Personalführung (eBook)
160 Seiten
C.H.Beck (Verlag)
978-3-406-75364-0 (ISBN)
7Was bedeutet „Führung“?
Führung ist ein zielorientiertes Geschehen: Die Führungskraft möchte, dass ihre Mitarbeiter anstehende Aufgaben gut erledigen und einen Beitrag dazu leisten, die übergeordneten Ziele des Unternehmens und der eigenen Abteilung zu erreichen. Eine gute Führungskraft wird sich deshalb darum bemühen, ihre Mitarbeiter dazu zu motivieren, mit hoher Einsatzbereitschaft und überzeugenden Leistungen an der Erreichung der gemeinsamen Ziele mitzuwirken. Dies setzt voraus, dass sie in einer konstruktiven, einfühlsamen Art und Weise auf die Mitarbeiter Einfluss nimmt, damit die erwünschten Ergebnisse erreicht werden.
Effektive Führung ist an Kommunikation gebunden: Die Führungskraft setzt sich mit ihren Mitarbeitern im Dialog auseinander und versucht, unternehmerische Anforderungen und Ziele mit den Bedürfnissen und Interessen der Mitarbeiter in Einklang zu bringen. Dies ist nicht immer leicht, da sich Abweichungen in den Sichtweisen ergeben können. Wenn sich Mitarbeiter optimale Arbeitsbedingungen wünschen, z. B. in Form einer reichhaltigen Arbeitsplatz- und IT-Ausstattung, setzt dies unter Umständen technologische Ressourcen voraus, die nicht ohne Weiteres vollständig verfügbar sind. Vorrangig hat die Führungskraft Kundenerwartungen, wirtschaftliche Anforderungen und firmeninterne Restriktionen zu beachten, was in diesem Beispiel dazu führt, dass sie nicht alle Wünsche und Erwartungen ihrer Mitarbeiter erfüllen kann.
Dennoch wird sich eine einfühlsame Führungskraft darum bemühen, günstige Bedingungen für eine angenehme Zusammenarbeit 8zu schaffen und sich so weit wie möglich dafür einsetzen, dass die Mitarbeiter ihr Arbeitsumfeld als positiv erleben. Spitzenleistungen sind nur dort möglich, wo Mitarbeiter sich gut aufgehoben fühlen und sich auch in hohem Maße mit ihrem Job und ihrem Arbeitsumfeld identifizieren.
Wenn von effektiver und souveräner Führung die Rede ist, steht folglich nicht nur das Erreichen der betriebswirtschaftlichen Ziele im Vordergrund, sondern gleichermaßen ein hohes Maß an Mitarbeiterzufriedenheit, persönliches Wohlbefinden und Teamgeist. Die Führungskraft ist dafür verantwortlich, dass die Ziele der eigenen Abteilung erreicht werden, und hat dabei auch die Motivation des Einzelnen, den Zusammenhalt im Team und die Weiterentwicklung der Mitarbeiter im Blick zu behalten.
Führung bedeutet, Orientierung zu vermitteln, Perspektiven aufzuzeigen und darauf hinzuwirken, dass eine positive „Teamkultur“ entsteht, um vereinbarte Ziele gemeinsam zu erreichen
Eine produktive, harmonische Teamatmosphäre ermöglicht, dass die interne Kommunikation und Kooperation weitgehend reibungslos verläuft: Es wird miteinander und nicht gegeneinander gearbeitet, um die Kundenanforderungen engagiert und effizient zu erfüllen. Dies setzt wiederum voraus, dass sich die Fähigkeiten und Stärken der Mitarbeiter wirkungsvoll ergänzen und alle tatsächlich an einem Strang ziehen.
9Führung als Anspruch verinnerlichen
Führung ist insofern als eine Leitvorstellung mit Wertebezug zu verstehen: Eine gute Führungskraft wird sich an ethisch-moralischen Maßstäben orientieren und darauf hinwirken, dass die Mitarbeiter sich ebenfalls an gemeinsam geteilten Werten ausrichten. In einem Unternehmen können dazu beispielsweise Firmenleitlinien, ein unternehmerisches Leitverständnis oder Grundsätze für Führung, Zusammenarbeit und Kundenorientierung als Bezugsrahmen dienen.
Eine glaubhafte Führungskraft wird sich darum bemühen, solche sinnstiftenden Werte vorzuleben und damit die Mitarbeiter dazu inspirieren, von sich aus auf „Grundtugenden“ eines konstruktiven Miteinanders zu achten. Solche Wertmaßstäbe lauten beispielsweise
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Berechenbarkeit,
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Zuverlässigkeit,
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Glaubwürdigkeit,
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zwischenmenschliche Sensibilität,
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Kritikfähigkeit,
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Offenheit für neue Erfahrungen oder
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innere Veränderungsbereitschaft.
In den meisten Unternehmen wird darüber hinaus ein hohes Maß an Kundenorientierung und wirtschaftlichem Denken gefordert sein. Alle Mitarbeiter müssen sich darüber im Klaren sein, dass nur die vom Kunden geschätzte und gewürdigte Leistung zum wirtschaftlichen Erfolg führt.
10Durch eine integrative und im Team ausgleichende Grundhaltung kann die Führungskraft das harmonische Zusammenspiel der einzelnen Spezialisten und Fachkräfte in besonderem Maße fördern. Dies wird auch als „Coaching-Führungsstil“ bezeichnet, da die Führungskraft versucht, sich aktiv auf die Mitarbeiter einzustellen und sie bei der Zielerreichung im fachlichen Umfeld beratend zu begleiten. Etwas anders ausgedrückt: Die Führungskraft nimmt sich vor, ihren Mitarbeitern dabei zu helfen, dass sie gute Bedingungen in ihrem Arbeitsumfeld vorfinden und Unterstützung erhalten, um einen guten Job gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen im Team zu machen.
