Im Tal der Zitronenbäume (eBook)

Roman

(Autor)

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2022 | 1. Aufl. 2022
512 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-2178-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Tal der Zitronenbäume - Sofia Caspari
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Eine Liebe stärker als das Schicksal

Italien, 1859: Die neunzehnjährige Pauline muss mit ihrem Vater Hals über Kopf aus Sizilien fliehen, nachdem dieser den Patron der Region betrogen hat. Auf der Überfahrt nach Brasilien lernen sie die Familie Hartung kennen, die ihrem bescheidenen Leben im Hunsrück den Rücken gekehrt hat. Pauline und Jonas Hartung fühlen sich zueinander hingezogen, doch das Schicksal und Paulines Vater haben andere Pläne ...

Eine fesselnde Familiengeschichte vor der farbenprächtigen Kulisse Brasiliens - für Fans von Sarah Lark und Elizabeth Haran.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.




<p>Sofia Caspari, geboren 1972, hat schon mehrere Reisen nach Mittel- und Südamerika unternommen. Dort lebt auch ein Teil ihrer Verwandtschaft. Längere Zeit verbrachte sie in Argentinien, einem Land, dessen Menschen, Landschaften und Geschichte sie tief beeindruckt haben. Heute lebt sie - nach Stationen in Irland und Frankreich - mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Söhnen in einem Dorf im Nahetal.<br></p>

Sofia Caspari, geboren 1972, hat schon mehrere Reisen nach Mittel- und Südamerika unternommen. Dort lebt auch ein Teil ihrer Verwandtschaft. Längere Zeit verbrachte sie in Argentinien, einem Land, dessen Menschen, Landschaften und Geschichte sie tief beeindruckt haben. Heute lebt sie - nach Stationen in Irland und Frankreich - mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Söhnen in einem Dorf im Nahetal.

Erstes Kapitel


Sechs Monate zuvor …

Pauline hatte kein gutes Gefühl, obgleich Gregorios warme Hand die ihre fest umklammert hielt. Immer wieder nickte der junge Sizilianer ihr aufmunternd zu. Je näher sie allerdings dem Haus Santino Fabris’ kamen, desto unruhiger wurde die junge Frau.

Eigentlich war es ein so schöner Tag. Die Sonne brannte vom strahlend blauen Himmel, obwohl sich der Sommer schon dem Ende zuneigte. Signor Fabris, Gregorios Onkel, saß auf der Veranda des prächtigen Hauses der Familie, von dem aus man einen überwältigenden Ausblick auf die Umgebung hatte. Er ging wohl eben mit seinem Verwalter Francesco Moli die Geschäftspapiere durch. Gregorio, erinnerte sich Pauline in diesem Moment schaudernd, hatte einmal gesagt, sein Onkel sei gewiss nicht mit Freundlichkeit zum größten Zitronenplantagenbesitzer der Gegend geworden, sondern mit List, Tücke und Brutalität. Nein, eigentlich wollte sie diesem Mann, der sich so freundlich gab, von dem sie aber dennoch schon so viel Grausames gehört hatte, nicht gegenübertreten. Was ging ihn die Beziehung zwischen ihr und seinem Neffen an? Sie konnte doch vorerst Gregorios und ihr Geheimnis bleiben. Sie war erst achtzehn Jahre alt. Und war es in diesem Alter nicht schön, Geheimnisse zu haben?

Offenbar hatte Pauline ihren Schritt unwillkürlich verlangsamt, denn Gregorio lächelte sie ermutigend an. Sie liebte Gregorios Lächeln, und gewöhnlich beruhigte es sie, aber daran konnte sie jetzt keinen Gedanken verschwenden.

»Wir sollten es ihm vielleicht noch nicht sagen.« Pauline warf erneut einen hastigen Blick auf die Veranda.

Signor Fabris hatte die beiden jungen Leute entweder noch nicht bemerkt oder er interessierte sich nicht für sie.

Gregorio blieb stehen. »Aber wir haben doch so lange darüber gesprochen. Wir waren uns einig, Pauline. Er muss endlich von uns erfahren. Warum nicht jetzt? Warum später? Ich bin nicht sein Sohn. Ich sage dir, es wird für ihn ohnehin nicht wichtig sein, wen ich einmal heirate.«

Dass er das Wort »heiraten« erwähnte, jagte Pauline einen wohligen Schauder über den Rücken. Die junge Frau wandte den Blick in die Weite, er verlor sich auf den türkisblauen tanzenden Wellen des Mittelmeers.

»Ich bin mir einfach nicht sicher«, sagte sie dann leise.

