Setz dich unter einen Baum und zeichne! (eBook)
160 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46291-1 (ISBN)
Ali Foxon hat Geographie und Klimawissenschaften studiert und für verschiedene große Organisationen gearbeitet. Der Verlust ihres Vaters und die Geburt ihres Babys ließ sie Ruhe in der Natur suchen, wo sie bald anfing zu zeichnen. Heute arbeitet Ali Foxon als Künstlerin und gibt regelmäßig Kurse im Zeichnen von Natur. Sie betreibt eine eigene Zeichenschule, die sich dem Arbeiten in der Natur verschrieben hat und ist die Begründerin der englischen 'Green Sketching'-Bewegung. Ali Foxon lebt mit ihrer Familie im Peak-District-Nationalpark in England.
Ali Foxon hat Geographie und Klimawissenschaften studiert und für verschiedene große Organisationen gearbeitet. Der Verlust ihres Vaters und die Geburt ihres Babys ließ sie Ruhe in der Natur suchen, wo sie bald anfing zu zeichnen. Heute arbeitet Ali Foxon als Künstlerin und gibt regelmäßig Kurse im Zeichnen von Natur. Sie betreibt eine eigene Zeichenschule, die sich dem Arbeiten in der Natur verschrieben hat und ist die Begründerin der englischen "Green Sketching"-Bewegung. Ali Foxon lebt mit ihrer Familie im Peak-District-Nationalpark in England.
EINFÜHRUNG
Wenn sich die Liebe zur Natur abzeichnet
Was ist das für ein Leben, wenn wir vor lauter Sorge
keine Zeit haben, zu sitzen und zu starren?
W.H. Davies, Leisure
Um kompetenter zu wirken, als ich mich fühlte, klappte ich meinen Laptop auf und ordnete meine Papiere neu.
Ich saß in einem Konferenzraum direkt neben dem leitenden Wissenschaftler des Umweltprogramms der Vereinten Nationen und einem Nobelpreisträger gegenüber, der zu einem früheren Zeitpunkt seiner Karriere entdeckt hatte, dass FCKW für das Loch in der Ozonschicht verantwortlich war. Es war noch eine Handvoll weiterer Experten geladen, dazu ein Programmmanager und ich.
Verglichen mit anderen Konferenzen war diese hier ziemlich aufregend. Wir arbeiteten an einem wichtigen Bericht über Treibhausgase; wir versuchten, die letzten Details zu klären und sicherzustellen, dass wir die wissenschaftlichen Erkenntnisse so deutlich wie möglich kommuniziert hatten.
In meiner Rolle als wissenschaftliche Redakteurin des Berichts bemühte ich mich fieberhaft um Konzentration und versuchte außerdem, mich nicht wie eine Hochstaplerin zu fühlen.
Das Treffen lief gut. Doch als es sich dem Ende näherte, musste ich mir schweren Herzens eingestehen, dass ich einen völlig falschen Karriereweg eingeschlagen hatte – und das nach all den Jahren harter Arbeit und Studierens. Ich hatte genug davon, an evidenzbasierten Berichten zu arbeiten, die nur geringen Einfluss auf das Verhalten der Menschen zu haben schienen. Ich glaubte zwar immer noch an die Wissenschaft und die dringende Notwendigkeit, den Klimawandel zu bekämpfen. Auch hatte ich keinen Plan B. Aber ich sehnte mich nach Freiheit und frischer Luft.
Ich hatte die vergangenen Jahre damit verbracht, zu forschen, zu schreiben und über die Umwelt und die Natur zu sprechen. Dennoch saß ich jetzt mit Mitte dreißig den Großteil meiner Zeit in Innenräumen ab – auf einen Computerbildschirm starrend. Irgendetwas musste sich ändern!
Zu dieser Zeit lebte ich in der Schweiz in der Nähe der wunderschönen Stadt Lausanne. Ich war dort mit meinem Freund hingezogen, nachdem wir sechs Jahre lang in East Anglia gelebt hatten. Zuerst fühlte es sich an, als hätten wir im Lotto gewonnen. Wir gingen jedes Wochenende Skifahren und aßen Unmengen von Käse und Schokolade. Die Schokolade war unglaublich gut! Aber leider währte unsere sorglose Zeit im Ausland nicht lang.
Bei der Mutter meines künftigen Ehemanns wurde eine aggressive Krebsart diagnostiziert, sie starb fünf Tage vor unserer Hochzeit. Unser Sohn kam zu früh zur Welt und hatte Schlafprobleme. Und dann starb unerwartet mein geliebter und äußerlich so kerngesund wirkender Vater. Kurz darauf erfuhr ich, dass ich an Endometriose litt und es sehr unwahrscheinlich war, dass ich weitere Kinder bekommen konnte.
