Wahre Liebe (eBook)
400 Seiten
O.W. Barth eBook (Verlag)
978-3-426-43705-6 (ISBN)
Sharon Salzberg ist eine der berühmtesten Buddhistinnen im Westen, die seit über 40 Jahren Liebes-Meditation unterrichtet. Zusammen mit Jack Kornfield und Joseph Goldstein gründete sie 1976 die Insight Meditation Society (IMS) in Barre, Massachusetts, deren Ziel es ist, die Praxis der Meditation vielen Menschen zugänglich zu machen. Als gefragte Rednerin hält sie weltweit Vorträge, teilt ihr Wissen auf Konferenzen und beteiligt sich am interreligiösen Dialog. Sie lebt in Barre und in New York City.
Sharon Salzberg ist eine der berühmtesten Buddhistinnen im Westen, die seit über 40 Jahren Liebes-Meditation unterrichtet. Zusammen mit Jack Kornfield und Joseph Goldstein gründete sie 1976 die Insight Meditation Society (IMS) in Barre, Massachusetts, deren Ziel es ist, die Praxis der Meditation vielen Menschen zugänglich zu machen. Als gefragte Rednerin hält sie weltweit Vorträge, teilt ihr Wissen auf Konferenzen und beteiligt sich am interreligiösen Dialog. Sie lebt in Barre und in New York City.
Einleitung: Suche nach Liebe
Wir brauchen uns nicht auf die Suche nach Liebe zu machen, sondern sollten eher in Ruhe der Liebe erlauben, uns zu entdecken.
– John O’Donohue –
Unser Bild von der Liebe ist aus verschiedenen Stoffen gewebt, aus all den vielen Dingen, die wir von Kindesbeinen an über sie gehört haben. Wir erwarten, dass sie uns viel Aufregendes, Glück, Zuneigung, Feuer, Anmut, Zärtlichkeit, Annehmlichkeiten, Sicherheit und noch vieles mehr schenken wird – und am besten alles zugleich.
Auch die Popkultur hat in vielerlei Hinsicht unsere Vorstellungen verzerrt, da sie die Liebe gleichsetzt mit erotischen Abenteuern oder romantischen Affären, die wie ein Donnerschlag oder sanft wie der Mondschein daherkommen. Aufgrund dieser Idealisierung der Liebe sagen und tun wir Dinge, die wir eigentlich nicht meinen oder wollen. Wir halten verzweifelt an Beziehungen fest, obwohl sie notgedrungen im Wandel begriffen sind, uns in Frage stellen oder uns schlicht entgleiten. In vielen Buchhandlungen findet sich eine Abteilung mit Literatur über Liebe, wo allerdings hauptsächlich Bücher angeboten werden, in denen es um romantische Beziehungen geht. Sie beschreiben, wie man zu einer Beziehung kommt, wie man sie aufrechterhält und wie man sie heilt. Ein Verleger drückte dies mir gegenüber folgendermaßen aus: »Der Markt an Büchern über Liebe ist gesättigt.«
Vielleicht glauben wir, wir bekämen so viel Liebe, wie wir verdienen, und das sei nicht besonders viel. Wir sagen uns möglicherweise: »Ich habe einfach kein Glück in der Liebe«, oder: »Ich bin einfach zu sehr verletzt worden, um liebesfähig zu sein!«. Unter Umständen sind wir auch so zynisch (was manchmal eine Maske ist, hinter der wir unser gebrochenes Herz oder unsere Einsamkeit zu verstecken suchen), dass wir überzeugt sind, Liebe sei eine armselige Täuschung. Einige von uns meinen, innerlich mit dem Thema Liebe abgeschlossen zu haben, da sie ihrer Ansicht nach weit mehr kostet, als sie je geben kann. In solchen Momenten, in denen unser Herz verletzt ist und wir Liebe eigentlich am meisten brauchen, erscheint es uns manchmal als die beste Verteidigung, unser Herz zu verschließen.
Vielen von uns hat man erzählt, dass, liebten wir die anderen nur genügend und opferten uns selbst auf, es nicht weiter ins Gewicht fiele, wenn wir uns selbst keine Liebe entgegenbrächten. Wir könnten durchaus weiterhin darauf verzichten. Oder wenn wir eine Freundin, einen Freund oder ein Kind nur tief genug liebten, die Liebe selbst alle Wunden heile, weswegen wir keine leidvollen Rückfälle und Enttäuschungen mehr erleben würden. Wenn wir leiden, käme es daher, dass wir bei der Liebe etwas falsch machten. Vielleicht hat man uns auch suggeriert, dass es in dieser Welt einfach nur Liebe bräuchte und es nicht nötig sei, Missstände zu bekämpfen oder Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten zu benennen.
