PEACE FOOD FÜR UNSERE KINDER – DIE ZUKUNFT
VON RUEDIGER DAHLKE

»Wer früh Kochen und Backen lernt, hat mehr vom Essen und vom Leben.«

Kinder mit auf den vollwertig pflanzlichen Weg zu nehmen, ist ein Kinderspiel und ebenso leicht wie notwendig. Es hängt weitgehend von den Möglichkeiten der Eltern ab, sie dafür zu begeistern. Um das zu erleichtern und zu unterstützen, hat meine Co-Autorin und Kollegin Isabella Richter viele Rezepte entwickelt, die so einfach sind, dass Kinder sie je nach Alter selbst kochen oder tatkräftig bei der Zubereitung helfen können. Wie gern sie mitmachen, ist jedem klar, der schon einmal mit Kindern Plätzchen gebacken hat. Essen machen macht Spaß, und mit der Mutter oder den Eltern gemeinsam kann es sogar zu einem Höhepunkt des Tages werden. Für die Zukunft kann sich daraus eine wundervolle Grundlage ergeben. Wer früh Kochen und Backen lernt, hat mehr vom Essen und vom Leben. Das kann ich sagen, als jemand, der es spät erlernte.

Und sie lernen dann auch gleich, dass man nie auslernt, und das wiederum ist eine Basis für anhaltendes Lebensglück. Die moderne Glücksforschung belegt uns heute eindrucksvoll, wie glücklich Lernen macht. Wo es obendrein mit Begeisterung geschieht, wirkt es noch weit besser, denn Begeisterung ist – laut Gerald Hüther, einem der bekanntesten deutschen Hirnforscher – »Dünger für unser Gehirn« und viel mehr noch für das sich entwickelnde von Kindern.

Natürlich ist auch der Gesundheitsaspekt nicht zu unterschätzen. Schon Professor Kollath beklagte vor Jahrzehnten, dass wir in eine Zeit des Mangels (an Nährstoffen) im Überfluss (an Kalorien) schlidderten. Heute sind wir mittendrin im Zeitalter der unerkannten Mangelernährung. Eine Mehrheit versteht tatsächlich immer noch nicht oder will nicht wahrhaben und wichtig nehmen, wie sehr wir vom Weg abgekommen sind – auch in der Ernährung. Dabei könnten wir es überall sehen: an der Übergewichtsseuche einerseits und an rasant zunehmenden Zivilisationskrankheiten andererseits – jedenfalls in unserem bevorzugten Teil der Welt und im weiter bestehenden Hunger in den ärmsten Ländern. Mit vollwertig pflanzlicher Kost würden Kinder so viel bessere Nährstoffe und mehr Vitamine, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe bekommen – alles Dinge, die so notwendig sind und mit der Kunstdünger-Landwirtschaft weitgehend unbemerkt unter den Tisch fielen.

So wird Peace Food zur großen gesundheitlichen Chance für Kinder. Benjamin Spock, der bekannteste US-Kinderarzt, empfiehlt in der neuesten Auflage seines Bestsellers »Dr. Spock's Baby and Child Care«, sie pflanzlich zu ernähren. Er sagt: »Kinder, die mit Pflanzen statt mit Fleisch ernährt werden, haben einen deutlichen gesundheitlichen Vorteil. Sie entwickeln viel seltener Gewichtsprobleme, Diabetes, Bluthochdruck und einige Formen von Krebs.« Obendrein rät er, Kindern das benötigte Kalzium lieber über grünes Blattgemüse, Sojadrinks und Bohnen zukommen zu lassen als über Kuhmilch und Milchprodukte, die zu fett seien und Krankheitsbilder wie Asthma und chronische Ohrenentzündungen verschlechterten. Wobei nicht fermentierte Sojaprodukte wie Drinks hohe Mengen von Anti-Nährstoffen (siehe > und >) enthalten. Daher sollte man Soja besser fermentiert, etwa als Miso oder Tempeh, konsumieren. Die Vorteile für die Gesundheit sind tatsächlich einfach fabelhaft und gehen noch viel weiter.

SPASS AM KOCHEN FÖRDERT DIE GESUNDHEIT

Aber noch wichtiger scheint uns, Kinder für ein gesundes Leben zu begeistern beim Kochen und Zubereiten, das Freude macht und Spaß (ins Leben) bringt. Das ist eine unschätzbare pädagogische Maßnahme, die als Nebeneffekt in einem nicht absehbaren Ausmaß die Gesundheit fördert.

Deshalb ist es auch wichtig, Kindern nicht mit als Konsequenz missverstandener Strenge die Lust am Veganen zu verderben. Partys und Geburtstagsfeiern folgen eigenen Gesetzen und die brauchen auch mal Ausnahmen. Da können die Tipps und Tricks von Isabella bestens helfen. Auch können Kinder vieles noch besser vertragen als Erwachsene. Wenn Mutter oder Vater kein Gluten mehr vertragen, muss das noch nicht die Lieblings-Dinkelpfannkuchen der Kids verhindern. Klar enthalten Sonnenblumenkerne ein ungesundes Omega-3-zu-6-Verhältnis, aber ein paar sind auch kein Problem für vitale, gesunde Peace-Food-Kids.

Die Zeit ist so reif für eine Neuorientierung in der Kinderkost, und die Kleinen stecken ein paar Ausnahmen gesundheitlich noch locker weg. Und je mehr wir Veganer in der Bevölkerung zunehmen, desto geringer werden die Ausnahmen. Statt sich über die skandalöse Kost in Kitas, Schulen bis hin zu Krankenhäusern aufzuregen wäre es besser, sie zu ändern, indem wir vielen Menschen und besonders Kindern goldene, oder noch besser, vollwertig pflanzliche Brücken ins vegane Land bauen.