Eine Schweizer Großmutter, die ich kannte, beschrieb diese Jahre in weisen Worten als le fin de l’insouciance (das Ende der Sorglosigkeit). Ehrlich gesagt fühlte es sich eher an, als hätte mich eine Lawine überrollt. Ich war psychisch und körperlich erschöpft. Da ich beruflich ohnehin in der Zwickmühle steckte und auch keine passende Kinderbetreuung in Aussicht hatte, beschloss ich, eine Pause einzulegen und mich um meinen Sohn zu kümmern.
Rückblickend war es ein Glücksfall, dass er nur im Freien Nickerchen hielt, selbst bei minus zehn Grad. Auf diese Weise hatte ich stets genügend frische Luft. Aber man kann auch nicht permanent allein auf Parkbänken herumsitzen, ohne sich irgendwann einsam zu fühlen. Ich hatte kein soziales Netzwerk, war zu introvertiert, um mich der Expats-Szene anzuschließen, und mein Mann war immer wieder beruflich unterwegs. Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, dass bei mir ein erhöhtes Depressionsrisiko bestand – eine Krankheit, die meine erweiterte Familie maßgeblich geprägt hatte. Ich wusste, dass ich irgendwie allein klarkommen, meine Resilienz stärken und die Abwärtsspirale stoppen musste.
Anfangs starrte ich Ewigkeiten auf mein Telefon und versuchte, das Taubheitsgefühl irgendwie zu betäuben. Aber eines Tages kaufte ich mir aus einer kreativen Laune heraus ein Skizzenbuch und einen dieser Druckbleistifte mit Klickfunktion. Ich wusste, dass kreative Tätigkeiten guttaten, und erinnerte mich, wie sehr ich Kunst als Kind geliebt hatte, ehe ich in die akademischen Mühlen geraten war.
Meine Zeichnungen waren zögerlich, zittrig und unvollständig. Aber das störte mich nicht, schließlich hatte ich nicht vor, sie jemandem zu zeigen. Im Zeichnen konnte ich völlig versinken und mich deswegen richtig entspannen. Es heiterte mich auf und beruhigte meine angstvollen, rasenden Gedanken – hauptsächlich deswegen, weil es beim Zeichnen unmöglich war, sich über andere Dinge den Kopf zu zerbrechen oder sich Sorgen zu machen. Je mehr ich skizzierte, desto mehr wurde ich mir der Fülle natürlicher Schönheit in meinem Leben bewusst; einer Schönheit, die mir vorher nie aufgefallen war: auf dem Wasser tanzende Schatten; das rote Eichhörnchen bei den Wertstofftonnen; die Schneegrenze, die sich um die Berge schlängelte. Das Zeichnen holte mich buchstäblich heraus aus meinem Kopf und hinein in die Außenwelt.
Als ich mich noch mehr auf meine Umgebung einzulassen begann, nahm ich das Wetter deutlicher wahr, den Gesang der Vögel, den Wechsel der Jahreszeiten. Ich war nicht länger in meinem Kopf gefangen, sondern suchte stattdessen nach Dingen, die ich zeichnen konnte. Das Zeichnen hatte mich also in eine Freudenentdeckerin verwandelt!
Die Schönheit der Natur verlieh mir so viel Schwung und Energie, dass ich es als Zeichen deutete: Scheinbar sollte ich ein kreativeres Leben führen. Trotz meiner drei Abschlüsse in Geografie und Umweltwissenschaften hatte es mich immer mehr interessiert, wie Natur aussah, weniger, wie sie funktionierte. Ein etwas peinliches Geheimnis, das ich immer für mich behalten hatte – aus Angst, man könne mich deswegen nicht mehr für eine echte Wissenschaftlerin halten. Ich war in einer Familie aufgewachsen, in der Wissen und Logik hochgeschätzt und Gefühle nie diskutiert wurden. Aber Wissen und Logik hatten mir keinen Trost gespendet, als mein Leben plötzlich aus den Fugen geriet. Die Kombination aus Schönheit und Kreativität war hingegen Balsam für meine Seele gewesen. Ich gab meiner beruflichen Laufbahn also eine neue Richtung und wurde eine Künstlerin, die erbauliche, von der Natur inspirierte Designs entwarf. Es war die waghalsigste und mutigste Entscheidung, die ich je getroffen hatte.
Allerdings konnte ich mein Wissenschaftlerinnenhirn nicht lange ausschalten. Schon bald fand ich heraus, dass ich kein künstlerisches Erweckungserlebnis gehabt hatte, sondern einfach glücklich war, wieder in Kontakt mit der Natur zu sein. Und wie sich herausstellen sollte, war meine Erfahrung keineswegs einzigartig.
