Halt finden in sich selbst (eBook)

Wie du deinen sicheren inneren Ort findest und belastende Gefühle für immer loslässt

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
256 Seiten
Arkana (Verlag)
978-3-641-28191-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Halt finden in sich selbst - Georg Lolos
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Jeder besitzt ihn: diesen einen sicheren Ort, tief in sich drin. Dort sind wir heil, geborgen und unversehrt - ganz gleich, ob wir nicht mehr weiterwissen, an uns zweifeln oder uns sorgen. Doch wie können wir diesen einzigartigen Geborgenheitsraum in uns selbst finden? Indem wir auf unseren inneren Beobachter hören, der uns verlässlich und klar den Weg weist in die innere Integrität und Freiheit. Um diesen Prozess anzustoßen, hat der Bewusstseins-Trainer und Achtsamkeitslehrer Georg Lolos 13 essenzielle Fragen entwickelt, die unserer klugen inneren Stimme die nötige Aufmerksamkeit verschaffen: So können wir Schritt für Schritt Vergangenes ohne Groll und Trauer loslassen, voller Mitgefühl uns selbst und anderen begegnen sowie Leichtigkeit in unser Herz einladen - und in unser Leben.

Georg Lolos, Jahrgang 1967, ist Bewusstseinstrainer und Achtsamkeitslehrer. Er leitet die »School for Being« in Köln, wo er Achtsamkeitslehrer*innen ausbildet. Nach beruflichen Stationen als Fernsehjournalist für politische Magazine und Wissenssendungen verbrachte er mehrere Jahre in der Gemeinschaft von Nonnen und Mönchen in Plum Village (Frankreich), dem berühmten Kloster von Thich Nhat Hanh. Sein Wissen zu Achtsamkeit und Gelassenheit gibt er in seiner täglichen Arbeit sowie in Workshops und Seminaren weiter.

Wie Bewusstsein funktioniert

Die Objekte der Wahrnehmung und die Gravitationskräfte der Gedanken. Bewusstwerdung: die Identifikation, der innere Beobachter und das Absolute.

Das Schlüsselelement zur mentalen Selbstfürsorge ist die Achtsamkeit. Achtsamkeit zu praktizieren bedeutet, liebevoll zu erkennen, aus welcher Perspektive du gerade beobachtest, um im nächsten Schritt diesen Blickwinkel zu verändern, wenn du feststellst, dass du darunter leidest oder andere leiden lässt.

Wir beobachten die ganze Zeit. Selbst während wir schlafen, nehmen wir etwas wahr. Spricht uns jemand mitten in der Nacht an, dann wachen wir auf. Offensichtlich reagiert irgendetwas in uns auf die Ansprache. Das, was da reagiert, ist der bereits erwähnte innere Beobachter, die innere Beobachterin. Doch es ist nichts Personalisiertes, eher ist es der Platz, von dem aus wir wahrnehmen. Dieser Ort der Wahrnehmung war schon da, bevor wir geboren wurden und noch als Embryos im Bauch unserer Mütter lagen. Dieser Beobachter existierte, bevor wir eine Identität mit Namen oder Geschlecht angenommen hatten und lange bevor irgendein Gedanke in uns auftauchte.

Aber wer oder was genau ist dieser stille Beobachter, diese Beobachterin? Normalerweise würden wir nun antworten: »Ich bin das.« Und wer ist dieses »Ich«, wenn es keinen Namen, kein Geschlecht und ursprünglich nicht einmal die Vorstellung davon hatte, ein Mensch zu sein? Ist der Beobachter nur ein Haufen von Körperzellen? Wer oder was ist dieses »Bewusstsein«, das beobachtet? Wer oder was ist unser Ursprung und unsere Quelle?

Lass dich bitte nicht abschrecken, wenn dir diese Fragen erst einmal zu abstrakt oder zu philosophisch erscheinen. Die Bedeutung dessen, was da schaut, ist nicht zu unterschätzen. Auch wenn es pathetisch klingen mag: Von diesem inneren Zeugen, dieser Zeugin hängt unsere Freiheit ab. Davon hängt ab, ob wir unser Leben in Zufriedenheit und Liebe leben oder in Angst, Ärger, Bedürftigkeit und Gier. Jede Frage, die wir in diesem Buch stellen, soll uns als Meditation dienen, durch die wir – Schritt für Schritt – diese beobachtende Instanz in uns entdecken. Um jedoch zu erläutern, wer oder was dieser innere Ort der Beobachtung ist, müssen wir zuerst verstehen, wie unser Bewusstsein funktioniert. Dafür schauen wir uns folgende fünf Aspekte im Wahrnehmungsfeld genauer an:

