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Menton, Stadt der Zitronen
Für seine Zitronen und sein Zitronenfest ist Menton weithin berühmt. Es wird zwar behauptet, Marco Polo habe die Zitrone gegen Ende des 13. Jahrhunderts nach Menton gebracht, nicht unwahrscheinlich ist allerdings, dass sie im Zuge der Sarazeneneinfälle im 9. Jahrhundert heimisch wurde. Wie auch immer die Zitrone nach Menton gelangt sein mag, der Zitronenanbau wurde jedenfalls im 19. Jahrhundert zum Haupterwerbszweig der Stadt. Die Zitronen können in Menton dank eines einzigartigen Mikroklimas leicht heranreifen. Keine andere Stadt an der französischen und italienischen Riviera wird vom Klima mehr verwöhnt als das von den Ausläufern der Seealpen vor Kälte und Wind geschützte Menton. Daher gedeihen in den rund zwei Dutzend botanischen Gärten der Stadt auch zahllose exotische Pflanzen. Heute ist der Zitronenanbau angesichts der weltweiten Konkurrenz unbedeutend, er wird hauptsächlich zur Zierde und aus traditionellen Gründen gepflegt. Beim Zitronenfest (La Fête du Citron) im Februar ist die ganze Stadt auf den Beinen: Eine halbe Million Zuschauer reist alljährlich an, um die mit prachtvollen „Zitrusgebilden“ bestückten Festwagen zu bewundern. Jedes Jahr steht das 1930 begründete Fest unter einem anderen Motto („Zauberwelt des Meeres“, „Europa feiert“, „Asterix“ etc.), ein eigens hierzu verpflichteter Designer sorgt dafür, dass die Figuren den hohen Erwartungen gerecht werden. Zusätzlich werden die Früchte an markanten Punkten der Stadt zu dekorativen Figurengruppen gestaltet. Der Bedarf an Zitrusfrüchten ist enorm: Eine halbe Million Früchte, das entspricht rund 145 Tonnen, wird alljährlich benötigt. Da die Zitronen und Orangen aus der Umgebung von zu hoher Qualität sind, greift man aus finanziellen Erwägungen auf italienische und spanische Billigimporte zurück.
Geschichte
Mentons geographisch geschützte Lage, die der Stadt ihren klimatischen Vorteil beschert, bewirkte andererseits, dass der nur schwer zugängliche Ort keine große wirtschaftliche Bedeutung erlangen konnte. Die Römer nannten die Bucht von Menton Pacis Sinus, Golf des Friedens, von einer Besiedlung ist allerdings nichts bekannt. Daher trat Menton - der Name leitet sich von Mont d’Othon ab - erst relativ spät ins Licht der Geschichte: 1157 wurde der Ort von den Grafen von Ventimiglia an die aus Genua stammende Familie Vento abgetreten, die wiederum Menton zusammen mit dem benachbarten Roquebrune 1346 an die Grimaldi von Monaco verkaufte. Von mehr oder weniger kurzen Zwischenspielen abgesehen, als die Stadt unter spanischem, französischem und sardischem Einfluss stand, verblieb Menton bis 1848 beim monegassischen Fürstenhaus. Das Wappen der Grimaldi ziert noch heute als Mosaik den Platz vor der Eglise Saint-Michel. Wegen einer als unerträglich hoch empfundenen Steuerlast begehrten die Stadtväter von Menton und Roquebrune 1848 gegen die Grimaldi auf und erklärten sich zur unabhängigen Republik. Napoléon III. regelte die Streitigkeiten angesichts der finanziellen Probleme des Fürsten auf diplomatischem Weg und kaufte ihm Menton einfach ab. Als dann am 2. Februar 1861 auch die Bürger für den Anschluss stimmten, gehörte Menton fortan endgültig zu Frankreich.
Die Kathedrale von Menton
Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts setzte sich bei englischen Ärzten die Ansicht durch, dass das ausgesprochen milde Klima von Menton nicht nur für Zitronen- und Orangenbäume geeignet sei, sondern auch die unter dem Londoner Nebel leidenden jungen Damen zum „Blühen bringe“. Doch unterschied sich der Tourismus in Menton deutlich von den anderen Metropolen der Côte d’Azur: Da Menton erst 1884 einen Anschluss an das Eisenbahnnetz erhielt, wurde die Stadt relativ spät zu einem Refugium der Reichen, doch handelte es sich genau gesehen zumeist um diejenigen, die nicht wohlhabend genug waren, sich ein repräsentatives Leben in Cannes oder Monaco zu leisten. Während des Ersten Weltkrieges wurde das für die Heilung Kranker bekannte Menton zu einem überdimensionalen Erholungszentrum für kriegsverwundete Soldaten; allerdings nur für die oberen Ränge, denn Menton galt als Station élégante. Bei einfachen Soldaten hingegen, die sogar aus Menton stammten, lehnte man den Wunsch nach einem Genesungsaufenthalt in ihrer Heimatstadt mit der Begründung ab, sie könnten sich ja anderswo in Frankreich erholen.