Ich glaube, sogar Erwachsene brauchen in diesen Übergangszeiten manchmal eine Ausnahme. Als Ärzte muss uns nicht wirklich interessieren, was PatientInnen zwischen Weihnachten und Neujahr, sondern was sie zwischen Neujahr und Weihnachten essen.

Das Leben beginnt mit Essen beziehungsweise dem Saugen süßer Milch. »Im Anfang liegt alles«, besagt die dritte der Spielregeln des Lebens. Er steckt voller Symbolik, der wir uns im Kapitel um die Süße noch widmen werden. Am Beginn werden die Weichen fürs Leben gestellt. Und Kinder sind voller Energie und Elan, voller Idealismus und Begeisterungsfähigkeit. Diese Chance gilt es zu nutzen – auch was Ernährung angeht.

GEMEINSAME MAHLZEITEN

Was sie am Anfang lernen, das prägt, etwa gemeinsames Essen am sprichwörtlichen runden Tisch, wo das Essen in Dankbarkeit angenommen und echte, liebevolle Gemeinschaft spürbar wird. Natürlich gilt auch der Gegenpol und das Sprichwort weiß: »Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr«. Das stimmt in vieler Hinsicht, deshalb ist es richtig und wichtig, so viel Wert auf gutes Wasser aus reifen Quellen zu legen, denn mit über siebzig ist es für die meisten – nach meinen Erfahrungen – zu spät. Dann kommt die Schulmedizin und macht es über Schläuche, aber schöner ist anders. Auch Kinder haben schon Spaß an der Wasserprobe, die in TamanGa Standard ist und wie eine Weinprobe abläuft. Wir suchen uns unser persönliches Wasser mit einem Geschmackstest natürlich. Wichtig ist nur, für die richtigen Optionen zu sorgen. Kinder lieben es mit entscheiden zu dürfen. Wir sollten ihnen so oft wie möglich die Wahl lassen, aber auch entscheiden, wo zwischen sie wählen.

Andererseits ist es aber auch nie zu spät, denn in jedem von uns lebt ein Inneres Kind, das wir jederzeit aufwecken können und das uns so sehr helfen kann auf dem Weg des Erwachens. Wer wieder mit den staunenden Augen des kleinen Prinzen die Welt erlebt, hat mehr von ihr und vom Leben. Und passend dazu wissen wir heute von den Neurowissenschaften, dass unser Gehirn sich jederzeit, also bis in jedes – auch bis ins hohe –Alter entwickeln und wachsen kann. »Wieder werden wie die Kinder« ist also weit mehr als eine christliche Vorgabe. Es ist auch eine medizinische Notwendigkeit, denn auch wir Erwachsenen haben immer nur die Wahl zwischen verschiedenen Optionen. Im Übrigen ist nicht wählen auch eine Wahl: Wir können uns zum Beispiel entscheiden, ob wir wieder wie die Kinder, also kindlich, werden wollen oder kindisch. Letzteres nennen wir dann Morbus Alzheimer.

Wir könnten es uns und unseren Kindern so viel leichter machen, wenn wir nur wollten. Und wir beiden Autoren, beide auch Eltern, wollen, und wollen helfen, diese so wichtige Zeit des Anfangs so gut es geht zu nutzen. Und es geht sehr gut und kostbar, schmackhaft und geschmackvoll, wie sich zeigen wird.

PFLANZENNAHRUNG SCHÜTZT VOR KRANKHEITEN

Wir können unseren Kindern so viel (mit-)geben an Gesundheit und Lebensfreude und so viel ersparen an unnötigem Leid. Nach Caldwell Esselstyn, einem der bekanntesten Ärzte in den USA, braucht niemand an einer Herzattacke zu sterben, wenn er sich vollwertig pflanzlich ernährt. Caldwell sagt das nicht leichtfertig, sondern lebt es und hat es in seiner berühmten Studie bewiesen. Wer will, kann es im Film »Gabel statt Skalpell« an Geschichten von geheilten Menschen nachvollziehen. Der amerikanische Biochemiker und Ernährungsforscher Colin Campbell zeigt in der berühmten China-Study, wie sich vernünftig essend dem Krebs die Grundlage entziehen lässt. Claus Leitzmann, deutscher Mikrobiologe und Ernährungsspezialist, lehrt, dass sich das Risiko, Brustkrebs, den häufigsten Krebs bei Frauen, zu bekommen durch pflanzenbasierte Ernährung um 50 Prozent reduzieren lässt, wie ebenfalls das für Prostatakrebs, dem häufigsten Krebs bei Männern. Das Risiko für Dickdarmkrebs, der zweithäufigsten Krebs-Todesursache, lässt sich nach ihm dadurch sogar um 90 Prozent senken. Wir können also mit der hier empfohlenen Ernährung unseren Kindern die beiden großen Geißeln der Moderne entweder ersparen oder jedenfalls dramatisch minimieren und noch so viele andere Krankheitsbilder und Probleme.

Die richtige Ernährung kann aber auch dazu beitragen, Kindern zu helfen, sich selbst zu finden, in ihren Begabungen ihre Gaben zu entdecken, die es zu geben gilt, um selbst glücklich zu werden und andere glücklich zu machen. Sie können im positiven Sinn zu Leuchten werden, wenn sie Lebensmittel bekommen, die noch voller Licht,...