Sie schaute Gregorio an, versank gleich in den Tiefen seiner dunklen Augen. Gregorio hatte ein ebenmäßiges Gesicht, eine schmale Nase und wie gemeißelt wirkende Wangenknochen. Bei ihrer ersten Begegnung hatte er sie an die antiken Statuen erinnert, die ihr Vater so sehr liebte. Gregorio war das Ebenbild einer dieser Statuen, und Pauline konnte sich nicht vorstellen, dass Santino Fabris nichts mit seinem wunderbaren Neffen vorhatte. Gregorio war gewiss ein Pfund, mit dem sich wuchern ließ.

Dank seines Onkels hatte der junge Mann die besten Verbindungen. Außerdem war er ihm zu Dank verpflichtet, denn Santino hatte ihn als Waise bei sich aufgenommen. Niemand in der Familie Fabris konnte Entscheidungen an Santino Fabris vorbei treffen. Das war unmöglich. Sollte ihr das wirklich bewusster sein als Gregorio selbst?

Gregorio legte sanft die Hand auf Paulines Rücken und nötigte sie auf diese Weise weiterzugehen. Als sie Santino Fabris fast erreicht hatten, beugte sich Francesco Moli plötzlich zu dem Plantagenbesitzer hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Fabris hob den Kopf.

»Gregorio! Mein liebster Neffe.« Er sah Pauline an. »Und die bezaubernde Signorina Jordan. Ich hoffe doch, Ihr Vater hat bald wieder eine Lieferung für mich? Diese wunderbaren Skulpturen versüßen mir den Tag.«

»Signor Fabris!«

Pauline nickte Gregorios Onkel, der nun von seinem Neffen mit Küssen auf die Wangen begrüßt wurde, höflich zu. »Ich bin mir sicher, dass mein Vater bald wieder etwas Passendes für Sie hat. Soweit ich weiß, hat er kürzlich Nachricht von einer neuen Ausgrabung erhalten.«

Signor Fabris lächelte wohlwollend. »Setzt euch doch, Kinder!«, sagte er dann und wies auf zwei Stühle am einen und anderen Ende des großen Tisches. Die beiden jungen Leute folgten seiner Aufforderung.

»Lassen Sie uns etwas Limonade bringen, Moli, und eine Granita für jeden. Sie nehmen doch eine Granita, Signorina Jordan?«

»Danke, Onkel«, sagte Gregorio, bevor Pauline antworten konnte.

Wenig später stand die einem Sorbet ähnliche Süßspeise, die Pauline erst hier auf Sizilien kennengelernt hatte, auch schon vor ihnen. Mit einem zierlichen Silberlöffel probierte sie etwas von der halb gefrorenen Masse aus Zuckersirup und frischem Zitronensaft – gewöhnlich eine willkommene Erfrischung an heißen Tagen. Es schmeckte köstlich.

Alles im und am Haus des Plantagenbesitzers wirkte erlesen und zeugte von gutem Geschmack, doch Pauline kam nicht umhin, erneut daran zu denken, wie er zu diesem Reichtum gekommen war. Von Gregorio wusste sie, dass Santino Fabris nach und nach mehrere Zitronenanpflanzungen und Gärten in seinen Besitz gebracht hatte, die zwar immer noch von ihren ehemaligen Besitzern bewirtschaftet wurden, ihnen aber nicht mehr gehörten. Keiner der kleineren Bauern hatte sich ihm widersetzen können. Wer es doch versucht hatte, war früher oder später von Fabris’ Männern besucht worden. Mancher hatte danach wochenlang nicht mehr auf seinem Land arbeiten können. Einer, der sich dennoch geweigert hatte, sich von seinem Besitz zu trennen, war zum Krüppel geschlagen worden und hatte sich schließlich das Leben genommen.

Während Pauline ihre Granita löffelte, begannen Gregorio und sein Onkel ein Gespräch. Unruhig wartete die junge Frau darauf, dass Gregorio von ihnen beiden zu reden begann, doch ihr Freund hatte offenbar anders entschieden. Zumindest erst mal sprach er über Alltägliches.

»Mein Neffe sagt, Sie seien gemeinsam spazieren gegangen?«, erkundigte sich Fabris jetzt bei ihr.

Pauline kämpfte gegen ein plötzliches Unwohlsein an. Ein Spaziergang … Klang das nicht verräterisch? Würde Signor Fabris seine Schlüsse ziehen? Sie schluckte.

»Gregorio hat mir einige hübsche Orte gezeigt, die sich zu malen lohnen würden«, antwortete sie vorsichtig und hoffte, dass nur ihr auffiel, wie ungewöhnlich rau ihre Stimme klang.

»Ach ja, stimmt, Sie malen ja. Lassen Sie mich Ihre Bilder doch einmal sehen, vielleicht finde ich ja Gefallen an einem.«

Fabris nahm Pauline nun fest in den Blick. Sein Lächeln wirkte freundlich und erreichte doch seine Augen nicht.