Doch abgesehen von all dem möchten wir als Menschen natürlich ein Leben führen, in dem wir dazugehören, mit anderen verbunden sind und uns in dieser Welt zu Hause fühlen. Wir sehnen uns nach Wärme und nach einem erfüllteren Leben, in dem sich uns genügend Gelegenheiten bieten. Liebe scheint uns all dies zu ermöglichen. Intuitiv spüren wir, dass es da so etwas wie eine Qualität der wahren Liebe geben muss, die jenseits der engen Gassen liegt, in denen man uns auftrug, unser Leben zu führen – eine Möglichkeit, die nicht allein ein Ideal oder einfach nur abstrakt ist. Wir spüren, dass wir uns noch weit tiefer mit uns selbst und anderen verbinden können.
Während eines Meditationsretreats in Myanmar (das damals noch Burma hieß) kam es zu einem entscheidenden Wendepunkte in meinem Leben. Ich praktizierte intensive Liebende-Güte-Meditation und schenkte mir selbst und anderen den ganzen Tag über Wünsche des Wohlergehens wie: »Möge ich glücklich sein!«, oder: »Möget ihr alle glücklich sein!«. Im Verlauf der Praxis kam ich zu eben dieser Schwelle: Auf der einen Seite war meine bisherige Vorstellung, dass ich hinsichtlich jeglicher Gefühle der Liebe in meinem Leben gänzlich von anderen abhängig sei. Ich stellte mir Liebe quasi wie ein Paket vor, das in den Händen eines sehr mächtigen Postboten lag; sollte diese Person es sich an meiner Türschwelle anders überlegen und kehrtmachen, wäre ich ihrer beraubt – hoffnungslos unvollständig und ohne die Liebe, nach der ich mich so sehnte. Auf der anderen Seite tat sich ein Bild dessen auf, wer ich eigentlich bin – ein Mensch, der fähig ist zu lieben, ganz unabhängig davon, ob jemand bei mir ist und was gerade vor sich geht, jemand, die selbst Zugang zu der Liebe finden kann, die ein anderer Mensch dann vielleicht noch verstärken oder herausfordern kann. Doch in diesem Bild gab es niemanden, der mir diese Fähigkeit geben oder nehmen konnte. Ich tat den Schritt und ging auf die andere Seite.
Mir wurde klar, dass ich mich als Mensch nicht entwickeln kann, solange ich mich als passive Empfängerin der Liebe verstehe. (Mit dieser Einstellung ist man zum Abwarten verdammt. Alles, was man dann noch tun kann, wenn die Dinge nicht so laufen, wie man es sich gewünscht hat, ist, den Schaden zu begrenzen. Das führt darüber hinaus zu großer innerer Starre). Aber mir war klar, dass ich aufblühen würde, wenn ich mich selbst als Verkörperung der Liebe sehen könnte.
Ich schrieb dieses Buch mit dem Wunsch, Wege aufzuzeigen, mit denen wir wahre Liebe erkunden können – die Fähigkeit, die wir alle in uns tragen, um an jedem Tag aufs Neue Liebe zu leben. Wahre Liebe ist meiner Überzeugung nach die grundlegendste all unserer angeborenen Fähigkeiten. Ganz gleich, was wir bereits durchgestanden haben mögen oder was wir vielleicht noch erleben werden, nichts kann sie zerstören. Möglicherweise ist sie verdeckt, unserem Blick verborgen und schwer zu finden. Vielleicht fällt es uns auch nicht leicht, darauf zu vertrauen, dass sie wirklich in uns liegt. Aber nichtsdestotrotz ist sie da, zaghaft pulsierend, wie der Herzschlag. Sie schwingt in den Worten, mit denen wir jemanden begrüßen; sie ist anwesend, wenn wir abwägen, wie wir am besten die Arbeit von jemandem kritisieren, ohne ihn zu verletzen; sie ist gegenwärtig, wenn wir den Mut aufbringen, zu uns zu stehen, oder wenn uns klar wird, dass wir eine Beziehung aufgeben müssen – wahre Liebe strebt danach, authentisches Leben zu finden, dieses zu entwickeln und zur Blüte zu bringen.
Ich glaube, dass es nur eine Liebe gibt – die wahre Liebe. Sie drängt danach, in uns lebendig zu werden – trotz der begrenzenden Vorstellungen, die wir uns von ihr machen, trotz der Verzerrungen seitens unserer Kultur, trotz unserer angstbesetzten Gewohnheitsmuster, der Selbstverurteilung und der Vereinsamung, in die wir uns im Lauf unseres Lebens manövriert haben. Wir alle sind fähig, wahre Liebe zu erleben. Mit weit offenem Blick können wir selbst in kurzen Momenten, in denen wir mit anderen Menschen in Kontakt treten, Liebe entdecken: in der Begegnung mit einem Angestellten im Supermarkt, mit einem Kind oder einem Haustier, bei einem Spaziergang im Wald, überall und mit jeder und jedem. Und wir können sie in uns selbst finden.