Neuere Studien zum Thema Naturverbundenheit belegen, dass Menschen viel intensiver und emotionaler auf die Schönheit der Natur reagieren als auf Fakten und Zahlen. Sie berührt unsere Herzen, nicht unsere Köpfe. Unsere emotionale Reaktion auf die natürliche Ästhetik ist ein zentraler Aspekt unserer Naturverbundenheit und nichts, wofür man sich schämen müsste.
Beim Zeichnen meiner Umgebung war ich schlicht über ein mächtiges Werkzeug gestolpert, mit dem ich Kontakt zur Natur aufnehmen konnte. Ein einfaches, günstiges und vor allem für jede(n) geeignetes Werkzeug!
In einem glücklichen Moment der Klarheit sah ich plötzlich wieder einen Sinn in dem, was ich tat. Das hatte mir jahrelang gefehlt. Angesichts des Klimawandels, des katastrophalen Rückgangs der Artenvielfalt und einer persönlichen psychischen Krise wurde mir klar, dass es dringend notwendig war – und ist –, Menschen einen effektiven Weg aufzuzeigen, wieder Kontakt mit der Natur aufzunehmen. Und jetzt wusste ich endlich, wie ich dabei helfen konnte. Ich musste nur eine Methode finden, die das Zeichnen von Natur zugänglicher und weniger einschüchternd machte. Denn der Großteil der Erwachsenen und leider auch der Kinder ist überzeugt, nicht zeichnen zu können. Wenn ich das Zeichnen als ein Tool bekannt machen wollte, das guttat und mit dem man Kontakt zur Natur aufnehmen konnte, dann musste ich den Irrglauben, die Sorgen und Zweifel aus dem Weg räumen, die so viele von uns fest im Griff haben: sowohl was ihr Talent als auch was die Zeit und die Fähigkeiten betrifft, die man zum Zeichnen der Natur braucht.
Als ich selbst mit dem Zeichnen anfing, bekam ich nirgends Informationen oder Unterstützung, was die ungezwungene, heilsame und perfekt-unperfekte Art des Zeichnens anging, die mir vorschwebte. Ich wollte keine Zeichenkurse in geschlossenen Räumen besuchen und fand die meisten Ratgeber zu ernst, zu kompliziert oder zu »urban«. In der Regel fühlte ich mich unzulänglich oder entmutigt, nachdem ich sie gelesen hatte.
Ich fand schlicht und ergreifend nicht das, was ich brauchte. Also entwickelte ich, aufbauend auf meiner eigenen Erfahrung als extrem selbstkritische, autodidaktische Künstlerin, in Kombination mit den neuesten Forschungsergebnissen zum Thema Naturverbundenheit und Wohlbefinden einen neuen Ansatz für das Zeichnen von Natur: das sogenannte Greensketching, bei dem es mehr um die Freude am Beobachten als um das Kreieren perfekter Bilder geht. Es vereint die Vorzüge der Naturverbundenheit, der Achtsamkeit und der Kreativität in...
Erscheint lt. Verlag | 1.4.2022 |
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Übersetzer | Lene Kubis |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Freizeit / Hobby ► Malen / Zeichnen |
Schlagworte | Achtsamkeit • Aktivität draußen • Ali Foxon • Bäume • Blumen • Entspannung • Fräulein Draußen • Geschenk für Freundin • Glücklich leben • Green Sketching • Hobby • Inspiration • Journal • Kreativ • Kreativbuch • Kreative Ideen • kreativität buch • kreativität erwachsene • Kreativität fördern Erwachsene • Kunst • lebensfreude buch • lebenshilfe bücher • Malbuch • Malen • Malen in der Natur • Malen lernen • Malen lernen für Erwachsene Anfänger • Malschule • Maltherapie • mentale Gesundheit • Mental Health • Mindfulness • Natur • Natur beobachten • Naturbeobachtung • Natur erfahren • Naturerfahrung • Natur erleben • Naturerlebnis • Naturskizzen • naturverbunden leben • Natur zeichnen lernen • Natur Zeichnungen • Outdoor • Persönlichkeitsentwicklung buch • Pflanzen • Pflanzen zeichnen lernen • Ratgeber glücklich sein • sehnsucht nach natur • Setz dich unter einen Baum und zeichne • Skizzenbuch • Therapie • Tiere zeichnen • Waldbaden • wohlfühl-geschenk • Zeichenschule • Zeichnen • zeichnen-Anleitung • Zeichnen lernen für Anfänger • zeichnen lernen für erwachsene • Zeichnen lernen für Erwachsene Anfänger |
ISBN-10 | 3-426-46291-5 / 3426462915 |
ISBN-13 | 978-3-426-46291-1 / 9783426462911 |
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Größe: 10,1 MB
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