Niemals würde ich das zulassen. Ich verkaufe meine Bilder nicht an …

Die junge Frau konnte ihren Gedanken nicht beenden, denn Signor Fabris sprach schon weiter.

»Es wird Ihnen sicherlich einmal schwerfallen, einen Mann zu finden, Signorina Jordan. Natürlich habe ich gehört, dass Künstler ihren Neigungen nachgehen müssen. Es ist ihnen … was soll ich sagen … ein inneres Bedürfnis, ihre Ideen auf die Leinwand zu bringen. Sie können nicht anders, als sich in Bildern auszudrücken. Stimmt das, Signorina Jordan?«

»Ich …« Pauline fehlten die Worte.

Gregorio räusperte sich, als wollte er sich einmischen, doch noch bevor er etwas sagen konnte, fuhr Santino Fabris fort.

»Gregorio, geh bitte ins Haus und warte auf Signor Pasquale und seine Tochter. Sie haben sich für heute angekündigt. Signorina Jordan, ich muss mich leider auch zurückziehen, die Arbeit wartet. Ich hoffe, Sie bald wieder bei uns zu sehen. Und sagen Sie Ihrem Vater, dass ich wirklich gespannt auf neue Ware bin.«

Pauline nickte und stand auf. »Ich werde es ihm ausrichten.«

Gregorio erhob sich ebenfalls und kam um den Tisch herum. Er zögerte einen Moment lang, doch als sein Onkel ihm einen eindringlichen Blick zuwarf, nickte er Pauline nur zum Abschied zu und verschwand dann in Richtung Haus.

Signor Fabris wandte sich wieder an Pauline. »Bleiben Sie ruhig noch. Genießen Sie den Ausblick und Ihre Granita.«

Pauline schüttelte den Kopf. »Es ist spät«, sagte sie. »Mein Vater wartet sicherlich schon auf mich. Ich habe wohl ein wenig die Zeit vergessen.«

Die Granita würde ihr jetzt ohnehin nicht mehr schmecken.

Pauline fand ihren Vater hinter der Verkaufstheke in seinem Kunst- und Antiquitätenladen, der sich direkt an die gemeinsame kleine Wohnung anschloss. Valentin bemerkte seine Tochter zuerst nicht, so sehr war er in Gedanken versunken. Als sie näher trat, erkannte sie die zierliche römische Statuette in seiner Hand, die er kürzlich erworben hatte, weil er, wie er ihr gestanden hatte, gleich Hals über Kopf in sie verliebt gewesen war. Auch jetzt wieder betrachtete er sie aufmerksam.

Pauline kannte diesen Blick nur zu gut. Es würde ihrem Vater wie immer schwerfallen, sich von diesem Exemplar zu trennen, dabei waren Einnahmen bitter nötig Sie lebten schon mehr als bescheiden – häufig genug war Schmalhans in letzter Zeit ihr Küchenmeister gewesen, weil Valentin nicht verkaufen wollte oder das Geld verspielte. Dabei hatte er ihr schon vor einiger Zeit fest versprochen, das Würfeln, Kartenspielen und Wetten sein zu lassen.

Die Spielsucht war es auch gewesen, die Vater und Tochter damals nach Süden getrieben hatte – fort aus Deutschland, durch die Schweiz und Italien bis nach Sizilien.

Ob wir wohl je wieder in die Heimat zurückkehren können?

Pauline nahm den Umhang von ihren Schultern und legte ihn sich über den Arm. Zwei Jahre waren seit der Flucht vergangen, und trotzdem sehnte sie sich bereits nach weniger heißen Sommern und kälteren Wintern mit Schnee und Eis. Hier in Messina, wo sie seit einem halben Jahr weilten, gab es gewiss keinen Winter wie zu Hause. Sie sehnte sich auch nach der...

Erscheint lt. Verlag 26.4.2022
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Partnerschaft / Sexualität
Schlagworte 19. Jahrhundert • Aufbruch • Australien • Auswanderer • Auswanderersaga • Auswanderung • Brasilien • Buenos Aires • Cornwall • Drama • Europa • exotisch • Familie • Familiensaga • Ferne Länder • Fernweh • Frauenliteratur • Frauenroman • Frauenromane • Gefühl • Gefühle • gefühlvoll • Glück • Haran • herzkino • Hoffnung • Kauri • Koblenz • Landschaftsbild • landschaftsroman • Landschaftsromane • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesleben • Liebesroman • Liebesromane • Maori • Natur • Neues Leben • Neuseeland • Pilcher • Rheinland-Pfalz • Romantik • romantisch • Sarah Lark • Schicksal • Schicksale und Wendepunkte • Schmöker • Südamerika • Tragik • Träume • Unterhaltung • Westeuropa • wohlfühlen
ISBN-10 3-7517-2178-9 / 3751721789
ISBN-13 978-3-7517-2178-3 / 9783751721783
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