Sehenswertes
Eglise Saint-Michel: Die ockerfarbene Kirche steht an einem weiten Platz, hoch über der Stadt. Bei dem 1675 geweihten, dreischiffigen Barockbau sind deutlich italienische Einflüsse auszumachen. Der mit Stuck und Fresken geschmückte Innenraum entspricht dem Zeitgeist, vom mittelalterlichen Vorgängerbau zeugt nur noch der kleinere der beiden Glockentürme. Vor der Kirche erinnert ein als Wappen gestalteter Mosaikboden aus weißen und schwarzen Kieselsteinen an die einstigen Herren von Menton, die Fürsten von Grimaldi.
♦ Juli und Aug. Mo-Fr 10-12 und 16-18 Uhr, Mo-Fr 10-12 und 15-17 Uhr.
Chapelle de la Conception: Die wenige Jahre später errichtete Kapelle der Weißen Büßer (Pénitents Blancs), einer Laienbruderschaft, befindet sich schräg gegenüber in etwas erhöhter Lage. Hinter der prachtvollen Fassade verbirgt sich ein unlängst restaurierter Innenraum in üppiger barocker Pracht; die Kirche ist jedoch leider meist verschlossen.
Kunstproduktionen am Musée Jean Cocteau
Monastère L’Annonciade: Auf einem mächtigen Felssockel oberhalb der Stadt thront das von Zypressen und Olivenhainen eingerahmte Kapuzinerkloster 225 m hoch über dem Meer. Das Kloster wurde erst relativ spät, im 18. Jahrhundert, gegründet.
Vieux Cimetière: Der alte Friedhof von Menton liegt in exponierter Lage über der Stadt und dem Meer. Über vier Terrassen verteilt - für jede Konfession eine -, ruhen zahllose ausländische Dauergäste, die Menton so über ihren Tod hinaus verbunden blieben.
Hôtel de Ville: Das Rathaus von Menton, ein an sich nicht erwähnenswerter Bau, erhielt 1957 quasi über Nacht die höheren Weihen der Kunst verliehen. Kein Geringerer als Jean Cocteau malte nach Absprache mit seinem Freund, dem Bürgermeister Francis Palmero, den Hochzeitssaal (Salle des Mariages) aus. Cocteau wollte eine Alternative zu den üblichen langweiligen französischen Standesämtern schaffen, die ihm schon seit langem zu karg und trist erschienen. Als Motive wählte Cocteau eine allegorische Hochzeit (Stirnseite) sowie die Geschichte von Orpheus und Eurydike. An der Decke kämpft Pegasus (mit den zukünftigen Eheproblemen?).
♦ Rue de la République. Mo-Fr 8.30-12.30 und 14-16.30 Uhr. Eintritt 2 €, erm. 1 €.
Musée Jean Cocteau (Collection Séverin Wunderman): Als spektakulärer futuristischer Neubau eröffnete im November 2011 das Musée Jean Cocteau der Collection Séverin Wunderman. Der Sammler und Mäzen Séverin Wunderman hat der Stadt Menton mehr als 1500 Objekte in Form von Zeichnungen, Fotografien, Manuskripten, Grafiken, Ölgemälden und Skulpturen geschenkt. Die Sammlung Wunderman gewährt auf einer Fläche von 2700 m2 nicht nur einen Überblick über das Werk von Jean Cocteau (im Untergeschoss), sondern ordnet dieses in einen kunstgeschichtlichen Kontext ein, da zu der Stiftung auch Gemälde von Amedeo Modigliani, Giorgio de Chirico und Joan Miró gehören. Die Ausstellung im Erdgeschoss wird jährlich neu konzeptioniert.
♦ Promenade du Soleil. Nach einem Wasserschaden steht die Wiedereröffnung in den Sternen. museecocteaumenton.fr. Musée Jean Cocteau au Bastion: Die alte Hafenbastion aus dem 17. Jahrhundert bildet einen würdigen Rahmen für das Museum, das sich mit dem mediterranen Œuvre Cocteaus auseinandersetzt. Ungewöhnlich ist, dass dem Universalgenie (Dichter, Schriftsteller, Zeichner, Maler und Regisseur) hier nicht etwa nur postum gedacht wird; Jean Cocteau hat die Ausstellungsräume noch zu seinen Lebzeiten konzipiert und mit eigenen Mosaiken, Keramiken, Zeichnungen und Bildteppichen ausgestattet. Sehr spannungsreich ist der Kontrast zwischen dem unverputzten Mauerwerk und den Gemälden.
♦ Quai Napoléon III. Tägl. außer Di 10-12.30 und 14-18 Uhr, im Sommer bis 19 Uhr. Eintritt 5 €, erm. 3,75 €. museecocteaumenton.fr.
Musée des Beaux-Arts du Palais Carnolès: Das städtische Museum ist im Palais Carnolès, einer ehemaligen Sommerresidenz der Fürsten von Monaco, untergebracht. Der Schwerpunkt der Gemäldegalerie liegt auf italienischen, französischen und flämischen Meistern aus dem 14. bis 17. Jahrhundert, wobei die ausgestellten Werke weitgehend aus der Sammlung Wakefield-Mori stammen; aber auch die moderne Malerei kommt mit Dufy, Camoin, Manguin und Picabia nicht zu kurz....