Wo bitte liegt denn dieses Albanien? Fotoversion (eBook)
372 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7431-9938-5 (ISBN)
Hieronymus L., Jahrgang `62 schreibt über diverse Reisen mit dem Wohnmobil und bald auch über andere Reisen in Europa und der Welt. Auch etwas anderes ist geplant. Der Ideen-Pool ist mehr als gefüllt. Bei der Umsetzung diverser Projekte fehlt es einfach an der nötigen Zeit!
Donnerstag - Der erste richtige Urlaubstag
Als ich am Morgen langsam munter wurde und Schatzi verschlafen ansah, konnte ich auch ohne Brille sehen, dass sie schon munter war. Verliebt lächelte sie mich an und flüsterte: „So richtig sind wir noch nicht im Urlaubsfieber, es ist erst 6 Uhr und ich bin schon munter und wie ich sehe, du auch! Guten Morgen Liebling!“. Ich stöhnte drehte mich rum und murmelte: „Das kann doch nicht wahr sein.“, aber schlafen konnte auch ich nicht mehr. Bestimmt liegt das am Alter, denn alte Menschen schlafen nicht mehr so viel, dachte ich und schlußfolgerte gleichzeitig, dass wir jetzt dann dazu gehören!
Aber wie heißt es so schön: Der frühe Vogel fängt den Wurm! Was ich da noch nicht ahnte, in diesem Urlaub sollten wir einige Würmer fangen!
Nun da wir einmal wach waren, nutzten wir die Chance, zogen uns an, putzten Zähne und noch vor 7 Uhr waren wir unterwegs.
Wegen einer Baustelle konnten wir nicht den kürzesten Weg nach Ungarn nehmen, sondern musste einen kleinen Umweg über die Landstraße 16 fahren. Über Siegburg und den Grenzübergang Klingelbach erreichten wir ohne Probleme Ungarn. Schon vor der Grenze bemerkten wir regen Verkehr in Richtung Österreich. Hinter der Grenze bildete sich gar ein Stau von mehreren Kilometern Länge. Hunderte von Fahrzeugen wollten von Ungarn nach Österreich. Offenbar handelte es sich fast ausschließlich um Berufspendler, denn in der Mehrzahl der PKW´s saß nur der Fahrer. Von Fahrgemeinschaften haben die Ungarn offenbar noch nichts gehört. Gabi und ich fragten uns, wie wohl die Menschen in Österreich mit dieser täglichen Flut von günstigen Arbeitskräften zurechtkamen. Hat dies die Menschen und deren Einstellung zum Nachbarland verändert oder sind die Arbeitskräfte wirklich notwendig? Bei einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von über 8% scheint es nicht zwingend notwendig zu sein, so viele Ungarn zu beschäftigen. Und wir sind nur an einem Grenzübergang entlang gefahren. Wie sieht es wohl an den anderen aus?
Nachdem wir die erste größere Stadt Sopron erreicht hatten, lichtete sich der Verkehr und wir hatten mehr oder weniger freie Fahrt auf den durchaus guten ungarischen Landstraßen.
Der Balaton war noch fast 35 km entfernt und es war gerade erst kurz vor halb zehn, als sich bei Schatzi der kleine Hunger meldete. Liebevoll aber bestimmt wurde ich genötigt, umgehend einen Frühstücksplatz zu suchen. Schatzi´s Wünsche sind mir Befehl. Kurz darauf bog ich von der Hauptverkehrsstraße ab. Tatsächlich fanden wir nur wenige hundert Meter weiter an einer kleinen ländlichen Bahnstation einen tollen Pausenplatz. Hier war es nicht nur idyllisch, nein hier war es auch unterhaltsam. Kaum hatten wir den Tisch bzw. die Bank gedeckt, als plötzlich eine krächzende, blecherne Lautsprecherdurchsage in feinstem ungarisch die Stille zerriss. Wir tun uns ja schon mit deutschen Durchsagen schwer, aber diese schoß echt den Vogel ab (im iTunes Ebook ist diese zu hören). Schnelles ungarisch verleitet schon zum Schmunzeln, aber hier lagen wir flach vor lachen und beglückwünschten uns gleichzeitig zu diesem tollen Frühstücksplatz!
Noch einige Zeit nachdem wir fertig waren, saßen wir auf der Bank am Bahnsteig schauten den Insekten am Wegesrand zu und beobachteten die ab und zu vorbeifahrenden Züge. Stets grüßten wir die Lockführer, die ihrerseits mit lautem Hupen und fröhlichem Winken antworteten.
Irgendwann musste es aber weitergehen und so räumten wir unsere sieben Sachen zusammen und fuhren zurück auf unsere Route in Richtung Balaton.
Als wir uns dem größten Binnensee Mitteleuropas näherten, konnten wir fühlen und sehen, wie touristisch alles rund um den See ist. Plötzlich sahen wir, die bei Urlaubern wie Einheimischen, gleichermaßen beliebten Supermärkte wie Lidl und Hofer (Aldi Süd Ableger). Ein klares Zeichen für uns, schnell weiter zu fahren in der Hoffnung, den Plattensee bald hinter uns zu lassen.
Keine 30km südlich des Sees wurde es wieder ruhiger und beschaulicher. Uns begegneten kaum noch Autos aus Österreich oder Deutschland und die Wohnmobile schienen alle nicht über die Autobahn E71, die von Zagreb nach Budapest am Südufer des Balaton entlangführt, hinweg zukommen.
Uns sollte es recht sein. Wir genossen das ursprüngliche und authentische Ungarn. So richtig spürten wir es in Lábod, etwa 30km vor der kroatischen Grenze.