Führung als Prozess verstehen
Führung ist mehr als nur die Übernahme einer Position, die mit einem bestimmten Verantwortungsfeld und einer vorgegebenen Positionsmacht verbunden ist. Eine Führungskraft muss sich das Vertrauen und die Akzeptanz ihrer Mitarbeiter erst erarbeiten. Reines hierarchisches Denken führt in einer modernen Organisation mit qualifizierten, mündigen und engagierten Mitarbeitern nicht zum Ziel. Kompetente Mitarbeiter erwarten von ihrer Führungskraft, dass diese sie durch ihr Handeln dabei unterstützt, gute Leistungen zu erbringen. Dazu gehört auch, dass eine Führungskraft sich gedanklich in ihre Mitarbeiter hineinversetzt, um deren Bedürfnisse und Erwartungen besser kennenzulernen.
Eine moderne Führungskraft ist weniger ein „Problemlöser“ als vielmehr ein Unterstützer und Prozesshelfer, der dazu beiträgt, dass nichts unter den Tisch gekehrt wird und die Mitarbeiter sich bei Abstimmungsbedarf im Team gemeinsam 11um eine Lösung bemühen. Dies bedeutet nicht, dass die Mitarbeiter aufkommende Probleme immer selbst lösen sollen. Wünschenswert ist jedoch, dass sie sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten darum bemühen, eigenständig Mittel und Wege zu finden, um einen Schritt nach vorne zu gehen. Die Führungskraft sollte aber erkennen, wann von ihrer Seite Besprechungs- und Handlungsbedarf besteht und wie sie ihre Mitarbeiter bei der Problemlösung unterstützen kann.
Zwar wird von einem kompetenten Vorgesetzten erwartet, dass er die Richtung aufzeigt und zügig entscheidet. Dies darf aber nicht dazu führen, dass er penible Vorgaben macht, wie Mitarbeiter bestimmte fachliche Probleme anzugehen haben. Ansonsten werden die Mitarbeiter eher abhängig gemacht und neigen dazu, grundsätzlich ihren Chef zu fragen, was er (oder sie) meint. Manche trauen sich vielleicht gar nicht mehr, einen eigenen Weg zu suchen, da sie sowieso damit rechnen, dass ihr Vorgesetzter ihnen genaue Anweisungen gibt, was wann wie zu machen ist – mit dem Ergebnis einer allgemeinen Risikoscheu und Passivität.
Führung als Bestandteil der Unternehmenskultur interpretieren
Führung lässt sich nicht unabhängig vom jeweiligen Unternehmensumfeld betrachten. Zwar gibt es Prinzipien der Mitarbeiterführung, die in jeder Firma zum Tragen kommen – etwa der hohe Stellenwert der Orientierung an Strategie und Zielen, die wirksame Delegation, das Fördern von Eigenverantwortung und interdisziplinärer Zusammenarbeit oder das Geben von Rückmeldungen zu erbrachten Leistungen. Wer gut führen will, muss aber auch die jeweiligen 12Spielregeln und Gewohnheiten im Unternehmen sowie die Formen des Umgangs miteinander im Auge behalten. Darin unterschieden sich einzelne Unternehmen meist voneinander.
Mit „Unternehmenskultur“ sind vor allem diese besonderen Formen des Umgangs miteinander gemeint. Diese wiederum basieren auf den Werte- und Überzeugungssystemen der handelnden Personen, z. B. was als Voraussetzung für den Geschäftserfolg, gute Leistungen oder einen effektiven Kundenservice angesehen wird. Die Unternehmenskultur ist für einen neutralen Beobachter von außen nicht ohne Weiteres zu erkennen. Sie lässt sich auch nicht unmittelbar aus schriftlichen betrieblichen Regelungen ableiten und wird maßgeblich durch die Führungskräfte beeinflusst. Durch den Begriff „Kultur“ wird unterstellt, dass es sich um eine wertegeprägte, geordnete und im Laufe der Zeit gereifte Form der internen Kommunikation und Kooperation handelt.
In der Unternehmenskultur verankert sind z. B. folgende Aspekte:
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Wie direkt wird im Hause miteinander gesprochen – auch über Hierarchie- und Abteilungsgrenzen hinweg?
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Wie offen, vertrauensvoll, wertschätzend und zuvorkommend wird miteinander umgegangen?
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In welchem Maße gibt es ein gemeinsames Verständnis, wie im Unternehmen geführt und kommuniziert wird? Wird dies auch tatsächlich gelebt?
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Wie wird mit Fehlern umgegangen? Müssen Mitarbeiter Angst davor haben, dass Sanktionen und unliebsame Konsequenzen eintreten?
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13Wie stark ist die Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen und ihren Aufgaben? Spielt die Mitarbeiterzufriedenheit eine große Rolle?
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Wird streng gemäß Hierarchien und Berichtswegen kommuniziert – oder gibt es Spielräume, um auch über Hierarchiegrenzen hinweg direkt zu kommunizieren?
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Gibt es eine aktive Personalentwicklung im Hause? Werden Mitarbeiter gefördert, unterstützt und auch von innen heraus befördert, wenn vakante Schlüsselpositionen zu besetzen sind?
Ein guter Vorgesetzter wird sich darum bemühen, einen eigenen...
Erscheint lt. Verlag | 14.8.2020 |
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Reihe/Serie | Beck kompakt |
Beck kompakt | Beck kompakt |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft |
Schlagworte | Arbeitsablauf • Feedback • Führungsinstrumente • Mitarbeitergespräch • Mitarbeitermotivation |
ISBN-10 | 3-406-75364-7 / 3406753647 |
ISBN-13 | 978-3-406-75364-0 / 9783406753640 |
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