Mythos Lesachtal
kitab (Verlag)
978-3-902005-49-6 (ISBN)
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Die Nachfrage verlangt es so, die Realität sieht jedoch anders aus.
Das Tal kippt: vom Magischen ins Technische. Der Bauer, der einst dem Boden Erträge ablistete, wird zum landwirtschaftlichen Produktionstechniker. Hatten die Altvorderen die Naturvorgänge beobachten müssen, um überleben zu können, so müssen die Ökonomen des 21. Jahrhunderts in erster Linie die EU-Richtlinien beachten. Tier und Landschaft werden zu Waren; in denselben Sog gerät auch der Mensch samt seiner Kultur. Was als erschaudern machender Ritus begonnen hatte, endet in Folklore und Werbung.
Einiges an Unverkäuflichkeit bleibt trotzdem erhalten. Der Fotograf hat sich gewissenhaft bemüht, der Falle des Gefälligen auszuweichen, um dafür das zu suchen, was vor dem immer schöner werdenden Tal war. Strukturell stellen die meisten Bilder das Kippen einer stummen unwirschen Welt zu einer beredten und brauchbaren dar.
Den literarischen Zugang in die mythische Dimension bahnt der im Tal geborene Schriftsteller Engelbert Obernosterer mit sehr persönlichen Texten.
Im Ganzen handelt es sich um einen Versuch, einer Gegend gerecht zu werden, indem man auch in paar ihrer anderen Seiten zeigt.
„Mythos Lesachtal“ ist keine Beschreibung oder Geschichte einer Region Kärntens – es handelt sich um das Paradigma eines Umbruches, der sich in zahlreichen Tälern der Alpen, Pyrenäen, Anden oder auch in Ladakh vollzieht.
Wenn gegen Ende des Gottesdienstes das Großer Gott, wir loben dich angestimmt wurde, erhob sich das Kirchenvolk. Alle rückten sie nun heraus mit ihren raspelnden, von Heu- und Zementstaub belegten, bisweilen schrill unmelodischen Stimmen. Die dürren, in schwarze Trachten hinabgestoßenen Altfrauen schlossen verzückt die Augen, um die Welt um sich versinken zu lassen und zu vergessen, in welchen Sackgassen sie draußen im Dorf festgefahren waren. Frei von werktäglichem Beiwerk schwebten sie jetzt mit im machtvoll durch das Kirchenschiff rauschenden Gotteslob. Über rosenverzierte Kopftücher, eitel aufgesteckte Zöpfe, gebräunte Bauernglatzen und mit Schafscheren ungleichmäßig niedergestutzte Borsten von Bubenköpfen hin brauste das Gemisch der Empfindungen: ein mitreißender Strom, innerhalb dessen ein jeder vergaß, wer er wieder sein würde, wenn er das Gotteshaus verließ, vergaß, was ohne die Beengungen der konkreten Gegebenheiten aus ihm hätte werden können. Immer schon haben die Mädchen hier versucht, von den Berghängen herab zur Straße zu heiraten, nichts wie weg von den endlosen, ihre Kräfte verschlingenden Hochwiesen, unter Einsatz ihrer ganzen Liebesfähigkeit heraus aus Stallgeruch und miefigen Keuschen und hinein in die Dan-Küche eines Postchauffeurs.
Illustrationen | Wolfgang Schuh |
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Zusatzinfo | 48 farb. Taf. |
Sprache | deutsch |
Maße | 220 x 220 mm |
Gewicht | 655 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Reisen ► Bildbände ► Europa |
Schlagworte | Alpen • Gebirgsland • Hardcover, Softcover / Reisen/Bildbände/Europa • HC/Reisen/Bildbände/Europa • Lesachtal • Lesachtal; Berichte/Erinnerungen • Lesachtal; Bildband • Mythos • Religion |
ISBN-10 | 3-902005-49-1 / 3902005491 |
ISBN-13 | 978-3-902005-49-6 / 9783902005496 |
Zustand | Neuware |
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