Wahre Liebe geht mit der kraftvollen Erkenntnis einher, dass wir ganz lebendig und vollständig sind, und dies trotz aller Verletztheit, der Ängste oder der Einsamkeit, die wir in uns tragen. Sie erlaubt es uns, zuzulassen, uns selbst wahrzunehmen und auch von anderen gesehen zu werden. Gleichzeitig schenken wir der Welt um uns unsere klare Wahrnehmung von ihr. Es ist eine Liebe, die heilt.
In diesem Buch stelle ich eine ganze Reihe an Achtsamkeitstechniken und anderen Übungen vor, mit denen wir Liebende Güte und Meditation praktizieren können und die ich bereits seit über vierzig Jahren lehre. Die Praxis der Achtsamkeit erlaubt es uns, einen Abstand zu schaffen zwischen unseren eigentlichen Erfahrungen und den inneren Kommentaren, die wir uns für gewöhnlich darüber erzählen – Kommentare wie: »Das ist genau das, was ich verdiene.« Wenn solche Urteile auf Angst und dem Gefühl, von der Welt um uns, dem gegenwärtigen Augenblick und unseren Emotionen abgeschnitten zu sein, basieren, hilft uns die Praxis der Liebenden Güte, diese Muster der vorprogrammierten Selbsteinschätzungen aufzugeben. So schaffen wir unser eigenes und völlig neues Bild von Liebe.
Ich werde Meditationen, Reflexionen und interaktive Übungen vorstellen, die so konzipiert sind, dass sie allen zugänglich sind. Sie zeigen einen Weg des Erkundens, der spannend, kreativ und sogar verspielt sein kann. Ich greife dabei sowohl auf meine eigenen Erfahrungen als auch auf die meiner Meditationsschülerinnen und -schüler zurück, von denen einige so großzügig waren, mit der Schilderung ihrer eigenen Erfahrungen zum Buch beizutragen. Insbesondere die Meditationen sind dazu gedacht, mehr als nur einmal ausprobiert zu werden, denn mit ihrer Hilfe können wir eine stabile Grundlage für Achtsamkeit und Liebende Güte in unserem Leben entwickeln.
Unsere Entdeckungsreise beginnt mit der Person, bei der wir oft vergessen, dass ihr wahre Liebe fehlt: uns selbst. Allmählich schließen wir andere in diese Erkundung mit ein: unsere Geliebten, Eltern, Partner, Kinder, unsere besten Freunde und Arbeitskollegen; schließlich kommen wir auch zu den Themen Scheidung, Sterben und Vergebung – all den Herausforderungen, mit denen wir in unserem täglichen Leben zu tun haben. Anschließend entdecken wir, dass wir in der tiefen Verbindung mit allen Lebewesen verweilen können, sogar mit jenen, von denen wir uns normalerweise stark abgrenzen oder deren Erfolg wir zu behindern suchen. Auch wenn wir sie vielleicht nicht...
Erscheint lt. Verlag | 25.8.2017 |
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Übersetzer | Gerd Bausch |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | Angstbewältigung • an Krisen und Konflikten wachsen • Beziehungen • Beziehungen verbessern • Beziehungsprobleme • Beziehungsprobleme lösen • Beziehungsratgeber • Buddhismus • buddhismus bücher • Buddhistische Lebenskunst • buddhistische Meditationspraxis • buddhistische Weisheit • buddhistische Weisheiten • Coaching • denkmuster ändern • Eigenliebe • Emotionale Gesundheit • Emotionale Heilung • Entschleunigung • Familie • Frieden • Frieden schaffen • Gefühle verstehen • Glück • innere Mitte finden • Innere Ruhe finden • Konfliktbewältigung • Konflikte lösen • lebenshilfe bücher • Lebenshilfe Coaching • Liebe • Liebe im Alltag • liebe leben • Liebes-Meditation • Liebes-Ratgeber • liebevolle Beziehungen • liebevolles Miteinander • Meditation • meditation buddhismus • Meditation Übungen • meditieren • Metta • Miteinander • Partnerschaft • Persönliche Entwicklung • Persönlichkeitsentwicklung buch • Ratgeber Lebensführung • Ruhe finden • Selbstakzeptanz • Selbstakzeptanz im Alltag • Sharon Salzberg • Spirituelle Selbsthilfe • stress bewältigen • Stress bewältigen mit Achtsamkeit • Stress-Bewältigung • Vipassana • wahre Liebe |
ISBN-10 | 3-426-43705-8 / 3426437058 |
ISBN-13 | 978-3-426-43705-6 / 9783426437056 |
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