Eigentlich waren wir auf der Suche nach einer Wasserstelle, kurvten durch den Ort und hielten immer wachsam Ausschau. Dann entdeckten wir mehrere ältere niedrige Gebäude auf einer großen Grünfläche. Alles deutete auf ein Freizeitgelände oder ähnliches hin. Hier sollte es doch bestimmt Wasser geben. Hinter einem der Häuser fielen uns plötzlich viele Markthändler auf, die gerade dabei waren, ihre Stände abzubauen. Sofort hielt ich an und Gabi ging auf Erkundungstour, während ich einen Parkplatz suchte. Als ich diesen gefunden hatte und das Womo gerade verschließen wollte, kam mir Schatzi schon wieder entgegen und meinte: „Scheiße, hier war Markt! Aber die bauen alle gerade ab und es sind nur noch Klamottenhändler da. In der Halle dort hinten (sie zeigte auf eine alte verwitterte, unscheinbare Halle etwa 100m entfernt), gab es wohl auch Lebensmittel, aber da sind alle schon weg. Da gibt es kein Paprikapulver mehr!“. Das war es aber, was wir außer Wasser, noch dringend brauchten. Unser Vorrat aus dem letzten Jahr war restlos alle. Das ungarische Pulver vom Markt ist so anders als unser Industriepulver, und auch so viel besser. Da schmeckt man die sonnengereiften Paprikas, die süße Schärfe, und es ist natürlich rot wie Paprika.
Ich wollte nicht gleich weiterfahren und so bot ich Schatzi an, gemeinsam kurz über den Restmarkt zu bummeln. Wir verschlossen das Womo und gingen erst an den Händlern vorbei, die gerade ihre Stände mit Jeans, T-Shirts, Slips und BH´s zusammenpackten. Zwar sollte man nicht vom äußeren Erscheinungsbild auf die Herkunft eines Menschen schließen, aber beim Anblick der Händler und deren Waren fühlten wir uns eher wie auf einem indischen oder pakistanischen Basar. Nichts von den angebotenen Waren erweckte unser Interesse. Erst als wir eine der großen Hallen erreichten, ahnten wir, was wir verpasst haben mussten. Dutzende kleine Stände unter einem Dach, aber alle schon abgedeckt und teilweise verschlossen. Hier kamen wir eindeutig zu spät. Ein Blick auf die Uhr bestätigte unsere Vermutung, es war bereits nach 13 Uhr und der Markt damit geschlossen.
Am anderen Ende der Halle entdeckte ich eine kleine Gruppe von Menschen, offenbar standen dort noch einige ältere Marktfrauen auf einen Schwatz zusammen. „Lass uns hingehen und nach Paprikapulver fragen“ ,sagte ich zu Gabi. „Wie willst du die fragen?“ erwiderte sie. Wortlos zeigte ich ihr mein Handy und zog sie schon in die Richtung der kleinen Gruppe.
In feinstem nicht ungarisch grüßte ich mit „Dobri dan“, was so viel wie Guten Tag heißt. Die Leute sahen mich verdutzt an und (wahrscheinlich) grüßten sie zurück, aber für uns waren es unverständliche Worte. Dann zückte ich mein Handy und gab in einer Übersetzungsapp das Wort Paprikapulver ein. Was dann auf dem Display erschien, hielt ich den Anwesenden unter die Nase. Alle schauten drauf, dann begann ein wirres und für uns unverständliches Wortgemetzel. Alle diskutierten durcheinander und miteinander. Am Ende setzte sich eine etwa 60jährige Frau durch und fragte: „Papprikaa?“ wobei sie Daumen und Zeigefinger in die Luft hielt, aneinander rieb und so tat als würde sie Salz streuen. Gabi und ich nickten heftig und gleichzeitig. Dann bedeutete sie uns, ihr zu folgen, während der Rest der Gruppe schon wieder wild durcheinander redete.
Sie führte uns zu einem Stand am Rand der Halle, zwängte ihren molligen Körper dahinter, bückte sich und kramte in diversen blauen Müllsäcken. Als sie wieder auftauchte, hatte sie ein Paket Paprikapulver in der Hand. Jetzt bedeutete ihr Gabi, ob sie probieren könne. Die Frau nickte und öffnete das Päckchen ohne zu zögern. Wir kosteten und waren höchst zufrieden, endlich wieder dieses edle Pulver auf der Zunge zu spüren.
Wir waren überzeugt, noch weitere Märkte in Ungarn oder Nordserbien zu finden, auf denen wir das Pulver kaufen konnten und so erstanden wir hier nur ein 200g und ein 500g Päckchen für umgerechnet knapp 7€. Mit einem herzlichen Dankeschön verabschiedeten wir uns von ihr. Sie ihrerseits bedankte sich bei uns mit einem „Dankeschön“! Mit einem letzten Winken zu der Gruppe verließen wir glückselig die Halle. Wir hatten kein Wasser gefunden, aber unser erstes Paprikapulver!
Am Stadtrand entdeckten wir einen größeren TESCO (ein Supermarkt, ähnlich vielleicht einem Kaufland, nur etwas kleiner). Ich wußte, dass Schatzi mal auf die Toilette musste und so stoppte ich nur wenige Kilometer nach dem Markt schon wieder.
Ich nutzte...
Erscheint lt. Verlag | 24.10.2016 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber |
ISBN-10 | 3-7431-9938-6 / 3743199386 |
ISBN-13 | 978-3-7431-9938-5 / 9783743199385 |
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Größe: 36,9 MB
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