchte Hill Zeit, die Mahomes bis dahin selten hatte. Damit das Play funktionierte, bewegte sich Mahomes mit dem Ball in der Hand zunächst etwa 13 Yards nach hinten. Hill war unterdessen bereits 25 Yards noch vorne gesprintet. Dann der Wurf. Während Hill weitere 17 Yards erlief, legte der Ball in der Luft eine Strecke über 55 Yards zurück. In Wirklichkeit flog er nur Bruchteile von Sekunden. Aber mir kam es vor wie eine halbe Ewigkeit. Dann die Erleichterung: Mahomes’ Pass landete tatsächlich sicher in den Händen von Hill. Geschafft! Der Plan hatte funktioniert. Wahnsinn.
Als Hill zugriff, lag Mahomes schon am Boden. Kurz nachdem er den Ball geworfen hatte, war ein 49ers-Spieler in ihn reingeknallt und hatte ihn auf den Rasen gedrückt. Glück gehabt. Wäre Mahomes den Ball nur eine Hundertstelsekunde später losgeworden, der Super Bowl wäre verloren gewesen. Doch jetzt keimte wieder Hoffnung auf. Die vielen Fans im Hard Rock Stadium schrien sich die Hälse heiser: „CHIEFS, CHIEFS!“ Ich bestellte mir die nächste Cola.
Es ging munter weiter. Kurzer Pass von Mahomes auf Kelce. Touchdown! Der Rückstand betrug nur noch drei Punkte. Und jetzt war plötzlich San Francisco unter Druck. 49ers-Quarterback Jimmy Garoppolo zeigte Nerven, konnte keinen seiner drei folgenden Passversuche an den Mann bringen. Die Chiefs hatten wieder den Ball. „Das ist heute was Besonderes! Alle werden über das hier noch lange reden“, schrie Mahomes, motivierte seine Mitspieler damit zusätzlich – und ging selbst mit bestem Beispiel voran. Mit Pässen auf Hill, Kelce und Watkins arbeitete er sich in Richtung 49ers-Endzone vor, um dann mitzuerleben, wie Running Back Damien Williams den Ball mit beiden Händen über die orange Pylone hielt. Noch ein Touchdown! Plötzlich vier Punkte Führung. Wow! Den 49ers reichte jetzt – kurz vor Spielschluss – nicht mal mehr ein Field Goal, um zurückzuschlagen.
Im Hooters wurden die Chiefs-Fans um uns herum euphorischer, der 49ers-Anhänger am Nebentisch hingegen war bedient und hatte sein Trikot bereits ausgezogen....
Erscheint lt. Verlag | 6.9.2022 |
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Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Sport ► Ballsport |
Schlagworte | American • American Football • Amerika • Ballsport • Biografie • Biographie • Buch • exklusive Einblicke • Football • Football-Buch • Football-fan • Geschenk-buch Männer • Kansas City Chiefs • KCC • mahomes magic • Mahones • MVP • NFL • Player of the Year • Profisport • Profi-Sport • Profisportler • Quarterback • Sachbuch • Sport • Sport-Buch • Sport-legende • Sportler-Biografie • superbowl • superbowl-champion • Taylor Swift • Tom Brady • Travis Kelce |
ISBN-10 | 3-98588-031-X / 398588031X |
ISBN-13 | 978-3-98588-031-7 / 9783985880317 |
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