1. Perspektive

2. Objekte der Wahrnehmung

3. Aufmerksamkeit

4. Verstand

5. Glaube, Gravitation

Erster Aspekt der Wahrnehmung: Perspektive

Wieso halten wir uns für nicht liebenswert und versuchen immer anderen zu gefallen? Wieso töten Menschen oder begehen Suizid? Wieso glauben manche daran, dass der Holocaust nie stattgefunden hat oder dass der Klimawandel nicht existiert? Wie entsteht eine Perspektive von: »Ich brauche dies oder jenes unbedingt, und es ist mir egal, wie sehr Menschen, Tiere und die Umwelt darunter leiden. Ich brauche es, ich muss es einfach haben.«?

Stellen wir uns vor, dass unser Bewusstsein ein Universum ist. In diesem weiten Feld können wir uns irgendwo einen Platz aussuchen – freie Sitzwahl. An dem Ort, den wir uns im inneren Weltall auswählen, landen wir mit unserem Raumschiff und richten uns ein. Dies ist nun unser Blickwinkel, von dem aus wir uns und die Welt betrachten. Diese Perspektive ist maßgeblich dafür verantwortlich, was wir gerade denken, wie wir uns fühlen und wie wir handeln. Je stärker wir uns hier verankern, desto stärker sind wir identifiziert mit diesem Ort, das heißt: Wir glauben, dass diese Perspektive richtig und wahr ist.

Ein simples Beispiel: Nehmen wir an, du fährst mit dem Fahrrad oder mit dem Auto irgendwo entlang und ein anderes Auto hat so geparkt, dass du absteigen musst oder gezwungen bist, eine längere Zeit zu warten.

Wir wollen uns nun zwei Szenarien vorstellen:

  • Erstes Szenario: Du wirst wütend und beginnst zu schimpfen. Die Beschwerde könnte nur in deinem Kopf stattfinden oder lautstark sein. Vielleicht ist die Wut sogar so groß, dass du mit dem anderen Autofahrer einen Streit anfängst.
  • Zweites Szenario: Du bleibst ruhig. Vielleicht hörst du gerade ein Hörbuch, ein gutes Lied oder etwas Spannendes im Radio. Vielleicht genießt du es auch einfach nur, deinen Atemzügen zu folgen und zu entspannen.

In unseren Achtsamkeitskursen gibt es folgende Aufforderung: Wir warten nicht, wir atmen. Anstatt dass du dich darüber aufregst, dass du wieder irgendwo warten musst, kannst du die Zeit genauso gut nutzen, um mithilfe des Atems ins »Hier und Jetzt« zu kommen, und dich in die Situation hinein entspannen. Schließlich ist dies gerade die Realität, und die ändert sich nicht dadurch, dass du dich ärgerst oder einen Streit beginnst.

Im zweiten Szenario hast du damit eine völlig andere Perspektive eingenommen als im ersten. Es ist der Unterschied zwischen Krieg und Frieden. Du wirst in deinem Leben beide Sichtweisen kennen. Und es könnte sogar sein, dass du manchmal innerhalb von Sekunden von einer Perspektive in die nächste wechselst. Denn der Ort deiner Wahrnehmung ist nicht fixiert. Dein inneres Raumschiff kann jederzeit wieder abheben, sich woandershin bewegen, und dein Blickwinkel ist plötzlich ein anderer. Das passiert in der Regel auch ständig. Gerade bist du noch verärgert oder besorgt und eine kurze Zeit später fröhlich. Oder umgekehrt.

Vor einiger Zeit bin ich mit einem Auto eine enge Einbahnstraße entlanggefahren. Ich war mit einem CarSharing-Fahrzeug unterwegs, das ich wieder zurück zu seinem Parkplatz bringen wollte. Dafür musste ich stoppen und aussteigen, um den Sperrpfosten am Abstellplatz herunterzuklappen. In dem Moment, als ich anhielt, fing der Autofahrer hinter mir an zu hupen. Ich konnte durch den Rückspiegel sehen, wie er wild gestikulierte und offensichtlich aufgebracht war. Als ich ausstieg, drehte ich mich zu ihm hin, um anzuzeigen, dass ich nur kurz den Pfosten lösen wollte. Da erkannte ich, dass der Fahrer ein Teilnehmer aus einem meiner Achtsamkeitskurse war. In dem Moment, als er mich sah, änderte sich seine emotionale Verfassung sofort. Jetzt wirkte er eher etwas verstört und winkte freundlich zu mir herüber. Offensichtlich hatte sich sein Blickwinkel innerhalb von Sekunden geändert.

