Als Ausgangspunkt für seinen Lebensrückblick wählt der Autor einen symbolträchtigen Ort, das grüne VeloursSofa seiner Eltern. Dabei eröffnen sich Blicke auf Bilder und den Zeitgeist verschiedener Epochen des biografischen Weges, auf die 50-er und 60-er Jahre im besonderen, aber auch auf spätere Zeiten. Durch die Begegnungen mit seiner Mutter werden im ersten Teil des Buches schöne Erinnerungen wach, aber auch verunsichernde Irritationen melden sich zu Wort. Fantasien werden angestoßen, entwickeln sich, inszenieren Wunschvorstellungen, auch jenseits von Realitäten. Im zweiten Teil des Buches lebt das grüne VeloursSofa in Gedanken weiter, als ein Ausdruck für einen bisweilen auch recht kritischen Blick auf Heimat und als einen Ort für Aufbruch; dem Wunsch, Vergangenes in Freiheit hinter sich zu lassen, einengende Päckchen weiter abzuwerfen.Es ist dem Autor ein Anliegen, einen roten Lebensfaden nachzuzeichnen, Knotenpunkte und Übergänge zu würdigen. Beim Schreiben dieser ersten zwei Teile des Buches, ist eine Überzeugung gereift, das ein Rückblick, die Identität eines Menschen und ein Ausblick in die Zukunft, immer dann blass bleiben können, wenn es nicht gelingt, an das Geschehene Fragen nach dem Warum zu stellen oder sich einen theoretischen Reim auf konstatierte Widersprüche zu machen. Diesen Gedanken ist der dritte Teil geschuldet. Einen interessanten und lohnenswerten Beitrag dazu liefert die Beschäftigung mit der Biografiearbeit, einem Coachingbegriff, der Rückblicke miteinbezieht sowie mit der Kriegsenkel- und Nachkriegskinder-Literatur. Ein Brückenschlag zu letzterer gelingt dann, wenn der Versuch unternommen wird, sensibel aufgespürte Widersprüche und Irritationen im Lebensrückblick beispielhaft in Beziehung zu bringen zu zentralen Begrifflichkeiten und Forschungsergebnissen dieser Literatur. Lebensrückblicke suchen sich immer wieder in verschiedenen Lebensphasen ihren Raum und ihre Zeit; anscheinend entfalten sie sich aber nach der Berufstätigkeit mit besonderer Macht. Dazu passend gibt es im hinteren Teil des Buches und im Anhang Hinweise auf wichtige Fragestellungen, denen sich der Mensch besonders als Rentner/Rentnerin oder im sogenannten Ruhestand intensiver stellen sollte. Zu dem Thema Neuanfang im Alter gehört der vom Autor verfasste Text Experimentierzimmer, welcher im WDR5-Literaturmarathon 2018 öffentlich vorgetragen wurde.Das Buch möchte sowohl Roman als auch Sachbuch oder Ratgeber sein. Vielleicht sogar ein Männerbuch?
Reinhard Althoff, geboren 1951 im ostwestfälischen
Elverdissen, jetzt Herford; studierte an der Pädago-
gischen Hochschule und Universität in Bielefeld
Deutsch, Geschichte/Politik und Wirtschaftslehre.
Er war von 1976 bis 2014 Lehrer an fünf Haupt schulen
und vier verschiedenen Grundschulen, an zweien davon
arbeitete er von 1999 bis 2005 als Konrektor.
Nach dem Ausscheiden aus dem Schuldienst im Jahre
2014 Ausbildung zum Coach nach den Standards der
Deutschen Gesellschaft für Coaching bei dem Institut für
Supervision und Praxisentwicklung Bielefeld e.V. und
Ausbildung zum Referenten für Biografiearbeit nach
LebensMutig (Gesellschaft für Biografiearbeit e.V. in
München) beim Lernwerk Volkersberg in Bad
Brückenau.
Mitarbeit im Forum Kriegskinder und Kriegsenkel im
Museumsquartier Osnabrück.
Teilnehmer an der 32. Jahrestagung der Gesellschaft für
Psychohistorie und Politische Psychologie e.V. (GPPP)
in Göttingen 2017 mit dem Thema Gewalt und Trauma:
Direkte und transgenerationale Folgen für Individuen,
Bindungen und Gesellschaft und
Teilnehmer an der interdisziplinären Tagung der Uni-
versität Siegen in Kooperation mit dem Fachverband für
Biografiearbeit Biografische Erbschaften: Transgenera-
tionale Perspektiven in der Biografiearbeit 2017.