Meine Reisen mit Herodot - Ryszard Kapuściński

Meine Reisen mit Herodot

Reportagen aus aller Welt
Buch | Softcover
368 Seiten
2010 | 5. Auflage
Piper (Verlag)
978-3-492-24787-0 (ISBN)
10,95 inkl. MwSt
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Fünfzig Jahre bereiste Ryszard Kapuściński als Reporter die Welt. Zwei Dinge trug er bei seiner Arbeit stets mit sich – eine kleine mechanische Schreibmaschine und ein jahrtausendealtes Buch: die »Historien« von Herodot (485-424 v. Chr.), dem ersten Chronisten der Antike. In ihm entdeckte Kapuściński einen treuen Begleiter. Ob in Indien, dem maoistischen China, unter Ägyptern, im Iran inmitten der letzten Tage des Schah oder im Kongo, wo ein Blick tödlich sein kann, – immer war Herodot dabei, wenn Kapuściński hinausging, um eine neue Geschichte heimzuholen.

Ryszard Kapuscinski ist 1932 in der ostpolnischen Stadt Pinsk geboren, die heute zu Weißrußland gehört. (Das war damals, wie er selber sagt, "Dritte Welt"). 1945 kam seine Familie nach Warschau, wo er studierte. In den fünfziger Jahren wurde er als Korrespondent nach Asien und in den Mittleren Osten, später auch nach Lateinamerika und nach Afrika entsandt.

"Ehe Herodot seine Reise fortsetzt, felsige Gebirgspfade bezwingt, mit dem Schiff übers Meer fährt, auf dem Pferderücken die unwegsamen Weiten Asiens durchstreift, ehe er zu den mißtrauischen Skythen gelangt, die Wunder Babylons entdeckt und die Geheimnisse des Nils erforscht, ehe er hundert andere Orte kennenlernt und tausend unbegreifliche Dinge zu Gesicht bekommt, erscheint er für einen Moment in der Vorlesung über das antikeGriechenland, die Frau Professor Biezuiska-Malowist zweimal in der Woche für Studenten des ersten Jahres der Geschichte an der Universität Warschau hält. Er erscheint und verschwindet gleich wieder. Er verschwindet augenblicklich und so gründlich, daß ich jetzt, wenn ich Jahre später meine Mitschriften von diesen Vorlesungen durchsehe, seinen Namen darin gar nicht finde. Da gibt es Aischylos und Perikles, Sappho und Sokrates, Heraklit und Platon, doch keinen Herodot. Dabei verfaßten wir diese Notizen mit größter Sorgfalt, denn sie waren die einzige Quelle unseres Wissens: knapp fünf Jahre zuvor war der Krieg zu Ende gegangen, die Stadt lag in Trümmern, die Bibliotheken hatte das Feuer verschlungen, so daß wir keine Skripten besaßen und uns Bücher fehlten.Unsere Frau Professor hatte eine ruhige, leise, leichmäßigeStimme. Ihre dunklen, aufmerksamen Augen musterten uns durch dicke Gläser mit merklichem Interesse. Sie saß an einem hohen Katheder und hatte Hunderte junger Menschen vor sich, von denen die meisten keine Ahnung hatten, daß Solon groß war oder Antigone verzweifelt, und auch nicht erklären konnten,auf welche Weise Themistokles die Perser bei Salamisin die Falle gelockt hatte. Um die Wahrheit zu sagen, wußten wir nicht einmal richtig, wo Griechenland lag und daß ein Land dieses Namens eine so unerhörte, beispiellose Geschichte besaß, die es wert war, daß man sie an der Universität studierte."

Reihe/Serie Piper Taschenbuch ; 4787
Übersetzer Martin Pollack
Sprache deutsch
Gewicht 304 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Reisen Reiseberichte Welt / Arktis / Antarktis
Schlagworte Buch des Monats (Darmstädter Jury) • Herodot • Reisereportagen
ISBN-10 3-492-24787-3 / 3492247873
ISBN-13 978-3-492-24787-0 / 9783492247870
Zustand Neuware
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