Doch was genau bringt uns dazu, den Anker unseres inneren Raumschiffs genau an diesem speziellen Platz im Wahrnehmungsfeld auszuwerfen? Warum nehmen wir manchmal die Perspektive von Krieg ein und bei einer anderen Gelegenheit von Frieden? Und wie kann es sein, dass sich eine Sichtweise so schnell verändert? Die Antwort auf diese Frage hat eine enorme Bedeutung. Denn wenn wir das Rätsel dazu lösen können, bekommen wir Macht über unseren inneren Zustand und somit über die Perspektive auf uns und auf die Welt.

Zweiter Aspekt der Wahrnehmung: Objekte

Wenn wir den Vergleich zwischen Universum und Bewusstsein wieder aufgreifen, dann können wir beobachten, dass das äußere Universum hauptsächlich leer ist und nur zu etwa 5 Prozent aus sichtbarer Materie besteht. Diese Materie manifestiert sich in Objekten. Die Objekte im Weltall können alles Mögliche sein: Planeten, Monde, Sterne, Gase, Asteroiden, Kometen, Galaxien, schwarze Löcher und so weiter. Ähnlich wie das äußere Universum besteht der Großteil unseres inneren Weltalls ebenfalls aus Leere, aus weiter Stille, aus Nichts. Und genau wie im Universum da draußen können sich im weiten Feld unseres Bewusstseins verschiedene Objekte manifestieren.

Objekte, die im Bewusstsein auftauchen können:

  • Alles, was die Sinnesorgane wahrnehmen: was wir sehen, hören, riechen, schmecken, tasten, spüren.
  • Emotionen: Freude, Angst, Sorge, Ärger …
  • Gedanken, innere Bilder, Vorstellungen, Erinnerungen.

Was nimmst du in diesem Moment wahr? Alle Dinge, die du beobachten kannst, bezeichnet man in der Achtsamkeits- und Meditationspraxis als Objekte. Ich kann zum Beispiel mit Sicherheit sagen, dass du hier und jetzt dieses Buch oder E-Book und diese Zeilen wahrnimmst. Also ist dieser Text gerade ein Objekt deiner Wahrnehmung. Alle Objekte, die dein Universum betreten, werden von deinen Sinnen erfasst. Der jeweilige Sinn ist das Tor, durch welches das Objekt Zugang in dein Bewusstsein erlangt: Auge, Mund, Nase, Körper und Gehirn. Würde ein Sinn wegfallen, dann wäre für dich auch das Objekt nicht mehr da – zum Beispiel bei einem Gehörverlust, einer Erblindung oder dem Verlust des Geschmacks- oder Geruchssinns. Kinder (und auch einige Erwachsene) schließen manchmal bei Gefahr die Augen, um dadurch dem Objekt ihrer Angst zu entgehen. Nach dem Motto: Was ich nicht sehe, ist nicht in meinem Bewusstsein, existiert nicht und bedeutet somit keine Gefahr.

Hier und jetzt ist also dieser Text das Objekt deiner Wahrnehmung. Genauso sind die Geräusche und/oder Stimmen, die du möglicherweise gerade hörst, Objekte in deinem inneren Universum. Außerdem all das, was du in diesem Augenblick riechst, schmeckst oder mit deinem sonstigen Körper ertastest: Die Kleidung, die du spürst, ist ein Objekt, der Boden, der Stuhl, das Bett oder Sofa, die Wärme, Kälte und so weiter.

Doch Objekte müssen nicht materiell sein. Vielleicht bist du gerade genervt über das, was du hier liest. Dann ist dieser Ärger ebenfalls ein Objekt deiner Wahrnehmung. Genauso können es aber auch andere Emotionen wie Freude, Sehnsucht, Angst oder Sorge sein, die gerade als Objekte durch dein Bewusstsein segeln. Allerdings tauchen Emotionen nie plötzlich und aus dem Nichts auf. Sie geben uns einen wichtigen Hinweis darauf, welche...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte 2022 • Achtsamkeit • achtsamkeit buch • Achtsamkeitstraining • Christine Westermann • Du bist nicht, was du denkst • eBooks • Innerer Beobachter • innerer Kritiker • Leon Windscheid • Neuerscheinung • Persönlichkeitsentwicklung • Ratgeber • Resilienz • resilienz buch • Thich Nhat Hanh • Umgang mit Gefühlen
ISBN-10 3-641-28191-1 / 3641281911
ISBN-13 978-3-641-28191-5 / 9783641281915
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